Erstmal ein Herzliches Hallo in die Runde.
Bin vor gut einem halben Jahr mehr zufällig auf dieses Forum gestossen, hatte mich seinerzeit auch als neues Mitglied registriert, war aber bis dato nur "stiller" Leser.
Da ich durch dieses Forum erfahren habe, dass die Produktion einiger Dual-Nadeln bei Ortofon mittlerweile eingestellt wurde und nur noch Restbestände bei Händlern verfügbar sind, entschloss ich mich, an meinen Dual CS 606 die Orginal DN 155E durch eine ebensolche Neue zu ersetzen.
Ich habe den Plattenspieler vor annähernd 30 Jahren mal gebraucht erworben und diesen die ersten Jahre auch noch häufig verwendet.
Seit einem Umzug in eine zwar modernere, aber auch kleinere Wohnung fristet der Dual neben den ca. 800 LPs (geschätzt, nicht gezählt) eher ein Schattendasein im Schlafzimmer und wurde die letzten 20 Jahre kaum mehr benutzt.
Da ich mich beileibe nicht mehr erinnern kann, ob ich die Nadel jemals getauscht habe oder ob nicht immer noch die beim seinerzeitigen Kauf vorhandene Nadel montiert ist, kam der Entschluß zum Neukauf einer Orginalnadel, bevor diese komplett vergriffen sind.
Daher habe ich also im Internet von einem (bekannten, seriösen) Händler eine solche Orginal Ortofon/Dual DN155E erworben.
Nachdem ich am Tonarmkopf (mit dem ULM 55 E) die Sicherungsschraube entfernt und den Hebel nach hinten bewegt habe, konnte ich die bis dato montierte DN 155 E ohne Probleme abziehen.
Die neue Nadel ging dagegen anfangs erst leicht drüber, aber stoppte dann die letzten 2-3 mm.
Mit "stoppte" meine ich, dass ein solcher Widerstand zu überwinden war, dass sich das ganze System nach hinten verbog (die zweite Hand war natürlich am System zum Gegenhalten) und ich die Montage schon abbrechen wollte.
Erst mit deutlich mehr "Gewalt" ließ sich die Nadel dann im zweiten Versuch bis zum Anschlag aufzuschieben.
Nunja, neue Nadel also drauf, LP aufgelegt und auf einen neuen, besseren Hörgenuß gefreut.
Ein Aha-Erlebnis gab es tatsächlich, leider aber eher im negativen Sinne.
Die neue Nadel ist deutlich leiser als die bisher verwendete, obwohl beides Orginale von Ortofon/Dual.
Da die Montage der neuen Nadel ja wirklich schwer ging, habe ich schon befürchtet, dass dabei das System Schaden genommen hat und daher die verminderte Lautstärke herrührt.
Also neue Nadel runter und die alte wieder drauf.
Bin dann bei den ersten Tönen regelrecht zusammengezuckt, da ich vergessen hatte, die Lautstärke am Verstärker, die ich für die neue Nadel hochgeregelt hatte, wieder runter zu drehen und der Pegel daher deutlich über "Zimmerlautstärke" lag.
Mangels Tapedeck bzw. anderer Aufnahmequellen am Verstärker habe ich dann mittels einer App im Smartphone eine Vergleichsaufnahme (gleiche LP, gleicher Aufnahmeabstand zu den Boxen, keinerlei Änderung am Verstärker) gestartet.
Zusätzlich habe ich mir eine App zur Lautstärkemessung (Dezibelmeter) heruntergeladen.
Diese liefert natürlich mangels Kalibrierung keine verlässlichen Absolutwerte, aber eine Relativ-/Vergleichsmessung zwischen den beiden Nadeln ist schon möglich.
Das Dezibelmeter zeigt einen Unterschied (sowohl bei der durchschnittlichen als auch bei der maximalen Lautstärke) von gut 9 Dezibel.
Laut WWW empfindet das menschliche Gehör einen Unterschied von 10 Dezibel als eine Verdopplung bzw . eine Halbierung der Lautstärke.
Es besteht also wirklich ein erheblicher Lautstärkeunterschied zwischen den beiden Nadeln.
Ich habe dann noch eine CD über den gleichen Verstärker parallel zur LP laufen lassen und mit den Eingangswahltasten hin- und hergeschaltet.
Der Pegel von CD und dem CS 606 mit der alten Nadel ist nahezu identisch.
Optisch ist auf den ersten Blick eigentlich keinerlei Unterschied zwischen alter und neuer Nadel erkennbar.
Einzig im Inneren des rechteckigen Teils, welcher auf das ULM 55 E System aufgeschoben wird, meine ich eine Abweichung zu erkennen.
So geht der metallene, hohle Vierkant(-leiter) bei der neuen Nadel übergangslos in den Plastikteil über, bei der alten Nadel scheint in diesem Übergangsbereich um den Vierkant herum noch so etwas wie eine (metallene) Unterlegscheibe zu sein.
Aber würde denn mehr stromleitende Kontaktfläche / geringerer Übergangswiderstand tatsächlich zu solchen Pegelunterschieden führen (können) ?
Oder ist die Qualität der zuletzt produzierten Nadeln einfach schlechter als die von vor 30 Jahren ?
Oder lag die neue Nadel womöglich 30 Jahre unbenutzt und falsch gelagert "irgendwo" rum und ist nunmehr "ausgehärtet" ?
Geliefert wurde sie in einer Pappschachtel mit Ortofon Schriftzug, dort lag sie in einer Aushöhlung zwischen zwei Styroporhalbschalen.
Laut Sendungsverfolgung startete die Nadel ihre Reise im benachbarten Ausland (Cote d`azur).
Im WWW finden sich zu den von diesem Händler verkauften Nadeln eigentlich nur positive Berichte.
Ich werde die erhaltene Nadel allerdings auf jeden Fall zurück schicken.
Bin mir nur noch nicht sicher, ob ich einen Umtausch (also neuer Versuch mit anderer DN 155 E vom gleichen Händler) oder Geld zurück (und dann evtl. ein Versuch mit einer DN 152 E von anderem Händler) präferiere.
Meine Frage an die Experten hier wäre, ob ihr schon einmal einen solch erheblichen Pegelunterschied nach einem Nadeltausch erlebt habt oder evtl. eine Begründung/Ursache dafür parat hättet.
Abgesehen von der Lautstärke habe ich tonal keinen wirklichen Unterschied zwischen alter und neuer Nadel ausmachen können.
Mein Verstärker ist ein Yamaha AX 500 mit Jamo Harmony Standboxen.
Beides so von Ende 80er bzw. Anfang 90er, also zeitlich wohl passend zum Dual CS 606.
Ist zwar kein High-End, aber eben auch kein Kernschrott.
Mit mittlerweile 50+ ist mein Gehör allerdings auch nicht mehr so "anspruchsvoll".
Ich habe mal Fotos sowohl vom hinteren Teil der alten Nadel (wo man schemenhaft besagte "Unterlegscheibe" sieht) als auch vom Gegenstück am ULM 55 E gemacht und versuche die mal hier anzuhängen.