CR61 reinigen / reparieren

  • Hallo,
    habe vor ca. einer Woche ein CR61 für 4,-€ ersteigert :thumbup: der doch ein wenig "verschmutzt" ist 8| (siehe Bild).
    Wie bekomme ich die Innereien am besten sauber?
    Das Bild habe ich, nach dem ich das Gerät ausgesaugt habe, geschossen. Also aussaugen alleine hilft wenig. ;(
    Den "Resten" nach zu urteile stand der Receiver wohl unter einem Vogelkäfig (kleine gelbe Vogelfedern).
    Wie man auf dem Bild erkennen kann sind die 1500 μF Elkos wohl hinüber. Die Sicherungen waren aber noch intakt. Gibt es bei diesem Gerät Fehler die immer wieder auftauchen (ausgenommen Knallfrosch)?


    Gruß
    Christian

  • zuerst einmal gilt für Receiver eigentlich das selbe wie für Motorräume von Autos - so lange der Dreck den Strom nicht leitet und die Wärmeabfuhr behindert, ist er für die Funktion egal.


    Das Chassis im CR61 ist das wahrscheinlich meistgebaute Receiverchassis von Dual. Es war mit leichten Abwandlungen in ca. sechs verschiedenen Receivermodellen sowie in verschiedenen Kompaktanlagen (KA) verbaut. Es ist eigentlich eine Zusammenfassung des CV60 mit dem Tuner CT18.


    Echte Schwachstellen hat das Gerät nur eine - aufgrund von Bauteilealterung fängt die Abstimmspannung bei UKW zu "laufen" an, mit der Folge, dass die Sender weglaufen und ständig nachgeregelt werden müssen. Daneben sind fast immer die diversen Glühlampen defekt, die Skalenlampen sind Standardmodelle, nach den Lampen für die Stereoanzeige muss man schon etwas suchen, für den Tausch der Beleuchtung des Abstimminstruments muss man das Instrument zerlegen. Ich habe meine KA60 mit LED's bestückt, da hat man Ruhe. Ein Fehler, der auch noch öfter auftritt (oft zusammen mit der o.b. Schwachstelle), ist, dass nur noch bei ultrastarken Sendern auf Stereo geschaltet wird, oder überhaupt nicht mehr. Dieses Problem lässt sich durch Justieren eines Trimmers beheben. Ansonsten gibt es nur die üblichen Kontaktschwächen in Schaltern und Reglern. Defekte im Verstärker sind selten und mit billigen Standardbauteilen zu beheben.


    Bevor Du stundenlang an dem Teil herumputzt, würde ich ihn erstmal irgendwie zum Spielen bringen, damit Du Dir eine Übersicht über die Defekte machen kannst. Für das Beheben von Kontaktschwächen erstmal versuchen, mit Zahnbürste, Glasfaserpinsel o.ä. an den defekten Kontakt heranzukommen. Wenn Kontaktreiniger nötig ist, immer Kontakt61, WL oder Tunderspray benutzen, NIEMALS das fressende Kontakt 60. Wenn ein Regler Kontakt 60 nötig hat, ist er eh nicht mehr zu retten, Kontakt 60 hilft dann nur noch kurzfristig. Für die Inbetriebnahme und Reparatur musst Du Dich ein wenig mit Elektronik auskennen, die Servicemappe gibts zum Download hier im Board.


    Der CR61 oder ein vergleichbares Teil, z.B. der CR50, wird noch massenhaft angeboten und kostet auch in gutem Zustand selten mehr als 30 Euro. Wenn Du feststellst, dass größere Defekte vorliegen, würde ich mich nach einem anderen Gerät umsehen. Alleine für einen Satz Lampen und Sicherungen ist man schon 15 Euro los.


    Wenn Du konkrete Fragen hast, kannst Du mich gerne kontaktieren.


    Gruß Frank

  • Hallo,

    Also aussaugen alleine hilft wenig. ;(

    Das ist mitunter in der Tat nicht immer ausreichend, wenn nämlich Luftfeuchtigkeit oder gar mehr, den Staub auf dem Chassis, Kühlkörper, Leiterplatten etc. hat anhaften haben lassen.
    Daher ist ein Sortiment diverser Staubpinsel (breit und rund) durchaus von Nutzen, vorsichtig pinseln und gleichzeitig saugen oder auch mal pusten, sollten für noch größere Sauberkeit im Inneren sorgen.
    Ich bin es meinen Geräten geradezu schuldig, dass man ihnen nicht das Attribut "Aussen hui - innen pfui!" anlasten kann!
    Dort, wo Bandfilter, festgelötete Litzen u.ä. sind, muss natürlich mit ganz besonders ruhiger Hand "geputzt" werden.
    In Folge dieser Reinigung ist es mir bisher noch kein einziges Mal passiert, irgendetwas zerstört zu haben, ist aber im Prinzip immer eine Frage der Sorgfalt, Übung, aber auch Motorik.


    Zu den beiden blauen axialen Elkos: Besorge Dir gleichfalls axiale, aber 2200µF-Typen mit dem Spannungswert, der aufgedruckt ist oder höher (http://www.reichelt.de/?;ACTIO…6f35749f2447a14f10aafcf83).
    Den Entstörkondensator vor dem Trafo (C902) solltest Du auch wechseln (http://www.reichelt.de/?;ACTIO…6f35749f2447a14f10aafcf83).


    Gruß
    Ingolf

  • Danke für Eure Antworten,
    gute Idee mit dem Pinsel (hätte ich eigentlich selbst drauf kommen können :rolleyes: ) und danke für die Links nach Reichelt. Die Lampen hab ich auch schon dort gefunden.


    Einen kleinen Funktions-Check habe ich heute auch schon mal gemacht:
    Lampen sind natürliche defekt und 1 Kanal geht nicht (das trotz der scheinbar defekten Elkos ?( ) . Denke das der Spaß zusammen ca. 10€ ausmachen wird.


    Werde mich bestimmt noch mal melden sobald ich die defekten Teile alle dingfest gemacht habe 8)


    Gruß
    Christian

    Meine kleine Sammlung:
    CIT101 / 491 / 601 / 701 / 1219 / 1225-1 / 1254 / CV1160 / CT1160 / C806 / CC8025 / CR61 / P1010AV / HS50 / HS33 / KA50 / CL 172 / ELAC 161 TV

  • Hallo Christian,
    die Freude über ein äußerlich gut erhaltenes Gerät für kleines Geld, welches bei genauerer Inspektion wegen üblem Dreck oder nachhaltigem Kellergeruch Schwierigkeiten bereitet, schlägt ganz rasch in Frust um. Diese Erfahrung hat wohl fast jeder Sammler schon einmal machen müssen. In diesem Fall möchte ich sogar zu besonderer Vorsicht mahnen: Vogeldreck enthält zahllose Keime in sehr hoher Konzentration. Bei der Reinigung solltest Du behutsam vorgehen - auch wenn Mancher dies für übertrieben halten könnte.


    Zu Deinen angesprochenen Problemen:
    Bei einem einseitig stummen CR60 fand ich den zugehörigen Auskoppel-Elko ohne jegliche meßbare Kapazität vor, wenn Du Glück hast, liegt es also nur daran.
    Damit die Pinsel besser schrubben, kann man die Pinselhaare etwas abschneiden, z.B. auf eine Restlänge von 5 mm.
    Die Enstufenplatine, evtl. auch andere, ist "glücklicherweise" mit Steckern verbunden und lässt sich leicht ausbauen und unter Wasser abwaschen (dann natürlich rasch mit Küchenpapier trockentupfen). Vielleicht wäre auch Einsprühen von Sagrotan empfehlenswert. Verdreckte Kabelstränge und Platinen habe ich auch mit wasser- oder alkoholgetränkten Wattestäbchen immer sehr gut sauber bekommen. Leider braucht man da schnell eine Grosspackung...


    Gutes Gelingen wünscht
    Eberhard



    Aktuelle Wohnzimmeranlage: SABA Konstanz-Stereo KN18 (Röhre), Telefunken TL 500, Dual 1229, Sony CDP-110, Sat-Empfänger zum Empfang u. Mitschnitt von BR Klassik, hr2, und weiterer Kulturwellen (Jippieee)

  • Hallo,
    noch mal danke für die Tipps zur Reinigung. Werde Montag mal losziehen und mir passende Pinsel besorgen.
    Mit dem Defekt habe ich wohl nicht ganz soviel glück. Ich glaube inzwischen das der T602 und/oder T604 hin sind. An der Sicherung von einem Kanal liegt anstelle von 19,6V (laut Schaltplan) die volle Betriebsspannung von 43,7V . ;(


    Sollte man eigentlich von 220V auf 240V umstellen?


    Wenn ja, wo befindet sich die Brücke die mann laut Schaltplan ändern soll?


    Gruß
    Christian

    Meine kleine Sammlung:
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  • Hallo Christian,

    Sollte man eigentlich von 220V auf 240V umstellen?

    Ja, ansonsten bekommt die 220V-Primärwicklung des Netztrafos ca. 20V oder mehr beaufschlagt, was sich auf die Sekundärseite überträgt, so dass auch dort eine erhöhte Spannung gleichgerichtet und dem Gerät zugeführt wird.
    Es sollten im Bereich des Netztrafos zwei Lötösen, beschriftet mit 110/220V bzw. 130/240V, auffindbar sein, wo gegenwärtig ein Draht an die erstgenannte führt, dieser aber müßte auf die zweitgenannte umgelötet werden (s. Bild!). Beachte: Beide Sicherungen müssen umgesteckt werden!
    Leider ist keine LP-Bestückung, sondern nur der Schaltplan existent, so daß ich von den üblichen DUAL-Gepflogenheiten ausgehe.


    Die sog. Mittenspg. von 19,6V ist jetzt identisch mit der vollen Betriebsspg.? Dann dürfte es wohl mind. einen Transistor gehimmelt haben.
    Denke auch an den Knallfrosch!


    Gruß
    Ingolf

  • Hallo Ingolf,
    das Umlöten hat super geklappt dank Deiner Anleitung.
    Beschriftet war leider gar nichts und ohne Deine Anleitung hätte ich wohl eine ganze weile suchen müssen.


    Gruß
    Christian

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  • Hallo Christian,

    Ja, ansonsten bekommt die 220V-Primärwicklung des Netztrafos ca. 20V oder mehr beaufschlagt,
    Gruß
    Ingolf

    Hallo Ingolf,
    die heutige Sollspannung ist 230V, also bekommt man in 220V-Stellung nur 10V, und nicht 20V Überspannung. Das sind weniger als 5% und schadet nicht. Auf der anderen Seite fährt man das Netzteil nach der Umstellung auf 240V an 230V u.U. mit Unterspannung, da die 230V eine Toleranz von -10% hat. Man hat dann u.U. 207 statt 240V, und das kann Probleme machen, vor allem, wenn die Netzteilelkos sowieso schon alt sind und Kapazität verloren haben. Die höhere Eingangsspannung wird übrigens nicht 1:1 auf die Sekundärseite übertragen, weil man Trafos bereits im krummen Teil der H-B-Kurve betreibt, also am Übergang zur Sättigung. Daher wird eine Erhöhung nur abgeschwächt übertragen - also noch ein Grund, warum 230V statt 220V nichts ausmacht. Diese Umbauten sind sinnlos und können höchstens neue Probleme erzeugen, wo vorher keine waren. Zumal die damaligen 220V +10% Toleranz hatten, die 230 aber nur +6%. Somit hat sich an der möglichen Höchstspannung garnichts geändert. Das soll erst in den kommenden Jahren auf 230V +10% aufgemacht werden. Ich würde daher vor einem Umbau die Netzspannung messen und nur umbauen, wenn man wirklich 240V oder mehr anliegen hat. Ich hatte hier jahrelang im Winter nachts nur 208V, damit hatte ich bei Röhrengeräten, die ich auf 240V probeweise betrieb, bereits Probleme wegen ungenügender Heizung der Röhren.
    Viele Grüße
    Horst

  • Hallo Horst,
    bei mir hilft es tatsächlich, so das ich nun die geforderten 19,6V Mittelspannung nach dem Umbau (auf der intakten Seite des Endverstärkers) habe. Vorher hatte ich dort etwas über 21V.


    Aber Dein Einwand bezüglich der Toleranzen ist sicherlich richtig.


    Gruß
    Christian

    Meine kleine Sammlung:
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  • Hallo Christian,
    in Deinem Fall unterstütze ich den Umbau voll und ganz, denn Du hast eins gemacht: Du hast gemessen. Das ist schonmal die Grundvoraussetzung für Umbauten. Viele machen das nicht und bauen blind auf 240V um, ohne zu wissen, was überhaupt an Netzspannung vorhanden ist. Dein Messwert spricht dafür, dass entweder Deine 230V-Netzspannung am oberen Toleranzbereich liegt, oder aber dass die Elkos noch so gut sind, daß sie mehr an durchschnittlicher Gleichspannung erzeugen, als mit den Normwerten der Elkos ursprünglich geplant oder berechnet wurde. Insofern Glückwunsch, Du hast alles richtig gemacht! :rolleyes:


    Viele Grüße
    Horst

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