Dual CL 35 und CL 138 bzw.: was sind die Unterschiede bei den Beigabeboxen?

  • Ich bin Besitzer zweier Underdog-Boxenpärchen aus dem Dual-Universum: CL35 und CL138. Soweit mein Wissen reicht, konnte man beide Boxentypen nicht einzeln erwerben, sondern sie waren Beigaben bzw. man bekam sie gegen Aufpreis. Im Falle der CL35 scheinen sie u.a. zur HS35 geliefert worden zu sein. Und bei den CL138 wurde der Ton u.a. von der HS 151 angeliefert, die laut Hifi-Wiki immerhin bis 1980 gebaut worden sein soll (das Radiomuseum gibt den Zeitraum nur bis 1978 an, das scheint mir auch plausibler...).


    Abgesehen von der Farbe meiner Exemplare (die CL35 habe ich in Nussbaum, die CL138 in Schleiflack Weiß) sehen die Boxen identisch aus, klingen aber nicht so. Grund genug, der Sache mal auf den Grund zu gehen. Erster Schritt: Boxen nebeneinander legen :):

    Oben die CL138 (Weiß), unten die CL35 (Nussbaum)



    Tatsächlich: die Gehäusegröße ist gleich!



    Unterschiede hingegen auf der Rückseite: die CL35 hat ein genageltes Blechschildchen mit den Typenangaben, die CL138 nur noch ein Aufkleberchen, dafür aber drei Löcher zur Wandaufhängung hochkant oder quer. Diese Löcher sind nicht einfach nur Löcher, sondern echte Aufhängungen - im Inneren der Box sind sie mit Plastikhauben abgedichtet.


    Nach Entfernen einer Lage Schaumstoff sieht die CL138 so aus:


    Die Frequenzweiche ist auf einer Platine aufgebaut und befindet sich auf dem Deckel der Gehäuserückwand:



    Neben der Frequenzweiche kann man die vier Plastikkappen sehen, die die. Aufhängung abdichten. Der Deckel hat außerdem eine Schaumstoffdichtung...



    Bei der CL35 befindet sich eine Schaumstoffdichtung auch auf dem Rand, auf dem die Boxenrückwand aufliegt. Sie hätte ihn vielleicht gar nicht nötig, denn der Deckel ist so passgenau gearbeitet, dass er sehr luftdicht abschließt und entsprechend kaum zu lösen ist. Außerdem liegen in der CL35 zwei Lagen Schaumstoff zur Dämpfung, wobei eine Lage die gleiche Stärke besitzt wie bei der CL138 - es befindet sich damit die doppelte Menge Schaumstoff in der Box!



    Die Frequenzweiche ist als fliegende Verdrahtung - typisch für die Zeit - realisiert. Unterschiede gibt es auch beim Bass- und Hochtonchassis - zumindest optisch, aber in Bezug auf den Hochtonbereich auch klanglich.


    Der Vollständigkeit halber noch die Rückwand der CL35:


    Sie hat genau wie die der CL138 eine Schaumstoffdichtung, der Anschluss der Lautsprecherzuleitung ist abgedichtet.

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Details der CL35 - hier der Hochtöner:


    Die Kondensatoren sehen nicht mehr so gut aus:



    Die Frequenzweiche wird neben den beiden Spulen und den beiden Kondensatoren noch von einem Keramikwiderstand ergänzt:


    Der gesamte Aufbau noch einmal in der Übersicht:



    Details der CL138 - die Frequenzweiche:



    Die Beschriftung der beiden Kondensatoren ist schwer lesbar, aber es geht noch irgendwie:


    Das "Service Manual" wurde im Forum schon einmal verlinkt - dadurch sind die Werte auf jeden Fall klar: 20 und 10 µF, jeweils 35 V und 20 % Toleranz. Einen Widerstand gibt es nicht. Insofern ist diese Weiche "einfacher" aufgebaut, die Lösung auf einer eigenen Platine ist unterm Strich tatsächlich nicht unbedingt servicefreundlicher. Aber sie befindet sich nicht mehr im Einflussbereich des Basslautsprechers, da sie von einer Lage Schaumstoff bedeckt ist. Ob man's hört? Sicherlich nicht, aber hier wurden Konzepte aus "größeren" Boxen sicherlich übernommen.

    Liebe Grüße
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Darwin () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Darwin mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Was abschließend noch fehlt, ist eine Klangeinschätzung - die, wie immer, mit Vorsicht zu genießen ist. Die CL35 hängen bei mir an einem CR40 und sind in einem Regal aufgestellt ("Ivar"). Sie profitieren von den Brettern als Resonanzkörper und klingen dadurch grundtoniger als die CL138, die bei mir an der Wand hängen und an einem "modernen" Yamaha-Receiver (der 90er Jahre) angeschlossen sind. Da die CL35 keine Wandaufhängung ab Werk haben, habe ich nur den Klangvergleich im Regal vornehmen können und dabei festgestellt, dass die CL138 genauso "bass-stark" klingen wie die CL35, wenn man sie nicht an eine Wand hängt. Die Wandaufhängung empfiehlt sich meiner Meinung nach nicht.


    Im Hochtonbereich schlagen die CL138 die CL35 deutlich. Ob ein Tonelko-Tausch bei den CL35 Besserung bringt, werde ich berichten, wenn ich bei den CL35 diese getauscht habe. Vielleicht ist der Klang auch den moderneren Hörgewohnheiten angepasst, denn zwischen den Boxen liegen ca. 5 Jahre und in der Zeit von 1970 bis 1975 hat sich in der Unterhaltungselektronik nicht gerade wenig getan.


    Trotzdem kann man sicherlich sagen, dass die Boxen eher unter der Rubrik "Modellpflege" einzuordnen sind. Sie sind, näher betrachtet, besser (durchdachter, aufwändiger) als man vielleicht denkt. Und sie klingen ganz anständig - mit dem damaligen Equipment und der Musik der Zeit.

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Im Hochtonbereich schlagen die CL138 die CL35 deutlich. Ob ein Tonelko-Tausch bei den CL35 Besserung bringt, werde ich berichten, wenn ich bei den CL35 diese getauscht habe. Vielleicht ist der Klang auch den moderneren Hörgewohnheiten angepasst, denn zwischen den Boxen liegen ca. 5 Jahre und in der Zeit von 1970 bis 1975 hat sich in der Unterhaltungselektronik nicht gerade wenig getan.

    Heute hat der Postbote die bestellten Teile gebracht und ich habe sowohl die CL35 als auch die CL138 "revidiert" - eigentlich ja nur die Frequenzweichen.


    Was hat es gebracht? Die Höhen der CL35 sind wesentlich lauter und ein Aufdrehen des Höhenreglers an meinem CR40 kann nun entfallen. Im Bassbereich kann ich keinen Unterschied feststellen. Bei den CL138 ist das Gesamtklangbild klarer geworden, auch die Bässe scheinen straffer zu klingen, aber sie nicht wesentlich lauter als vorher (was meines Erachtens auch an der Wand-Aufhängung liegt, s.o.). Die Höhen sind nach wie vor sehr präsent und klar.



    Auf dem Foto zum Vergleich alt gegen neu: die Bauteile einer Frequenzweiche einer CL35 (ohne Spulen).


    p.s. die alten Kondis habe ich nachgemessen und innerhalb der Toleranz hatten sie noch alle ihre Soll-Werte. Der Austausch der Widerstände wäre sicherlich nicht nötig gewesen, aber wenn man schon einmal dabei ist und da sie auch praktisch nichts kosten...

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Ich bin Besitzer zweier Underdog-Boxenpärchen aus dem Dual-Universum: CL35 und CL138. Soweit mein Wissen reicht, konnte man beide Boxentypen nicht einzeln erwerben, sondern sie waren Beigaben bzw. man bekam sie gegen Aufpreis. Im Falle der CL35 scheinen sie u.a. zur HS35 geliefert worden zu sein. Und bei den CL138 wurde der Ton u.a. von der HS 151 angeliefert, die laut Hifi-Wiki immerhin bis 1980 gebaut worden sein soll (das Radiomuseum gibt den Zeitraum nur bis 1978 an, das scheint mir auch plausibler...).

    Die CL 138 war Bestandteil der KA 32L und lt. SM der HS 150 (Der Prospekt dagegen nennt die CL 144).

    Zur HS 151 gehören die CL 138-1.

    Siehe Prospekt von 1976: http://www.hifi-archiv.info/Dual/1976-77-Kurz/04.jpg

    Die CL 138-1 waren auch noch bei der HS 152 dabei. Die HS 152 hat die HS 151 Ende 1978 abgelöst.

    Die HS 152 gabs bis 1980.


    Die CL 35 war Bestandteil der HS 35 und HS 50, siehe SM:

    http://www.hifi-archiv.info/Dual/hs35s/hs35-11.jpg


    Die CL 35 hat einen Konushochtäner, die CL 138 einen Kalottenhochtöner.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

    3 Mal editiert, zuletzt von Passat ()

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