ULM 60E an 731Q - schlechter als Grado?

  • Ja, ja, der "Dauerbrenner" im Forum, ULM60E...


    Nachdem wir nun Wochenlang an unseren 714Q / 731Q rumgespielt haben, mit originalem ULM60E und mit Halbzolladaptern, muß ich leider leider ein trauriges Zwischenfazit loswerden :(


    In einem hehren Selbstversuch habe ich eine neuwertige LP (Harmonia-Musik von Harmonia) mehrfach auf dem 714 Q abgespielt. Konsequent wiederholt Seite 1 mit ULM60E (Auflagekraft 1.2) und Seite 2 mit einem Halbzollsystem (mein bevorzugtes Grado).


    Ergebnis: Seite 1 knistert, Seite 2 nicht!


    Dabei ist mir aufgefallen, daß das Halbzollsystem Unregelmäßigkeiten in der Platte (leichte Dezentrierung, leichte Welligkeit) stoisch folgt. ULM60E hingegen schaukelt sich zu nervösen Vibrationen auf - mit bloßem Auge sichtbar!


    Wer kann die Erfahrung bestätigen/dementieren?


    Über Ursachen würde ich gerne diskutieren.
    Vorurteile nachplappern mag ich nicht. Ich verstehe es auch nicht: die Auflagekraft von 1.2 sollte doch ausreichen um das gefürchtete "Abheben" des Tonabnehmers aus der Rille sowie das "gegen-die-Rillenflanken-schlagen" zu vermeiden? Oder?


    Patrick

    Viele Grüße

    Patrick

  • Hallo Patrick,


    derartige Erfahrungen habe ich mit meinen beiden ULM 60 E bisher nicht gemacht - und eigentlich sollte gerade das ULM-System die bessere Spurtreue aufweisen. Zum Thema "Aufschaukeln" fallen mir 2 Dinge ein:


    defekte Nadelaufhängung?
    defekter bzw. nicht korrekt justierter Tuning-Antiresonator?


    Was passiert eigentlich, wenn Du Seite 1 mir Grado abspielts - knistert das dann auch?


    ralph


  • Hallo alle, hallo Ralph,


    ich denke nicht daß die Nadelaufhängung defekt ist. Die Nadel habe ich neu bei "Thakker" gekauft und sie verhält sich genauso wie die alte Originalnadel, welche ich nochmal aufgeschoben habe.


    Auch mit dem Grado und auf anderen Plattenspielern knistert die erste Seite. Der Effekt ist nicht so dramatisch daß ich behaupten würde das System hätte die Platte zur Unbrauchbarkeit zerstört. Trotzdem v.a. in der Einlaufrille gut hörbar und v.a. sichtbar.
    ((Was mich wundert ist, daß diese Beobachtung völlig meinen Versuchen widerspricht, die ich mit der AAA-Test-LP durchgeführt hatte. Dort haben das ULM und das Grado den "Tracking-Test" gut bestanden.))


    Der Tuning-Antiresonator bei mir immer "festgezurrt". Erstens weiß ich nicht ob die Skalierung noch stimmt, zweitens kenne ich die Werte für das ULM und das Grado nicht. Ich traue dem Ding nur, wenn es wirklich korrekt eingestellt ist. Aus diesem Grund hatte ich ja den Thread "Antiresonator-Tuning mit Test-LP" gestartet, auf den leider niemand geantwortet hat. Vielleicht haben unkorrekte Einstellungen noch schädlichere Auswirkungen als die "Totstellung"?
    Dazu gleich die Frage: ist denn die Resonanz des ULM-Systems so stark ausgeprägt daß es ohne Antiresonator unbrauchbar ist? Kann ich mir kaum vorstellen...


    Und noch eine Frage: Wieso sollte das ULM-System die bessere Spurtreue haben? Welche Eigenschaften bringt es dafür mit?


    Liegt es evtl. am kleinen spürbaren Spiel des Tonarmlagers? Evtl. hat es in Kombination mit einem Halbzollsystem (höhere effektive Tonarmmasse alles in allem mit Systemadapter und Gegengewichten) geringere Auswirkungen?


    Alles in allem ein eigenständiger Thread, oder? Vielleicht kann der Mod dieses Thema ausschneiden und neu reinstellen...


    Gruß
    Patrick

    Viele Grüße

    Patrick

  • Hallo Patrick,


    welches "Grado" hast Du überhaupt? Das "Statement Sonata" ist sicherlich hochwertiger als das ULM 60 E. Insofern würden mich Unterschiede nicht wundern.....Zudem haben die Grados durchweg eine geringere Compliance als das 60 E.


    Spass beiseite, das ULM 60 E hat eine relativ hohe Nachgiebigkeit. Ohne Tunig-Antiresonator würde ich es nicht betreiben, beim ULM 55 ist das anders.


    Ich habe meinen Tuning-Antiresonator (TA) wie folgt eingestellt:
    Zunächst wird die vertikale Tonarmresonanz-Passage meiner Messplatte mehrfach bei unterschiedlichen TA-Einstellungen abgetastet und auf Cassette mitgeschnitten. Anschließend höre ich mir die einzelnen Testpassage-aufnahmen an und suche diejenige heraus, wo die Modulationen des Testsignal am geringsten sind - erkenbar am Hin- und Her"wackeln" des Aussteuerungsinstrumentes. Von dieser Einstellung ausgehend habe ich dann weiter optimiert mit der beschriebenen Methode. Das geht relativ gut.


    ralph

    Einmal editiert, zuletzt von Ralph ()

  • Hallo Ralph,


    danke für Deine Antwort.


    Zitat

    Original von Ralph
    Hallo Patrick,


    welches "Grado" hast Du überhaupt? Das "Statement Sonata"...


    Das andere Ende der Skala, leider nur ein Prestige Black. Das gefällt mir aber so gut, daß es gegen ein anderes Grado oberhalb Blue ausgetauscht wird, sobald es abgenudelt ist.
    Mir geht es aber nicht darum das Grado hochzupreisen sondern eher um die grundsätzlichen Optionen "ULM" oder "Halbzoll".


    Zitat


    Spass beiseite, das ULM 60 E hat eine relativ hohe Nachgiebigkeit. Ohne Tunig-Antiresonator würde ich es nicht betreiben, beim ULM 55 ist das anders.


    Verstehe ich Dich richtig, wenn ich sage daß Du den Tuning-Antiresonator (TA) um so eher einsetzen würdest je höher die Compliance ist?
    Warum dies?


    Zitat


    Ich habe meinen Tuning-Antiresonator (TA) wie folgt eingestellt:
    Zunächst wird die vertikale Tonarmresonanz-Passage meiner Messplatte mehrfach bei unterschiedlichen TA-Einstellungen abgetastet und auf Cassette mitgeschnitten. Anschließend höre ich mir die einzelnen Testpassage-aufnahmen an und suche diejenige heraus, wo die Modulationen des Testsignal am geringsten sind - erkenbar am Hin- und Her"wackeln" des Aussteuerungsinstrumentes. Von dieser Einstellung ausgehend habe ich dann weiter optimiert mit der beschriebenen Methode. Das geht relativ gut.


    ralph


    Das ist ein guter Tip, so etwas in der Art schwebte mir auch vor im Thread "Antiresonator-Tuning mit Test-LP".
    Welche Platte verwendest Du dafür? Mir scheint es daß es kaum noch neuwertige Platten mit einem Resonanztest gibt. Jedenfalls bin ich noch nicht fündig geworden.
    Welche TA-Einstellung verwendest Du für das ULM60? Weicht sie von der rechnerisch ermittelten Einstellung ab, m.a.W. ist der TA nach all den Jahren noch gut geeicht?


    Bleiben noch meine Bedenken bzgl. des typischen kleinen Spiels im Tonarmgelenk...


    Grüße
    Patrick

    Viele Grüße

    Patrick

  • Hallo Patrick



    Das mit dem Grado Sonata war natürlich ein Scherz, obwohl ich schon seit einiger Zeit damit liebäugle......


    Je höher die Compliance ist, insbesondere bei Werten über 25, beteht die Gefahr, dass sie Tonarmeigenresonanz unter 8 Hz fällt und sich der Arm dann in diesem niedrigen Frequenzbereich aufschaukelt. Daher sollten Systeme mit höherer Nachgiebigkeit - das 60 E gehört dazu - grundsätzlich in einem bedämpften Arm betrieben werden. Der Mangel an bedämpften Armen hat dazu geführt, dass die einschlägigen Hersteller heute fast nur noch Systeme mit Nachgiebigkeiten zwischen 10 und 25 produzieren. Mc-Systeme erlauben derüber hinaus bauartbedingt keine höheren Nachgiebigkeiten. Dmit sind bei schweren und mittelschweren Armen (zu letzter Katergorie zählt der auf Halbzoll umgebaute Arm des 731Q auch fast schon) resonanzmäßig kaum Probleme zu erwarten.


    Meine Testplatte ist die Ortofon "pickup test record" , ich habe sie irgendwann Ende der 70er gekauft, möglicherweise gibt es die heute nicht mehr neu.


    Mein 60 E in meinem 714Q habe ich gemäß der Werksangabe justiert. Ein Antiresonator Gegengewicht habe ich unlängst bei dss neu gekauft. Daher sollten die daten noch halbwegs stimmen. Wenn ich die notwendige Zeit finde, werde ich es noch genauer abstimmen. Mit der beschriebenen Methode habe ich allerdings früher bei meinem 731Q bei verschiedenen Systemen recht erfolgreich die optimale Einstellung ermittelt. Wenn Du ein älteres Gegengewicht hast, möglicherweise noch 2nd hand erworben, solltest Du Dir ein neues Gewicht gönnen. Die Blattfeder des Antiresonators ist häufig ausgeleiert. Dann stimmt die Einstellung natürlich nicht, bzw. ist evtl überhaupt nicht mehr mäöglich.


    Allerdings: Wen es bereits zu sichtbaren Schwingungen kommt, bin ich mir nicht sicher, ob ein Antiresonator da viel bewegt.


    ralph

    3 Mal editiert, zuletzt von Ralph ()

  • Ich hab vergangenen Samstag auf dem Flohmarkt einen 731Q gekauft, ausgestattet mit dem ULM 60 E und einer Ortofon-Originalnadel DN 160 E, die aus den 80ern stammen müßte (von der Beschriftung her jedenfalls anders, als die heute bei dss.li erhältlichen, steht aber Ortofon DN 160 E drauf). Beim ersten Probelauf (Auflagekraft auf 1,2, Tuning-Antiresonator auf "8") mit der Originalnadel habe ich auch ein deutliches Aufschaukeln festgestellt.


    Nachdem ich eine neue DN 160 E von dss.li montiert, die Auflage auf 0,8 reduziert und den Antiresonator auf 7,8 gemäß Werksvorgabe eingestellt hatte, war mit derselben Platte keine Bewegung mehr sichtbar.


    Sind vielleicht die "neuen" Nadeln DN 160 E weniger nachgiebig?


    Liebe Grüße


    Stephan

    Das Leben kommt auf alle Fälle
    aus einer Zelle.
    Doch manchmal endet's auch
    -bei Strolchen-
    in einer solchen!


    (Heinz Erhardt)

    Einmal editiert, zuletzt von Schneemann ()

  • Hallo zusammen!


    Patrick stellt ja wieder Fragen - und das zum Wochenanfang! :D


    Ich bin im Moment auch etwas überfragt, fasse aber mal einige bedenkenswerte Dinge zusammen.


    Der Antiresonator des 731 besteht nur aus einem flachen "Blechstreifen" mit Gewicht dran. Im Prinzip hängt das Gegengewicht daran herunter und je nachdem wie lang der Blechstreifen "eingespannt" ist, ändert sich auch die Eigenfrequenz dieses Systems. Um das zu verdeutlichen, nehme man wie damals in der Schule ein Lineal, lege es an die Tischkante, ziehe es am Ende etwas herunter und lasse los: brrrrr... Okay, mit etwas Glück trifft man beim Antiresonator genau die VERTIKALE Resonanzfrequenz des Tonarms. Es kommt dann zur fast perfekten Auslöschung der Schwingung und damit zur effektiven Dämpfung der Bewegung des Tonarms, da der Antiresonator genau im Gegentakt schwingt.


    Anders in der horizontalen Richtung. Beim "Linealversuch" wird man sehen, daß die Eigenfrequenz viel höher ist. Und genauso ist das auch beim 731-Antiresonator.


    Im Thread "Hi-Fi News HFN 002" habe ich geschrieben:


    - Tonarmresonanz-Test Seitenschrift 25-5 Hz mit 1kHz Pilotton
    (Man hört und sieht die Resonanzstelle relativ deutlich)
    - Tonarmresonanz-Test Tiefenschrift 20-6 Hz mit 1kHz Pilotton
    (Ich habe nix gesehen: Gruß an den Anti-Resonator!)


    Genau das ist dieser Effekt, womit gesagt ist, daß der - Antiresonator am 731 nur in vertikaler Richtung gut arbeitet.


    Patrick: Auf der HFN sind also Tiefenresonanztests drauf - ich dachte Du wußtest das noch...


    bfn hevo

    Die junge Generation hat doch noch Respekt vor dem Alter, hauptsächlich beim Wein, Whisky und den Plattenspielern.:D

  • Moin,


    so ganz bin ich mit der Erklärung von Ralph noch nicht zufrieden.
    Er beschreibt, daß die Systemresonanz mit steigender Compliance zu tieferen Frequenzen sinkt. So weit klar, zumindest bei gleichbleibender effektiver Tonarmmasse. Dabei wurde aber nicht berücksichtigt, daß der Arm in der ULM-Variante, also ohne Headshelladapter und Gegengewicht eben ULM, also ultraleicht ist. Die Systemresonanz hängt ja nicht nur von der Compliance, sondern auch von der eff. Tonarmmasse ab. Das ganze ULM-System sollte demnach eine Resonanz im unkritischen Bereich erzeugen, wenn die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht haben... ?(


    Weiter hat eine Resonanz mehrere Dimensionen, nämlich Frequenz und Amplitude. Kann es sein, daß die Resonanz, mal ganz gleich bei welcher Frequenz, beim ULM60 nicht gut bedämpft bzw. relativ stark ausgeprägt ist?


    Unser Schneemann hat noch einen Aspekt ins Spiel gebracht. Sind die neuen DN160E "härter"?
    Meine Konsequenz daraus: ein neues DN160E mit einer wertlosen Platte einspielen und beobachten ob sich da mit der Zeit noch was ändert...
    Mal sehen ob ich das tun will, rein klanglich habe ich allerdings für mich persönlich längst eine andere Alternative gefunden, wie allseits bekannt sein dürfte.


    Hevo, die HFN kann ich nirgends auftreiben, für Quellen und Alternativen bin ich offen!


    Tja, genug Stoff für den Stammtisch, was? Ich bringe sowieso noch einen ganzen Sack voll Fragen mit :D


    Ach ja, den 714Q habe ich gepflegt, wenig benutzt und aus erster Hand erhalten. Ermüdungserscheinungen am TA können dennoch nicht ausgeschlossen werden.


    Patrick

    Viele Grüße

    Patrick

  • Hallo Patrick,


    soweit ich mich erinnere berechnet sich die vertikale Tonarmeigenresonanz nach folgender Formel:


    Multipliziere Tomarmmasse und Compliance, ziehe die Quadratwurzel und nimm davon den reziproken Wert. das ganze noch mit 1/2pi multilizieren und du hast due Resonanzfrequenz.


    ralph

  • Hallo!


    Fragen über Fragen...


    Zitat

    Original von Patrick
    Unser Schneemann hat noch einen Aspekt ins Spiel gebracht. Sind die neuen DN160E "härter"?


    Die Probe aufs Exempel habe ich gerade gemacht:


    Eine "alte" und die "neue" DN160E beim horizontalen Resonanztest mit "abgeschalteten" Antiresonator. Ich sehe keinen gravierenden Unterschied bei der Resonanzfrequenz (so bei 7,5Hz), also sind beide wohl gleich hart..


    Das 31 Sekunden lange divx-Video gibts hier:


    http://hevo.homepage.t-online.de/lowfreq360x288.avi (1,9MB)


    Der Ton wurde einfach über Kopfhörer abgestrahlt und über die KameraMics aufgenommen. Also bitte nicht meckern, weils rauscht...



    Zitat

    Original von Patrick
    Hevo, die HFN kann ich nirgends auftreiben, für Quellen und Alternativen bin ich offen!


    Was? Die Scheibe gibts doch "überall"...


    Z.B. bei Phonophono.de
    HiFi News & Records Testschallplatte D61001 49.00 Eur



    bfn hevo




    PS: Wer will, darf das Video mit meinem Segen auf (s)einer HP unterbringen und hier neu verlinken. Ich brauch den Platz auf meiner Mini-HP nämlich irgendwann wieder - und dann ist es weg...

    Die junge Generation hat doch noch Respekt vor dem Alter, hauptsächlich beim Wein, Whisky und den Plattenspielern.:D

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