Dual 300: Motor defekt?

  • Hallihallo,


    bei der Phonobörse hab ich mir einen kleinen Dual 300 im Koffer für wenig Geld mitgenommen. Vom Zustand her vollständig, aber unrestauriert. Soweit ich ihn bis jetzt durchgesehen habe, ist alles vollständig, außer der Sprengring, der den Plattenteller sichert (aber erstmal egal). Als System ist ein optisch recht gut aussehendes CDS 320 dran. Heute Nachmittag habe ich das Gerät mal zerlegt und gereinigt. Nachdem er nun wieder in altem Glanz erstrahlt und auch der Motor von mir zerlegt und neu geölt wurde, wollte ich den ersten Testlauf des Motors machen. Allerdings zeigt sich beim Einschalten keinerlei Effekt.
    Mit einem Multimeter hab ich dann mal alles durchgeklingelt, ist ja eher viel Mechanik und wenig Elektrik. Vom Steckdosenstecker bis zu den Lötpunkten ist alles in Ordnung. Der Knallfrosch scheint schonmal erneuert worden zu sein, zumindest sieht das Modell neuer aus (würde ich auf maximal 25 Jahre schätzen) und hat auch keinen Kurzschluss. Auch der Motorschalter geht, wird er betätigt und die beiden Anschlüsse auf Durchgang gemessen, geht alles.
    Allerdings scheint die Motorspule oder der Spannungsschalter defekt zu sein: Stelle ich auf 220-240V oder 150V, habe ich zwischen den entsprechenden Drähten einen Widerstand von ca. 50 kOhm. Bei 110V sinkt der Widerstand zwischen den beiden zugehörigen Spulendrähten auf nur noch 3 Ohm. Ich hab den Motor nur bei 220-240 V-Position getestet, da hat sich nichts getan (auch kein leises Summen). Wenn ich die einzelnen Spulenrausführungen zueinander messe, bekomme ich Werte um 100 bis 300 Ohm.
    Meine Vermutung ist jetzt folgende:
    a) Die Motorspule hat bei 110V einen Kurzschluss, weil mir die 3 Ohm zu gering erscheinen. Für Spulen würde ich als Gleichstromwiderstand etwas größere Werte (ein paar hundert Ohm) erwarten, die nicht nach Kurzschluss aussehen.
    b) Die Rausführung für 150 V und 220-240V sind beide unterbrochen (weil sehr hohe Widerstände um 50 kOhm, die sich auch zwischen 150V und 220-240V nicht ändern).
    c) Der Spannungsschalter ist defekt. Dies lässt sich schlecht prüfen, weil der genietet ist.


    Jetzt mal die Frage an die Profis: Welche Widerstandswerte klingen plausibel? Ich trau mich grade nicht, bei nur 3 Ohm mal für ein paar Sekunden den Motor auf 110V laufen zu lassen, um zu prüfen, ob er da ginge. Wenn da nen Kurzschluss vorliegt, würde das ganze Gerät u.U. unter 230V gesetzt werden, muss ja nicht sein :)
    Falls die Spule defekt sein sollte: Hat jemand ein passendes Ersatzteil aus einem Schlachtgerät?
    Der Motor müsste baugleich zu Dual 1007, 1008, 1010, 400 und 410 sein, zumindest sehen da die Motoren alle gleich aus. ich weiss aber nicht, obs im Detail Unterschiede gab, die einen Tausch erschweren.


    Der Motor lässt sich leicht drehen und sollte mechanisch anlaufen können.
    Bilder folgen noch...

    Gruß, Felix


    meine Anlage:


    Receiver und Radio: Grundig R35a
    Vinyl: Dual 1010 mit DMS 238
    Schellack: Dual 1004 mit CDS3
    Band: Grundig TK19 automatic

  • Hallo,
    hier nun ein Update: Der Spannungsschalter ist mittels Sprengring gesichert und doch zerlegbar. Ich habe ihn eben überprüft: Da sind alle Kontakte in Ordnung und auch der Durchgangsprüfer ist zufrieden. Es scheinen somit die Adern für 150V und 220-240V vom Spannungsschalter hin zur Motorspule unterbrochen zu sein: Wenn ich da den Widerstand zwischen der Zuführung und der Rückader messe, komme ich auf extrem hohe Werte (vermutlich irgend ein Kriechstrom). Bei der 110V-Ader sind es nun etwa 280 Ohm.
    Anbei auch ein paar Bilder.

  • Hi Felix !


    Der Motor dürfte vom Prinzip im 400 und 410 weiterverwendet worden sein.
    Da gibt es wenigstens einen Schaltplan mit den Kabelfarben, wie sie den einzelnen Spulen zugeordnet sind:


    http://dual.pytalhost.eu/410s/410-04.jpg


    Dooferweise zeigt das Bild den Spannungswähler und seine internen Kontakte in der 110V-Stellung
    .
    Für 220V steht der Schalter mit den brückenden Kontakten nach unten und der von A2 losgehende Kontakt geht auf E1. damit sind die Spulen in Reihe geschaltet und der Stromverlauf ist vom Stecker über den Schalter auf A1 (grün), Spule 1, E1 (gelb), Kontakt, A2 (schwarz), Spule 2, E2 (weiß) zum Netzstecker zurück.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo,
    danke für den Link zum Schaltplan. Der Fehler ist nun behoben: Der schwarze Draht war auf der Seite des Spannungswählers von der Lötstelle A2 abgerissen. Da er selbst wie der Isolierschlauch auch schwarz ist und nicht aus letzterem herausgeragt hat, habe ich ihn garnicht wahrgekommen. Das erklärt auch, warum manche Messungen keinen Durchgang ergeben haben. Nun läuft der Motor bei 230 V wieder gut. Momentan steht ein Testlauf an. Der Antrieb läuft auf allen vier Geschwindigkeiten gleichmäßig. Einziges Manko ist momentan, dass er bei z.B. 33 UpM etwa einen knappen Halbtonschritt zu tief spielt (also zu langsam). Ich hab zwar den Motor und die Zwischenräderlager alle gereinigt und geölt, aber evtl. stimmt hier noch irgendwas nicht. Die Gummiräder haben alle Griff, wenn man den Plattenteller im Betrieb von Hand bremst, bleibt irgendwann der Motor selbst stehen.

    Gruß, Felix


    meine Anlage:


    Receiver und Radio: Grundig R35a
    Vinyl: Dual 1010 mit DMS 238
    Schellack: Dual 1004 mit CDS3
    Band: Grundig TK19 automatic

  • Hi Felix !


    Siehste mal. Mit einem vernünftigen Plan bei der Hand finden sich die Fehler ab und zu. Sehr gut. :thumbup:

    Die Gummiräder haben alle Griff, wenn man den Plattenteller im Betrieb von Hand bremst, bleibt irgendwann der Motor selbst stehen.

    Das klingt danach, als ob der Motor in sich etwas klemmt.


    Wenn Du den geölt hast, hast Du auch die kugeligen Lager in ihren Aufnahmen mal etwas rumgedreht und von außen eingeölt ?
    Wenn die schwer gehen und etwas schräg stehen, klemmen sie die Ankerwelle ein und der ohnehin nicht sehr kraftvolle Motor verliert drastisch an Leistung.


    Das ist ja ein pitchloses Gerät und die Einstellungen der Zwischenräder sind immer die Nenndrehzahlen. Wenn er dann trotzdem zu langsam läuft, kann das nur durch einen zu langsam drehenden Motor verursacht werden, wenn an den Zwischenrädern und am Tellerrand kein auffälliger Schlupf vorhanden ist.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo,
    Schlupf scheint mir nicht vorhanden zu sein. Von daher könnte es sein, dass die Motorlager durch den Aus- und Einbau evtl. minimal schräg stehen, sodass die Welle etwas Widerstand hat. Ich werde den Motor daher nochmal zerlegen, werde da aber erst am Freitag oder Wochenende zu kommen.


    Bis dahin,
    Felix

    Gruß, Felix


    meine Anlage:


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  • Hallo Felix,


    Beim Zusammenbau, bzw. beim Anziehen der Schrauben, zwischendurch immer mal von allen Seiten mit einem Gummi-Griff eines Staubendrehers (oder ähnlichem) gegen den Motor Klopfen.


    Dann "setzen" bzw. drehen sich die Lager in die richtigen Positionen. Am Besten funktioniert das bei laufendem Motor. ACHTUNG! AUFPASSEN WEGEN DER ANLIEGENDEN SPANNUNG !


    So habe ich meinen Elac- Motor nahezu lautlos bekommen.

    ---------------------------
    MFG: Maico


    ... Die Musik entsteht durch die Pausen zwischen den Noten ...

  • Hallo,
    ich bin jetzt wie folgt vorgegangen und nun passt alles:


    1) Zunächst habe ich den Motor nochmals zerlegt und alle Teile, also Motorwelle und beide Lager, sowie die vier Zwischenräder samt Gummis über Nacht in Reinigungsbenzin (petrolätherähnliches Zeugs) eingelegt. Dabei sind die Gummiringe aufgequollen und so groß geworden, dass sie von den Metallachsen gefallen sind.


    2) Die Metallteile wurden alle bei Raumtemperatur getrocknet, die Gummiteile kurz mit Leitungswasser gereinigt und dann zusammen mit dem Haupt-Reibrad für ca. 3 Stunden in Glycerin eingelegt.


    3) Das Glycerin wurde mit warmen Leitungswasser komplett abgespült. Nach dem Trocknen hatten die Gummiringe alle wieder die richtige Größe und sind weich und öl- und fettfrei.


    4) Alle Lager (auch die Motorlager innen und außer in der Hülse) wurden mit Caramba 60 anstelle von Esso Universalöl geölt und von Hand gedreht. Der Motor wurde wieder zusammengeschraubt, hierbei alle Schrauben gleichzeitig angezogen, dann gegen den Motor mit der Schraubenzieherspitze geklopft. Danach war der Motor extrem leicht zu drehen.


    5) Nach dem Zusammenbau wurde ein Test gemacht: Der Motor läuft nun sehr gut an, ohne zusätzliche Zwischenräder (also nur die Welle selbst) läuft er nach dem Abschalten ca. 40 Sekunden nach!


    6) Mit ein paar Platten wurde die Wiedergabe getestet, die Sollegeschwindigkeit wird nun problemlos erreicht.


    Vielleicht hilft diese Anleitung ja anderen weiter. :)

    Gruß, Felix


    meine Anlage:


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