Immer wieder wird ja diskutiert, was seinerzeit gegen Ende der Steidinger-Ära der richtige Weg für Dual gewesen wäre, um nicht in den Konkurs zu gehen.
Immer wieder kommt es ja hier im Board zu Diskussionen zum Unternehmen Dual, zur Firma Dual und zur Marke Dual. Da wollte ich einfach einmal einen Beitragsbaum starten, in dem künftig diese Aspekte diskutiert werden können. So muß nicht jeder Beitrag über neue Dual-Modelle immer wieder für solche Debatten gekapert werden, die mit dem eigentlichen Thema, z.B. "Dual CS 800" eben nichts mehr zu tun haben.
Wie wir heute wissen, war die Strategie, auch schon gegen Ende der Steidingerzeit, kostengünstig produzieren, in Billigländer zu verlagern, weiter auf "Masse" setzen. Heute wissen wird, daß dieser Weg zumindest nicht richtig gewesen ist. Ja, auch schon unter der Steidinger-Ägide wurde der Weg gegangen, wer mal den Materialaufwand vom CS 701 ausgehend über CS 721, CS 731Q bis zum CS 741Q wirklich nüchtern betrachtet, der sieht, ja, es gab Innovationen, alle Dreher klingen hervorragend, doch spätestens mit dem CS 741Q merkte auch der Kunde einen haptischen und optischen Qualitätsverlust, man betrachte allen mal die wackelige Haubenhalterung, die filigranen Tastenklammern und das Kunststoffgehäuse, auch wenn es ein dämpfender "High Tech Kunststoff" ist, im Anblick und in der Haptik ist es für den Normalbürger einfach "Plastik" und wirkt billig. Und es wurde auch Produktion verlagert. Schon der CT 1640/CT1641, wie auch CV 1100 und CT1140 haben Gegenstücke von Rosita Einige Dreher wurden wohl auch in Südeuropa gefertigt.
Bei den Kassettendecks wurden die meisten Frontlader in Fernost gefertigt, das sind sehr, sehr gute Geräte, keine Frage, sie zeigen aber klar, daß die Hauptkompetenz von Dual nicht bei Bandmaschinen und Kassettendecks lag, auch das bekannte C 839RC wurde fremdgefertigt. Die Lautsprecher hatten auch Zukaufchassis, insofern ist die von Heco gefertigte CLX 9200 nicht weniger Dual als viele andere Lautsprecher.
Die Strategie war also Wachstum Präsenz in allen Komponenten, wobei der Erfolg da eher dadurch bewerkstelligt wurde, daß man die Komponenten, wie viele Hersteller, in einem Rack verkaufte, dazu ein paar einfachere Beipacklautsprecher und das zu einem günstigen Preis.
Und die anderen Hersteller? Sie unterschieden sich nur im Zeitpunkt der Pleite, aber alles waren auf Expansion, neue Märkte, Erobern neuer Käuferschichten im unteren Preissegment aus. Alle sind am Ende gescheitert, auch die Japaner, einen Kampf im Billigsegment ist gegen Billiglohnländer nicht zu gewinnen.
Was wäre der richtige Weg gewesen? Nun, am Ende weiß man es nicht. Was Fehrenbacher angefangen hatte, war nicht so verkehrt. Er beschränkte sich auf Plattenspieler, verließ dann auch das ganz billige Segment. Behutsam aber unaufhörlich stiegen die Preise. Was bewirkte das? Nun, merkwürdigerweise finden sich jetzt Dual-Geräte wieder in den Bestenlisten. Was nichts kostet, kann nichts taugen. Nur hat man versäumt, "nach oben" wirkliche Spitzenmodelle zu bauen, nicht teuer wegen Gold und Klavierlack, sonder wegen innovativer Technik. Nun wird Fehrenbacher von der Dual GmbH in dem ureigenen Revier, dem Plattenspieler ernsthaft attackiert, eben nicht mit DJ-Drehern, sondern im besseren Segment, da kommt, was man bei Fehrenbacher vermißt, Direktantrieb, Subchassis usw. Fehrenbacher hatte es in der Hand, nicht mit den einfacheren Spielern der 4er-Reihe, nein, mit dem CS 750-1, dem Golden Stone, da wäre die Grundlage gewesen, da hätte ein DD auf der Basis kommen müssen. Der CS 750-1 wurde im Grunde regelrecht verramscht. Ein Dreher, der klar in der obersten Liga spielt, auch und gerade noch heute, wurde anfangs für rund 800 DM angeboten, später meist für 600 DM verkauft - mit Tonabnehmer. Man stelle sich vor, so ein Gerät heute für 800€!
Wie ich auf diese Überlegungen komme? Hört Euch mal diesen Beitrag über Trigema mit einem Interview des Chefs an. Der hat sich nicht auf den Billigmarkt eingelassen, auch nicht auf Preisdrückerversuche der Einkäufer der Billigmärkte, der sagt, meine Ware ist den Preis wert, ich will nicht Pleite gehen, entweder ihr aktzeptiert, oder es gibt eben nichts von Trigema. Sein Laden lebt immer noch - alle anderen sind Pleite gegangen, weil sie sich auf den Kampf gegen Billigprodukte und Preisdrückerei eingelassen haben. Das sollte ein Vorbild für Dual sein. Dual war bis Mitte der 1970er Jahre nicht billig, war eine konservative Marke, aber die alten, konservativen haben nun mal das Geld. Dual galt in Arbeiterkreisen als teuer, als der Mercedes in Sachen Plattenspieler, denn es reichte meist nur zu Schneider oder Quelle Universum.
Hört selbst die Trigema-Geschichte.
Gruß
Uli