Plattenspieler 714Q: Drehzahl (33/45 1/min) wird nicht mehr gehalten. Der Motor dreht ungesteuert hoch -> überdreht

  • Guten Abend im Forum. Ich bin neu hier. Ich besitze seit ca. 40 Jahren eine DUAL Anlage mit Plattenspieler 714Q. Jetzt macht dieser mir Sorgen: Drehzahl (33/45 1/min) wird nicht mehr gehalten. Der Motor dreht ungesteuert hoch -> überdreht. Das überdrehen war erst sporadisch, nun ist es permanent.

    Was ist (könnte) da die Ursache sein? / Wer kann reparieren / Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

    Um Rückmeldungen / Hinweise wäre ich sehr dankbar.

    Johann Burger

  • Hi Johann !


    Willkommen im kunterbunten Wunderland der Dual-Fans. :)

    Was ist (könnte) da die Ursache sein? / Wer kann reparieren / Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

    Das ist in der Regel ein Alterungsproblem der Komponenten auf dem Elektronikboard.


    Wenn der Motor "bis Endanschlag" hochdreht, wird das Signal der Ist-Geschwindigkeit nicht mehr ausgewertet und die Steuerung hält ihn im Modus "Anlaufen" und dann erreicht er schon mal 120 upm. Da gibt es ein paar Bauteile, die notorisch dafür verantwortlich sind und dazu muß man halbwegs messen und löten können, um das wieder hinzukriegen.


    Schreib' mal, wo Du wohnst, eventuell wohnt ein technisch versierter Forianer bei Dir um die Ecke.

    Man kann sowas auch von einem "Spezialreparateur" machen lassen. Dann wird das allerdings u.U. sehr schnell sehr teuer und man muß das Gerät mindestens zweimal den Unbilden des Speditions- und Versandgewerbes überlassen, was sensible Plattenspieler oft nicht überleben.


    :rolleyes:

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Gruess Dich Peter,

    Danke für Deine Information. Bin in Süddeutschland zuhause: 86529 Schrobenhausen - Nähe Augsburg, München, Ingolstadt.

    Dir erst mal einen Gruß,

    Johann

  • Hi Johann !


    Der Süden ist ja aufgrund der geografischen Nähe zum Schwarzwald zum Glück mit einigen fähigen Leuten gesegnet.

    Mal gucken, ob jemand was anbietet.


    Ich hier oben in meiner nordlippischen Berg-Enklave bin da fast schon auf einem anderen Kontinent.

    Ich würde es ja machen, aber a) ist so ein Gerät zu verschicken oft das Todesurteil für das arme Ding, b) bin ich leider immer noch berufstätig und habe weniger Zeit, wie ich mir wünschen würde und c) steht hier schon allerhand "zum Fertigmachen" herum. Wenn sich die Eigner von den Geräten bei mir im Lager treffen würden, kriegten wir wegen Verstoß gegen die Coronaregeln einen auf den Rüssel ...


    Warten wir mal die Resonanz ab.


    Jemand ?


    ("Buehler ... ?" ... "Buehler ... ?")


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ich hier oben in meiner nordlippischen Berg-Enklave bin da fast schon auf einem anderen Kontinent.

    Hallo Peter, :)

    wenn der Johann dir nur die Module schicken würde wäre der Transport auf jeden fall kein so großes Problem.

    Ich weis jetzt nicht genau über den 714er Bescheid, ob die Module nur gesteckt sind, somit wäre ein versenden keine große Ursache.

    Gruß Peter

  • Hi Peter !

    wenn der Johann dir nur die Module schicken würde wäre der Transport auf jeden fall kein so großes Problem.

    Radio Eriwan antwortet: "Von der Sache her nicht, aaaber ..."


    1. weiß ich nicht, inwieweit Johann technisch-affin ist und sich sowas zutrauen *würde*. Nicht jeder ist ein Laubsägenbastler.

    Und da gibt es dann auch noch Unterschiede.


    2. *Kann* der Fehler im Kern auch schon am Hauptmodul anfangen, wo das Signal vom Tachogenerator reinkommt.

    Kontaktproblem am Motorstecker oder ein Platinenbruch. Alles schon gehabt.


    Und 3. hatte ich das auch schon, daß mein Test-731 mit angelieferten Modulen absolut fehlerfrei lief.

    Ich habe dann *meine* Module zurückgeschickt zum Kreuztest ... und er lief nicht sauber. Oder nicht sehr lange.

    Also es kommt schon drauf an, daß man Zugriff auf das Gesamtsystem hat. Sonst entgeht einem womöglich was.

    (Da war es letztlich dann auch ein Steckerproblem am Motor.)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Servus Peter (Lipperland),

    Servus Peter (Freudenstadt),

    ....herzlichen Dank für Eure Bemühungen. Ich bin schraubermäßig nicht ganz unbedarft. Habe ein praktische Lehre sowie nachfolgend ein Masch.baustudium erfolgreich absolviert. Kurz: hab da nicht unbedingt 2 linke Hände, wenn auch keine Ausbildung in der Elektronik. Ein Ausbau von Module traue ich mir schon. Könnten ja nach dem Ausschlussprinzip arbeiten: Wird ein Defekt in / an den Modulen gefunden sollten wir doch mit einer gewissen Sicherheit davon ausgehen dürfen, dass dies die Ursache war. Wird kein Defekt gefunden, dann liegt die Ursache wohl an den bei mir verbliebenen Bauteilen.....?

    Dies als Vorschlag Peter (Lipperland).


    Gruß nach Lipperland und Freudenstadt

    Johann (Schrobenhausen)

  • Hallo Johann, :)

    im Board gibt es ja etliche Beiträge über die Motorsteuerung von den CS 714 und 731. Eventuell ist ja ein Beitrag dabei der als Grundlage für deine Spurensuche dienen kann.

    Link: Dual cs 714 motorsteuerung site:http://www.dual-board.de

    Gruß Peter der Schwarzwälder

  • Hi,

    Ich tät dir ja auch echt saugern helfen. Bin an der B300 auf der anderen Seite von Augsburg.

    Aber dummerblöderweise hab ich von deinem Dreher genau keinen Plan. Wärs ein alter Reibradler oder ein 123x Riemling könnte ich dein Mann sein.

    Viel Erfolg wünsche ich dir trotzdem. Das wird schon gehen. Du bist in guten Händen.


    Viele Grüße


    Roman

  • Hi !

    Heute würde ich bei der Fehlersuche erst mit dem Nachmessen der Wicklungen beginnen.

    Das macht Sinn, wenn der insgesamt rumzickt, rumstolpert oder gar nicht läuft.

    Beim unkontrollierten Hochdrehen ist das Symptom schon ein anderes.


    Johann: wenn Du ein Multimeter besitzt und damit halbwegs umgehen kannst, dann habe ich was für Dich.


    Als allererstes die Betriebsspannungen feststellen.

    Schwarze Leitung an Masse (z.B. den Minuspol von der dicken Elko-Rolle).

    Rote Leitung oben / unten am Widerstand R9002 (270 Ohm). Am einen Ende müssen +15V vom Spannungsregler zu messen sein, am anderen +5V von der Z-Dioden-Regelung um D9007.

    Dann an R9001 (560 Ohm) messen. Ein Ende liegt bei über -10V, das andere bei -5V aus der Z-Dioden-Regelung um D9008.


    Dieser -5V-Kreis ist sehr verletzlich, denn er wird mit einer Dioden-Kondensatoren-Umkehr aus der reinen Wechselspannung vom Trafo gewonnen. Daran beteiligt sind die Elkos C9003 (22µF / 40V), C9005 (47µF / 25V) und C9007 (47µF / 16V). Die -5V bringt nur ein paar Milliampere auf die Hufen, ist aber wichtig für die Operationsverstärker der Regelstufe. Jeder dieser drei Kameraden kann da in die Suppe spucken. Und insbesondere C9003 hat Zeit seines Lebens immer mit Durchsatz von Wechselsstrom gelebt, was Elkos nicht so ganz gerne mögen. Wenn die -5V da sind, ist erstmal alles gut.


    Danach würde ich im ersten Durchgang mal die Wicklung des sogenannten Tachogenerators messen. Das ist eine haarfeine Spule im Motorinneren, die ein Sinussignal und eine Spannung analog zur Motordrehzahl erzeugt. Die kommt auf dem vertikalen Board mit dem Kühlkörper drauf an den Pins 11 und 12 (äußeres Paar - weg von dem Spannungsregler 7815 und der Elkorolle) an.

    Der Widerstandswert beträgt nur 20 Ohm oder so.

    Wenn Du an den einem Paar "äußere beiden Pins" nix messen kannst, dann ist das vielleicht das falsche "äußere Paar" ...

    Wenn Du da *auch* nix messen kannst, hat der Motor u.U. ein ernstes Problem.

    Aber diese Wicklung geht eigentlich nicht einfach so hopps.


    So.


    Dann mit der schwarzen Leitung an Masse und am Pin 1 vom Modul 2 prüfen.

    Das Modul 2 hat einen 4013 CMOS Baustein drauf und einen Achtbeiner Doppel-OP - einen RC4558.

    Pin 1 ist zur Mitte des Moduls und ist wieder unsere Tachospule.

    Reicht ja nicht, wenn sie auf dem Board ankommt, sie muß auch am richtigen Modul ankommen und da ist noch ein Stück Leiterbahn und ein paar Lötstellen dazwischen.


    Kriegst Du da den gleichen Widerstandswert, wie bei der ersten Messung ist die Verbindung okay.

    Dann würde *ich* ohne lange zu fackeln den RC4558 und die beiden kleinen Elkos C9201 (4.7µF / 16V) und C9205 (1µF / 35V) austauschen. Der RC4558 ist dafür bekannt, daß der sich einfach "mal so" die Karten legt und keiner weiß warum. *Ich* vermute, daß dieses Ableben durch den Fertigungsprozeß und das Gehäusematerial / -ausführung begünstigt wird. Ich hatte im Laufe meiner Operationen schon Dutzende von toten RC4558. Die beiden Elkos sind in der Lage, jedwedes Signal vom Tachogenerator *oder* von der ersten OP-Stufe kurzzuschließen, wenn sie innen weich werden. Bei den Spannungsfestigkeiten der Elkos: "höher geht immer".


    Dann ist C9202 einen Blick wert. Das ist ein 0.1µF (100nF / 63V). Wenn an der Stelle ein schwarzer, rechteckiger "Krümelkeks" mit weißer Beschriftung verwendet wurde ("100nS") - dann raus damit und ersetzen. Das sind Kondis, die durch ihre fehlerhafte Lackierung Feuchtigkeit binden und kaputtgehen. Wenn ordentlich Strom und Spannung zur Verfügung stehen, enthaupten die sich mit lautem Knall.


    Dann sind wir mit Modul 2 durch und danach sollte zumindest das Tachosignal ankommen, aufbereitet und weitergeleitet werden.


    (Zeit benötigt bis hierher: 15 Minuten, darüber nachzudenken, um es zu schreiben und die "Fakten zu prüfen". Ich hoffe, ich habe nix übersehen oder falsch angegeben.)


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Moin, mein CS 714q hat mal im Pitch Betrieb ungeregelt hoch gedreht und Ursache war das entsprechende Poti. Seit dem Tausch ist das Problem behoben. Aber natürlich kann es auch schwieriger zu beseitigende Ursachen geben.

  • Hi !

    mein CS 714q hat mal im Pitch Betrieb ungeregelt hoch gedreht und Ursache war das entsprechende Poti. Seit dem Tausch ist das Problem behoben.

    Bei den -Q Geräten ist die Pitch-Funktion etwas anders umgesetzt, als bei den Geräten mit freilaufendem Motor. Insbesondere 701 und 721 mit dem tacholosen EDS1000 sind an der Stelle *sehr* empfindlich. Da liegt das (bzw. die) Pitchpoti(s) direkt im Rückkopplungskreis der Stromregelung und zwischen den Ebenen des Drehzahlschalters. Da hat man einen Haufen zu prüfender Stellen. Und zumindest die im 701 verwendeten Potis neigen nach 40 Jahren schon mal dazu, den Schleifer abzuwerfen.


    Da ist es dann eine Frage der Diagnose, wann man auf einen Übeltäter stößt, da auch die offenen Pertinax-Drehzahlschalter ihre kleinen Wehwehchen haben können.


    Man muß dann immer gucken: tritt der Fehler auch bei "Pitch Off" auf und tritt er bei beiden Geschwindigkeiten auf.

    Da von der statistischen Wahrscheinlichkeit nicht zwei Teile gleichzeitig den Geist aufgeben, ist ein Defekt beider Pitchpotis eher unwahrscheinlich. Tritt der Fehler aber trotzdem bei beiden Geschwindigkeiten auf, hätte ich eher den Drehzahlschalter in Verdaht.


    Was immer. Wir müssen jetzt erstmal gucken, was bei der Messerei herauskommt.

    Mit einem Scope könnte man sich noch die Signalverläufe angucken und dort schon gezielter auf ein defektes Bauteil schließen.

    Aber wichtig ist erstmal, daß die Spule vom Tachogenerator noch heile ist.


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Guten Abend Peter (aus Lipperland),

    ...bin dran (sitze vorm Plattenspieler). Hab allerdings (und leider) schon ein Problem das gute Ding zu öffnen..... Erbitte Hilfestellung.

    Sorry! + Danke vorab.


    Johann

  • Hi Johann !

    Hab allerdings (und leider) schon ein Problem das gute Ding zu öffnen..... Erbitte Hilfestellung.

    Okay.


    Haube ab

    Arm auf Ablage verriegeln

    Plattenteller runter. (Ich will nicht, daß der Dir auf die Füße knallt ...)

    Hinten auf der Rückseite die beiden Schrauben für das Blech rausdrehen, was die beiden Kabel hält.


    Oben links, unten links und an der rechten Seite in der Mitte sind die drei Transportsicherungsschrauben.

    Die Losdrehen, bis man sie nach oben rausziehen kann und sie in den Löchern labbern.


    An der Schraube oben links etwas ziehen, dann kommt das Chassis hoch. Finger drunter und die Schraube zur Chassiskante nach außen kippen. Damit ist eine Ecke los, das gleiche vorne links und dann Mitte rechts wiederholen. Zack - ist das Chassis los.


    Sind aber noch ein paar Kabel dran, um die wir uns später kümmern müssen.

    Erstmal bis hierhin. (Bin wahrscheinlich noch länger wach. Alte Leute brauchen wenig Schlaf ...)


    :)

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo lieber Peter aus dem Lipperland!, Pevoe aus Freudenstadt

    suche nochmals um Hilfe / Reparaturunterstützung an. Habe vorn Dir / Euch schon sehr zuvorkommenden Hilfe und Unterstützung angeboten bekommen, trau mich an das Teil final jedoch nun doch nicht ran. Würde mich freuen sofern sich jemand von Euch der Sache direkt annimmt und mir das Teil repariert. Habe mir die Anlage mit 19J geleistet - jetzt bin ich 62J. Bis dahin hat mir die Anlage inkl. Plattenspieler treu ihren Dienst geleistet. Das soll auch weiterhin so sein - bis ich das gute Ding an meinen Sohn weitergebe :) . Das gute Teil steht in Bayern - Nähe Ingolstadt. Post (DHL) Versand - gut verpackt - sollte es doch funktionieren?

    Liebe Gruesse, Johann

  • Hallo an Johann und die Anderen,

    es sind ja vorab schon ein paar sehr gute Anleitungen abgegeben worden aber wenn wenn du magst biete ich dir gerne an das Gerät zu mir zu schicken (St. Georgen im Schwarzwald) ich schicke dir auch eine Anleitung zur Verpackung ohne Teller, Haube System und Gewicht dann geht das für glaube 7,80 per Post.

    Habe selbst auch einen 714er im Einsatz der ist sonst sehr pflegeleicht auch die Elektronik macht wenig Zicken. Sollte nur kein Zeitdruck sein, Kosten entstehen außer Transport nur wenn etwas Ausgewöhnliches anfällt was nicht zu vermuten ist. Ich arbeite auch im Phonomuseum aber dort geht gerade noch nichts und es geht vermutlich auch länger. Wenn du die Zeit hast kannst du das Gerät auch gerne ans Museum schicken dann geht´s über ne Spende die dem Museum zugute kommt.

    Schöne Grüße

    Roland

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