Tja, was soll man dazu sagen ?!?
Fangen wir mal von vorne an. Du hast
1. laut Deinem Posting #20 den Lautsprecherausgang dieses Endverstärkers kurzgeschlossen. Mangels einer elektronischen Kurzschlusssicherung sind dann
2. die beiden Endtransistoren aufgeschmolzen, also zwischen Emitter und Kollektor extrem und dauerhaft niederohmig geworden, woraufhin
3. die Sicherung in der Betriebsspannungszuführung ausgelöst hat. Dann hast Du
4. diese Sicherung mit Alufolie geflickt, wie es bereits Echtdampfs wachsames Auge in #14 nicht entgangen ist und Du es später, ebenfalls in #20, bestätigst. Das führte dann
5. zur Überlastung der niederohmigen Widerstände R 831 und R 837 in diesem Endverstärker.
Merckx Dir: Sicherungen werden von den Schaltungsentwicklern immer so dimensioniert, dass sie im Normalbetrieb nicht defekt werden. Vielmehr sollen sie im Fehlerfall, also bei Defekt nachgeschalteter Schaltungs- und Bauteile, Schlimmeres verhüten, wie z. B. einen Brand im und ausgehend vom Gerät. Ehrlich gesagt kannst Du froh sein, wenn wegen der gebrückten Sicherung nicht auch noch der Netztrafo und -gleichrichter Schaden genommen haben. Funktioniert der zweite Kananl noch? Falls ja, Glück gehabt (mehr Glück als Verstand, ganz ehrlich gesagt ).
Jetzt ist systematisches Vorgehen angesagt: Defekt sind auf jeden Fall die beiden MJE3055, die glücklicherweise noch erhältlich sind. Sehr wahrscheinlich hat es auch noch die beiden Treiber T 805 und T 808, vielleicht sogar auch noch den VAS T 807 mit in den Orkus gerissen. Ich würde konsequent alle Transistoren ausbauen und messen, nötigenfalls mit dem Ohmmeter in der Diodentestfunktion.
MJE3055 gibt es noch. Aus guten Gründen, die ich später noch erläutern werde, würde ich sie jedoch durch die fünfmal so teuren NJW21193 ersetzen, wenn Du nicht zufällig welche im Bestand hast. Die Treiber 2N2218 und 2N2905 sind ebenfalls noch lieferbar; ihr Preis treibt mir jedoch Tränen in die Augen, zumindest, wenn sie von einem renommierten Hersteller kommen (wahrscheinlich, weil alle TO5-und TO39-Transistoren von den großen Herstellern längst abgekündigt wurden). Sie können duch BD139 (für 2N2219) bzw. BD140 (für 2N2905) ersetzt werden, die allerdings ein anderes Gehäuse (TO126) und eine andere Anschlussreihung (E-C-B statt E-B-C) haben und beim Einbau entsprechend zu drehen wären. Zudem wäre zunächst zu prüfen, ob die Löcher in der Platine ausreichend (1 mm Durchmesser) bemessen sind. Falls nicht, wären die Löcher von der Lötseite her (!) entsprechend aufzubohren oder die Beine der Transistoren zu bearbeiten. Oder Du nimmst deren TO92-Varianten BC639 und BC640 mit ebenfalls E-C-B-Reihenfolge, aber dünneren Beinen. Diese beiden benötigen jedoch hier Kühlschellen! Den BC171B kannst Du ohne Weiteres durch BC546B, den BC173B durch BC550B oder C ersetzen, musst Dich aber beeilen, denn auch die wurden kürzlich abgekündigt. Im Falle eines Ersatzes durch Nicht-Originaltypen sollten auch die Transistoren im funktionsfähigen Kanal entsprechend ausgetauscht werden, um potentiellen Klangunterschieden vorzubeugen. Und prüfe die Widerstände R 831 und R 837!
Sind die defekten Transistoren, ggf. auch die Widerstände, erneuert, ersetzst Du die Sicherung 1,2 A zunächst durch einen Widerstand 22 Ohm 0,5 Watt, über den Du einen Spannungsmesser legst. Dann schaltest Du ein. Ist alles in Ordnung, fallen über diesem Hilfswiderstand etwa 0,8 bis 1 Volt ab, nicht mehr! Dann kannst Du die Sicherung (1,2 A flink) wieder einsetzen. Geht er gar in Rauch auf, ist noch mehr faul!
Die Endverstärker im CR 40 haben, wie erwähnt, keinerlei Kurzschlusssicherung. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich nun jedoch, dass auch vorhandene Kurzschlusssicherungen in Verstärkern dieser Bauart, also mit einer monopolaren Spannungsversorgung und Auskoppelelko, grundsätzlich nicht zuverlässig abzusichern sind. Der in den 1970er Jahren äußerst beliebte und auch von mir vielfach nachgebaute EQUA von Elektor (ein inzwischen gut 50 Jahre alter Entwurf...) beispielsweise repräsentiert genau diese Schaltungstopologie (ist jedoch im Ausgang echt komplementär), hat aber zwei zusätzliche Transistoren zur Begrenzung des Stroms durch die Ausgangstransistoren, hier 2N3055 und MJ2955 von Motorola. Nötig und zuverlässig wäre jedoch eine Einrichtung zur SOAR-Begrenzung, die in einem solchen Verstärker wegen des fehlenden Massebezugs für den Begrenzer prinzipbedingt nicht realisierbar ist. Deshalb starb auch jeder mit den Originaltypen aufgebaute EQUA bei einem Kurzschluss in der LS-Leitung sofortigst, auch wenn aus dem Netztrafo lediglich 48 Vac kamen - und gar kein Signal anlag. Deutlich robuster wurden meine EQUAs, nachdem ich die Originale durch die 250-Watt/20-Ampere-Boliden MJ15003 bzw MJ15004 ersetzt hatte. Heute jedoch stünden in TO3 die schnelleren MJ21193 bzw. MJ21194 mit erweitertem SOAR zur Verfügung und die als NJW21193 bzw. NJW21194 auch im TO3-P-Kunststoffgehäuse verfügbar sind. Deshalb meine Empfehlung oben. Die ungenügenden oder gar fehlenden Maßnahmen zur Kurzschlusssicherung werden einfach durch wesentlich leistungsfähigere und robustere Transistoren wettgemacht.
Beste Grüße, Uwe