Fragen/Tipps bei Problemen zum Dual CS 620q

  • Hallo,


    ich bin neu hier und auch neu im Thema Plattenspieler, das gute Stück ist auch älter als ich, nur leider bedingte dies auch, dass es an diesem Wochenende zu einer Verkettung von Unfällen aus Unwissenheit kam, die mich zu folgenden Problemen und Fragen führt:


    Wir haben den Plattenspieler von Freunden für eine Flasche Wein abgetreten bekommen, er war sein leben lang im Besitz der Familie und der Tonabnehmer ist noch der Originale und die Nadel ist/war eine Ortofon DN 165E. Leider funktionierte die Automatik nicht mehr so ganz und der Tonarm fährt nicht mehr komplett rüber. Also habe ich die Bedienungsanleitung rausgeholt und habe festgestellt, dass die Auflegewerte und Antiskatingeinstellungen nicht den Werten der Bedienungsanleitung entsprachen. Also wollte man das beheben, damit kam es zum ersten Missgeschick (erst du durchstöbern des Boards im Nachhinein habe ich vom Trick mit dem Papier über dem drehenden Plattenteller gelesen) und der Arm schwebte nicht sondern schlug hart auf dem Plattenteller auf. Dabei ging die Nadel kaputt.


    Um das raus zu finden baute ich, da ich die Nadel sonst nicht abbekommen hätte gleich den Tonabnehmer mit ab. : ;(


    Heute habe ich dann direkt mal in der Hifi Werkstatt um die Ecke angerufen und gefragt ob man das ganze reparieren könnte, klar kann man wurde mir gesagt, nur ist die Frage ob es die Kosten rechtfertigt oder ob man nicht lieber direkt was neues kauft, daher hier meine Fragen:


    1. In welcher Preisklasse Neugerät würde ich mich denn bei vergleichbarer Qualität bewegen?. Man kann ihn ja auch ohne die Tonarmautomatik betreiben, dann wäre halt nur eine neue Nadel fällig. Behaupte ich nun einfach mal.
    2. Der Tonabnehmer möchte nicht wieder komplett auf das Plastik drauf. Alles ein wenig schwergängig. Habt ihr einen Tipp wie ich ihn wieder ganz drauf bekomme?
    3. Welche Nadel empfehlt ihr als Ersatz für die DN 165E?


    Ich werde den Plattenspieler auf jedenfall in die Werkstatt bringen um zu sehen was gemacht werden kann, hätte aber gerne vorab eine Meinung. Möchte ja auch was lernen. Das ganze hat mich jetzt auf jedenfall angefixt.


    Vg
    Christian

  • Hi Christian !


    Willkommen bei der Selbsthilfegruppe der Dual-Infizierten ... und Glückwunsch zum ersten Beitrag. ^^

    Ich werde den Plattenspieler auf jedenfall in die Werkstatt bringen um zu sehen was gemacht werden kann, hätte aber gerne vorab eine Meinung.

    Mach' doch mal als Start folgendes: ergänze in Deinem Profil einen Wohnort / Gegend.


    Da bin ich ziemlich sicher, daß irgendwo um die Ecke jemand wohnt, der sich hier rumtreibt und bereit wäre, das Teil zu begutachten. Eine Werkstatt will in erster Linie Geld verdienen. Wenn man die Gehaltsstrukturen und Sozialabgaben und Kosten für Miete und Heizung miteinbezieht ist - bei ungewissem Ausgang der Angelegenheit - schon mal klar: "Das Wird Nicht Billig".


    Eine defekte Nadel ist kein Weltuntergang. Die gehören sowieso zyklisch ausgetauscht und wenn sich das Teil seit Verkauf im Familienbesitz befindet und *immer noch* die Originalnadel drauf ist, dann haben die das Ding nicht viel benutzt .... was auch die Fehlfunktion in der Automatik zumindest ansatzweise erklären würde, denn die läuft am Besten, wenn der Karren zumindest wöchentlich mal in Bewegung gerät.


    Was mit einem inzwischen 30 Jahre alten Gerät passiert, ist folgendes: die Schmierstoffe, die einstmals einen ruhigen und sanften Betrieb ermöglicht haben, sind inzwischen zu alter Margarine geronnen. Es klebt, wo es schmieren sollte, blockiert, geht schwer und da wo Reibungskräfte auftreten sollen, um den Arm zu transportieren, reicht das einfach nicht mehr.
    Der Teller dreht schwer, weil auch das Motorlager verklebt ist und der Motor bringt nicht mehr die Leistung auf, um den ganzen anderen Kram auch noch mitzuschleppen.


    Das zu kurieren bedingt, daß man das Gerät teilweise zerlegt und mit geeigneten Schmierstoffen, nach dem Abtrag der alten "Klebekanten", einen mechanischen Service macht. Auf der Elektronikseite kommt es häufig zu kleinen Betriebsstörungen, wo man zwei, drei Teile austauschen *könnte*, wenn die schon angeschlagen sind - ja - und dann kommt eine neue Nadel drunter, ggf. muß man den Armkopf etwas richten, Kontakte und die Verkabelung prüfen und danach sollte das gute Stück wieder wie frisch laufen.


    Das kostet erstmal Zeit. Das ist nix, was man mal so zwischendurch macht. Das braucht ein bißchen Erfahrung mit dem Modell. Auch die Generation der "Plastikbomber" ist technisch sehr viel anspruchsvoller, als die heute vorherrschenden "Brettchenspieler" mit ihrer spartanischen Ausstattung, ihren Cassettenrecorder-Motörchen und ihren Gummiriemen für den Tellerantrieb.


    Soweit ich weiß,kann man die DN165E durch die Ortofon Nadel 20 ersetzen. Das ist - von der Sache her - der spätere Nachfolger dieser Systeme. Ich mag die nicht so besonders und deswegen hängt an meinem eigenen CS620Q ein anderes System drunter. Das ginge notfalls auch, wenn einem der Preis für eine originale Ortofon-Nadel etwas zu steif erscheint.


    Lohnen wird sich eine Reparatur auf jeden Fall. Um ein Gerät dieser Leistungsklasse mit der Ausstattung neu zu bekommen, legt man heute einen hohen dreistelligen Betrag auf den Tisch ... das Ding kommt dann aus China, ist, je nach Laune der Qualitätsprüfung und ob Montag war oder der Fertigung ein Feiertag vorausgegangen ist, eher schlecht passend zusammengebaut, der Tonabnehmer ist eher aus der Kategorie "Platzhalter, bis für was richtiges Geld da ist" und Anleitungen und Service gibt es nur übers Internet ... In der Klasse unter 500 Euro, würde ich mal schätzen, gibt es nur noch Riemendreher. Nix mehr mit Direktantrieb. Sowas kommt finanzierbar nur noch aus der großen Hanpin-Bastelkiste oder zu wahrhaft unverschämten Preisen aus Japan.(Wieder.)


    So. Ist das genug Stoff zum Nachdenken ?


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Der Dual 620Q ist zwar schon ein "Plastikbomber", aber immerhin ein schöner Dreher mit Direktantrieb und Vollautomatik. Der ist qualitativ solide und gut. Erstens bekommst Du heute kaum noch Vollautomaten und wenn, dann qualitativ eher nicht mit diesem alten Dual vergleichbar sondern schlechter. Ein Dreher, der qualitativ zumindest vergleichbar ist, aber mit Riemenantrieb ausgestattet und maximal ein Halbautomat kostet heute locker einen vierstelligen Betrag. Soviel dazu.


    Zum Problem mit Deinem System stell bitte mal ein Bild ein, da ich mir das gerade nicht vorstellen kann. Wenn ich das richtig sehe, ist das System doch wohl ein geschraubtes 1/2-Zoll-System,oder? Wie der Tonabnehmer "nicht wieder komplett aufs Plastik drauf will" erschließt sich mir nicht.


    Für das DN 165E gibt es noch Original-Nadeln zu kaufen (https://www.thakker.eu/de/tonn…ulm-65-e-original/a-5943/) oder auch Nachbau-Ersatznadeln, z.B. diese hier https://www.thakker.eu/tonnade…-ulm-65-e-nachbau/a-7005/ , die ich allerdings weniger empfehlen würde.


    Darüber hinaus kannst Du an den 1/2-Zoll-Anschluss des Tonarmkopfes auch fast jedes beliebige andere 1/2-Zoll-System schrauben, das heute angeboten wird.


    Wenn Du den Plattenspieler in die Werkstatt bringst, um ihn reparieren zu lassen, ziehen die Dir finanziell das Fell über die Ohren, sei sicher. Und ob die sich noch mit Dual-Plattenspielern auskennen, ist die Frage. Schau lieber mal, ob hier irgendein Board-Kollege bei Dir in der Nähe wohnt und Dir helfen kann. Du kannst auch hier im Board mal hier schauen: Wo finde ich Hilfe vor Ort ?


    Dort bieten freundliche Forianer Hilfe in allen Landesteilen dieser Republik an.

    freundliche Grüße


    Ralph

  • Hallo,


    ich kann es nur unterstützen: der 620Q ist optisch zwar ein Kind der grausamen 80er Jahre, dafür aber mit gutem Antrieb und anständigem Tonarm.
    Das gleiche Chassis wird noch heute für den Dual 455-1 genommen...


    Als Ersatznadel schlag ich Dir eine 20er Nadel von Ortofon vor, der Dreher kann das problemlos tragen, die 10er Nadel wird dem Dreher nicht gerecht, würde aber für den Anfang reichen - die kann man dann ja für Feten o.ä. einsetzen.


    Die meisten Werkstätten wissen nicht mal was man überhaupt an dem Dreher "reparieren" kann....


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Hallo Peters und Ralph,


    ja es war ein "wenig" zum Nachdenken. Grob zusammengefasst: Wenn ich was vergleichbares neues, nicht Made in Germany, haben möchte, bin ich ein kleines Vermögen los und wenn es echt nur ein wenig schmieren und eine neue Nadel, hier wohl die 10er, sein muss, dann bin ich gut beraten 200 € zu investieren.


    Oder welche alternative bei einem zu steifen Preis empfiehlst du Peter?


    Also ich komme aus dem Köln/Bonner Raum und habe mit Herrn Wenzel, von ESW in Köln telefoniert, wenn ich so im Internet recherchiere wird er immer angepriesen.
    Er hat mir auch gesagt, dass es wenn ich nicht dran hängen würde und die Reparatur zu komplex wäre oder es keine Ersatzteile mehr gebe, lieber das Geld in einen neuen investieren sollte. Er hätte letztens erst einen Dreher instand gesetzt für den es keine Teile mehr gab, also alles dann selber gefertigt. Es war eine offene und ehrliche Beratung mit der Quintessenz, bring die Kiste vorbei und ich schau sie mir an und sag dir ob eine Reparatur es "wert" ist respektive ich Ersatzteile finde um es in einem vertretbaren finanziellen Rahmen zu halten. Ich fand das sehr offen und ehrlich. Aber da ich die Qualität des Drehers und der heutigen nicht einschätzen konnte, habe ich mich ja an euch gewandt. Auch um ich sage mal das finanziell vertretbare Maß abzustecken. Denke selbst mit 200 € bin ich günstig dabei.


    Was den Tonabnehmer angeht anbei ein Foto. Meiner Ansicht nach gehört war der "helle" Kunststoff nicht sichtbar.



    Und selbst wenn die Automatik zu teuer ist zum reparieren, werde ich bitten ihn wieder flott zu machen. Zumindest eine Nadel kaufen. So Läden die von Leuten geführt werden, die sowas aus Leidenschaft machen gibt es leider heut zu tage viel zu selten. Außerdem habe ich leider weder den Platz noch die Zeit, noch die Erfahrung selber dran rum zu basteln.


    Mfg


    Christian

  • Hi Christian,


    und herzlich wilkommen im Board.


    Ein 620 war auch mein erster Dual, als es mich hierher verschlagen hat.


    Nettes Gerät, und wenn Du heute etwas gleichwertiges haben möchtest, landest Du wahrscheinlich, wie einige hier schon schrieben, im oberen dreistelligen Bereich.

    Was den Tonabnehmer angeht anbei ein Foto. Meiner Ansicht nach gehört war der "helle" Kunststoff nicht sichtbar.

    Wenn Du die silberne Kappe fest draufschraubst, zieht sich der Tonarmkopf selbst bis zum Anschlag auf den weißen Anschluß.
    Danach ist nur noch der abgesetzte Rand des weißen Kunststoffs sichtbar, wenn die Kappe wieder abgeschraubt wird.

    Gruß


    Thorsten

  • Hallo,


    na ja, die nicht funktionierende Automatik wird der berühmt-berüchtigte Steuerpimpel sein, ein kleines Kunststoffkäppchen was im Laufe der Jahre mal die Grätsche macht.


    Diese wirkt als Rutschenkupplung und bewegt im Automatikbetrieb den Tonarm.


    Als Erstes pendel den Tonarm aus und stelle Antiskating und Auflagekraft korrekt ein (Anleitung beachten http://dual.pytalhost.eu/620/ ). Auch schraub die Headshell wieder mit der "Überwurfmutter" fest.


    Dann setz den Tonarm auf der Stütze fest und starte die Automatik - da der Tonarm sich nicht bewegen kann "sortiert" der Dual selber seine "Innereien". Tuts die Automatik danach noch immer nicht ist höchstwahrscheinlich der Pimpel kaputt oder weg.


    Der eigentliche Montageakt ist einfach, das Schlimme ist das Gehäuse zu öffnen, das ist ziemlich verbaut, allerdings bekommt man das mit Geduld und Ruhe auch hin.
    Es gibt hier auf der Site eine bebilderte Anleitung Gehäuse öffnen bei Dual CS 150Q / 610Q / 620Q / 630Q / 2225Q / 2235Q (Anleitung)
    Steuerpimpel gibts es hier im Board von mehreren Anbietern.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Er mag mich einfach nicht. Ich habe die Kappe drauf geschraubt und auch mit dem entsprechenden Zug, dass sich der Tonarmkopf drauf zieht und nun, geht gar nichts mehr. Die silberne Kappe bewegt sich weder vor noch zurück. X(X(;(;( Also neues Problem am alten Dreher.


    Habe danach sich ihn mal sortieren lassen. Ja, die Automatik funktioniert. Er bewegt sich gefühlt 5 mm Richtung Teller. Verlässt so gerade die Stütze. Also hat leider auch nichts geholfen. :(


    Ich werde ihn nächste Woche lieber einem Fachmann in die Hände drücken. Sonst fliegt er noch durch die Wohnung.

  • Schau mal hier: Bonn und Umgebung (Südliches Nordrhein-Westfalen)


    Schreib ihn mal an, vielleicht kann er Dir helfen. Das wäre allemal besser, als das Gerät zu irgendeinem Reparatrbetrieb zu geben, der nichts davon versteht.


    Wenn Du es eher professionell magst und wenn Du etwas Geld anfassen magst, kannst Du auch mal in der Dualklinik anfragen, was Dich die Restaurierung kosten würde: https://www.dualklinik.de/



    Stephan ist hier im Board unter dem nick "Dualist" unterwegs. Er nimmt für die Restarierung gutes Geld, macht aber erstklassige Arbeit und hat noch praktisch alle erdenklichen Ersatzteile auf Lager. Das, was er nicht mehr hat, lässt er nachfertigen. Billig ist das nicht, aber wer sich den Spaß gönnt, erhält auch einen erstklassig restaurierten Dreher zurück.

    freundliche Grüße


    Ralph

    Einmal editiert, zuletzt von CS 728Q ()

  • Hallo,


    solltest Du den Dreher versenden wollen leg unbedingt das Subchassis still (kleine Pappstreifen reichen, siehe Anleitung), bau Gegengewicht ab und sichere den Tonarm zusätzlich mit einem Kabelbinder o.ä. Auch sollte Haube und Teller abgenommen werden.


    Ein Plattenspieler ist ein feinmechanisches Gerät, einen dicken, sehr stabilen Karton nehmen und polstern, polstern polstern (viel Zeitungspapier knüllen). Teller unter dem Dreher, Haube über den verpacken. Ich pack den Dreher noch immer zusätzlich in einen Polybeutel.


    Als Karton ist einer vom Reifendienst/Autohaus gut geeignet in denen Alu-Felgen geliefert werden, schön stabil und robust.


    Und wie gesagt: immer vorsichtig und nach Anleitung!!!


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

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