Dual 505-1 dreht plötzlich zu langsam

  • Liebe Forummitglieder,


    ich habe mich angemeldet da ich ein Problem mit meinem alten Dual 505-1 habe.

    Er dreht plötzlich zu langsam, es klingt alles viel zu tief.

    Schalte ich statt 33 auf 45 rpm und drehe den Pitchregler auf "-" Anschlag klingen die Platten annähernd normal.


    Anbei drei Fotos. Vielleicht kann mir jemand sagen was da plötzlich verkehrt sein kann.

    Den Riemen habe ich bereits gegen einen Neuen getauscht, daran liegt es nicht.


    Gruß und einen schönen Sonntag

    Jan

  • Hi Jan !

    Anbei drei Fotos. Vielleicht kann mir jemand sagen was da plötzlich verkehrt sein kann.

    Den Riemen habe ich bereits gegen einen Neuen getauscht, daran liegt es nicht.

    Da ... ? Gar nix, denke ich.


    Der 505 hat den SM100-1 "Kondensator-Motor". Abgesehen davon, daß das im Kern ein 100V-Motor ist, der über einen "Bratwiderstand" auf die ortsüblichen 220 / 230V angepaßt wird, gibt es bei dem noch mindestens einen, in den meisten Fällen zwei "Phasenkondensatoren"


    https://www.hifi-archiv.info/Dual/505-1s/505-02.jpg


    Die Kondensatoren sitze in dem Schalterkasten unter der -meist- roten Abdeckung.

    C1 im oberen Bild ist ein Funkenlöscher für den Hauptschalter, 10nF (0.01µF).

    C2 ist der wichtigere von den beiden Phasenkondensatoren. Der hat 330nF (0.33µF)

    C3 ist der kleinere Phasenkondensator, der mal auch nicht bestückt sein kann und der hat 68nF (0.068µF)


    Die beiden Kondis C2 + C3 koppeln eine der beiden Motorspulen aus und sorgen für einen Phasenversatz zwischen erster und zweiter Motorspule. Dadurch bekommt der Motor erst sein Drehmoment. Liegen die Kondis im Sterben, wird der Phasenwinkel immer kleiner und der interne Schlupf immer größer - bis der Motor mal gar keine Kraft mehr hat ... oder beim Einschalten verkehrt herum anläuft.


    Da unsere Netzspannung seit 1980 von 220V auf 230V +/-10% angehoben worden ist, reichen die auf den alten Kondis aufgedruckten 250V~ nicht mehr aus. Heute müssen es 275V~ sein und die Kondis müssen der sogenannten "X2" Spezifikation entsprechen, die sicherstellen soll, daß dauerhaft mit dem Stromnetz verbundenen Kondensatoren im Fehlerfall nicht anfangen zu brennen.


    Code
    +------------------------------------------------------------------------------+
    |  Generelle Kondis, die oft zur Entstörung bzw. als Phasenkondi drinsitzen:   |
    +------+---------------------------------------------+---------------+---------+
    | Plan |      Wert                                   | Reichelt      |  Conrad |
    +------+---------------------------------------------+---------------+---------+
    |      |  10nF 275V~ X2                              | PME271M10N275 | 1566329 |
    |      |  47nF 275V~ X2                              | PME271M47N275 | 1564954 |
    |      |  68nF 275V~ X2                              | PME271M68N275 |  450221 |
    |      | 330nF 275V~ X2                              | PME271M330N275|  450250 |
    +------+---------------------------------------------+---------------+---------+

    Für den 505-1 brauchst Du den 47nF nicht, die anderen drei schon, wenn Du den Funkenlöscher über dem Motorschalter auch erneuern möchtest. Dann wäre es Aufwasch und das ist mit Sicherheit auch noch ein Rifa "Knallfrosch", die sich gerne mal selbst zerstören.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Jan,


    Peter hat dir sehr gute Tipps gegeben, was man machen muss, damit der 505 wieder rund läuft.


    Die Tipps sind für Schrauber, die wissen wie man lötet, und dass man verantwortungsvoll an 230 V Spannung arbeitet.


    Wenn du dazu gehörst, wirst du deinen 505-1 bestimmt wieder hinbekommen.


    Viel Erfolg dabei!

    Karsten aus Bielefeld


    ortofan? Shure!

  • Wenn du dazu gehörst, wirst du deinen 505-1 bestimmt wieder hinbekommen.

    Nützlich ist, wenn man Wohnort oder Region in seinem Profil mit einträgt.


    Wenn er bei mir "um die Ecke" wohnt, würde ich ihn einladen, mit dem Dreher im Gepäck mal im Lager vorbei zukommen.

    Dann ist das eine Sache von vielleicht 10 Minuten. Teile habe ich da ...


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    danke für die hilfreichen, ausfürlichen Hinweise und auch das Angebot der Reparaturunterstützung.

    Dachte bislang es wäre etwas "mechanisches" (aufgrund anderer Googleeinträge) und hatte mir bei PhonoPhono Berlin

    erfolglos einen neuen Riemen besorgt. Aber deine Erklärung ist da absolut einleuchtend.

    Allerdings bin ich in Berlin. Wäre dann etwas umständlich vorbeizukommen.

    Tatsächlich habe ich aber auch entsprechende Löterfahrung und auch passende

    X2 Kondensatoren sollten irgendwo noch zu finden sein.

    Ansosten habe ich Conrad oder Segor Electronics in der Nähe.

    Werde es mir die Tage mal genauer anschauen, damit er zum nächsten Wochende wieder läuft.

    Vielen Dank nochmals.


    Gruß

    Jan

  • Hi Jan !

    danke für die hilfreichen, ausfürlichen Hinweise und auch das Angebot der Reparaturunterstützung.

    Bitte sehr. Gern geschehen.


    Paar Leute aus diesem Forum kennen schon meine "Lager-Hölle" und kommen aus den entferntesten Ecken angereist.

    Meine Nichte macht ihre Ausbildung in Berlin. Ist gar nicht so weit weg ...


    Dachte bislang es wäre etwas "mechanisches" (aufgrund anderer Googleeinträge) und hatte mir bei PhonoPhono Berlin

    erfolglos einen neuen Riemen besorgt. Aber deine Erklärung ist da absolut einleuchtend.

    Ja. Und sie könnte total falsch sein.


    Aber meine Erfahrung mit dem SM100 geht in die Richtung, daß der nicht zu spontanen Drehzahländerungen neigt - nicht aufgrund fehlerhafter Mechanik. Schmiermangel macht sich beim den meisten Motoren schleichend bemerkbar, so daß man z.B. zwischen Kaltstart und Warmlauf dauernd am Pitchregler rumdrehen muß. Oder daß er nach mehreren Tagen Stillstand sehr zäh anläuft, sich aber dann berappelt.


    Die Kondensator-Problematik entsteht buchstäblich aus heiterem Himmel: nämlich dann, wenn die Phasenkondis über ein Maß gealtert sind und dann relativ schnell ihre Kapazität verlieren. Dann sind die Gehäuse rissig und meistens ist alles rundherum auf der Platine von dem Isolieröl bräunlich getränkt. Im Gegensatz zu Entstörkondensatoren, die z.T. ohne Vorwiderstand an der vollen Netzspannung liegen, rauchen die Phasenkondis nicht so spektakulär ab. Es liegt ja noch eine Motorwicklung dazu in Reihe ... und wenn sie intern kurzschließen und die Kapazität ganz verloren geht, hat der Motor keinen Phasenversatz mehr. Dann kann es passieren, daß der Teller gar nicht mehr in Schwung kommt ... oder sogar gegen den Uhrzeigersinn anläuft.


    In jedem Fall - ob meine Diagnose jetzt richtig oder falsch war - ist es nützlich, diese Kondis mal gegen neue auszutauschen.


    Bin mal gespannt, was eine Untersuchung ergibt.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    die Kondensatoren sind leider doch nicht das Problem gewesen.

    Habe alle drei ausgetauscht (der 68n ist ein X1 Typ geworden und deshalb so groß).

    Andere Ideen?


  • An den Wechsel des Antriebsriemen hast du aber bereits gedacht? Wenn die Kondensatoren nunmehr gewechselt sind, der Motor läuft, wäre das eigentlich der nächste Schritt.

    Derzeit zu verkaufen:


    *

  • Hi Jan !

    die Kondensatoren sind leider doch nicht das Problem gewesen.

    Habe alle drei ausgetauscht (der 68n ist ein X1 Typ geworden und deshalb so groß).

    Andere Ideen?

    Hmm.


    Das hätte ich jetzt so nicht erwartet, offengestanden.


    Der SM100 ist ein Synchronmotor. Heißt: seine Grunddrehzahl ist von der Netzfrequenz abhängig, die bei uns 50 Hz beträgt und sich auch nicht spontan ändert. Eine *winzigkleine* Drift rauf und runter über den Tag mal außenvor gelassen.

    Wenn der Motor die Grunddrehzahl aber nicht hält, wie bei Deinem, und Du - mechanisch - auf die nächst höhere Drehzahl umschalten mußt, um die niedrigste Geschwindigkeit einigermaßen zu erreichen, dann ist das in 9 von 10 Fällen dadurch verursacht, daß dem Motor das Drehmoment fehlt - was bei diesem Motortyp hauptsächlich von der Funktion der Phasenkondis abhängig ist.

    Die sind jetzt aber okay, trotzdem kommt er nicht auf Touren.


    Dann kann es eigentlich nur ein Lagerproblem sein, daß dem Motor Öl an den Lagern fehlt und der Anker im Gehäuse klemmt.

    Das ist normalerweise aber ein eher schleichender Vorgang, der sich über Wochen und Monate anbahnt, das ist eigentlich nichts was sich so "über Nacht" plötzlich auswirkt. Wenn Du, wie Du schriebst, den Riemen schon gewechselt hast, liegt es *nicht* daran, daß der durchrutscht. Also muß irgendwo entweder am Motor ein Problem vorliegen, oder am Rest.


    Mal ein anderer Test: Riemen ab und am Teller drehen.

    Wie lange dauert es, bis der Teller dann wieder zum Stillstand kommt ?

    Oder anders gefragt: hast Du beim Drehen von Hand am Teller den Eindruck, daß der schwergängig dreht ?


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo zusammen,

    wenn ich mir so die Fotos anschaue, denke ich eher, das der Einstellkegel der den Motorpulley auseinander drückt,

    ganz unten festklemmt.

    Dreh mal den Pitch hoch und schaue, ob sich der Verstellkegek mit bewegt oder ob über dem Kegel ein Luftspalt entsteht.


    Gruß,

    Olaf

    Meine Dreher: CS1254 CS455 CS435 CS 731 CS 721 CS 1249 CS714 und andere
    Meine Tonabnehmer: AT20sla SuperShibata Ortofon OMB 10 Ortofon 2M Blue Dual 251E Dual 251S Dual236 AT VM95ML diverse Shure diverse Dual

  • Hi Olaf !

    wenn ich mir so die Fotos anschaue, denke ich eher, das der Einstellkegel der den Motorpulley auseinander drückt,

    ganz unten festklemmt.

    Wenn der Motor seine Leistung bringen *würde* und der Konus in der Segmentrolle festhängen *würde*, dann *wäre* die Drehzahl vom Teller schon in der 33er Einstellung deutlich zu hoch.


    Ich denke mal, daß Jan das Bild während seiner Erprobungsphase gemacht hat, wo er dann feststellen mußte, daß selbst bei 45er Einstellung und Pitch = Maximum die 33 gerade nicht erreicht werden.


    :)


    Ich würde mir jetzt mal den Motor und die Lager im Detail angucken.

    Was ich jetzt aus dem Kopf nicht weiß, ist, ob der SM100 in jedem Fall einen einteiligen Anker hat, oder ob da noch eine Magnetscheibe druntergeklebt ist. Synchronmotore laufen ja als Asynchronmotore an (durch die Magnetpole im Anker und das Statorfeld) und der Permanentmagnet sorgt nach dem Anlauf für ein "Einrasten" des Ankers auf dem Statorfeld, wo er dann praktisch keinen Schlupf mehr hat.

    Beim SM100 kommt eben noch dazu, daß der Stator anders aufgebaut ist und er den Versatz der zweiten Spule über die Phasenkondensatoren braucht. Daher *sollte* er eigentlich einen einteiligen Anker haben.

    Die größeren Synchronmotore im Dualprogramm (SM400, SM850 etc.) haben einen zweiteiligen Anker: einen größeren Asnychronläufer und eine Magnetscheibe für den Synchronlauf.


    Die Motore sind etwas zäh aus dem Chassis zu popeln, Dafür ist der SM100 für die Wartung der Lager recht servicefreundlich aufgebaut und einfach zu zerlegen.



    Das ist das untere Lager als Drucklager aufgebaut.

    Lagerbrücke - Lagerspiegel - Lagerkalotte - Haltearm.

    Das obere Lager sieht genauso aus, hat nur ein Loch in der Brücke und keinen Lagerspiegel, weil es ein reines Durchführungslager ist.


    Entgegen anderslautenden Ratschlägen bin ich ein Gegner davon, den Lagerspiegel umzudrehen.

    Das macht nur Sinn, wenn er *deutlich* eingelaufen ist und dann muß das untere Ende der Ankerwelle feinpoliert werden, weil es mit Sicherheit schon Grate hat. Und ein gedrehter Lagerspiegel kriegt nach ein paar Tagen Laufzeit schon wieder eine Delle und - wenn man Pech hat - läuft der Motor in der Zeit sehr unruhig. Denn: Lagerspiegel und Wellenende sind über die Jahre aufeinander eingelaufen. Wichtig ist das Öl, was in der "Senke" stehenbleibt ... wenn genug da ist. Das sorgt beim Drehen für eine Art hydrodynamischen Keil und es stellt sich eine Balance zwischen dem Lagerdruck von oben und dem Öldruck von unten ein. Bei der Wartung der Lager ist auch wichtig, die Lagerkalotten von außen und die Haltearme von innen zu reinigen und beim Zusammenbau ordentlich zu ölen. Das sorgt dafür, daß sich die Lagerkalotte in der Halterung gegen die Ankerwelle reibungsarm ausrichten kann. Kleben die beiden Bauteile, klemmt die Achse.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.