TK - Kost - "Geht nicht!" gibt's nicht...

  • Hallo Foristi,


    dieses Mal müsst Ihr ohne Fotos auskommen. Daher geht es um das Ding an sich. Im Laufe jüngerer Zeit sind mir diverse defekte TK in verschiedenen Aggeregatzuständen in die Hände gekommen, wofür ich einer Anzahl Forenmitglieder sehr dankbar bin, denn so habe ich genug Material zusammen bekommen, um hie oder dort den Trick "auz Zwei mach Eins" ausführen zu können.


    Zwischenzeitlich hatte ich noch ein Shure M91 MG-D ersteigert - an einem TK15, von dem der Händler und ich annahmen, dass Letzeres in Ordnung sei. Hier angekommen stellte sich heraus: Achsbruch, 1 Häkchen zum Anhängen einer Feder angebrochen 8|:cursing: . Fazit: so nicht brauchbar, das Ding ist ein Restaurationsfall - habe ich ja kaum, gell? Manno! :thumbdown:


    Manche Ideen wollen reifen; da lag doch noch das angeknackste (frontal angebrochene) TK14 ohne Anschlussdrähte und die Abdeckung für die Anschlüsse herum?!? Genau Dieses habe ich mir vorgenommen.


    Mit der Schlüsselfeile wurde als Erstes der Riss frontal und auf dem TK aufgeweitet. Dann: ich halte die TK14/15 für klobig, ich mag sie nicht. Das bedeutet: ich habe die Abmessungen meines (restaurierten) TK25 übertragen und die Wangen des Patienten zunächst grob (Dremel), dann fein abgeschliffen (Feile/Schmirgel) und das Teil zum Schluss anpoliert, damit es original aussieht. Jetzt ist es ein TK24 - und dabei sogar über Alles einen halben Millimeter flacher.
    Den Schleifstaub habe ich in Röhm Acrifix aufgelöst und erhielt hierdurch eine klebrige Spachtelmasse in TK-Farbe. Mit Dieser habe ich den präparierten Riss gefüllt und verspachtelt; Acrifix härtet bei UV-Bestrahlung, was praktisch ist. Ich konnte so in aller Ruhe formgebend arbeiten, bis ich zufrieden war und habe das Ganze zum Härten aufs Fensterbrett gelegt. Danach wurde verschliffen und anpoliert, um auch frontal etwa die Originaloptik zu erhalten. Die senkrechte Markierung werde ich noch mit elfenbeinweisser Farbe füllen, damit man die auch ordentlich sieht - manche TK, die ich gesehen habe, sind original so gefertigt, Manche nicht, aber "mit" finde ich sie schöner. "Elfenbein" wählte ich, weil originale, weisse Markierungen im Lauf der Jahrzehnte etwa in diesen Farbton hinein vergilbt sind.


    Zwei Sätze Anschlüsse, komplett mit den Druckfedern, hatte ich noch, aber naturgemäss waren und sind die angelaufen, was sich am Umfang zwar nicht unbedingt elektrisch, dafür aber mechanisch auswirkt: beim Eindrücken während des Einbaus des TK in den Tonarm könnte eine Feder haken und der Kontakt würde nicht hergestellt. Abstreifen der Federn auf die Drähtchen und sehr vorsichtige Behandlung mit einer kleinen Messingbürste schaffte hier Abhilfe, die Kontaktstifte bewegen sich wieder wie Butter. Noch einmal kurz mit derselben Bürste frontal über die Kontaktflächen und sie waren ebenfalls wieder wie neu.
    Fehlte noch die Abdeckung - die ist weder für Geld, noch für gute Worte erhältlich; bei meinem TK25 hatte ich eine Solche aus Federbronze gefertigt und sie isoliert, danach angeschraubt, aber glücklich war ich damit nicht. Ich habe im Fundus Pertinaxplatten ("Hartpapier"), auch in einer Stärke von einem Millimeter; die stellte sich als dem Originaldeckelchen entsprechend heraus. Benötigt wird eine Abmessung von 10x10 mm; die Breite muss recht genau und die gegenüber liegenden Kanten parallel zueinander sein, aber die Länge darf gerne einen Millimeter mehr betragen.
    Dann finden sich auf dem TK zwei "Pinörpel" - die greifen an dem Originaldeckel in einen Längsschlitz, um bei der Montage ein Verdrehen zu verhindern, wie ich meine. Die Dinger sind mittig, nur der Abstand zur Vorder - und Hinterkante muss ermittelt und übertragen werden (der originale Deckel ist per se länger, also: selbst messen!). Der Durchmesser der Pinörpel beträgt ~ 1 mm. Da ich mit 0,5 mm vorgebohrt habe, sind mir die Lochabstände recht präzis geraten: der Deckel passte auf Anhieb, ohne zu wackeln und die Kante auf der Kontaktseite schloss mit dem TK genau ab, wie beim Original. Wie aber befestigen wir das Teil am TK?
    Ich habe Federbronze verschiedener Stärken da; 0,5 mm erschien mir als zu steif, 0,2 mm als zu schwach. 0,3 mm war ein guter Kompromiss, um einen Schnappmechanismus zu entwerfen. An der Anschlussseite für den Tonabnehmer ist eine Art Haken erforderlich, während sich an der Kontaktseite ein Schlitz im TK befindet, in dem eine Art "Nase" eingearbeitet ist; hier möchte das Bronzeblech so geformt sein, dass es unter der Nase einschnappt und somit seinen Zweck erfüllt. Mein erster Versuch mit scharfen Knickkanten brach bei der Anpassung, weshalb ich den Schnäpper beim zweiten Versuch lediglich als Bogen ausgeführt und dessen Ende nach aussen gebogen habe, damit keine scharfe Kante die Nase im TK beschädigt. Zu erwähnen ist, dass ich vor dem Anfertigen der Befestigungsklammer zwei Schlitze im Pertinaxdeckel anzubringen hatte (auch, um die Maße der Schnappvorrichtung definieren zu können); der Eine entspricht seitens seiner Maße dem im TK, der Andere hingegen soll verhindern, dass die Bronzeklammer seitlich verrutscht und ungewollt Kurzschlüsse verursacht. Beide Teile wurden entfettet und miteinander verklebt ("Pattex") und das Ergebnis funktioniert, wie gewünscht.


    Zum Schluss noch eine Zeichnung - in etwa so sieht der neue Deckel aus, bzw. aus diesen beiden Teilen ist er zusammen gesetzt:



    Fazit: mit geringem Material- und grösserem Zeiteinsatz (1,5 Nachmittage/Abende!) entstand aus einem Schrott-TK14 ein schickes TK24, das aussieht wie von Dual gewünscht & vorgesehen. Falls Jemand Ähnliches vorhaben sollte hoffe ich, dass mein Beitrag dabei hilft; ich verbleibe mit besten Grüssen



    Robert


    Einmal editiert, zuletzt von riofox () aus folgendem Grund: Yo, sehr!

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