Hi Finn !
Der Motor vom 620Q ist im Grunde kein Drehmomentwunder. Obwohl das in den Prospekten anders dargestellt wird.
Was ihn gerne zum stolpern bringt, ist verharzendes Öl im kombinierten Teller- / Motorlager. Wenn das klebt, bringt es die Regelung aus dem Tritt und er dreht unkontrolliert. Ist es so verklebt, daß der Motor seine Solldrehzahl nicht in einem bestimmten Zeitabschnitt erreicht, geht der Steuerprozessor in die Fehleranzeige und die beiden LEDs blinken.
Natürlich sind bei den Geräten auch gern die beiden Hauptelkos durch. Das sind die beiden messingfarbenden "ROE"-Zylinder auf der Hauptplatine. Wenn die im Laufe der Jahre durch chemische Prozesse niederohmig werden, wird die Betriebsspannung instabil und der Prozessor resettet am laufenden Band und / oder der Motor kriegt nicht genug Leistung, um richtig hochzulaufen.
Sind sie ganz Schrott, hauen sie die beiden "fusible resistors" weg. Das sind RP12, 2.7 Ohm und RP05 1.8 Ohm. Das sind "Sicherungs-Widerstände", die durchbrennen *sollen*, wenn die Leistung über sie zu groß wird. Man muß sie - meistens - durch Standard-Widerstände ersetzen, weil man die originalen Typen als Normalverbraucher praktisch nicht mehr bekommt.
So.
Also: erstens mal das Tellerlager überprüfen, *richtig und sorgfältig* reinigen und mit Feinmechaniker-Öl (Nähmaschinen-Öl) neu betanken. Dazu muß der Teller runter, das Chassis angehoben werden und die Halteschrauben vom Motor los. Der Anker mit seiner dicken Magnetscheibe läßt sich dann einfach aus dem Lager herausziehen. Das Lager mit Wattestäbchen und etwas Alkohol spülen und reinigen, schön trocknen und dann mit vier, fünf Tropfen Öl wieder befüllen. Das Wellenende des Ankers auch von Ablagerungen reinigen und alles wieder zusammenbauen. Das Lager ist ein Sackloch, was bedeutet, daß es nach unten geschlossen ist und das darin vorhandene Öl durch die Welle verdrängt und an den Seiten hochgedrückt wird. Das reicht als Dauerschmierung die nächsten paar Jahre.
Dann: wenn die Kondis schon erneuert wurden, würde ich mir mit einem Ohmmeter mal die beiden Widerstände RP12 und PR05 angucken. Das sind "klassische" Bauformen, nicht dieser SMD-Graupelputz. Die sitzen beide in dem Bereich, der vom Kühlkörper des Regeltransistors umschlossen ist und wo auch die Gleichrichterdioden sitzen. Sollte einer von denen defekt sein, hilft es nix, dann muß man die durch einen 0.5W Metallfilm-Widerstand ersetzen. Dann erfüllen sie zwar die Funktion der Strombegrenzung, aber nicht die Sicherungsfunktion.
Bitte dabei auch messen, ob die Hauptspannungen da sind.
Das sind einmal +12V am einen Ende von RP12, +5V am Emitter vom Regeltransistor TP13 (oder an Pin 7 des Controllers) und +20V für den Motor an einem Ende von RP05.
Sind die Spannungen alle drei da und geht der Prozessor immer noch in den Error mit den beiden blinkenden LEDs und ist sichergestellt, daß in der Mechanik nichts hakt (Teller dreht frei), dann ist die CPU getoastet. Das hatte ich bei meinem 620Q irgendwann mal. Anscheinend ist es mal zu einer Überspannung im +5V-Kreis gekommen und das Ding hat sich die Karten gelegt. Da hatte ich Glück, daß dualfred noch ein passendes Board im Bestand hatte. Weiß' nicht, wie die Situation jetzt aussieht. Der 620Q und der 2225Q teilen sich die gleiche Mechanik und - von der Sache her - auch die gleiche Elektronik. Irgend ein Detail war bei den beiden unterschiedlich.
.