Auflagegewicht alte Schellack-Tonabnehmer

  • Moin Moin alle miteinander.


    Bei mir zu Hause "arbeitet" noch ein Uraltdreher von Dual (Bj. 1941).
    Elektromagnetischer Tonabnehmer mit Stahlnadel.
    Ich habe spaßenshalber mal das Auflagegewicht gemessen und bin dabei auf einen Wert von 117 Gramm gekommen.
    Nahezu unglaublich oder?!
    Egal, funktioniert ja prächtig.


    Frage 1: Kann das auch mal jemand an seinem Uraltdreher messen?
    Nur mal so als Vergleichswert...


    Frage 2: Durch das hohe Auflagegewicht, ist natürlich das Eigengeräusch des Tonabnehmers beim Abtasten auch nicht ohne!
    Ist es theoretisch möglich das Gewicht zu reduzieren, ohne resultierende Klangeinbußen?


    Frage 3: Warum musste das Gewicht so hoch sein?
    Waren die Möglichkeiten der Verstärkung damals nicht ausreichend, um ein paar Milivolt zu verstärken?
    Das Ding kann man so jedenfalls problemlos an einem Hochpegeleingang betreiben.


    Grüße, Thomas.


    P.S. Falls jemand Bilder von dem Ding möchte, einfach Bescheid sagen!

  • Hallo Thomas,


    zu Deinen Fragen:


    1) Brauche ich nicht messen, denn als ich in Schellack eingestiegen bin, habe ich recherchiert. 100g waren damals übliche Werte, plus minus.


    2) Ich taste Schellacks mit einem Shure M75 mit der Schellacknadel ab, mit 2.5p. Klanglich funktioniert das sehr gut, ohne Nachteile. Ich habe einen Technics SL-1900 mit Direktantrieb auf 78rpm umgebaut - wir haben weiter unten, bei den Medien, übrigens ein extra Schellack Board.


    3) Bei den alten Grammophonen wollte man vom Stromnetz unabhängig sein, daher gab es Laufwerke mit Federantrieb. Die Schallleistung musste direkt von der Rille erzeugt werden, die Nadelnachgiebigkeit war daher sehr klein, und deshalb brauchte man diese hohen Auflagekräfte, um die Nadel in der Rille zu halten.


    Eins noch: Weisst Du, dass so eine Stahlnadel eigentlich nach jeder Platte gewechselt werden sollte? Die Nadeln gab es damals deshalb in richtigen Grosspackungen zu kaufen, mit 50 und 100 Stück. Wenn Du die Nadel dranlässt, ruinierst Du die Platten sehr schnell. Daher kommt dann das Abtastgeräusch, das Du hörst und das sich in die Platte eingräbt. Eine gute Schellackplatte, die noch nicht auf diese Weise beschädigt wurde, hat nur ein geringes Rauschen. Damit war fast schon HiFi möglich, halt nur in Mono. Ich habe hier Schellacks, die richtig gut klingen. Wesentlich besser z.B. als eine moderne Platte, die naß abgespielt und nicht gereinigt wurde.
    Verstärker für Millivolts waren damals aufwendig zu bauen, man hatte Kohlekornmikrophone, die höhere Spannungen lieferten, und man hätte im Plattenspieler dann mehrere Röhren gebraucht, gespeist aus einer dicken Batterie, weil man die Netzspannung noch nicht mit wenig Aufwand ausreichend brummfrei stabilisieren konnte. Es wäre gegangen, aber teuer geworden.
    Viele Grüße
    Horst

  • Hallo Horst,


    vielen Dank für deine Ausführungen.
    Für den Dauerbetrieb nehme ich auch einen anderen Plattenspieler.
    Dieser ist mit einem M71MB + Schellacknadel ausgerüstet.
    Auflagegewicht 5 Gramm.
    Was wäre denn, wenn ich das Auflagegewicht des alten Drehers reduziere.
    (Wie ich das mechanisch löse, weiß ich noch nicht, aber das ist ja erstmal nebensächlich.)
    Angenommen ich reduziere das Aulagegewicht der Stahlnadel auf ca. 10 Gramm und hebe die Vorverstärkung an, würde sich zumindestens das Eigengeräusch des Tonabnehmers drastisch reduzieren, bei gleichem Endergebnis.


    Das ich die Nadeln nur eine Seite benutzen darf wusste ich bereits.
    Wenn man sich die nämlich mal nach einer Seite dudeln unter dem Mikroskop ansieht, bekommt man glatt einen Schreck :)
    Dann versteht man auch die Warnung!


    Grüße, Thomas.

  • Hallo,


    eine Reduzierung auf 10 Pond wird nie gelingen, da die Nadel dann den Auslenkungen nicht mehr folgen würde.


    117 Gramm sind normal, es gibt sogar Modelle mit 200 Gramm!


    Eine Reduzierung um ein Drittel wäre sicher möglich, wenn Du es mechanisch hinbekommst.


    Für gute Platten unbedingt einen anderen Player, es tut hier auch ein Dual aus den fünfziger Jahren mit einem guten Kristallsystem.


    Alte Spieler verwende auch ich nur für Schellacks, die ohnehin schon abgedudelt sind.


    Gruss
    Norbert

  • Hallo Thomas,
    eine Reduzierung der Auflagekraft wird nicht klappen, da allein schon die Masse der Stahlnadel eine viel zu hohe Gegenkraft erzeugen wird, von der Tonarmreibung ganz zu schweigen. Die Nadel schlingert in der Rille und macht alles kaputt. Ich wusste nicht, dass Du Dich mit Schellack schon etwas auskennst; es soll Leute geben, die die Stahlnadel, die im Spieler eingespannt war, ewig benutzen und ihre Platten langsam in Streifen schneiden ;) Es ist sicher stilvoller, für Schellack einen älteren Spieler zu nehmen, der noch 78rpm hat. Von der technischen Seite spricht aber nichts gegen moderne Spieler, wenn man sie elektronisch leicht auf 78 bringen kann und sie einen relativ schweren Tonarm haben. Aber ich habe ja über die Vorzüge des Technics in der Beziehung schon im Schellack-Board hier geschrieben. Ach so, das Eigengeräusch - nein, das wird mit kleinerer Auflagekraft nicht kleiner, aber die Verzerrungen werden zunehmen. Kleinere Auflagekraft geht nur mit erheblich grösserer Nadelnachgiebigkeit, also eine Gummiaufhängung.
    Viele Grüße
    Horst

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