ELAC 2200T Restauration lohnenswert?

  • Hallo in die Runde,


    ich habe neben einem Dual 1219 einen ELAC 2200T Receiver geerbt.
    Der Plattenspieler läuft soweit ohne Beanstandungen (lediglich Nadel war zu ersetzen) - das soll hier erstmal kein Thema sein.

    Angeschlossen war er an einem ELAC 2200T - dem hat das Alter sichtbar zugesetzt, und abgesehen von damit verbundenen Kindheitserinnerungen bin ich unschlüssig, ob es sich lohnt, das Gerät technisch wieder in Schuss zu bringen. Bisher habe ich mich bei Reparaturen eher an Geräten aus den 80/90er Jahren (meist erfolgreich) versucht. Schaltpläne sind vorhanden.
    Nach der ersten Einsicht gehe ich davon aus, dass mindestens diverse Kondensatoren zu ersetzen sind, aber auch bzw. insbesondere beim Netzteil bzw. der Stromversorgung kann ich nicht einschätzen, ob eine Reparatur auch hinsichtlich der heutzutage etwas höheren Netzspannung sinnvoll möglich ist. Die Isolation der netzspannungsführenden Kabel sieht wenig vertrauenserweckend aus ;)
    Gerne nehme ich Erfahrungsberichte von anderen an, bei Interesse auch ernstgemeinte Kaufangebote - mir ist es lieber, das gute Stück findet noch einen dankbaren Abnehmer, als dass es auf dem E-Schrott landet.


    Zur ersten Einschätzung füge ich mal einige Bilder an.


    Schöne Grüße

  • Moin,

    viel kann ich nicht beitragen, sorry. Ich hatte so ein Teil in den frühen 1990ern. Optisch top, aber in technischer Hinsicht machte der Elac schon damals Ärger. Leises Hintergrundbrummen bei allen Quellen, raschelnde Potis und knackende Schalter wie bei einem Röhrenradio. Der UKW-Empfang war unterdurchschnittlich, offenbar schon damals völlig verstimmt und klanglich fand ich ihn auch matschig und lahm.

    Jeder japanische Einsteigerverstärker klingt meines Erachtens besser.


    So schön mein Exemplar auch aussah, benutzen würde ich so ein Ding nicht ohne Not. Und der technische Zustand Deines Elacs scheint nun auch nicht sonderlich gut.

    Ich würde es lassen, sofern Dein Herz nicht daran hängt.


    Grüße, Brent

  • Moin Brent,


    ja, danke, das ist auf jeden Fall schon mal eine hilfreiche Einschätzung! Bei mir war es bisher auch eher der äußere gute optische Zustand und halt Erinnerungen an die erste Drei ???-Platte die wir darüber gehört haben, was mich noch dazu bewogen hat, den Receiver erstmal einzulagern.
    Vielleicht finde ich ja noch einen Sammler, der sich darüber freut (Radiomuseum oder so...).

  • Es dürfte sich dennoch lohnen, das Gerät Bauteiltechnisch wieder fit zu machen, die Potis müssen natürlich gereinigt werden und gegebenenfalls neue Schleiferbahnen bekommen, sofern man diese "minimalinvasiv" öffnen kann. Irgendwo gab es auch bei Geräten der späten 60er, frühen 70er die Möglichkeit, auf 240V umzustricken, und wenn man auch nur die Spannungsfestigkeit einiger Elkos etwas erhöht.

    MfG
    Stefan


    CT 19 NB, CV 121 NB (schwarze Front), C 919 S, CK 6 NB 1209 M71/M91 (im Wechsel), CS 741 Q (Anthrazith) MCC-120, CS 601 NB M20E, 1228 in WEGA 3231 Grado XG

  • Ich sehe die Frage bzgl. ELAC 2200T etwas verspätet erst jetzt. Aber vielleicht liest der Themenersteller noch mit.


    M.E. lohnt es sich aus technischer Sicht nicht. Der ELAC 2200T hält von der Technik nicht, was sein Äusseres verspricht. Es ist wohl weitestgehend ein ELAC 2000T in neuem Gewand.


    Die verbaute Technik ist beim Verstärkerteil auf dem technischen Stand von 1966, noch mit Treiberübertragern und Germanium-Endstufen. Dadurch sind die Intermodulationsverzerrungen hoch (1% oder mehr) und auch die harmonischen Verzerrungen sind kein Glanzlicht (THD 0,3-1 %). Auch bei sorgfältigster Revision kommt man mit dieser Schaltung nicht auf besssere Werte. Das Gerät wurde von Körting gebaut, gleiche Körting Technik, die auch in den Neckermann-Körting Geräten der Zeit (1967 bis 1971) zu finden ist und schon damals nicht mehr auf der Höhe der Zeit war. Die ELAC Geräte sehen zwar aussen ganz anders aus (ebenso wie auch die Siemens Klangmeister der Zeit anders gestylt sind) , aber nach Schaltplan und Platinen-Layout ist innen das gleiche Körting NF-Teil drin, wie bei den Neckermann Geräten. Zum Radioteil kann ich nicht viel sagen, da fehlt mir der Schaltplan. Aber überragend wird das nicht sein, dennoch wohl etwas besser als bei den einfachen Neckermann Tunern, nach den Platinen zu urteilen (beim Elac 2200T haben UKW-Mischteil und ZF-Teil je einen Transistor mehr als die einfachere Körting-Typen).


    Der Signal-Rauschabstand entspricht nicht mehr heutigen Erwartungen.

    Der Stereo-Decoder ist eine Einfachstversion aus der Anfangszeit des Stereo. Dessen Pilottonunterdrückung ist mangelhaft.

    Der verbaute Phono-Entzerrer-Vorverstärker ist nur einstufig und hat eine starke Abweichung von über 2 dB von der RIAA-Normentzerrung mit den üblichen Magnetsystemen.


    Man muss sich bei der Revision auf ausgefallene inzwischen selten und nur zu Mondpreisen gebraucht noch erhältliche Germaniumtransistoren gefasst machen, die evtl. rauschen oder unter Whiskern (interner Schluss) leiden. Der Umbau des Verstärkerteils auf Si-Transistoren ist sehr aufwändig. Einfach die Ge-Transistoren durch Si-Typen ersetzen, geht hier nicht.


    Also nur was für Nostalgiker. HiFi Standard nach heutigem Massstab kann damit bei weitem nicht erreicht werden.


    Gruß

    Reinhard

  • hallo Reinhard, hab mir kurz den Schaltplan von dem 2200T angeschaut. Das habe ich auch noch nie gesehen, im Ausgang sind ein Silizium 2N3055 und ein Germanium AD167 verbaut! Vermutlich gabs damals noch keine passenden preiswerten PNP Silizium Typen, und auf quasi komplementär hatte Elac auch keine Lust.

    Zwischenübertrager habe ich aber nicht gefunden.

    Ja, der schwache MM Entzerrer wäre für mich ein Ausschlusskriterium.

    Gruß Armin

  • Hallo Armin,


    ah, dann ist der 2200T doch gegenüber dem 2000T schon etwas verbessert und entspricht im NF-Teil bereits der Schaltung des 2300T (ohne Übertrager). Ich hatte mich noch an der Schaltung des 2000T orientiert, da ich den Plan des 2200T nicht habe, nur die Platinenlayouts. Aber jetzt sehe ich es auch bei radiomuseum.org.


    Es werden AD166 Ge-Transistor-Treiber zusammen mit gemischter Si-Ge-Endstufe (AD167/2N3055) verwendet. Die PNP-Si-Typen gab es 1970 schon, andere Hersteller hatten ja schon voll komplimentäre Endstufen mit npn/pnp Leistungstypen gleicher Typklasse, z.T. in Darlington Konfiguration, zu der Zeit und auch keine Ge-Bestückung im NF-Teil mehr (siehe z.B. Grundig RTV 600, RTV 650). Die technische Performance der Körting (ELAC) Verstärker von 1970 fälltmit wenigstens doppelt so hohen Verzerrungen, gemessen an damaligem Stand der Technik, zurück.


    Körting hat in seinen Endstufen noch sehr lange AD-Leistungstransistoren (Germanium) verbaut, als andere Hersteller schon seit Jahren nur noch Siliziumtypen hatten. Ich kann nur vermuten, dass sie einen großen Bestand davon hatten, der erst aufgebraucht werden musste. Technisch sehe ich sonst keinen Grund. Ursprünglich (1966-1968) waren die AD166 und AD167 mal sehr teuer. Wer die mal in Massen bezogen hat, wie Körting, wollte sie vermutlich nicht als Verlust abschreiben. Die Hauptmenge ging ja in Neckermann Geräte, die im sehr preissensitiven Segment angesiedelt waren.


    Die erste Körting Receiver, die technisch als UKW Doppelsuper beachtenswerter waren, sind m.E. der ELAC 4000(T), bzw. 4100T, 4101T, bei Körting Syntektor genannt, baugleich mit Siemens (=Körting) Klangmeister RS17, bzw. RD171, RS172 als Nachfolgemodell. Die entsprechenden Modelle unter Körting-eigener Marke hießen Syntektor 1500L und Syntektor 1600L und die Quadro-Syntektor Modelle Quadrosound 4000T, 4100T, 4101T und 5000T. Bei allen bezieht sich das "beachtenswerter" auf das UKW-ZF-Teil. Die NF-Schaltungen boten dagegen allesamt nur untere Mittelklasse, aber immerhin auch über die Jahre nach und nach Verbesserungen, um selbst im unteren Segment noch mithalten zu können. Siemens hat deshalb stets darauf geachtet, dass Körting in den für Siemens vorgesehenen Modellen verbesserte Frontends und verbesserte Phono-Stufen und bessere Stereodecoder einbaut. Bei den Modellen für ELAC folgten solche Verbesserungen erst mit Verspätung. Bei Neckermann-Körting hielt man dagegen an den billigen Uralt-Schaltungen einfachster Art so lange fest, wie es nur ging (also Germanium bis 1971) . Es hiess dann bei den Daten z.B. "Intermodulationsverzerrungen < 2 %, mit der Zusatzbemerkung, bis 3% seien ja noch zulässig".


    Zu den Fotos:

    Nur der aufgeblähte dicke Elko ist auffällig und mit Sicherheit defekt. Alles sonst sieht optisch noch sehr gut aus. Das braune Kolophonium auf den Leiterplatten geht voll in Ordnung, auch die Trafodrähte sahen damals alle so aus. Optisch kann man sonst keinen Mangel sehen. Die Crux liegt im heutigen Zustand der Germaniumtransistoren nach über 50 Jahren, der verändert sich ja leider.


    Gruß

    Reinhard

    2 Mal editiert, zuletzt von oldiefan ()

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