Verstärker TV71B aus H52N "abgefackelt"...

  • Hallo,


    ich baue gerade einen H52N-Koffer auf und habe dafür eine Endstufe aus meinem Fundus rausgesucht.

    Da hatte ich eine TV71B/Ausgabe 2 und zwei TV71B liegen.

    Ich wollte mal die IC-Variante ausprobieren u nd hab da erstmal die Elkos ausgetauscht - mußte dann aber leider feststellenm daß da wohl das IC TCA150B durch ist.

    Ich hatte die Platine Testweise am Labornetzgerät mit 12 Volt angeschlossen und es kam nur sowas wie ein "Einschaltknack". Mit dem Finger am Eingang kam nichts (vielleicht hat ja jemand einen TCA150B/C über..).


    Dann hab ich eine der beiden TV71B-Platinen (die ursprünglich auch in den H52N drin war und die auch noch End-Transen drauhatte) ebenfalls mit neuen Elkos bestückt und auch wieder an das Netzgerät mit 12 Volt angeschlossen.

    Prima kräftiges Brummen mit dem Finger am Eingang - den Eingang kurzgeschlossen und es herrschte tatsächlich Ruhe!

    Das Amperemeter zeigte keinen sichtbaren Ausschlag und die Transen blieben auch nach ein paar Minuten noch kühl.


    Eingebaut hatte ich die kleine Platine noch nicht und hab sie dann erstmal laufen lassen - was soll da auch schon passieren? Dann bin ich runter zum fernsehen...


    Als ich dann Stunden später wieder in die Werkstatt hoch bin, war das Erschrecken groß!

    Ich hatte Glück, daß mir die Bude nicht abgebrannt ist...


    Was ist passiert?

    Der kleine Verstärker hatte doch keine Leistung erbracht und nichtmal Rauschen und er lief auch nur auf 12 Volt...

    Ich hatte blöderweise die Endstufen-Transen nicht auf den Kühlkörper geschraubt und die Strombegrenzung des Netzgerätes auch nicht runtergedreht.

    Ist das die Ursache gewesen?

    Kann der NTC vielleicht schon vorher einen weggehabt haben und war es möglicherweise der?

    Was hat den kleinen Kerl denn so "hochgeschaukelt", daß er völlig verschmort ist (der Zwischenstecker meiner Stromversorgung übrigens auch)?


    Was ich als jetzt kaputt schonmal rausgefunden habe, sind beide Endtransistoren AC180L und AC181L und der NTC war "in 2 Teile".

    Die beiden Lastwiderstände scheinen tatsächlich noch intakt (obwohl sie ziemlich "nachgedunkelt" sind)!


    Für die AC180L und AC181L kann ich doch auch gepaarte AC128K/176K nehmen?

    Beim NTC "40 Ohm" wird das wohl etwas schwierig (zumindest bei Reichelt).

    Ob ich dafür zwei 100 Ohm-Typen parallel schalten kann?

    https://www.reichelt.de/be/de/….html?&trstct=pol_7&nbc=1


    Schöne Grüße,

    Andreas

  • Hi Andreas !


    Vermutlich wird nicht der NTC der Grund für das Abbrennen der Transis sein, sondern die Transis selber.

    Und die fehlende Strombegrenzung vom Netzteil.


    Der NTC sitzt im Basiskreis der Endtransistoren auf dem unteren einer aus zwei 47 Ohm bestehenden Reihenschaltung mit einer Si-Diode als Spannungsreferenz. Sein Ausregeln macht für diese Bauweise ohne Verbindung zu einem Kühlkörper vielleicht 5 - 10 Prozent vom Ruhestrom aus. Man müßte mal messen, wie hoch die Stromaufnahme insgesamt ist, wenn der gar nicht eingebaut ist.

    Glaube, das habe ich noch nie probiert.

    Mit dem NTC soll der Ruhestrom angeblich 4mA betragen und selbst 10mA würden den Transis auch ungekühlt nicht schaden.


    Ich tippe eher darauf, daß einer der beiden Transistoren schon angeschlagen war und intern diese hübschen, kleinen Kristalle auf dem Germaniumplättchen aufgebaut hat. Dann steigt seine Stromaufnahme sehr plötzlich und unkontrollierbar an und damit reißt er seinen Partner mit in den Abgrund. Der Kram muß ja schon regelrecht geglüht haben, sonst wären die Schutzhüllen um die Beinchen nicht so abgefackelt.


    AC128K / AC176K sollten ebenso funktionieren. Ich meine, daß es bei Reichelt einen 33 Ohm NTC gibt, den mit mit einem 6.8 Ohm Reihenwiderstand verwenden könnte. Ich würde nicht zwei temperaturabhängige Bauteile parallel schalten.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • hallo Andreas, das sieht ja übel aus.

    Da muss schon anständig Strom geflossen sein, damit es so verkokeln kann.

    Laut Radiomuseum sind AC180 und AC181 mit AC128 und 176 austauschbar.

    Auf jeden Fall bei der nächsten Inbetriebnahme mit kleiner Spannung und mit wenig Strom anfangen, den Strom nicht höher einstellen als wie wie der Ruhestrom sein sollte.

    Diese NTC sollen ja den Verstärker vor dem Durchgehen schützen, daher sollten diese auch ersetzt werden gegen gleichwertige NTC`s, zum Ausprobieren kann man kurzzeitig am

    Labornetzteil "normale" Widerstände verwenden.

    Gruss Armin

  • Hallo,


    ich denke durchaus, dass der fehlende Kühlkörper die Ursache war. Ge-Transistoren haben einen ausgeprägten negativen Temperaturkoeffizienten, die BE-Spannung betreffend, und wurden völlig ohne Kühlung schlicht zu warm. Zudem fehte die thermische Rückkopplung via Scheiben-NTC völlig.


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • ich vermute mal, daß die Energie zum abfackeln nicht aus dem originalen Netzteil kam. Das kann nicht genug Strom liefern um sowas anzurichten

  • Moin Peter, moin Armin, moin Uwe,


    ...erstmal danke für eure Mithilfe!


    33 Ohm bei Reichelt - da passt Murphys Gesetz mal wieder.

    Genau dieses Teil ist "z.Zt. nicht lieferbar"...


    Was ich aber gefunden hatte waren tatsächlich 40 Ohm-NTCs bei Mouser:

    https://www.mouser.de/c/circui…hrough%20Hole&NewSearch=1

    Datenblatt:

    https://www.mouser.de/datasheet/2/600/SL1040002-276272.pdf

    wäre da vieleicht ein größerer besser oder ist das egal?

    Die 2 Ampere werden ja wohl mehr als ausreichend sein...

    Aber haben die NTCs immer die richtige "Kurve"?


    Schöne Grüße,

    Andreas



    ich vermute mal, daß die Energie zum abfackeln nicht aus dem originalen Netzteil kam. Das kann nicht genug Strom liefern um sowas anzurichten

    da hast Du Recht!

    Mein Netzteil macht schon bis zu 2 x 30 Volt 5 Ampere und die 5 Ampere waren voll aufgedreht...


  • Hi Andreas !

    Die 2 Ampere werden ja wohl mehr als ausreichend sein...

    Aber haben die NTCs immer die richtige "Kurve"?

    Das Problem dürfte wohl eher sein, daß das dickere Gehäuse davon träger auf Änderungen der Umgebungstemperatur reagiert.

    Die Art und Weise, wie der NTC in das Ganze eingebettet ist, hilft ohnehin nicht wirklich was. Wenn ein Wärmefühler nicht wirklich mit dem Kühlkörper verbunden ist, liefert er nur eine Regelgröße, wenn sich die Temperatur innen im Gehäuse vergrößert - also beim Betrieb an einem heißen Sommertag oder wenn man die Karre in einem unbelüfteten Schrank einsperrt. Für den Anstieg der Verlustleistung bei den Endtransis ist das untauglich - und m.M.n. auch nicht wirklich beabsichtigt. Oder war denen zu teuer, um einen NTC mit Schraubgewinde zu applizieren.


    Mein Netzteil macht schon bis zu 2 x 30 Volt 5 Ampere und die 5 Ampere waren voll aufgedreht...

    Was lernen wir daraus ?

    Größer ist nicht immer besser.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Peter,

    ja, das ist einleuchtend.

    Wäre es dann nicht die Konsequenz, den NTC einfach ganz wegzulassen und durch einen Festwiderstand zu ersetzen?

    Und wenn ich ihn einbaue (hat ja lange Beine) - wäre ich ihn so hinbiege, daß er knapp über der Kühlschelle sitzt und ich ihm dann vielleicht noch einen Tropfen Wärmeleitpaste spendiere?

    Was lernen wir daraus ?

    Größer ist nicht immer besser.

    das sieht meine Frau aber anders!! ;)


    Gruß, Andreas

  • So, nachdem die Endstufe schon lange wieder ordentlich läuft (den NTC habe ich von einer Zweitplatine geklaut), hab ich den H52-N-Koffer soweit fertig.


    Allerdings macht er die üblichen Probleme - "Rauschbrummen"!

    So ist eigentlich immer ein leichtes Brummen zu vernehmen, das bei externer (stabilisierter) Stromversorgung fast völlig weg ist (bei zugedrehtem Lautstärkeregler).

    Ist der nun aufgedreht und der Plattenspieler mit Kristallsystem angeschlossen, wird es lauter und wird zudem noch von einem nervigen "Sirren" überlagert.


    Erstmal den Plattenspieler wieder "ab" und dann dem Problem (nach der erneuten Lektüre dieser alten Threads) mal genauer nachgegangen.





    So, das Eingangskabel vom Plattenspieler ist abgezogen und liegt offen rum.

    Dann hab ich erstmal meinen Schlußgedanken aus dem P55-Thread endlich mal ausprobiert und den Netzstecker gedreht. Die Oszillogramme habe ich direkt am Lautsprecher und nicht an der Spannungsversorgung aufgenommen.

    falsche Phase

    richtige Phase

    Okay - das erklärt Einiges! - auch, daß die Erfahrungen bezüglich des "Rauschbrummens" anscheinend nicht von jedem hier gemacht wurden. Also Freunde - ausprobieren!..


    - zweiter Akt -

    Der Gleichrichter ist ja ein Selengleichrichter - also raus damit!

    Schon wieder eine Verbesserung!

    Das Brummen wird deutlich "runder" und weniger nervig.

    falsche Phase

    richtige Phase


    - dritter Akt -

    Jetzt hab ich als nächstes einen 7815 Spannungsstabilisierer eingebaut.


    Das Brummen am Lautsprecher hat sich dadurch allerdings nicht merkbar geändert.

    Allerdings die Brummspannung, die ich jetzt auch endlich mal getestet hatte.

    Da war vor dem 7815 wieder der klassische Sägezahn - danach tatsächlich eine schön glatte Linie...


    Die Oszilloskopien habe ich übrigens alle bei 20mV/cm aufgenommen.




    So, aber das alles habe ich jetzt nur aus einem Grunde aufgebaut, nämlich um einen (Kristall-)Mono-Tonabnehmer an eine moderne Hifi-Anlage zu bekommen und dafür die Eingangsstufe des eingebauten Verstärkers quasi als Impedanzwandler zu nutzen.


    Dafür habe ich erstmal hinten einen Schalter und zwei Chinchbuchsen eingebaut.

    Der Schalter schaltet einmal den Lautsprecher aus und gleichzeitig den Vorstufenausgang über einen 4,7µ-Elko an die Chinch-Buchsen (die Monomässig parrallelgeschaltet sind).

    In der anderen Stellung ist dann der Lautsprecher aktiv und der Vorstufenausgang an die Endstufe gelegt.

    Das funktioniert auch alles wunderbar, aber mir war gleich aufgefallen, daß erstmal der Ausgang etwas leise für einen modernen AUX-Anschluß ist und ausserdem das Brummen dann auch einfach etwas laut ist...


    Also hab ich mich dann erstmal an das oben beschriebene Problem gemacht, bevor das jetzt damit weitergeht.

    Eigentlich möchte ich den geregelten Ausgang jetzt nur noch etwas lauter bekommen...


    Schöne Grüße,

    Andreas

  • Kurzer Abschlußbericht.

    Wo ich mir jetzt diesen Bericht gerade nochmal durchgelesen habe, möchte ich abschliessend folgendes hinzfügen.

    Der Anschluß an den Verstärker (AUX) war vom eingebauten Vorverstärker einfach zu leise und hat so keinen Spaß gebracht (das Ziel also voll verfehlt)!

    Auch das nachschalten eines einfachen Impedanzwandlers hat keine merkliche Verbesserung gebracht.

    So habe ich dann das einfachste überhaupt gemacht und das Lautsprecherausgang über zwei 1KOhm Widerstände an den Verstärkerausgang gelegt. Das hat wunderbar funktioniert und ich hätte mir eine menge Arbeit sparen können...

    Dann habe ich ein paar Schellackplatten ausprobiert und muß sagen, daß der Anschluß an die "große Anlage" klanglich eigentlich keinen Vorteil gegenüber dem eingebauten Lautsprecher gebracht hat...


    Schöne Grüße,

    Andreas

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