HS 130 - Instandsetzung

  • Hallo,


    Ich habe heute einen Dual HS - 130 mehr oder weniger freiwillig in mein Arsenal aufgenommen.
    Vom äusseren ist er noch schön anzusehen, nur an den Boxen (Dual CL-101) ist der Schaumstoff hart geworden und zerrissen.
    Anschalten hat direkt geklappt, nur ist mir gleich beim auflegen der ersten Platte aufgefallen das der rechte Kanal kaum bzw. auch mal keinen Ton ausgegeben hat.
    Der linke Kanal war hingegen akzeptabel. Ich habe zwar keinen Vergleich aber muss sagen das es sich schon ziemlich bescheiden angehört hat, was mich aber erstmal nicht störte. Nun hatte ich die Platte so ca. 3 Lieder lang laufen dachte so ein kleiner "Langzeittest" schadet ja wohl kaum. Dann hat der Entstörkondensator mit dem bekannten Knall den Geist aufgegeben (Wohnung stinkt immer noch, Halleluja!) Nun zu meiner Frage: Was macht das Teil denn genau? Kann das oben beschriebene Verhalten mit einem defekten Entstörkondensator erklärt werden? Ich habe mal kurz hier gestöbert und Wikipedia durchgelesen aber nur Bahnhof verstanden.
    Ich bin eher der "ich tausche was kaputt ist aus" - Elektriker, was nun ein Bauteil im einzelnen bringt ist mir momentan noch nicht so wirklich klar.
    Wobei ich dem in baldiger Zukunft Abhilfe schaffen will. Falls wer "tolle" Bilder sehen will: hier --> https://onedrive.live.com/redi…oIw_c&ithint=folder%2cjpg


    LG Leon

  • Hi Leon !

    Nun zu meiner Frage: Was macht das Teil denn genau?

    Hast Du doch erlebt: knallen und stinken ... :D


    Im Ernst: der Entstörkondensator bei den HS ist parallel zum Trafo geschaltet. Er soll hochfrequente Störungen aus dem Stromnetz kurzschließen und gegenüber dem Trafo neutralisieren, damit die nicht auf die Sekundärseite hinüberwandern und dort im Tonsignal irgendwelche Störungen produzieren.
    "Die andere Art" Entstörkondensatoren sitzt über Netzspannung schaltenden Schaltern. Zum Beispiel bei dem 1224-Dreher in der HS130 im Hauptschaltkasten. Das ist ein 10nF (0.01µF), dessen Aufgabe es ist, einen eventuell entstehenden Schaltfunken in seiner Intensität zu dämpfen und damit einen vorzeitigen Kontaktabbrand des Schalters zu verhindern.


    Die Kondensatoren müssen der Schutzklasse "X2" genügen, da sie ständig leitend mit dem Stromnetz in Verbindung stehen. Diese Schutzklasse garantiert, daß der Kondensator im Fehlerfall nicht anfängt zu brennen. (Sie garantiert *nicht*, daß er nicht platzt, raucht und stinkt ...). Die Wechselspannungsfestigkeit muß 275V AC betragen. Die alten hatten "nur" 250V~. Wir haben aber nicht mehr 220V Netzspannung, sondern 230V - mit plus/minus 10 Prozent Toleranz. Das bedeutet, daß die Spannung in einem unbelasteten Segment des Stromnetzes bis zu 253V~ betragen kann ... daher die geforderten 275V~ Spannungsfestigkeit bei den neuen Kondis.


    Der am Trafo ist ein 47nF (0.047µF), der im Schalterkasten der schon erwähnte 10nF (0.01µF).


    Hier ist ein Beispiel für einen passenden Kondi mit den wichtigsten Daten eingekringelt:


    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Okay,
    soweit ich das nun richtig verstanden habe hat es erstmal nichts mit der Ton-Problematik zu tun richtig?
    Aber getauscht werden muss er ja erstmal... http://www.ebay.de/itm/1x-RU-K…ensator-D84-/252099914336 der sollte funktionieren oder? - darf ich hier eBay links posten? wenn nicht lösch ich ihn gleich wieder dann nicht wundern :D

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  • Hi Leon !

    darf ich hier eBay links posten?

    Ist bei solchen Links eher kein Problem.
    Nur, wenn es Geräte sind, auf die man bieten möchte ... sonst schnappen einem die anderen das noch vor der Nase weg ... :D


    Der in der Auktion gezeigte Kondi ist zumindest für den Schalterkasten vom Dreher geeignet. Für den auf der Trafoplatine brauchst Du einen 47nF. Dieser hat 10.


    Der zum Beispiel:
    http://www.ebay.de/itm/1x-0-04…aa2062:g:T-wAAOSwnLdWr3Hb


    (Wußte nicht, daß die so teuer sind. Bei meinem Bauteilehändler in Bielefeld zahle ich dafür 30 Cent oder sowas ...)


    Was kostet sowas beim Onkel Conrad ?


    https://www.conrad.de/de/mkp-x…m-mkp-x2-1-st-450213.html


    https://www.conrad.de/de/mkp-x…m-mkp-x2-1-st-450218.html


    24 Cent jeweils.


    Na.


    soweit ich das nun richtig verstanden habe hat es erstmal nicht mit der Ton-Problematik zu tun richtig?

    Nein. Garantiert nicht.
    Da hast Du entweder eine Kontaktstörung zwischen Tonabnehmer und Armplatte oder einen Bock im eigentlichen Verstärker.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • So dann pilgere ich morgen gleich mal zu nem Elektroladen und kauf mir zwei den Anforderungen entsprechenden Entstörkondensatoren und dann seh ich mal weiter. Wenn ich Hilfe brauch weiß ich ja wo diese immer schnell, freundlich und kompetent zu finden ist. Danke so weit erstmal.


    Grüße Leon

  • soweit ich das nun richtig verstanden habe hat es erstmal nichts mit der Ton-Problematik zu tun richtig?


    Schwenk den Tonabnehmer-Griff nach hinten (Vorsicht midder Naddel!), nimm den Tonabnehmer komplett vom Tonabnehmerträger ab und putz einfach mal die schwarz korrodierten Kontakte blitzeblank. Auch die Kontaktflächen am Tonabnehmerträger.



    Das geht prima mit einem Glasfaserpinsel. Den gibt's bestimmt ebenfalls beim Elektronik-Höker.

  • Hallo,
    nun habe ich den 47nF Entstörkondensator ersetzt, alle Sicherungen getauscht und die Kontakte bereinigt. Ich habe auch ein paar 10nF Entsörkondensatoren erstanden allerdings noch nicht ausgetauscht noch sind die alten ja heil ;). Leider gibt er jetzt ausser einem Rauschen keinen Pieps mehr von sich (mal abgesehen von den extrem leisen Tönen der Nadel? selbst). Wo soll ich mit der Fehlersuche beginnen und wie gehe ich vor? Vorschläge?


    Grüße Leon

  • hi Leon
    ist dir vielleicht ein Draht von der Netzteilplatine abgebrochen?
    hast du die Sicherng überprüft?
    hast du mal die Spannung für den Verstärker gemessen?
    laut Schaltplan sollten 17,2V anliegen


    Albert

    Gruß
    Albert

  • Hier das Ergebnis meiner kurzen Nachforschung:


    1. nur die linke Seite Rausch
    Weil:
    2. die Sicherung für die rechte Seite fliegt beim Einschalten sofort raus. Überbrücken ohne Sicherung sollte ich das ganze wohl besser nicht oder? ;) (kann man hier schon auf ein konkretes defektes Bauteil schließen?)


    Daraus schlussfolgere ich erstmal das das Problem definitiv am Verstärkerschaltkreis liegt oder überseh ich was?


    @hetasa Nein Kabel sind noch alle dran. Spannung kann ich aufgrund begrenzter technischer Mittel in meinem Zweitwohnsitz erstmal nicht prüfen :(


    Grüße Leon

    2 Mal editiert, zuletzt von Exoes ()

  • Hi Leon !


    Die Verstärker, die in der HS130 eingesetzt werden, sind zumeist schon etwas angestaubte Designs. Wenn Du die mit den vier Endtransistoren mit den rechteckigen Kühlklötzen hast, ist das noch ein *ganz* altes Design. Die Kisten kranken gern mal an gestorbenen Ausgangselkos. Der schließt dann den Ausgang kurz bzw. sorgt für einen Überstrom, der die Sicherung kegelt.
    Da ist auf jeden Fall eine etwas tiefere Fehlersuche angesagt. Du brauchst dazu ein Digital-Multimeter. Hast Du eins ? Im weiteren sind elektronische Bauteile und eine Lötkolben nötig ...


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hey,
    Die Bauweise kannst du vielleicht auf dem Bildern gleich in meinem ersten Post erkennen (ich eher nich so :D).
    Habe jetzt auch mal ein paar "Detail"-Bilder hochgeladen.
    Digital-Multimeter habe ich am Freitag hoffentlich Donnerstag nächste Woche wieder. Bauteile kann man ja auf die ein oder andere Weise meist recht leicht erwerben. Lötkolben und Lötkenntnisse sind vorhanden ;). Wo muss ich denn der Theorie nach was messen?


    -Leon

    3 Mal editiert, zuletzt von Exoes ()

  • Hi Leon !


    Ich mußte mir erstmal die Bilder angucken.
    Also: das ist eine HS130 der letzten Baureihe mit IC-Endstufen und dem Verstärker TV377 Serie 2.


    http://dual.pytalhost.eu/hs130s/


    Auf den ersten Blick habe ich schon eine Ansammlung von "ROE"-Zylindern gesehen. Diese glatten, stehenden Zylinder in freundlichem müllcontainer-orange. Das sind technologische Zeitbomben und man sollte die vorbeugend auswechseln. Dann hat der Verstärker zwei liegende "FRAKO"-Rollen 470µF / 10V (C83 und C83'). Die würde ich als erste tauschen. Das sind die, die mit den Jahren garantiert mürbe werden und wenn sie genug gealtert sind, sorgen sie für einen viel zu hohen Strom, den das IC zieht. Das haut dann die Sicherung weg. Wenn man Glück hat, überlebt das IC das einmal ...


    Du brauchst also zwei Stück Elkos axial (liegend) mit 470µF und mindestens 10V Spannungsfestigkeit. Gucken wir mal beim Onkel Conrad rein ...


    https://www.conrad.de/de/elekt…21-36471-1-st-446069.html


    Hat 25V Spannungsfestigkeit, aber mehr geht immer. Weniger wäre ungeeignet.


    Dann sind da noch drei 100µF / 16V ROEs (C84, C84', C85), die 220µF (C82) sind andere Typen, die können erstmal bleiben.


    https://www.conrad.de/de/elekt…ca1cm101-1-st-792465.html


    Das sind welche von Panasonic. Denen traue ich eher Langzeitbeständigkeit zu, als den Chinakrachern für 8 Cent, die sie auch noch im Programm haben, aber das mußt Du wissen, ob Du 11 oder 8 Cent pro Elko ausgeben möchtest ... ;)


    Wenn Du den Knallfrosch-Kondi auf der Trafo-Anschlußplatine ersetzt hast und Dir eine neue träge 0.315 Sicherung dafür besorgt hast, dann setzt Du die Sicherung nicht in den mittleren Halter 110/220V, sondern in den unteren Halter 130/240V ein. Damit ist das Gerät auf 240V-Betrieb eingestellt, der sich besser mit den "neumodischen" 230V Netzspannung verträgt, die wir jetzt in Europa haben.


    Für die Endstufe brauchst Du eine flinke 0.5A Sicherung. Mindestens eine ...


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Gut,


    vielen Dank schon mal für die Infos. Immer wieder toll zu sehen, dass man damals dem Kunden noch was an die Hand gab falls mal ein Defekt vorliegt (sollte mir ja eigentlich mittlerweile bekannt sein... aber ich bin halt ein Kind der Neuzeit)
    Ich erstatte Bericht sobald ich den Kram zusammen gekauft habe und alles eingebaut ist also so gegen Ende der nächsten Woche...


    Du sagst wenn man Glück hat überlebt der IC das einmal ich hab jetzt aber schon 2-3 Sicherungen (bei Conny im 10er Pack) durch,
    naja Daumen drücken. (Ich Doofbolzen, war ja klar das was nicht stimmt wenn die Sicherung durchbrennt dafür ist die ja da...)


    Weg soll er aber jetzt doch irgendwie auf keinen Fall. Davor würde ich ihn zu nem MM-System umbauen, anderen Verstärker rein etc. aber dazu kommen wir wenn es dann ggf. soweit ist. Vielleicht geht ja aber auch alles gut aus.


    Besten Dank und Grüße Leon

    Einmal editiert, zuletzt von Exoes ()

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