Zitat
Original von Spiralsound
Ist denn die Ortofon VMS 20 E für meinen "Dreher" geeignet? Lohnt denn der Preis von 90 Euro? Was für eine Compliance hat denn diese Nadel? Was ist überhaupt mit Compliance gemeint?
Puh, kostet extra.
Eine der maßgebenden Eigenschaften eines Tonabnehmers ist die Aufhängung des Nadelträgers bzw. dessen Nachgiebigkeit (Compliance). Diese kann eher niedrig oder hoch sein (niedrige vs. hohe Compliance, statisch (bei 0Hz) und dynamisch (bei 10Hz)). Die hiermit korrespondierende Eigenschaft des Tonarmes ist seine effektive Masse. Die Kombination eines Tonarmes mit einem Tonabnehmer ist somit ersatzweise als Feder-Masse-System zu betrachten, das die (beim Plattenabspielen unangenehme) Eigenschaft hat, bei einer bestimmten Frequenz zu resonieren. Dies kann zu einem sichtbaren Aufschaukeln des Tonarmes führen.
Man sollte nun die Kombination Abtaster-Tonarm so wählen, dass diese Resonanzfrequenz in einem Bereich liegt, der die Plattenabtastung möglichst wenig beeinträchtigt: Liegt diese zu niedrig (in Richtung 5Hz oder noch niedriger), kommt es u.a. zu Verstärkung des Rumpelns und ggf. unangenehmem Pumpen der Lautsprechermembranen. Liegt diese eher in Richtung des hörbaren Bereiches, kommt es zu Abtastproblemen und einer Beeinträchtigung der Musikwiedergabe.
Man versucht daher, dynamische Tonabnehmercompliance und effektive Masse des Tonarmes so aufeinander abzustimmen, dass die Resonanzfrequenz in einem einigermaßen unschädlichen Bereich von ca. 8Hz bis 12Hz liegt. Über den Daumen (ich verschone dich vor Formeln) verträgt sich ein Abtaster mit hoher Compliance (20mm/N und mehr) mit einem eher leichten Tonarm, einer mit niedriger Compliance mit einem eher schweren Tonarm. Tonabnehmer mit einer Compliance von um die 20mm/N werden heute nicht ohne Grund als Allroundtonabnehmer betrachtet.
Dein Tonarm (ohne Gewähr) dürfte nach Augenschein (ohne Gewähr, sagte ich! :D) zu den schwereren gehören, dein Tonabnehmer mit einer Compliance von 25mm/N ist somit (vielleicht) nicht das Optimum, die Aussage von killnoizer macht also Sinn. Aber: Theorie ist, wenn's trotzdem funktioniert. Wenn du keine merkwürdigen Phänomene wie flatternde LS-Membranen, tanzenden Tonarm oder Verzerrungen siehst und hörst, kann der Tonabnehmer durchaus passen.
Eine neue Nadel lohnte sich dann m.E. allemal, der Tonabnehmer, obwohl aktuell nicht mehr hergestellt, gehört durchaus zu den anerkannt guten. Kaufst du ein Ortofon OM mit vergleichbarer Nadel, wird's teurer (zudem sind die OMs aufgrund der gleichen hohen Compliance genau so gut oder schlecht für deinen Tonarm geeignet, wie das VMS, das Innenleben der OM und VMS ist zudem weitgehend gleich).
Du kannst bei Interesse u.a. hier nachlesen: Tonearm/Cartridge Capability
Daten zu mehr oder weniger aktuellen Tonabnehmern findet man u.a. hier: MM-Abtaster / MC-Abtaster
Genauere Daten zum VMS 20 findest du in der Cartridge Database.
LG
Klaus
PS: Dein SONY ist kein WEGA, er ist ein SONY. Wäre er ein WEGA, wäre er vielleicht ein SONY. Alles klar?
Der deutsche Hersteller Wega wurde einst von Sony gekauft, einige Sony-Geräte danach in D und EU unter dem Label WEGA verkauft.