Perpetuum Ebner Rex kratzt und leiert

  • Hallo!


    Hab vor ein paar Wochen eine Musiktruhe von Graetz bei ebay ergattert. Da das Gerät Baujahr 58 ist, ist der Sound nich mehr so toll.
    Bin absoluter Neuling auf dem Gebiet, und brauche Tipps. ;)


    Der Plattenspieler ist ein Perpetuum Ebner Rex, und auf dem Tonabnehmer steht PE 10.


    Wie bekomme ich also das kratzen weg? Liegts an der Nadel oder dem Tonabnehmer, und wie funktioniert das ganze überhaupt? Wo bekomme ich Ersatz her, usw.


    Danke!

  • Wie bekomme ich also das kratzen weg? Liegts an der Nadel oder dem Tonabnehmer, und wie funktioniert das ganze überhaupt? Wo bekomme ich Ersatz her, usw.



    Erst mal Herzlich willkommen!


    Was für ein Kratzen meinst du. Es gibt unzählige Ursachen für unreine Wiedergabe:
    - Nadel
    - System
    - Kontakte
    - Verstärker (Vorstufe, Endstufe und wieder Kontakte)
    - Lautsprecher.


    Mfg Florian

  • Danke schön!


    Ich denke mal, dass kratzen kommt von der Nadel, aber sicher bin ich mir nich. Der Sound ist auf jedenfall unsauber.
    Beim Musikhören zieht sich ein dauerhaftes Kratzgeräusch durch die Musik.
    Außerdem hab ich das Gefühl, dass der Aufnahmeteller unrund läuft. Das erkennt man deutlich daran, dass der Abtastarm ständig von links nach rechts "wandert".


    Grüße, Christian

  • Hallo Christian,


    der von dir verwendete Ausdruck "kratzen" ist leider etwas... nun ja, unscharf. Ich würde vorsichtig darauf tippen, dass du damit nichtlineare Verzerrungen meinst, also Klirren und unsauberen Klang. Richtig?
    Wenn das so ist, dann muss ich dir gleich sagen, dass eine Saphirnadel, wie sie in dem Tonabnehmer PE 10 eingesetzt ist, nur eine Lebensdauer von 150-200 Stunden hat. Viele Leute, die sich damals so einen Plattenspieler zugelegt haben, haben nie die Nadel erneuert, so dass heutzutage oft Saphire in den Geräten stecken, die nur noch als Stümpfe bezeichnet werden können. 1000 oder mehr Betriebsstunden sind keine Seltenheit!
    Da nur wenige Menschen ein geeignetes Mikroskop ihr eigen nennen, sollte daher immer als erste Maßnahme bei einem so alten Plattendreher die Nadel erneuert werden. Hierzu gleich mein Angebot: wenn du vorhast, mit dem Rex nur Vinylplatten abzuspielen, also keine Schellacks mit 78 Umdrehungen, kann ich dir aus altem Lagerbestand mit Nadeln vom Typ SMM 9 aushelfen. Die haben 2 Mikro-Saphire statt der Originalbestückung mit je einem Normal- und Mikrosaphir. Über Preis (einstellig!) und sonstige Modalitäten können wir uns per PN austauschen.


    Wenn du auch Schellackplatten hast, solltest du dir bei einem einschlägigen Nadelhändler eine Nadel SNM 9 (oder PE10 N/M) zulegen. Oder besser gleich zwei oder drei, denn bei einem Gebrauch von 2 Stunden pro Woche benötigst du nach 1 ½ Jahren eine neue Nadel.


    Aber natürlich muss man hier auch fragen, was für Platten du damit abspielst. Sind die eventuell von diesem oder einem ähnlichen Plattenfolterinstrument schon selbst zerfräst und abgenudelt? Dann können die Verzerrungen natürlich auch von den Scheiben selbst kommen. Auch die hartversilberten Kontakte des Tonabnehmers und im Tonarm sollten mit einem Glasfaserstift mal von Oxidschichten befreit werden. Das System kann einfach durch Nachvorndrücken nach unten aus dem Systemhalter entnommen werden.


    Wenn der Plattenteller unrund laufen würde (was bei einem Präzisionsgerät wie dem Rex aber nicht vorkommt, behaupte ich jetzt mal ganz frech!), würde trotzdem der Tonarm nicht hin- und herschwanken, weil der ja nur von der Plattenrille geführt wird! Hier kommt es also nur zu Schwankungen, wenn die Platte ungenau zentriert ist. Und das kann man dem guten PE nun wirklich nicht anlasten ;) ! Bei sichtbaren Höhenschwankungen sähe das anders aus, dann läge es entweder am Teller oder an einer verwellten Platte.


    Also, Maßnahmen: 1. Unbedingt Nadel erneuern (und künftig alle 150 Spielstunden),
    2. Mit einer einwandfreien, neuwertigen Platte erneut testen.


    Wir sind gespannt auf deine weiteren Berichte!


    LG Holgi


    P.S.: Wenn du mir eine persönliche Nachricht oder Mail schicken willst, bediene dich bitte der beiden Icons unter meinem Avatar!

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

  • Puh, das sind ja gleich 20 Sachen auf einmal, aber trotzdem danke Hannoholgi ;)


    Okay, dann fang ich erstmal mit der Nadel an.
    Hab mir eben nochmal den Teller angeschaut. Vermutlich schwankt der Arm tatsächlich, weil er axial hin- und herwandert.


    Ich spiele übrigens ausschließlich neue Vinylplatten ab. Bei 7" ist das kratzen durchaus deutlicher zu hören, als bei 12"
    Zu den Nadeln... Ich benötige also für Vinylplatten eine Nadel mit Saphir, richtig? Und beim benutzen einer Ndel mit 2 Saphiren, kann ich dann einfach "umschalten" falls eine abgenutzt ist?


    Eine Frage noch zum Tonabnehmer. Wie funktioniert das Ding eigentlich? Blöde Frage, aber da sind keinerlei Kabel dran ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von DEADBOLT ()

  • Die "Kabel", die Du suchst, sind zwei (gab's den auch in Stereo?) Kontakte, die oben an der Headshell befestigt sind. Den Tonabnehmer kannst Du auch herausnehmen, wie hier dargestellt, dann siehst Du sie gleich:
    http://perpetuum-ebner.pytalhost.com/RexA/REX04.JPG


    Nur zur Korrektheit: Saphir ist nur das Material, aus dem die Nadel gemacht wurde. Wichtig ist der Schliff, den die Nadel hat. Eine einfache Saphirnadel nutzt Dir nichts, wenn sie nicht für moderne Schallplatten geschliffen ist. ;)


    Die von Holgi angebotene Nadel hat zwei Saphire mit passendem Schliff. Das Umschalten geht ganz einfach mit dem Hebel, der sich rechts an der Headshell befindet (N/M). Dabei wird das Abnehmersystem so gekippt, dass immer eine der beiden Nadeln korrekt in der Rille steht.


    Das Abnehmersystem selbst arbeitet mit piezoelektrischen Keramikstreifen, der damalige Standard. Mehr dazu kannst Du in Wikipedia nachlesen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/T…Piezoelektrischer_Wandler


    Grüße
    Thomas

  • Sehr schön, Thomas :thumbup: , und völlig korrekt!
    Damit hast du mir die Antwort erspart. Ich habe inzwischen auch eine PN vom Todesbolzen erhalten.


    Holgi

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  • Danke an Thomas und Holger!


    Aber... Thomas, ich hab schon geschnallt, wie ich den Tonabnehmer entferne, die Nadel tausche, und dass nicht der komplette Plattenspieler aus einem riesigen Saphir besteht ;)


    Aber in Sachen "Kabel" hast du mir weitergeholfen. Die Kontakte sind also die Dinger die wie Federn aussehen, richtig? Ich dachte, die Dinger hätten was mit dem Kippmechanismus zwischen M und N zu tun, also als Feder quasi.


    Ich werde jetzt erstmal neue Nadeln bei Holger bestellen, und dann mal antesten ob Besserung eintritt.


    Eine Frage hab ich noch. Wie entferne ich den Abnehmer aus der Headshell ohne was zu zerstören? Würde beides gern mal reinigen wegen staubig, hab aber keine Lust was kaputtzubrechen.


    Danke für eure Geduld, komm mir schon blöd vor, aber ich stell lieber 5 dumme Fragen, bevor der Plattenspieler in Flammen aufgeht oder so ;)

  • as System kann einfach durch Nachvorndrücken nach unten aus dem Systemhalter entnommen werden.


    So hatte ich es bereits weiter oben beschrieben. Vielleicht war es etwas unklar, aber mit Worten ist das etwas diffizil, obwohl die feinmotorischen Fähigkeiten des Operierenden nicht groß sein müssen.
    Um es ganz klar zu machen, habe ich es kurzerhand fotografisch aufbereitet.


    Die Dinger haben übrigens wirklich eine Doppelfunktion als Federn für den Kippmechanismus UND Kontakte!


    Entnahme des Kristallsystems PE 10 aus der Headshell:



    Systemhalter und System:



    LG Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Hannoholgi ()

  • Hallo,


    wenn ich die zwei Kontakte sehe, frage ich mich, ob das Stereo ist bzw überhaupt für Stereoplatten geeignet ist.


    Ich spiele übrigens ausschließlich neue Vinylplatten ab. Bei 7" ist das kratzen durchaus deutlicher zu hören, als bei 12"


    Ich würde eher alte Platten ohne großen Wert damit abspielen, da neue Platten dafür viel zu Schade sind. So ein altertümliches Kristallsystem ist eine ziemliche Plattenfräse, so dass man die Platten für die richtig gute Wiedergabe auf einem Hifi-Gerät verdirbt.


    Gruß
    Thechnor

    Gruß
    Thechnor

  • Danke für den Tipp, aber ich finde so´n altes Ding irgendwie geiler, als so´n High Tech USB Megading. ;)
    Kann deine Bedenken verstehen, aber ich teste das erstmal an, und falls ich zuviel Kohle in das Ding stecken muss, schmeiß ich den PE aus der Truhe, und steck ein neues Gerät rein.


    Hab die Musiktruhe für 1 Euro ersteigert, und für Baujahr 58 sieht das Teil top aus.
    Also kann ich ruhig noch was in die Technik investieren.

  • Zitat

    Danke für den Tipp, aber ich finde so´n altes Ding irgendwie geiler, als so´n High Tech USB Megading. ;)

    So ein USB Megading brauchst Du auch gar nicht, um Deine neuen Platten schonend abzuspielen.
    (So plattenschonend sind die meisten USB-Fräsen auch gar nicht mal...)


    Warum für Deine guten Platten nicht ein guter alter Dual? Einer aus den späten 60ern bis späten 70ern, darunter waren zahlreiche wirklich sehr empfehlenswerte Modelle, die den meisten aktuellen Plattenspielern qualitativ immer noch sehr weit überlegen sind.


    Hier im Board wird man Dir sicher schnell etwas empfehlen und ggf. auch direkt anbieten. Ein hochwertiger Dual muss dazu nicht unbedingt teuer sein! Ab der Mittelklasse (ein Magnetsystem sollte es schon sein) kann man bei keinem Dual aus diesem Zeitraum etwas falsch machen. Für welchen Du Dich entscheidest, ist Geschmackssache. Eher "rustikal" wirkt z.B. der 1019, der etwa zehn Jahre jünger ist als Dein Rex. Wenn Du auf "alte" Optik stehst, dann kämen auch z.B. 1219/29 oder deren kleinere Brüder 1218/28 in Frage, oder der 701 (der allerdings wie auch die meisten anderen 7er etwas teurer gehandelt wird). Wenn's auch etwas "moderner" sein darf, dann vielleicht ein 604 oder 704 oder...


    Der Trend in diesem Forum geht sowieso stark in die Richtung "mehr als 1 Plattenspieler". Ich selbst war davon allerdings erst spät überzeugt, und auch heute ist mein Bestand mit 4 Drehern noch eher klein, im Vergleich zu den meisten anderen Usern hier...

    Gruß
    Michael


    Aktuell spielen hier: 1219 (2x) * 1209 * 1019 * 1009 * 721 * CL240 * CL172

    Die wichtigsten Ehemaligen: 650RC * 1229 * 1218 * 1216 * 1225 * 1228/KA61 * C822


  • Hallo,


    wenn ich die zwei Kontakte sehe, frage ich mich, ob das Stereo ist bzw überhaupt für Stereoplatten geeignet ist.


    Hallo Thechnor,


    natürlich nicht, denn wenn "das Stereo" wäre, müssten es ja mindestens drei Kontakte sein :rolleyes: ! Geeignet für Stereoplatten sind alte Mono-Kristallsysteme nur mit großer Einschränkung. Da die Nadel kaum eine vertikale Auslenkung ermöglicht, ist der schädigende Einfluss auf die Rillen nicht zu unterschätzen. Aber aufgrund des Auflagegewichts von 9 g und der Compliance von 5 ist es ja mit der Plattenschonung bei den alten Rexen sowieso nicht weit her... :wacko:
    Ich habe auch immer das Problem, was ich damit abspielen soll. Alte Singles aus den 1950ern/60ern sind zwar zeitgemäß, aber andererseits, sofern noch gut erhalten, auch viel zu schade zum Zerfräsen. Also spiele ich nur eh schon verklirrte Platten damit ab. Oder welche, die ich nicht mag :D


    Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

  • Warum für Deine guten Platten nicht ein guter alter Dual? Einer aus den späten 60ern bis späten 70ern,


    DasProblem mit dem "kultig aussehen" und der Plattenschonung.


    Schau dir mal das Avatarbild von IndiviDual an.


    Das ist so ein Plattenspieler


    p1007 A


    mit dem leichten Magnetsystem von so einem Plattenspieler:


    1226





    Ich befasse mich ebenfalls mit dem aufrüsten solcher Geräte. Nicht viele machen sich darüber Gedanken - ich empfände es jedoch als schade, die Optik (und Haptik) deiner Graetz Truhe mit einem neuen Laufwerk zu verschandeln.
    Entweder du lebst mit dem Verschleißproblem, oder spielst nur noch alte Platten ab.


    - Oder baust dir auch so was wie IndiviDual und ich.


    Mfg Florian


    PS: Sag´einer, was er will: Die Schallacks klingen auf den alten "Fräsen" immer noch am besten, sofern Verstärker - System - Anpassung in Ordnung sind :) !

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