Dual 704 dreht bis Anschlag hoch (Fehler 3) - wie sinnvoll vorgehen?

  • Hallo Forum!


    Mein gepflegter 704 (II) fing grade aus heiteren Himmel an, bis Anschlag hochzudrehen. Gängiger Fehler wohl? Kann aber in dem "Fehlerthread" nicht posten.


    Hatte eine Scheibe nicht bis zum Ende gehört, Arm hoch, Arm abgelegt (Dreher aus also), andre Platte drauf, Arm drauf und schon runter gelassen...mit etwas Glück hab ich dabei die originale VN35HE dabei nicht gehimmelt :rolleyes:


    Wie geh ich nun vor? Gibts ne Anleitung für Dummies?


    Danke! :thumbup:

  • Hab grad mal den Teller runtergenommen und (System vorher abgenommen) angeschaltet und siehe da, er tuts wieder wie gehabt. Suspekt.


    Macht mir natürlich trotzdem Sorge, vor allem wenn ich nicht neben dem Dreher stehe um der armen Nadel zur Hilfe zu eilen, wenn er wieder durchdreht... ?(

  • Hi !

    Macht mir natürlich trotzdem Sorge, vor allem wenn ich nicht neben dem Dreher stehe um der armen Nadel zur Hilfe zu eilen, wenn er wieder durchdreht...

    Man schafft damit aber mehr Platten in kürzerer Zeit ... :D


    Der EDS900 beim 704 ist eigentlich ein verläßlicher Kumpel. Wenn das Gerät noch nie auf war und die Elektronik seit der Produktion unberührt ist, gibt es darauf ein paar Komponenten, die der Betrachtung bedürfen - genauso, wie am Motor.

    Wie geh ich nun vor? Gibts ne Anleitung für Dummies?

    Naja ... nicht so wie bei 'nem Windows-PC "runterfahren, neu starten" oder so. Man sollte a) schon einigermaßen wissen, was man tut, b) Erfahrung mit Mechanik und Elektronik haben und c) werkzeug- und bauteileseitig passend ausgerüstet sein.


    Achtung: das wird eine längere Geschichte !


    Das Motorproblem ist - vereinfacht gesprochen - ein Alterungsproblem.


    Unten im Motor, wo das Drucklager ist, sitzt eine gezahnte Metallscheibe, gehalten von zwei Seegerringen, auf der Motorachse.

    Die läuft am Rand mit einem kleinen Luftspalt gegen einen gummiartigen Magnetstreifen, der um den inneren Rand geklebt ist.

    *Darunter* liegt eine rundumgewickelte Spule aus einem haarfeinen Draht: die Tachospule.

    Die gezahnte Scheibe stört das Magnetfeld des Gummimagneten am Rand und dadurch wird eine Sinusspannung in der Spule induziert, die in Frequenz und Spannung steigt, wenn sich der Motor schneller dreht.

    Diese Spannung liefert das Drehzahl-Ist-Signal für die Regelung.


    Problem: der Gummimagnet am Rand quillt im Laufe der Jahre ein wenig auf. So gesehen kein Problem, aber wenn das ein gewisses Maß überschreitet, kommt er in Kontakt mit der gezahnten Scheibe. Und weil die nur auf Reibungsdruck von zwei Klemmringen gehalten wird, *kann* er die zum Stehen bringen. Mal nur so kurz (dann ruckelt es etwas) oder ganz. Damit fällt das Ist-Signal weg.


    Das bedeutet für die Elektronik: "Boah ! Teller steht - Volle Kraft Voraus !" - und dann gibt sie alles.

    Damit erreicht der Teller locker 100 upm.


    Wenn man etwas vorsichtig zu Werke geht, kann man mit einem sehr scharfen Cuttermesser den Überstand am Magnetgummi wieder zurückschneiden und alles wird gut. Wenn man dabei die Spule darunter trifft, ist ein neuer Motor fällig.


    An der Stelle könntest Du selber gucken.

    Teller runter, Arm fest, am besten System abnehmen. Chassis aus der Zarge bauen und auf einem Karton ablegen, daß der Motor innen frei drehen kann, aber der Arm nicht auf dem Tisch liegt.


    Das sieht dann ungefähr so aus:

    http://www.hifi-archiv.info/Dual/704s/704s-22.jpg


    Die Schlitzschraube lösen, die den Abschalthebelklapperatismus an Ort und Stelle hält und das Zeugs abnehmen.

    Dann die beiden restlichen Schlitzschrauben rausnehmen, die den unteren Motordeckel halten.

    Darunter liegt dann gleich die gezahnte Scheibe mit dem Magnetgummi rundherum.

    Wenn rundherum ein ca. 0.5 - 1mm großer Luftspalt zwischen Scheibe und Rand ist, dann ist an der Stelle alles gut.


    Gucken wir mal nach der Elektronik.

    Das ist auch ein Alterungsproblem. Klar, nicht ? Warum soll es dem 704 anders gehen, wie uns ?


    Auf dem Bild aus dem Manual sieht man schon drei Kondensatoren, die glatte, zylindrische Gehäuse haben, wo oben "ROE" draufsteht und die -vermutlich- weinrot oder orange sind. Zwei davon sind 100µF (C14 und C15), einer davon ist 47µF (C1). Die dicke liegende Rolle ist der Hauptkondensator der Stromversorgung 1000µF (C18). Den *kann* man gelegentlich auch mal neu machen, aber wenn der Antrieb bis dahin noch nicht an Schlappheit oder ewigen Zeiten bis zum Erreichen der Nenndrehzahl gelitten hat, ist der noch gut.


    Relevant sind zunächst mal die drei Brüder Roederstein.

    Die beiden 100µF stabilisieren die internen Hilfsspannungen. Die werden erst wirklich kritisch, wenn sie nicht mehr funktionieren, denn dann wird die ganze Regelung instabil, oder der Motor läuft gar nicht mehr. Bei den ROEs ist nicht die Frage *Ob* sie kaputtgehen, sondern *Wann*. Ich tausche die inzwischen "sofort bei Antreffen" aus. Ich habe, glaube ich, einen ganzen Haribobottich von denen ...

    Der 47µF überbrückt die Spule vom Tachogenerator. Wenn der mürbe wird, ist der in der Lage, das Ist-Signal zu behindern.

    Was macht die Elektronik ohne Ist-Signal ? Richtig: Vollgas.


    Da sind aber noch zwei weitere Kondis, die ich dann mit den Roedersteins tauschen würde. Das eine ist ein 1µF (C2) und ein 0.47µF (C4) - das dürfte bei dem Board ein Tantalkondensator sein. Tantalis habe auch die Eigenheit, interne Kurzschlüsse auszubilden, wenn sich ihr Leben dem Ende zuneigt. Und die beiden Kameraden C2 und C4 sitzen wie C1 an so exponierter Stelle, daß sie das Ist-Signal töten können.


    Das wären meine ersten Aspiranten, die bei mir aus einem 704 mit dem Fehlerbild ausziehen müßten.

    Zumal er nach einem Neustart wieder in der Spur eingerastet ist. Heißt: es tritt zuerst mal ein sporadischer Fehler auf. Ich schätze, daß der sich ohne Konter-Aktion bald wiederholen wird. Und dann ggf. zu einem konstanten Fehler wird.


    Du könntest natürlich so lange warten ...


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Was ist denn mit den beiden Trimm-Potis R20 und R22 auf der Platine für die Voreinstellung der Geschwindigkeiten. Die sind bei meinem kürzlich erworbenen 704 beim Versuch der Ertüchtigung durch mehrmaliges Hin und Herschalten direkt zerbröselt. Zuvor hatte der Dreher einmal richtig Gas gegeben, sich dann wieder beruhigt, - die Drehzahlenstellung war aber nicht stabil möglich. Nach Einlöten der neuen Trimmer und Austausch der kritischen Kondis läuft der 704 bislang mustergültig. Am Motor habe ich nicht Hand angelegt.


    Ein ähnliches Problem hatte ich bei einem ONKYO CP-5000A, der auch immer mal wild die Drehzahlen verändert hat. Auch da waren die Voreinstell-Potis die Übeltäter.

    Grüße


    Wolfgang



    "Vergiss nicht glücklich zu sein!" :)

  • Hi Wolfgang !

    Was ist denn mit den beiden Trimm-Potis R20 und R22 auf der Platine für die Voreinstellung der Geschwindigkeiten.

    Das kommt im Einzelfall drauf an.


    Beim 701 und teilweise beim 704 wurden weiße Preh-Potis eingesetzt, die eine ausgezeichnete Qualität haben. Davon habe ich mal eins ersetzen müssen, was ein Vorbastler "beim Herumstochern" erlegt hat. Hat wohl versucht, das mit dem Akkuschrauber durchzudrehen ...


    Die braunen Ruwido, die auch bei anderen Dualgeräten für Ungemach sorgen, muß man kritisch begucken. Meistens sind die noch gut, wenn sie *nicht* mit irgendwelchem Sicherungslack behandelt wurden, fallen aber öfters mal der Schleifer-Oxydation zum Opfer. Dann raus damit.


    Trimmpotis, Pitchpoti(s) und Drehzahlschalter liegen bei den alten 7ern (701, 704, 721) leider direkt im Rückkopplungszweig und in der Ist-Wert-Übermittlung und sind daher natürlich zu prüfen.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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