Braucht man den Knallfrosch im Schaltkasten wirklich?

  • Für mich war das immer Gesetz, der Kondensator im Schaltkasten muss sein. Wofür? Keine Ahnung wird aber schon seinen Sinn haben ;)


    Im Ernst, braucht man das Ding wirklich? Hintergrund der Frage ist, ich habe in letzter Zeit zwei oder drei Duals gehabt bei denen ich den Einschaltknacks nicht in den Griff bekommen hab. Irgendwann war ich bei meinem 601 und 701 Sorgenfällen so genervt, dass ich die Teile einfach rausgeknipst hatte. Seither ist absolute Ruhe. Sowohl beim 701 (gut, der hat noch deutlich größere Probleme), beim Umbau 601 und bei einem 521 ist beim Schalten nichts mehr zu hören.


    Muss ich das verstehen?

    VG

    Kai








  • Moin Kai,


    der Kondi im Schalterkasten ist nicht zwingend notwendig, der Dreher funktioniert auch ohne.


    Jetzt das Aber...

    Wenn der Schalter im Schaltkasten schließt, entsteht zwischen den Kontakten ein Schaltfunke der unterschiedlich groß/stark ausfallen kann.

    Der Kondi hat die Aufgabe, diesen Funken zu minimieren. Ist der Funke zu stark, gibt es die berüchtigten Knackser. Außerdem kann/wird durch den Funken die Oberfläche der Schaltkontakte in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt quasi eine Funkenerosion und es werden winzigkleine Krater in die Kontakte gebrannt. Auf Dauer werden die Kontakte dadurch immer rauer (ich finde ja rauher mit h besser, aber das ist ja veraltete Rechtschreibung) und dadurch der Funke immer stärker...


    Gruß

    Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

  • Und im Endeffekt sind dann die Kontaktflächen so verbrannt, das kein Kontakt mehr zustande kommt.

    Verhindern kann man das nur mit dem Kondensator.

    Der schließt quasi den Funken kurz, so das die Kontakte nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • ...so, wie man das auch bei einer kontaktgesteuerten Fahrzeug-Zündanlage sehr schön beobachten kann: wenn´s da im Betrieb fröhlich funkt, ist erstens der Kondensator durch und 2. wird der Unterbrecherkontakt nicht mehr lange halten.... :saint: Erklärt allerdings eher nicht das von Kai festgestellte Phänomen; denn wenn´s ohne Kondensator nicht knackt, so ist das ja eigentlich eher ein Zeichen dafür, dass da kein (nennenswerter) Funke entsteht . Was freilich aus den o.g. Gründen nicht dazu verleiten sollte, generell auf den Kondensator zu verzichten.


    Gruß Gerhard

  • der Kondi im Schalterkasten ist nicht zwingend notwendig, der Dreher funktioniert auch ohne.

    das ist schon klar, nur warum habe ich bei drei Spielern mit wohlgemerkt verschiedenen Kondensatoren Probleme, aber ohne nicht?

    Ich dachte zuerst die Kondensatoren von Reichelt hätten einen weg und hab es dann mit noch zwei anderen Marken getestet ohne irgendwelche Auswirkungen.

    VG

    Kai








  • Hi !

    Verhindern kann man das nur mit dem Kondensator.

    Jein.


    Wenn der Schalter den aufgeladenen Kondensator kurzschließt *entsteht* erst ein Funke.

    Die Wahrheit liegt vermutlich wie so oft irgendwo in der Mitte.


    Primär ist die Induktivität des Motors / des Trafos und der fließende Einschalt- / Abschalttrom das Problem.

    Ein angebrutzelter Kontakt im Schalter verschärft das Problem mit dem Knacken, weil dann die Kontaktflächen nicht mehr glatt und möglichst flächig aufeinandertreffen, sondern Krater und verstreutes Kontaktmaterial aller Art rundherum, wo der Strom an einer oder wenigen kleinen Punkten übertritt.


    Die fernöstlichen Inschinööre verwenden etwas, was sie "Quencher" nennen. Das ist ein Kondensator mit einem Reihenwiderstand.

    Der Widerstand sorgt beim Laden und Entladen für einen etwas sanfteren Verlauf. Dual hat das später bei einigen Modellen ähnlich gemacht und Widerstände oder kleine Drosseln in Reihe zu schalten. Das halte ich persönlich für die bessere Lösung.


    Bei den Kondis gilt die Regel "So groß wie nötig - so klein wie möglich". Bei einem einpoligen Einschaltkontakt nicht mehr wie 10nF (0.01µF), bei einem zweipoligen Einschalter würde ich 2 x 4.7nF anbringen. Das ist - längerfristig - vermutlich die bessere Lösung.


    Das Problem hier ist der Blindstrom, der über den Kondensator / die Kondensatoren fließt. Wir haben es da mit Wechselspannung zu tun, die den Kondi einfach passiert. Und je größer der Kondi ist, desto größer ist auch der fließende Blindstrom.

    Der läuft durch den Trafo / durch den Motor und wird dort in Wärme umgesetzt. Ist der Kondi zu groß, schaltet das Gerät u.U. nicht mehr ab.


    Gut zu beobachten bei den 604 / 621 / 491 mit EDS500. Wenn der Kondi dort 33mF überschreitet oder man versehentlich den 47nF-Kondi, der parallel zum Trafo liegt, für den Schalter verwendet, wird der Arm am Ende zurückgeführt und man hört den Motorschalter auch klicken ... aber der Teller hört nicht auf zu drehen. Die kleine, über den Kondi an den Trafo durchgereichte Leistung reicht aus, um den Motor am Drehen zu halten.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Das ist ein Kondensator mit einem Reihenwiderstand.

    Der Widerstand sorgt beim Laden und Entladen für einen etwas sanfteren Verlauf

    Wie groß sollte der den ungefähr sein. Ich meine mich an irgendwas um die 100Ohm zu erinnern?!?!

    Ich werde eh nie verstehen warum 20 Duals nicht ploppen aber einer oder zwei mit den identischen Kondensatoren wieder Radau machen. Die Schaltkontakte prüfe ich auch immer und schleife sie im schlimmsten Fall wieder plan.

    VG

    Kai








  • Hi Kai !

    Wie groß sollte der den ungefähr sein. Ich meine mich an irgendwas um die 100Ohm zu erinnern?!?!

    100 Ohm sollte bei 10nF schon ausreichen.


    Ich habe mal meine alten Schaltungen fernöstlicher Pretiosen durchgekramt.

    Die häufigsten Kombinationen sind 120 Ohm mit 0.1µF bzw. 0.047µF.

    Der Sinn des Vorwiderstands ist ja nur, den Spitzenstrom des Ladungswechsels etwas abzuflachen.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Kai,


    Ich kann Peter da nur beipflichten. Ich hatte hier auch schon "ewige Knackser", bei denen der Austausch des Kondensators keine Besserung brachte. Da war es auch egal ob nun KEMET oder Wimas oder "sonstige" verbaut wurden. Das "Knacken" blieb. Auch nach dem Polieren der Kontakte.


    Abhilfe, bzw. eine "Verbesserung" konnte ich nur "Herstellen", in dem ich einen 100 Ohm Widerstand in Reihe zum Kondensator (RC-Glied) einlötete. Meistens war dann das "Knacken" weg, oder zumindest nahezu "verschwunden".


    Bei einigen Spielern, wie z.B. einigen ELAC, waren z.B. RIFA- Kondensatoren (in Form eines RC-Glied) verbaut. Auch bei einigen japanischen und englischen Geräten habe ich solche Teile schon vorgefunden.

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    MFG: Maico


    ... Die Musik entsteht durch die Pausen zwischen den Noten ...

  • Ich habe mir ein Thema abonniert, der das mal behandelt hat


    Liebe Grüße
    Ludwig

    Ich vermisse den Dislke Button


  • Schaltkontakte prüfe ich auch immer und schleife sie im schlimmsten Fall wieder plan.

    Obwohl das in dem Fall wohl das Beste ist, was man tun kann, generiert man damit ein neues Problem: Die Oberflächen-Beschichtung des Kontaktes ist danach futsch. Er hat also nicht mehr dieselben elektrischen Eigenschaften wie vorher, was wiederum für Probleme sorgen kann.


    VG

    Benjamin

    Plattenspieler in Verwendung: *Dual 1019, 1219, 1229, 1249, 701 "MK1", 721* *Perpetuum Ebner 2020 L* *Kenwood KD3100* *Hitachi HT-500* *Elac 50H* *Philips 312 Electronic*

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