Dual: Das Unternehmen, der Hersteller, die Marke

  • Zitat

    Dual hat also mit der ULM-Geschichte nur auf den Markt reagiert.


    Ja, aber doch nur im Detail und beim Produkt und nicht bei der Ausrichtung des Unternehmens. Auf welches Wunder hat man denn gehofft, wenn man sein Unternehmen so ausrichtet, dass man massenweise Plattenspieler verkaufen muss?

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

    2 Mal editiert, zuletzt von JoDeKo ()

  • Hallo,


    man glaubte ja auch Anfang der 80er Jahre das der Übergang zur CD min. 10 Jahre dauert.

    Die ersten CD-Player waren sehr teuer und die CDs ebenfalls.


    Das es soo schnell ging (6 Jahre nach Markteinführung hatte die CD bei den Verkäufen die LP überholt) damit hat doch keiner gerechnet.


    Leichte Tonarme und Magnetsysteme mit hoher Compliance hatten alle Hersteller, ob Philips, ob Braun, selbst Technics hatte was im Programm.

    In Japan setze Chuho Denki sehr drauf, was viele OEM-Kunden dann auch im Angebot hatten.


    Letztlich hat man wohl gedacht, dass man damit den übersättigten Markt wieder flott bekam...

    Das funzte genausowenig wie Highcom oder Dolby C.


    Der Markt war voll und eng, die Margen gering, die Erlöse - wenn man Glück hatte - stagnierten, wenn sie nicht einbrachen.


    Alle alten Lehren zogen nicht mehr - und die die als erste leiden mussten waren die deutschen Hersteller.

    Die teure DM machte die Situation auf den Exportmärkten auch immer schwerer.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • man glaubte ja auch Anfang der 80er Jahre das der Übergang zur CD min. 10 Jahre dauert.


    Und da wäre jetzt meine Frage: Welches Konzept hatte man genau, ob nun 5 oder 10 Jahre, um sein Unternehmen neu aufzustellen?


    Zu erkennen ist nichts. Deswegen ja oben meine beiden Prämissen... :D ;)

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

  • Das Problem war nicht, daß Dual auf ULM bewarb und es einsetzte, sondern wie man das umsetzte. Das Problem war die Inkompatibilität und der Wirrwarr der unterschiedlichen ULM/TKS-Konzepte, welcher Dreher welchen Adapter benötigt, um einen handelsüblichen 1/2"-Adapter montieren zu können, durchblicken bis heute selbst kaum die Experten. In der ersten Generation hatten CS 731Q und CS 714Q einen anderen Adapter als die anderen Dual Dreher, dann kam in der zweiten Generation auch noch TKS, eine empfindliche Mißgeburt, die selbst eingefleischte Dual-Anhänger, die sich vielleicht gerade einen CS 731Q gekauft hatten, vollends verwirrte. Erst in der dritten Generation, als es zu spät war, kam mit den "Plastikbombern" eine vernünftige Lösung mit 1/2"-Befestigung. Was man sich in St. Georgen dabei gedacht hatte, darüber kann man nur spekulieren, ob man z.B. auch den Kunden an Dual-Systeme binden wollte, auch wenn man halbherzig Adapter anbot, die aber so hoch bauen, daß viele TAs nicht mehr normgerecht montiert werden konnten. Dummerweise hatte man die höhenverstellbaren Tonarme des CS 721/CS704 ausgerechnet mit der ULM-Einführung aufgegeben, obwohl diese Höhenverstellung hier gerade Sinn gemacht hätte. Das haben viele Plattenfans eben nicht mitgemacht und sich woanders umgesehen, ein Eigentor in einem ohnehin schwächelnden Markt, nur ein kleiner Baustein ins Verderben, aber es war einer. Im Nachhinein weiß man, daß eine Lösung wie am CS 630Q in Verbindung mit einem höhenverstellbaren Tonarm am CS 731Q und CS 741Q eher markgerecht gewesen wäre. Eigenwege lohnen nicht, daß mußten ja auch Grundig und Philips samt Systempartner wie Metz, Siemens, ITT usw. erfahren, als sie mit dem gewisse besten Videosystem Video 2000 gegen die Marktmacht des schlechtesten Videosystems "Video 2000" nicht ankamen.


    Natürlich war TP4 von Technics genauso eine Totgeburt, doch der riesige Konzern konnte sich einen Mißerfolg eben leisten, Dual nicht.



    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hallo,


    wohl wahr. Der Schritt mit ULM 2.Generation (TKS) war ein Griff in die Keramik.


    Das Konzept im Punkt CD gab es schon: Dual hatte die Fühler ausgestreckt und auf einer Hifi-Messe hatte ich das Vergnügen meine erste CD zu hören (Düsseldorf?), am

    Dual-Stand mit einem umgelabelten Philips-Gerät.

    Anscheinend hatte man vor zusammen Geräte zu entwickeln/bauen.

    Warum Philips dann nicht nach der Pleite zugriff? Die Wettbewerbsbehörden hätten wohl njet gesagt und in Eindhoven hatte man andere Probleme...


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Guten Abend,


    ich sehe Dual als einen der vielen Lizenz Nehmern bei dem Bau der CD Player. Philips und Sony waren die Entwickler der CD bzw. des Formates (Red Book). Weiss jemand mehr zur Hardware-Entwicklung?


    Gruß Peter

    Gruß Peter

  • Naja, viele Hardware-Hersteller gab es bei der CD ja nicht.

    Erste Generation CD-Player:

    - Philips, OEM-Geräte gabs dann von Marantz, Grundig und Meridian

    - Hitachi, OEM-Geräte gabs von Dual, JVC, Denon, Nordmende, Saba, Brandt, Pathe Marconi, Thomson

    - Toshiba, OEM-Geräte gabs von Alpine, Luxman, Kenwood, Uher

    - Sanyo, OEM-Geräte gabs von Fisher, Siemens, ITT, Oceanic

    - Kyocera, OEM-Geräte gabs von Akai, Phase Linear, Micro Seiki, Tensai, Rotel

    - NEC, OEM-Geräte gabs von TEAC

    - Aiwa, OEM-Geräte gabs von Schneider und B&O (ursprünglich wollte auch Grundig ein OEM-Gerät anbieten)

    Und dann gabs die Hersteller, von denen es keine OEM-Versionen gab:

    - Sharp, Yamaha, Sony, Sansui, Technics, Onkyo, Pioneer.


    Und was den Erfolg der CD angeht:

    Für mich kam der wenig überraschend.

    Die CD hat einfach viel zu viele Vorteile gegenüber der LP:

    - kleiner

    - weniger empfindlich gegen Staub etc.

    - Bedienkomfort

    - kein Verschleiß

    etc.


    Und Dinge setzen sich dann durch, wenn der Kunde da einen Vorteil gegenüber dem Bewährten sieht.


    Und was die ULM 1 und 2 angeht:

    Die Systembefestigung spielt auch heute noch für 85% der Käufer keinerlei Rolle.

    Man muß sich nur einmal auf dem Gebrauchtmarkt umsehen, wie viele Geräte noch das Originalsystem drauf haben, obwohl die 1/2" haben.

    I.d.R. hat man einen Plattenspieler mit System gekauft und an diesem Paket nichts geändert.

    Und da spielt die Systembefestigung kaum eine Rolle.

    Ich kannte in den 80ern niemanden, der das ab Werk montierte System getauscht hätte.

    Eher hat man den kompletten Plattenspieler getauscht.


    Und das Dual-Konzept war eben ein auf die Spitze getriebenes ULM: Alles, was nicht zwingend notwenig ist, aus Gewichtsgründen weglassen.

    Und ein 1/2"-System hat eben ein höheres Gewicht als eines mit nur 2 Haltenasen.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E


  • Ivor Tiefenbrunn sagte ja einmal sinngemäß: "Die LP wird die CD überleben." :D


    Und damit wird er recht behalten bzw. die neue besser Technologie ist ja schon da. ;)


    LINN Ist übrigens ein positives Beispiel, wie man sein Unternehmen neu ausrichten kann. LINN hatte auch nur Plattenspieler und heute immer noch den LP12 im Programm, aber hat sich - als es mit der LP immer weniger wurde - schrittweise mit weiteren (innovativen) Produkten fest im Markt etabliert. Zugegebenermaßen war LINN nie so groß wie Dual und die Neuausrichtung war entsprechend einfacher, aber man hat eben etwas wirklich Grundlegendes getan.

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

    Einmal editiert, zuletzt von JoDeKo ()

  • Ivor Tiefenbrunn sagte auch einmal, das das Quellgerät das mit Abstand wichtigste Gerät in der Kette sei.

    Lautsprecher z.B. sah er weit weniger wichtig an.

    Dual: 430/CDS 650, CS 528/TKS55E, CS 617Q/Ortofon OMB10, CS 627Q/Denon DL-110, CS 741Q/Yamaha MC-9
    Sonstige: Grundig PS 6000/OMP10, Yamaha TT-400/AT-95E

  • Jein. Er stellte nur fest: "Trash in, trash out".


    LINN entwickelt gerade und auch aktuell die Lautsprechertechnik immer weiter, Aktivierung, Raumanpassung etc. ...


    Also ja, und da stimme ich auch zu, was vorne schon verloren wird, kann der beste Lautsprecher nicht mehr korrigieren. Aber unabhängig davon muss das Gute, was vorne reingeht, auch entsprechend hochwertig über die Lautsprecher wiedergegeben werden...

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

  • Der Gute alte Ivor, einer der größten Voodoo Doktoren in der Welt des Hifi (daß sage ich, obwohl mir der lp12 gefällt).^^

    Aber man muß auch Linn loben für deren Ersatzteil-Politik in finde ich.

    Gruß

    Ivo


    Dual CS 701 -m20e/v15-3

    Dual CV 1600

    Dual CL 710

    Dual DK 710

    Beyerdynamic DT 880

  • Nun, Linn ist in einer ganz anderen Preisklasse aktiv, wie schon gesagt, die Stückzahlen waren wesentlich geringer als bei Dual. Das war immer Manufakturarbeit. Aber sehen wir doch einmal andere an, wie Thorens, Revox usw., die waren auch preislich höher als Dual positioniert und existieren auch nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Revox hat es voll erwischt, daß Spulentonbandgeräte auch im professionellen Bereich durch digitale Aufzeichnungsverfahren verdrängt wurde, da war der Markt weg. Thorens hat trotz Fokus auf den Plattenspieler und wertige Geräte nicht in ursprünglicher Form überlebt.


    Momentan erleben wir die gleiche Problematik doch schon in der Photoindustrie, das ganze untere Preissegment wird durch Smartphones ersetzt, das geht teilweise sogar in den Profibereich hinein. Erste Unternehmen trennen sich von ihren Aktivitäten im Bereich Photo. Bald sind die Autokonzerne und deren Zulieferer dran, Elektroautos, egal ob nun Batterie oder Brennstoffzelle brauchen weder Schalt- noch Automatikgetriebe, keine Kolben, keine Einspritzanlagen usw.


    Im Kleinen kann man das auch beobachten, Ende der 1970 - Ende der 1980er gab es überall Videotheken, wer clever war, machte so eine Butze auf, brachte sie zum laufen und vertickte sie dann gutgehend nach fünf Jahren um sich dann auf PC zu stürzen, wieder rechtzeitig abspringen, dann hinein ins Handygeschäft..... Mal sehen, was als nächstes kommt.


    Die Wellen kommen immer schneller und gehen immer schneller, mit ihnen kommen und gehen Unternehmen.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Die Wellen kommen immer schneller und gehen immer schneller, mit ihnen kommen und gehen Unternehmen.


    Sehe ich genau so. Und das passiert eben.


    Was ich bei Dual und am Management kritisiere ist, dass man es nicht einmal (ernsthaft) versucht hat, jedenfalls nicht Wesentliches. Das war gefühlt alles träge und satt und Ideen fehlten...

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

  • die hatten halt Angst, ihr verbliebenes Vermögen auf einen alten Gaul zu setzen, kann ich verstehen - das Kerngeschäft hatte keine Zukunft, mehr war es nicht

    :) Dual-les Gute!

  • Naja, man hätte ja das eine tun und das andere zumindest versuchen können... ?

    Was würde sich eigentlich ändern, wenn ich Klangunterschiede plötzlich messen könnte, obwohl ich sie bisher nie gehört habe?


    Just Listen

  • Hallo Leute, In einem anderen Thread hab ich das vor einiger Zeit geschrieben, finde passt gut auch hierher:

  • Ein Punkt fand bisher noch gar keine Beachtung, nämlich der Wandel im Handel zu der Zeit. Dual war immer eine Marke des kleinen Facheinzelhändlers. Das war eben der Laden vor Ort, bei dem man den Fernsehapparat kaufte, also nicht nur HiFi. "Hifi Studios" waren eher ein Phänomen in großen Städten. Diese kleinen Händler hatten mehrere Marken im Angebot, meist schon bevorzugt eine bestimmte Marke, bestimmt durch das Geschäft mit Fernsehapparaten. Das waren dann eben Grundig, Philips, Nordmende, Telefunken, Metz usw. So wurden neben den Fernsehapparaten oft eben auch HiFi-Geräte dieser Hersteller angeboten, schlicht, weil es auch Einkaufspreisvorteile brachte. Dual fand da eher als Hersteller von Plattenspielern Berücksichtigung, diese waren auch in den seinerzeit beliebten Kompaktanlagen diverser Hersteller verbaut. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhand die Bedeutung der Heimanlagen mit der Bezeichnung "HS...". Diese waren für reine Plattenliebhaber und für solche mit beschränktem Budget und Platz durchaus sehr attraktiv. Man schaue mal, wieviele HS 130 immer noch gebraucht angeboten werden. Was diese Händler auszeichnete, das war der Service. Man konnte die Anlage anhören. anfassen, sie wurde erklärt, gegebenenfalls geliefert, aufgestellt und sogar eingestellt. Auch das regelmäßige Überprüfen der Abtastnadel mit dem bekannte Dual Nadelmikroskop war ein Bestandteil dieses Konzept. Selbstverständlich führte der Händler die Nadeln vorrätig zum Mitnehmen im Sortiment. Einige Läden boten auch Schallplatten und Kassetten an, nicht dumm, so hatte man Laufkundschaft, die dann auch neue Geräte sahen und erlebten. Prospekte waren ohnehin immer frei zum Mitnehmen ausgelegt. Die Japaner kamen hier eher nicht vor.


    Ein weiterer Vertriebsweg waren Warenhäuser wie Karstadt, Hertie und in einigen Orten eben auch Quelle und Neckermann. Hier war z.B. auch die Produktpalette von Schneider zu finden, teils unter Tarnnahmen wie "Universum" oder "Hanseatic". Das war auch der erste Markt für die Japaner, zum Teil als OEM-Hersteller für die Eigenmarken, in den Warenhäusern auch unter dem eigenen Namen. Natürlich kamen die Japaner auch in den HiFi-Studios vor. Das war eigentlich die bequeme Situation für Dual bis etwa Mitte der 1970er Jahre.


    Solange HiFi hochpreisig war, kam ein weiteres Argument hinzu: Die Frage nach der Lieferbarkeit von Ersatzteilen. Das war eine wichtige Frage. Deutsche hatten da so ihre Erfahrungen mit billigen Importwaren, die bislang eher aus Italien kamen. Da gab es oft keine Ersatzteile, egal ob elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtungen, Haushaltsgeräte oder Kinderspielzeug. Und z.B. Sony war berüchtigt dafür, auf alle Halbleiter eigene Bezeichnungen anzubringen, um auch das Geschäft mit Ersatzteilen zu beherrschen. Das lief mehr schlecht als recht, ich weiß persönlich aus dem damaligen Freundeskreis, das da teilweise mal eben ein Dreivierteljahr auf ein Ersatzteil für eine Tonbandmaschine gewartet wurde. Bei japanischen Autos war das ähnlich, ein Freund ist damals drei Wochen mit Plastikfolie statt des seitlichen Fensters herumgefahren, welches Automarder beim Autoradiodiebstahl zertrümmert hatten, bis Mazda dann endlich geliefert hat.


    Aber HiFi wurde eben günstiger und das hatte dann auch folgenden Grund. Schon seit Anfang der 1970er Jahre hatte Saturn Hansa in Köln ein riesiges Elektronikkaufhaus, in Hamburg gab es Brinkmann usw. Und hier gab es Japaner, die lockten mit Massenrabatten, die diese Häuser voll nutzen konnten, Media Markt und Saturn wurden 1979 als eigene Marken gegründet, Schauland auch in etwa zu der Zeit. Das beeinflußte die kleinen Läden in der Fläche zunächst nicht, aber die Massen wurden nun einmal in den großen Städten umgesetzt. Die Einzelhändler gründeten dann die Einkaufsgemeinschaften wie "Expert" und "Elektronik Partner", um gegenüber den Herstellern auch mit größeren Einkaufsmargen günstigere Einkaufspreise abzutrotzen. Das kam den japanischen Großkonzernen entgegen, brachte aber eben Dual, Grundig & Co. in Bedrängnis. Dual hielt auch am Facheinzelhandel fest, in den "Kistenschiebermärkten" war man zunächst nicht vertreten, das änderte sich dann erst Anfang der 1980er Jahre, im Dual Programm erkennt man auch, daß man vermehrt diese "Set"-Angebote machte, alle Komponenten plus Rack und ein paar einfachen "Beipackboxen" wie z.B. die CL 1030 zu sehr attraktiven Preisen. Ein paar Jahre vorher hätte man damit vielleicht noch nennenswerte Marktanteile haben können, aber der Zug war abgefahren.


    Es gab dann auch ein zunehmendes Sterben der Einzelhändler. In meinem Heimatort Heide, rund 22.000 Einwohner, gab es Mitte der 1970er Jahre folgende Facheinzelhändler, Stange, Woschniak, Andresen, Laeske, Gravert, später kam noch Johannsen hinzu. Das Hifi-Studio Sielaff existierte nur kurz. Dazu gab es selbst auf den Dörfern noch weitere Läden, von denen tatsächlich noch mindestens einer existiert, nämlich Paulmann in Nordhastedt. Da habe ich vor ein Paar Jahren einen Riemensatz für mein Dual CC 5850 RC erworben. Und von denen in Heide existieren, wenn man großzügig ist noch zwei, Johannsen ist nun Hansen & Roppelt, der Sohn von Woschniak, übrigens ein Mitschüler hat dann einen Expert Markt, der zur Expert Westküste mit Sitz in Husum gehört, ob Woschniak Junior da noch mitmischt, ist unklar.


    Schaut man sich die Angebote aller drei Läden an, dann ist es ein Sammelsurium, angefangen von Haushaltsgeräten, Handykram, Tablets, Daddelkonsolen, Fernsehapparaten usw., jedenfalls sehr wenig HiFi, von Dual keine Spur. Wobei die Expert Westküsten GmbH auf der Seite von Sintron aufgeführt ist. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Für meinen Wohnort Elmshorn, immerhin gut 50.000 Einwohner ist dort Oberhellmann aufgeführt, der Laden hat aber gar keine braune Ware mehr im Angebot, hat sich auf weiße Ware spezialisiert.


    So muß die Geschichte von Dual immer auch in einem sehr komplexen und nicht einfach zu beleuchtenden Umfeld gesehen werden, Marktsättigung, Wandel in Gesellschaft und Einzelhandel, Aufkommen von Video, Verflachung der Qualität von Popmusik durch Aufkommen von Synthi-Pop, Punk und anderer eher musikalisch einfacher Musik, Wechselkurse, fehlender Protektionismus gegen Japaner, die ihren Markt völlig abschirmten, aber die Weltmärkte mit ihren Waren fluteten und sicher auch Managementfehler. Eines ist auch zu bedenken. Die Dual-Geräte dieser Zeit waren einfach zu gut, viel zu sehr auf Langlebigkeit konstruiert. Wenn man die Masse an Dual-Geräten im Gebrauchtmarkt im Vergleich zu der japanischer Geräte sieht, die in ungleich größeren Stückzahlen verkauft wurden, bleibt Dual hier klar der Sieg im Marathon - und das bei allen Komponenten.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Zum Thema klassischer inhabergeführter Radio- und Fernsehfachhandel, den gibt es bei mir im Raum Baden-Baden/Offenburg immer noch recht gut vertreten. Einzelne haben im Laufe der Zeit aufgegeben und z.B der Radio Freytag aus Karlsruhe hat sich stark verändert bzw. verkleinert, aber man hat immer noch Alternativen zu den Elektronikmärkten. Expert, Media Markt und Saturn haben sich aber seit den 90er hier aber auch breit gemacht. Vielleicht weil man hier im Schnitt überdurchschnittlich verdient, aber eher weil es noch mehr den konservativen Käufertyp der mittleren und älteren Generation zu geben scheint und die Fachgeschäfte punkten mit Beratung und Service.

    Ein Fachgeschäft in einem Baden-Badener Stadtteil hat nach fast 40 Jahren sein Ladengeschäft aufgegeben und arbeitet nun ausschließlich von seiner Werkstatt eine Straße weiter. Begründung : Verändertes Kaufverhalten. Das Geld wird bei denen mehr mit Elektroinstallationen und Sicherheitstechnik verdient. U-Elektronik läuft so nebenbei mit. Ein Geschäft, das zwischen den bekannten Elektronikketten und den traditionellen Fachhändlern steht, ist der Expert Octomedia in Rastatt und Bühl. Der Gründer hat mit einem kleinen Hifi-Geschäft in der Rastatter Innenstadt, so etwa Ende der 70er Jahre angefangen und er hatte Erfolg mit den japanischen Hifi-Importmarken(JVC, Kenwood, Pioneer u.a) im Laufe der Jahrzehnte expandierte er und baute neu in einem Rastatter Gewerbegebiet. Dann verkauft er an die Expert Kette und ist heute Immobilienunternehmer.


    Schaut man aber in die kleinen Fachgeschäfte rein, sieht man aber nur noch wenig oder fast kein Hifi. Bei den Fernsehermarken liegt der Schwerpunkt oft auf Panasonic und Metz. Den deutschen Exot Technisat findet man oft in solchen kleinen Fachgeschäften. Das Angebot und die Quantität ist eine andere als noch in den 90ern. Ein Geschäft hat in seiner Schaufensterauslage viel Kleinkram von Grundig und Technisat(DAB Plus/UKW-Radios u.ä), aber vermutlich in den Regalen drinnen, keine einzige klassische Einzelkomponentenanlage. Das gesamte Angebot ist so wie es Deichgraf 63 aus Heide beschrieben hat, auch hier in diesen Geschäften.

    Plattenspieler: Dual CS 503-2, 601, 1218(CS 32), CS 1228, Saba PSP 400.
    Und Sonstiges von AKG, Beyerdynamic, Dual, Fine Arts by Grundig, Marantz, MB Quart, Saba, Telefunken.

  • keine einzige klassische Einzelkomponentenanlage.

    Warum auch, die Masse kauft sowas ja nicht mehr. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis mehr als genug, die nur noch so einen Bluetoothbrüllwürfel haben den sie übers Smartphone bedienen. Ist halt so schön praktisch, der Klang ist zweitrangig.

  • Ich kenne in meinem Bekanntenkreis mehr als genug, die nur noch so einen Bluetoothbrüllwürfel haben den sie übers Smartphone bedienen. Ist halt so schön praktisch, der Klang ist zweitrangig.

    Das ist heute eben auch ein Zug der Zeit: Hifi interessiert - zumindest mit Masse - nur so alte Zausel wie uns. Die jüngeren wollen es vernetzt. Darüber hinaus ist es ihnen völlig egal, wie es klingt, da die Masse Musik sowieso nur noch als Hintergrundberieselung sieht. Sich hinsetzen und einmal bewusst Musik hören, gibt es praktisch gar nicht mehr. Insofern interessiert sich die masse heute auch nicht mehr für Hifi - wie sollen die kleinen, inhabergeführten Geschäfte da auch noch von leben können? Dort, wo ich wohne, immerhin eine Stadt mit rund 120.000 Einwohnern, gibt es nur noch einen einzigen, kleinen Fachhändler. Ganz am Rande ist dann noch ein High-End-Laden ... aber den habe ich trotz Hifi-Begeisterung noch nie von innen gesehen. Der hat auch keine Geschäftszeiten, sondern öffnet Dir gnädig die Tore, wenn Du Dich vorher angemeldet hast. Das ist dann halt eine Preisklasse, die meine Haushaltskasse sprengen würde. Ein paar solcher Läden gibt es halt auch noch im Lande ...

    freundliche Grüße


    Ralph

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.