Hallo Dualisten,
manchmal macht man sich Gedanken um Kleinkram. Wenn man mechanoelektrisch interessiert ist, dann kommen dabei gelegenlich Ideen heraus, die Kleinigkeiten betreffen und nicht schlecht sein wollen - so ist es auch hier. Ich habe hier schon von oxidierten/angelaufenen Kontakten, besonders am Tonarmkopf, gelesen und überlegt, wie ich die Malaise beseitigen würde. In meinem Kleinlager für Arbeitsmittel findet sich zum Thema Folgendes:
- Unipol Kunststoffpolierpaste (Diese ist sehr fein -> Hochglanz [!] und funktioniert auch an Metall)
- Isopropanol oder Spiritus
- Wattestäbchen
- McDonalds Rührstäbchen aus Holz (die langen, Dünnen)
- dickes Papier oder sehr dünne Pappe
- sehr dünner, nicht fusselnder Lappen - optimal: Mikrofaser
Für die Sache an sich muss man kein Feinmotoriker vor dem Herrn sein, aber ein Bisschen Liebe zum Bauteil kann nicht schaden. Zu den o.A. Materialien:
ich habe diverse Poliermittel zur Hand, von denen ich - der Erfolge wegen - das Feinste und Mildeste gewählt habe. Hiermit sind z.T. spiegelblanke Kontaktflächen möglich. Ein weiterer Vorteil ist, dass es nach einer Weile trocken wird und ich somit diverse Dinge damit "imprägnieren" und später als abrasivere "Schleif"hilfen verwenden kann. Hierzu gehören eigentlich fast alle oben ebenfalls genannten Hilfsmittel.
Ans Eingemachte:
Die Kontakte am Tonkopf sind nicht so easy von altem Schmadder zu befreien, denn man kann den Tonarm, an dem es fest montiert ist, ja nicht um 90° nach oben reissen. Zunächst rücke ich der störenden Schicht mit Alkohol und Wattestäbchen zuleibe, was durchaus genügen kann, wenn es sich nur um Anhaftungen handelt, die zu entfernen sind. Dann nehme ich so ein McDonaldsstäbchen, weil die a) hölzern, b) schön flach und c) nicht klobig sind (ca. 0,8 x 5...6 x ~200 mm). So Einem säge ich mit der feinen Japansäge einen der runden Köpfe ab, sodass eine Schräge und somit eine Spitze entsteht (wie an einem Geodreieck). Eine Japansäge braucht es nicht, aber das Werkzeug sollte genaue/gerade, nicht ausgefranste Kanten ermöglichen. Wir können das so entstandene Hilfsmittel schön vertikal durch die Schlitze führen, in denen die Kontaktbahnen am TK verlaufen. Versehen wir die Spitze sparsam (!) mit der Politur, lassen sich angelaufene Stellen wunderbar damit reinigen; sind die Anhaftungen besonders hartnäckig, lasse ich das Poliermittel an dem Stäbchen eintrocknen und versuche es damit erneut, ehe ich nach Erfolg mit frischer, feuchter Politur auf Hochglanz bringe. Das Ganze geht ohne massiven Druck auf das zu bearbeitende Teil sehr gut. Wenn dieser Arbeitsschritt zuende ist, reinige ich erneut mit Alkohol/Wattestäbchen, bis der letzte Schleifmittelrest entfernt ist. Eine kleine Anmerkung: Streichholzschäfte als Werkzeug sind für meinen Geschmack zu pippelig und nur schlecht zu halten ausserdem brechen die zu schnell.
Bei der TA-Halterung ist die Sache einfacher; hier kann ich das vorher mit Politur imprägnierte und getrocknete Papier wie ein Schleifleinen verwenden; es müssen lediglich dünnste störende Beläge auf kleinen Flächen beseitigt werden, weshalb das völlig genügt. Schleifmittelreste sind mit Lappen/Alkohol zu entfernen.
Andere, frei zugängliche Kontakte:
Ich wähle hierfür imprägniertes, wieder trockenes Papier, das ich zwischen die Kontakte schiebe und so lange in der Spalte hin, her, auf und ab bewege, bis ich meine, dass der sichere Kontakt wieder gegeben sein könnte, aber meistens sieht man das dann am hohen Glanz. Mutigere/Versiertere benutzen einen mit Polierpaste benetzten/imprägnierten Streifen eines feinen Mikrofasertuches, das ich oben ebenfalls erwähnt habe; hier bitte Vorsicht, dass es sich nicht verhakt und die Kontakte deformiert! Die Endreinigung erfolgt mit o.g. Mitteln, wobei ich hier nun den Einsatz eines sauberen Mikrofasertuches - mit der nötigen Vorsicht und zuerst mit Alkohol, dann trocken - in der Kontaktspalte empfehle.
Meine Anleitung bezieht sich hauptsächlich auf oxidierte Kontaktflächen; sollten zuvor Funken geflogen sein - nein, nicht am Tonarm - wird die Kontaktoberfläche beschädigt sein und Politur nicht ausreichen. Ich habe hier schon Bauteile retten können, die nicht mehr als Ersatz erhältlich waren, aber solche Operationen waren ebenso bereits erfolglos, wenn die Beschädigung zu gross war. Wie man solch einen worst Case mit Federbronze wieder hin bekommt, beschreibe ich nicht an dieser Stelle. Ich verrate lediglich, dass hier dann dünne Schleifpapierstreifen und zum Schluss die Politur zum Einsatz kamen; Körnungen unter 600 sollten nicht verwendet werden, sonst beschädigt man mehr, als man repariert - mit Geduld und andauernd neuer Kontrolle, sowie feinem Schleifmittel ist man auf der Habenseite. Ich verwende in der Reihenfolge folgende Körnungen: 600/800/1200, wobei 1200 vor der Politur völlig genügt. Wer hinterher noch eventuelle, ineinander bewegte Teile mit Silikonfett - nicht -öl - vesorgt (nicht die Kontaktflächen!), hat danach einen Schalter, der wie ein Neuer arbeitet. Von der Verwendung chemischer Kontaktreiniger rate ich im Übrigen ab, da Diese fast immer Rückstände hinterlassen, was evtl. zu Staubansammlungen und somit rasch zu neuem Schmadder auf den Kontaktflächen führt. Wenn möglich, führe ich bei gekapselten Bauteilen immer eine Demontage durch und reinige, wie oben beschrieben, was einen längeren Praxiseinsatz des Teils nach sich zieht (Vorsicht: in gekapselten Schaltern finden sich oft kleine Sprungfederchen und Kügelchen, die sich in einer 100m2 - Wohnung rasch einmal einen neuen Lebensraum suchen und diesen dann im Staubsauger finden...).
Wenn ich schon einmal dabei bin, kann ich auch Potenziometer behandeln. Glück, wer in seinem Gerät Solche vorfindet, die ein mit Laschen befestigtes, rückseitiges Metallgehäuse aufweisen und weder aus Plastik, noch vernietet sind. Besonders hier verwendet man - ich nicht - gerne Kontaktspray, aber das hilft hier meistens ebenfalls nur kurzfristig, ehe es erneut zu krachen und knarzen beginnt. Wollen wir das? Gequält klingend: N-eeee!
Ich löte und baue das betroffene Bauteil aus, demontiere es, soweit machbar und wende auch hier den Papier-Politur-Alkoholtrick an. Dabei kann ich schön den Zustand der Leiterbahn(-en) kontrollieren und wenn die eingelaufen sind, das Ding entsorgen, oder, wenn möglich, die Kontakte so zurecht biegen, dass sie auf unbeschädigten Flächen laufen - Die Kontaktstellen sind in der Regel viel kleiner, als die Breite der Widerstandsbahn, aber Achtung: der Kontakt sollte danach wieder gegeben sein - also den Lichtspalt, ggfs. mit einer Lupe kontrollieren! Vor allen verändernden technischen Massnahmen empfehle ich in jedem Fall die Messung des Widerstandes an mehreren Stellen der Bahn, was Aussagen darüber ergibt, ob da nicht vielleicht ein unsichtbarer Bruch vorliegt - geht, geht nicht, geht... - und auch über die Charakteristik des Potis: lin oder log. Bei lin hat man bei halber Bahnlänge nämlich auch den halben Nennwiderstand. Letzteres ist wichtig zu wissen, wenn man doch ein Neuteil benötigt! Die Endmontage ist nicht komplizierter, als die Demontage; hier können ein kleiner Schlitzschraubendreher (Klingenbreite um 2mm) und eine kleine Elektronikerspitzzange sehr hilfreich sein, um die Metallzungen des Gehäuses vorsichtig wieder an die richtige Stelle zu biegen. Das Ganze (auf-zu) funktioniert mit Glück zwei Mal, dann brechen die Zungen i.d.Regel ab - schon deshalb ist es wünschenswert, dass das Poti nach der Massnahme noch lange seinen Dienst verrichten wird!
Wir sind am Ende des kleinen Exkurses angelangt, von dem ich hoffe, dass er wirklich Neues/Hilfreiches bringt. Eine entsprechende Forensuche ergab für mich, dass es so Etwas scheinbar nicht gibt und so kann ich nur viel Glück und Erfolg bei derartigen Reparaturen wünschen, die nun recht einfach machbar sein dürften. Ich verbleibe mit freundlichem Grusse
Robert