Dual Hs 52 Feinsicherung defekt im Eingang

  • Hi !


    Die HS52 ist eine schicke Anlage mit einem sehr guten Plattenspieler.

    Ist aber auch schon 50 Jahre alt. Da bedarf es einiger Restaurierung.


    Die umfaßt zwei Problemkreise: einmal die Mechanik des Plattenspielers, die in der Regel ziemlich verharzt und verklebt ist, vor allem bei "Stand- und Lager-Geräten", die Dekaden nicht mehr im Betrieb waren. Da kann man schon mal das eine oder andere Stündchen mit totschlagen.


    Der zweite Problemkreis ist die Elektronik. Das ist zum Glück bei diesen sehr alten Geräten ganz überschaubar.

    Wenn es die Sicherung rausfegt, dann ist in den meisten Fällen ein angeschlagener Entstörkondensator der Haupt-Verursacher.

    Das ist dieses komische gelbe "Rifa"-Ding auf Deinem ersten Bild. Der muß in erster Linie erstmal raus. Ersetzen kann den auch noch später.


    Dann die Sicherung 0.63A "träge" von dem Sicherungshalter 110/220V, wo sie jetzt sitzt auf den 130/240V Halter umziehen. Wir haben inzwischen 230V~ Netzspannung und damit ist auf der besseren Seite unterwegs.


    Auf der Verstärkerplatine gibt es drei große dicke Kondis. Der blaue in der Mitte ist der Hauptkondensator der Stromversorgung, die beiden goldenen, die ihn links und rechts begleiten, sind die Ausgangskondensatoren zwischen den Endstufen und den Lautsprecheranschlüssen. Im Laufe der 50 Jahre seit Produktion ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß die die Chemie intern sie schon stark angegriffen hat. Das ist bei den Ausgangskondensatoren nicht ungewöhnlich. Da geht die ganze Leistung zu den Lautsprechern drüber und wenn die sich die Karten legen, reißen sie in der Regel auch die Endstufen mit in den Abgrund. Daher sollte man die vorsichtshalber tauschen. Da macht man dann den Hauptelko gleich mit.


    Und die beiden orangen "ROE" Elkos weiter südlich.

    Die waren mal sehr hochwertig und sind von der Industrie haufenweise verwendet worden. Leider hat sich herausgestellt, daß sie aufgrund ihrer Bauweise im Alter zu einer sehr hohen Ausfallrate neigen. Von denen müßte auch mindestens noch einer auf dem Vorverstärkerboard sitzen. Ein 220µF / 25V, irgendwo hinter dem Eingangs-Wahlschalter. Die ROEs gab es in dem schönen müllcontainer-orange, in dunkelweinrot und in hellgrau. Sie haben alle das glatte, zylindrische Plastikgehäuse und man tauscht die besser aus, wenn man sie antrifft.


    Ersatzteile:

    Aus alter Gewohnheit habe ich die Teilenummern vom "Blauen Klaus" (Conrad Elektronik) schneller bei der Hand.

    Das muß aber nicht bedeuten, daß man die da auch kaufen muß.


    Entstörkondensator 47nF / 275V~ / X2-Spezifikation

    https://www.conrad.de/de/p/tru…l-x-b-x-h-18-1564954.html


    Hauptkondensator 4700µF / 35V axial (gibt nur noch 40V)

    https://www.conrad.de/de/p/vis…-x-38-mm-1-st-446205.html


    Ausgangselkos 1000µF / 25V axial (gebraucht werden zwei)

    https://www.conrad.de/de/p/vis…-x-30-mm-1-st-446082.html


    Vorstufenelkos 100µF / 16V radial (gebraucht werden zwei Stück)

    https://www.conrad.de/de/p/pan…x-11-2mm-85-c-792474.html


    Vorstufenelko 220µF / 25V radial (auf dem Reglerboard)

    https://www.conrad.de/de/p/pan…-11-5-mm-1-st-441743.html


    (Das sind jetzt Panasonics aus "Economy"-Serien. Ich bin kein Fan von ultra-billigen China-Kondis. Aber man muß auch die Kirche im Dorf lassen und superteure High-End-"Audio Grade" Elkos mit 105°C Wärmeklasse sind hier weggeworfenes Geld. Man *kann* das tun, muß man aber nicht.)


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Besten Dank ! Sehr ausführlich kann ich generell erstmal zum Testen ob überhaupt noch was geht ne neue Sicherung rein tun ? Möchte nur testen ob der Rest geht …


    Da müsst ich mir fast nen Elektriker suchen zum Tausch….


    Die genaue Anzahl steht ja immer hinter den links oder ? Weil dann bestell ich die alle

    Einmal editiert, zuletzt von MasterBlaster88 () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von MasterBlaster88 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hi !

    Sehr ausführlich kann ich generell erstmal zum Testen ob überhaupt noch was geht ne neue Sicherung rein tun ?

    Wenn - wie ich vermute - der Entstörkondensator intern schon einen Kurzschluß produziert, wird auch eine neue Sicherung das Einschalten nicht lange überleben. Den würde ich vorher auf jeden Fall entfernen.


    Dazu biegt man die beiden Laschen an der einen Seite gerade, dann kann man das Board aus der Halterung heben, den Kondi auslöten ... Board erstmal wieder einsetzen und gucken, was geht. Vorher Netzstecker ziehen, sonst kriegt man selber einen getickt.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Servus!


    also das Kabel an der Kabeleinführung war gebrochen und dann ist vermutlich aufgrund des Wacklers die Sicherung raus ! Läuft soweit wieder alles!

    Ein bekannter aus Nürnberg wird mir den Plattenspieler selbst noch fetten.... Da der Start/Stop Hebel streng geht und der Lift sich etwas zu schnell senkt (Liftöl vermutlich ausgetrockent).


    Selbst ohne Kondi tausch ist der Sound sehr gut! Für den Knallfrosch kommt aber dann noch ein neuer rein.

    Würde es dann erstmal belassen, und die Kondis erst machen wenn sich der Sound verschlechtert, Lautstärke auf beiden Kanälen noch gleich....

  • setze doch einfach erstmal eine neue Sicherung mit der GLEICHEN Charakteristik und der gleichen Stromstärke ein und schaue, was passiert. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder, die Sicherung ist wirklich durch Überlast kaputtgegangen, dann brennt sie wieder durch, Du richtest aber auch keinen weiteren Schaden an. Die zweite mindestens ebenso wahrscheinliche Möglichkeit ist, dass sie altersbedingt einfach nur zerbröselt ist. In dem Fall kann es dann sein, dass das Gerät nach dem Sicherungstausch spielt, und Du Dir über den anderen Kram keine Gedanken mehr machen musst.


    Prophylaktisch würde ich wenn überhaupt nur Teile tauschen, die dauerhaft an Netzspannung liegen, z.B. Entstörfilter VOR dem Netzschalter. Einfacher und sicherer ist es aber, alte Geräte nur einzuschalten, wenn man im Raum ist und sie ansonsten per Schaltsteckdose vom Netz zu trennen.


    Was Du nicht machen darfst, ist, statt der 0.63A Sicherung ein 4A Exemplar einzusetzen, das noch in der Schublade liegt, oder gleich Alufolie drumzuwickeln. Besorg Dir die richtige Sicherung, am besten gleich ein Zehnerpack, und achte auch auf die Charakteristik, es gibt flink (F), mittelträge (M) und träge (T).


    Gruß Frank

  • Hallo ???,

    Du solltest Peters Hinweise zum Wechseln der Kondensatoren aus #2 ernst nehmen. Wenn die Ausgangselkos Leckstrom aufweisen, können die Schwingspulen deiner Lautsprecher gebraten werden. Der Schaden steht in keinem Verhälnis zu dem Aufwand für eine vorbeugende Wartung. Ich habe übrigens auch eine HS52 - und alle Elkos getauscht. Das hält die nächsten 25 Jahre.

    Gruß,

    Rainer

  • grundsätzlich hast Du zwar recht, da wir aber nicht wissen, wie es um die Elektronikfähigkeiten des TE bestellt ist, ist es nicht so schlau, ihn mit einer Latte an Arbeiten zu bepfeffern, die für einen Elektroniker ganz einfach sind, einen Laien aber total überfordern. Schritt für Schritt ist in dem Fall besser, denn die schlimmsten Bastelbuden, die ich bisher in die Finger bekommen habe, waren die, wo Leute eine "Bauteilekur" gemacht haben, ohne zu wissen, was sie tun und warum.


    Und was Deine Angst mit den Ausgangselkos angeht - ich mache das mit dem Restaurieren von alter Unterhaltungselektronik jetzt schon rund 30 Jahre, und konnte bisher beim besten Willen bei Elkos keinen Zusammenhang zwischen Alter und Defektanfäligkeit feststellen. Wenn es Dir auf Sicherheit ankommt, musst Du konsequenterweise je Kanal zwei Elkos mit doppelter Kapazität nehmen ( im Fall der hier diskutierten HS 2200 uF statt 1000uF ), und diese in Reihe schalten. Wenn dann einer der Elkos einen Kurzschluss bekommt, merkst Du das üblicherweise an einer Veränderung des Frequenzganges, und kannst aktiv werden, ohne dass der Lautsprecher gefährdet ist. Das mache ich in den Phonokoffern mit IC Endstufe so, weil da unerklärlicherweise sehr oft die Ausgangselkos defekt sind. Nach meinen Erfahrungen mit den Phonokoffern kann ich Dich aber auch in so fern beruhigen, dass ich noch keinen einzigen Lautsprecher hatte, der dadurch gestorben ist. Das "Grillen" passiert eher, wenn ein großer gleichspannungsgekoppelter Verstärker durch einen Endstufendefekt stabile 60 Volt aus dem Ausgang raushaut und die Schutzschaltung nicht reagiert. Die Ausgangselkos von Endstufen gehen eigentlich nie so kaputt, dass sie von jetzt auf gleich einen vollen Kurzschluß machen. Meist sinkt der ohmsche Widerstand des Elkos langsam ab, was zu einer erhöhten Strombelastung des Netzteils führt, und weil die Netzteile für Endstufen alle unstabilisiert sind, merkst Du das an Effekten wie erhöhtem 100 Hz Brumm, ohne dass zu der Zeit schon die Lautsprecher in Gefahr wären. Ich empfehle immer, an Geräten unbekannten Zustandes erstmal zu messen, ob Gleichspannung an den LS-Ausgängen anliegt. Wenn keine Gleichspannung zu messen ist, kann man gefahrlos die Boxen anklemmen, ansonsten muss man sich auf die Suche nach dem Fehler machen.


    Gruß Frank

  • Naja Frank,

    Du erwartest also von jemandem, von dem du nicht weist ob er Elkos tauschen kann, dass er jeweils Gleichspannung an den DIN-Ausgangsbuchsen misst und das dann in gefährlich oder nicht kategorisieren kann. Ich habe auch nirgendwo geschrieben, dass er den Tausch selbst machen soll - da gibt es sicher andere Möglichkeiten.

    Ich warte letztlich auch nicht erst, bis mein Auto kaputt ist, sondern warte es, damit dieser unerfreuliche Betriebszustand (ggf. mit Folgeschäden) nicht eintritt.

    Was Elkos mit Kurzschlüssen angeht, so hatte erst kürzlich einen (Frako Schiffchen), der den Phonoverstärker einer Wegaanlage lahmgelegt hat. Und bei Auskoppelelkos - frag mal, wie viele Philips praktisch unersetzbare 800 Ohm Lautsprecher durch Feinschlüsse in "eisenlosen" Endstufen gestorben sind. da Du aber selbst empfiehlst, den Ausgang auf Gleichspannung hin zu prüfen, schließt Du offensichtlich Defekte bei den Auskoppelelkos nicht aus.

    Ich habe im übrigen keine Angst vor Kurz- bzw. Feinschlüssen in Elkos - ich verhindere sie einfach. Der Aufwand ist überschaubar.

    So hat nun mal jeder andere Ansichten - ist aber kein Problem, denke ich.

    Gruß,

    Rainer

  • Hallo Peter aus dem Lipperland.

    Eine sehr gute Kurzanleitung für die Reparatur bzw Wartung.

    Hast Du solche Tips auch für den HS 53. Ich habe 2 davon.

    Gruß Horst

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