731q Motor schaltet nach kurzer Zeit ab

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich die Reparatur meines 731q zeitweise auf Eis gelegt hatte, hat mich kürzlich der Ehrgeiz gepackt, mich intensiv mit der Elektronik dieses exquisiten Geräts zu beschäftigen, um es wieder zum Laufen zu bringen. Glücklicherweise konnte ich dabei auf die zahlreichen Beiträge in diesem Forum zurückgreifen und habe viel über die zugrundeliegende Technik gelernt. Mein Hauptproblem – das unkontrollierte Hochdrehen – konnte ich dadurch beheben. Nun stehe ich jedoch vor einem neuen Problem:


    1. Der Motor startet problemlos und erreicht sofort die korrekte Drehzahl.
    2. Nach etwa 30 Sekunden beginnt die Drehzahl leicht zu schwanken.
    3. Nach insgesamt 60 Sekunden stoppt der Motor, während alle anderen Funktionen aktiv bleiben.
    4. Nach dem Ausschalten und einer Pause von etwa 5-10 Minuten kann man ihn wieder Starten und das ganze wiederholt sich.


    Ich vermute, dass einer der Transistoren auf der Mutterplatte, vermutlich der T9005, überhitzt und dadurch temporär ausfällt. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass das Kühlblech nach kurzer Betriebszeit bereits sehr warm ist. Sobald der Transistor abkühlt, scheint das Problem für eine Weile behoben zu sein.


    Ist diese Vermutung plausibel, und wie könnte ich das überprüfen?


    Zur Transparenz möchte ich erwähnen, was ich bisher unternommen habe:

    • Austausch aller Elkos, Entstörkondensatoren und Gleichrichterdioden. (Nach der tollen Anleitung hier im Forum)
    • Leichtes Abschleifen des Magnetringes (der Tacho funktioniert jedoch noch einwandfrei; die Amplituden habe ich mit dem Oszilloskop überprüft und sie sind korrekt).
    • Reinigung des Kühlblechs (hier vermute ich liegt der Hund begraben)


    Beste Grüße

    Fritz

  • Wenn nur ein Treiber ausfällt, dann ja auch nur eine Spule, dann liefe der Motor aber mit den anderen drei Spulen durch den "Schwung" weiter. Ich hatte mal einen 731er, der nur in einer bestimmten Tellerposition nicht anlief, weil eben genau eine Spule nicht angesteuert wurde.


    Das Problem scheint thermischer Natur zu sein, das kann auch eine Lötstelle, ein Steckkontakt oder ein Haarriss auf einer Platine sein. Für die Diagnose kann Kältespray hilfreich sein, ansonsten alle Lötstellen erneuern. Hat Dein 731er schwarze Keramikkondensatoren? Auch die sind immer für Störungen "gut".


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hallo Ulli!


    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!

    Dann wird wohl einer deiner Vorschläge eher verantwortlich sein. Wahrscheinlich war das häufige Auseinander- und Zusammengestecke nicht so förderlich für die Lötstellen. Dann werde ich das morgen direkt mal angehen und mein Ergebnis mitteilen.


    Von den schwarzen waren komischerweise nur 2 eingebaut. Die habe ich aber schon getauscht!


    Danke für den Tipp!


    Gruß

    Fritz

  • Hallo Fritz,


    ein thermischer Aussetzer eines einzelnen Transistors ist unwahrscheinlich - wird ein Transistor zu warm, geht er irgendwann ins elektronische Nirwana ein - dann aber endgültig. Er wird aber nicht aussetzen und nach Abkühlung quasi digital wieder "einschalten". Ich hätte da eher den Spannungsregler IC9001 im Visier (µA78M15). Diese Spannungsregler haben einen integrierten thermischen Überlastschutz, der das von Dir beschriebene Verhalten erklären könnte. Du könntest das mit Kältespray überprüfen.


    Dies würde in der Folge bedeuten, daß der Strom, den die Elektronik aus diesem Festspannungsregler zieht, aus irgendeinem Grund zu hoch ist, aber noch keinen Kurzschluß darstellt (sonst würde der Motor gar nicht mehr anlaufen). Weitere Diagnosen sind aus der Ferne schwierig, ich würde aber dort mit der Suche beginnen und zuerst den Strom messen, der von der Elektronik aus dem Regler entnommen wird. Leider wird dieser Fehler schwieriger zu finden sein als ein klarer Bauteileausfall wie defekter Kondensator oder eindeutiger Kurzschluß etc. Trotzdem würde ich zunächst mit der Lupe alle Platinen auf der Leiterbahnseite auf kalte Lötstellen, Unterbrechungen oder Lötzinnbrücken etc. untersuchen. Danach muß man weitersehen.


    Viele Grüße, Jürgen

  • Nachtrag: Wenn sich der Strom aus dem Regler zu hoch herausstellt (ich weiß jetzt nicht, wie viel die Elektronik normalerweise zieht, aber mehr als 300 mA erschienen mir verdächtig bzw. schon zu hoch) , dann miß mal den Strom in der gelb markierten Leitung; am Pin 6 könnte man ein Multimeter einschleifen. Wenn er dort ähnlich hoch ist, ist wohl im Bereich Motor bzw. dessen Ansteuerung etwas nicht in Ordnung. Andere Möglichkeit: Multimeter am Ausgang des IC9001 einschleifen, Stecker am Pin6 abziehen und beobachten, ob die Stromaufnahme dann signifikant zurückgeht. Wenn der Bereich Motor bzw. dessen Ansteuerung nicht die Ursache ist, ist das schonmal ein gutes Zeichen: Alle anderen Bauteile der Elektronik sind nämlich noch gut im Elektronikhandel erhältlich.


    Insgesamt würde ich den Fehler auf der Mutterplatine bzw. deren Umfeld vermuten. Der thermische Aussetzer vermutlich des IC09001 (das ist höchstwahrscheinlich nicht defekt) dürfte Symptom, nicht aber die Ursache sein. Wenn das Kühlblech heiß wird, fließt wohl durch einen der Treibertransistoren zuviel Strom. => Kontrolliere zuerst diese Platine (auf der Du lt. Deiner Beschreibung gelötet hast) auf Fehler. Weiterhin: Kannst Du ausschließen, daß Du bei der Arbeit am Motor Spulendrähte beschädigt und in Folge vielleicht Windungen kurzgeschlossen hast, so daß hieraus ein erhöhter Strom resultiert?

  • Hallo Jürgen,


    vielen Dank für den Hinweis!


    Erstmal möchte ich folgendes Update mitteilen:

    Nachdem ich die vier Halter der Platinen am Motor zum Test wieder angeschraubt habe, kommt am Modul 2 kein Signal mehr vom Tacho an. Auf den Pins der Mutterplatte, an denen der Tacho angeschlossen ist, kommt auch keine Sinuskurve mehr an, sondern ein verzerrtes Signal. Es scheint, dass die Lötstellen wirklich in Mitleidenschaft gezogen wurden und jetzt einen Wackelkontakt haben. Meine Hoffnung ist nun, dass ich das Problem mit dem Überhitzen lösen kann, indem ich die Lötstellen alle neu mache.


    Die von dir vorgeschlagenen Messungen werde ich im Anschluss an die Lötaktion durchführen.


    Was mich bei den Transistoren stutzig gemacht hat, ist folgendes: Alle Transistoren haben am mittleren Beinchen einen Widerstand zum Kühlblech von ca. 800 Ohm. Der T9005 hat jedoch einen Widerstand von ca. 4,2 MOhm. Ist das normal?


    Zu den Spulen am Motor kann ich nur sagen, dass ich eigentlich nur in der Nähe der Tachospule gewerkelt habe. Kann ich mit einer Widerstandsmessung an den anderen Spulen feststellen, ob dort etwas nicht stimmt?


    Gruß

    Fritz

  • Hallo Fritz,


    da die Rückseite des Siliziumkristalls den Kollektor darstellt und dieser mit dem Leadframe des Transistors verlötet ist, der auch die Kühlfläche des Transistors darstellt, ist die elektrische Verbindung zwischen dem mittleren Beinchen und der Transistorrückseite normal. T9005 wird deshalb wahrscheinlich mittels einer dazwischengelegten Glimmerscheibe zum Kühlkörper hin isoliert sein (das sind dann Deine 4,2 MOhm) - es würde sonst einen Kurzschluß zu den Motorspulen geben, die ihrerseits mit den Kollektoren der Treibertransistoren T9001 bis T9004 verbunden sind.


    Für einen Schnelltest würde ich mal den im Schaltplanausschnitt unten gezeigten Stecker von der Mutterplatine abziehen und die Pins 3,4,8 und 9 gegen Pin 6 (also den Widerstand alle Motorspulen) messen. Ohne jetzt deren Sollwert zu kennen, sollten die Werte aber alle ähnlich sein. Sofern dort kein niederohmiger Ausreißer dabei ist, wäre der Motor wahrscheinlich in Ordnung.


    Nächster Test: miß mal mit der Widerstandsmeßfunktion Deines Multimeters die Emitter-Kollektorstrecken von T9001 bis 9004 (vorher besagten Stecker abziehen, Minuspol des Ohmmeters dabei auf Emitter. Es darf kein Durchgang fesstellbar sein, sonst wäre der Transistor defekt.


    Grüße, Jürgen

  • Ich habe gute Neuigkeiten!


    Genau wie Ulli und Jürgen vorgeschlagen haben, habe ich mir die Mutterplatine genauer angesehen, und da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Der Stecker zum Motor hin hat gewackelt, und alle Lötstellen waren gebrochen.

    Nachdem ich sie neu gelötet habe, dreht sich der Motor wieder ohne Probleme. Manchmal sind es wirklich sehr triviale Dinge.


    Jetzt habe ich nur noch zwei kleine Baustellen: Wenn er läuft, brummt es. Ich vermute mal, das liegt am Netzteil, daher werde ich das mal genauer untersuchen. Außerdem scheint der Motor einen kleinen Fehler im Tacho zu haben. Laut App und leicht an Strobo sichtbar verursacht das an einer Stelle eine kleine Schwankung von 0,25 %, und er dreht sich wohl um 0,06 % zu schnell. Aber das kann ich definitiv verschmerzen. Ich werde noch kurz prüfen, ob man die Stelle mit bloßem Auge erkennen kann, aber sonst ist das ja nicht allzu schlimm.


    Vielen Dank an Ulli und Jürgen für die vielen Tipps, und natürlich bitte ich auch um Entschuldigung, dass ich ein so triviales Problem so verkompliziert habe.


    Grüße,

    Fritz

  • Und noch ein letzter Nachtrag:


    Das Brummen lag daran dass die Schrauben am Netzteil zu locker waren, und das leichte Eiern daran dass der untere seegering verbogen war. Nach dem ersetzen von diesem und festziehen der Schrauben läuft er lautlos und ohne Schwankungen.


    Gruß

    Fritz

  • Moin Fritz, für "triviale" Probleme muß sich hier niemand entschuldigen - die meisten Probleme sind doch genau das, wenn man erst einmal die Ursache gefunden hat. Wichtig ist, daß der Plattenspieler wieder läuft. Viel Spaß mit dem 731!


    Grüße, Jürgen

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