Restauration Verstärker V1 mit ECL 82von 1958 (Koffer Party 300)

  • Bei dem heutigen Schmuddelwetter hab ich mir mal den "Dual 300 V" im Partykoffer mit eingebautem Verstärker und Lautsprecher im Deckel von 1958 hervorgeholt, den ich vor Jahren mal vom Sperrmüll gerettet hatte. Es scheint ein Gerät der ersten Serie zu sein, noch mit weinrotem Tonarm und champagnerfarbenem Chassis. Im Gehäuse befinden sich sogar noch sämtliche Unterlagen (Garantiekarten, Schaltplan)

    Eingebaut ist der Verstärker V1 mit ECL 82 Röhre. Die Röhrenströme hat ein Kollege von mir bereits mit einem Prüfgerät gemessen, die ECL 82 ist absolut ok.

    Die anderen Teile sehen hochbetagt aus und die würde ich gerne tauschen, besonders die Kondis.

    Da ich gerade eine Bestellung beim großen R vorbereite, macht es Sinn die Teile gleich mitzubestellen.


    Hier meine Frage: Was ist mit dem großen silbernen Siemens Tonnenelko und dem daneben sitzenden Selengleichrichter ? Wie kann ich feststellen, ob die noch ok sind und was für Teile könnte man alternativ dafür einsetzen? Unten sitzt noch ein langer, silberner Elko ohne Aufddruck.


    Die Laufwerke selbst habe ich schon mehrfach gewartet, da gibt es keine Probleme.


    vielleicht hat einer von Euch einen solchen „oldie“ ja schon einmal revidiert, dann freue ich mich über sachdienliche Hinweise.


    Grüße & schönen Sonntag

    Rudi

  • Hi Rudi,


    den Doppel-Elko gibt´s zwar noch zu kaufen, aber wenn nichts brummt, würde ich ihn noch drin lassen, statt des Selen kann man eine Silizium Brücke, bestehend aus 4 mal UF4007auf ein Stückchen Lochraster, reinnehmen. Die anderen kleinen Kondis gefallen mir gar nicht und sollten gegen gute Folien getauscht werden, auch die alten Widerstände kann man gegen Metallfilm tauschen.

    Es wäre wohl hilfreich, wenn ein Schaltplan vorhanden wäre, um den langen silbernen zu identifizieren.

    lg. Hans

  • Hallo Hans,

    danke für deine schnelle Reaktion. Ein Schaltplan liegt dabei. Ich hatte das gerät damals nach dem Auffinden mal ans Netz angeschlossen, aber es war "tot". In Anbetracht der Tatsache, dass die kleineren Kondensatoren ziemlich marode aussehen, wollte ich von einem weiteren Versuch Abstand nehmen und erst einmal die Teile tauschen. Allzuviel an Technik ist da ja nicht dran. Du würdest also die silberne Siemens-Tonne und den Selengleichrichter erstmal drinlassen? Zum Basteln mit 4x UF4007 auf Lochrasterplatine fehlt mir die Erfahrung, ich habe zwar technisches Verständnis (oder wie man sagt), aber ich bastele selbt erst seit kurzer Zeit aktiv an Geräten herum. Der lange silberne Elko ist ein 50yF / 35V (auf dem Schaltplan rechts, der C9 - Beschriftung war auf der Unterseite ganz klein) .


    Grüße

    Rudi

  • PS:

    Was mich bei den verbauten Kondensatoren wundert: Abgesehen von den Funkentstör-Kondis und den Elkos, zeigen auch die anderen Kondensatoren hohe Wechselspannungsangaben, wie z.B. "5000pF / 400V" oder 0,01yF 200V ? Was nimmt man da als Ersatz? Das sind ja keine gepolten Kondensatoren.

    "I've got that on vinyl"

  • Hallo Rudi,

    ich würde auf jeden Fall

    - den Selen-GL ersetzen, die werden nach langer Lagerung hochohmig. Wie auf dem Schaltbild zu erkennen handelt es sich hier um eine Einweggleichrichtung, d. h. eine Siliziumdiode 1N4007 reicht aus. Wenn du den alten Selen-GL vorsichtig öffnest und die Innereien entnimmst, kannst du die Si-Diode dort einbauen, dann sieht es authentisch aus. Ggf muss noch ein Widerstand zwischen GL und erstem Elko zwischengeschaltet werden wenn die Spannung am Elko C10 höher als der dort angegebene Wert wird (kann ich nicht auf dem Schaltbild lesen).

    -Der Doppel-Elko für die Siebung ist schon alt, den würde ich auch tauschen. Bei Elkos verdunstet der flüssige Elektrolyt über die Betriebszeit durch Diffusion, damit verringert sich die Kapazität.


    Bei meinen Röhrenradios habe ich Ersatz für Bauteile wie Elkos, Kondis, Röhren etc. hier gefunden:

    http://www.die-wuestens.de/


    Gruß Ernie

  • Hallo Rudi,

    statt des Selen kann man eine Silizium Brücke, bestehend aus 4 mal UF4007auf ein Stückchen Lochraster, reinnehmen.

    dieser Ersatzhinweis ist verkehrt.

    Der verbaute Selengleichrichter ist ein Einweg-Gleichrichter, wie man unschwer aus dem Foto und dem Schaltplan ersehen kann. Also keine Brückenschaltung dafür vorsehen. Eine einzige Diode 1N4007 tut es auch. Dabei muss man aber beachten, dass eine Siliziumdiode keinen nennenswerten Innenwiderstand wie ein Selen-Gleichrichter hat. Dadurch entsteht eine höhere Gleichspannung an den nachgeschalteten Elkos, die das manchmal nicht vertragen. Ein zusätzlicher Serienwiderstand wäre dann angebracht. Miss erstmal die Gleichspannung an dem Elko C10. Wenn sie dem Wert des Schaltplanes in etwa entspricht kannst du den Selengleichrichter drin lassen.

    Wenn jedoch der Selengleichrichter irgendwann kaputt geht ist das mit schlimmer Geruchsbelästigung verbunden.

    Unterm Strich: Es stinkt gewaltig.


    Edit: Carlo Mau war schneller.:thumbup:

    Viele Grüße
    HaJo


    >>> Bitte keine Fachfragen per Pinnwand, PN oder E-Mail.<<<
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  • Hallo Rudi,

    die Spannungsangaben auf dem Schaltplan kann ich nicht entziffern, aber es werden auf jeden Fall 400 V reichen, natürlich Gleichspannung, selbst der Elko im Netzteil ist ja mit 350/385 V angegeben, willst Du ihn aber unbedingt ersetzen, brauchst Du einen mit Schraubanschluss, Reichelt wird ihn nicht haben, Ernie hat aber eine gute Adresse bereits genannt.

    Axiale Kondis muss man allerdings etwas suchen, meist haben sie radiale Anschlüsse, die sich für für Freiverdrahtung nicht so eignen, so wie der hier,


    https://www.reichelt.de/impuls…ml?search=10nf%2C+400V%2C


    also, mit der Bestellung nichts überstürzen.


    lg. Hans

  • Hallo,


    den Selen-Gleich-riecht-er würde ich auf jeden Fall ersetzen, sofern das Gerät fürderhin zuverlässig seinen Dienst tun soll. Bei solchen Bauteilen ist die Frage nicht, ob sie ausfallen, sondern wann. Und ich würde auch der Idee folgen, statt der Einweggleichrichtung einen Brückengleichrichter vorzusehen, sofern nicht im Trafo ein Ende der Heizwicklung mit dem unteren Ende der Anodenspannungswicklung fest verbunden sind und man den zusätzlichen Verdrahtungsaufwand nicht scheut. Einzeldioden müssen es in diesem Fall nicht sein, es gibt fertige Brückengleicrichter mit vier Anschlüssen, z.B. B380C800. Die Vorteile der Brückengleichrichtung liegen auf der Hand: Der Trafo wird besser ausgenutzt und bleibt kühler, da die Vormagnetisierung des Kerns entfällt, die Brummspannung am ersten Elko C10 wird geringer und sie wird, da ihre Frequenz nun 100 statt 50 Hz beträgt, vom zweiten Elko C15 besser gefiltert.


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • Danke, ich glaube ich habe es soweit verstanden. Wenn ich statt des Selengleichrichters eine Siliziumdiode 1N4007 nehme (idealerweise ins alte Gleichrichterehäuse verbauen) und dahinter einen spannungfesteren 50+50 Doppel-Elko (500V statt dem verbauten 350 V Siemens), dann müsste es doch auch ohne Vorwiderstand gehen, denn dann müsste die um ca. 20-30 Volt höher am Elko ankommende Spannung nicht zusätzlich "vernichtet" werden". Oder denke ich verkehrt?

    Und was ist mit den Einschaltspitzen? Ist das unkritisch?

    Der oben verlinkte Kondensator von Reichelt ist zwar nicht mit Schraubsockel versehen, das stimmt, aber rein technisch würde der es doch tun, oder ?

    Der ist mit 500V wesentlich spannungsfester. Ich suche den einfachsten Weg. ;)



    Grüße

    Rudi

    "I've got that on vinyl"

  • bei Reichelt gibts übrigends einen passenden Schraubelko, aber der Preis.....8|

    aber mess doch erstmal die Sekundär-Wechselspannung, also vor dem Gleichrichter, erst dann kann man sagen, wie hoch die Spannungsfestigkeit sein muss.

    lg. Hans

  • bei Reichelt gibts übrigends einen passenden Schraubelko, aber der Preis.....

    Hallo,


    € 19,54 mögen in der Tat viel erscheinen. Ich bin mir jedoch sicher, dass das Original in den 1950ern auch diesen Betrag kostete, wenn auch in DM. Da das durchschnittliche Einkommen damals sehr viel niedriger war als heute, musste man für solch einen Elko foglich deutlich länger arbeiten.


    Doch es geht auch günstiger: Klick, klick und klick. Zudem gibt es bei Jan Wüstens einen 50+50 µF 350/385 V von F&T zu € 11,66, den ich leider nicht verlinken kann.


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • € 19,54 mögen in der Tat viel erscheinen. Ich bin mir jedoch sicher, dass das Original in den 1950ern auch diesen Betrag kostete, wenn auch in DM. Da das durchschnittliche Einkommen damals sehr viel niedriger war als heute, musste man für solch einen Elko foglich deutlich länger arbeiten.

    nicht ganz,


    Schraubelko 50+50µf 450/500 Volt kostete 1968 glatte 5,00 DM


    lg. Hans

  • ...oder wenn Du den alten Becher aus nostalgischen Gründen erhalten willst, kannst Du das auch so machen:

    Google mal nach: becherelko-restauratia4kp4. Da landest Du auf einer Seite vom Dampfradioforum.

    so habe ich das bei meinem Philetta gemacht. Ist aber viel Arbeit. ;) muss ich zugeben.

    Gruß Andreas

  • Ich hab ja 4 Stück von den 300ern. Zwei ohne Verstärker, zwei mit Verstärker (V von 1958 - dieser hier), und einen VX im grauen Koffer von 1960-62. Vor 20 Jahren wurden die reihenweise entsorgt und ich hab mir die optisch einwandfreien Kisten dann mitgenommen. Der VX ist etwas anders aufgebaut, von der Optik her finde ich den V im cremefarbenen Gehäuse mit dem kupferfarbenen Chassis aber irgendwie am hübschesten. Daher liegt mein Augenmerk nun darauf, den Verstärker wieder fit zu bekommen.

    "I've got that on vinyl"

  • Ah! Die Anodenspannungswicklung liefert nur 200 Vac, da tut es auch bei Siliziumgleichrichtung ein 350/385 V-Elko, da die maximale Gleichspannung dabei lediglich ca. 280 V beträgt. Und der von mir weiter oben als C15 benannte Siebkondensator ist in Wahrheit C11 ;).


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

  • Schraubelko 50+50µf 450/500 Volt kostete 1968 glatte 5,00 DM

    Hallo Hans,


    danke, ich hatte da andere Zahlen im Kopf. Leider sind meine alten Elektronik-Kataloge aus der Zeit längst entsorgt.


    5 DM anno 1968 sind heute inflationsbereinigt wieviel?


    Beste Grüße, Uwe

    Mein Plattenspieler ist nicht defekt. Er dreht sich nur nicht.

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