Wartung 1019

  • Hallo zusammen,


    habe die Gelegenheit, einen gut erhaltenen und noch funktionstüchtigen 1019 zu erstehen.


    Ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass dieses Modell nicht besonders einfach zu warten ist.
    Ist das denn als Laie überhaupt machbar? Wie sieht so eine Wartung überhaupt aus, muss außer einer Reinigung und erneuten Schmierung der Bauteile überhaupt etwas gemacht werden (neue Nadel / Tonabnehmer außer acht gelassen)?


    Vielen Dank schon mal
    fuxi

  • Hi! so pauschal kann man nicht sagen was da alles gemacht werden muss, es kommt auch auf deine Ansprüche und Fähigkeiten an.
    Für mich gehört bei dem 1019 auf jeden Fall eine vacuum Tränkung der Motorlager sowie das neue Verlöten der 8 crimps im TK zu einer Grundwartung.
    Ich denke, diese Massnahmen sind die Vorrausetzungen für einen längeren problemlosen Betrieb.
    Gruss Armin

  • ...wie Armin bereits erwähnte: lässt sich so allgemeingültig nicht sagen. Machbar ist das auch für einen Laien (zumindest bist du danach keiner mehr... :D ) , ist ja keine Raketentechnik! Allerdings ist der 1019er als Erstlingswerk nicht so ganz ohne, da der Teufel, wie so oft, im Detail steckt bzw. stecken kann. Die Frage ist auch, ob du die nötige Selbstdisziplin mitbringst, das Werk nicht um jeden Preis in Rekordzeit zu Ende bringen zu wollen, sondern auch zur Not mal andere um Rat fragst (gibt keine blöden Fragen, immer dran denken!) oder auch die Wartung auszusetzen, wenn du feststellst, dass es momentan noch eine Nummer zu groß für dich ist... Ich weiss, wovon ich rede, denn mein erster 1219er (von der Komplexität her vergleichbar) wurde erst im zweiten Anlauf, nach einer 1 1/2 jährigen Pause fertig. Die Pause war nötig, weil im ersten Anlauf das Ding mich an den Rand des Wahnsinnst getrieben hatte... :D
    Aber mal konkret: Du schreibst, dass er läuft und funktioniert, also würde ich zunächst mal nur sehr wenig machen. In erster Linie die Rillenachse schmieren. (Wat dat is, dat kriejemer später...) und ggf. auch den Motor. "Sintern" oder auch Lagerspiegel drehen, halte ich nicht für sofort und dringend erforderlich, wenn der Motor ansonsten weitgehend ruhig läuft und keine Vibrationen auf das Chassis überträgt (was sich in "brummen" in den Lautsprechern äussert) Ich persönlich mache an ruhig laufenden Motoren ausser einem Tropfen Öl an die Lager gar nichts mehr! (never touch a running System!) Gerade heute habe ich z.B. einen frisch gewarteten und gesinterten Motor eines 1019ers durch einen modifizierten 1219er-Motor ersetzt, weil der 1019er durch offenbar verhärtete Lagergummis Unruhe ins "Fahrwerk" brachte.
    Die Überholung des Tonkopfs kann auch Sinn machen (über kurz oder lang wirst ansonsten auch du an ein- oder beidseitigem Kanalausfall leiden bzw. ein deftiges Brummen aufgrund mangelnden Kontakts einfangen . (Jaja, das "Brummen" wird dich ansonsten mit einem 1019er öfter mal nerven, mitunter reicht aber auch einfaches Reinigen der Kontakte mit einem Glasfaserradierer)
    Wenn du dir den 1019er im funktionierenden Zustand holst, würde ich mit ihm das machen, was wir in der Oldtimerszene als "rolling restauration" bezeichnen: Überholung im laufenden Betrieb bzw. bei Bedarf. So handhabe ich es bei den Plattenspielern und so handhabe ich es bei meinen Motorrädern; immerhin hat mein Namensgeber (Triumph Bonneville, Bj. ´73), auf diese Weise bei mir in knapp 40 Jahren schon 300 000 KM hinter sich gebracht


    Wenn du natürlich eher der Perfektionist bist, dann ist diese Methode eher nichts. Allerdings weiss ich nicht, ob man sich als Perfektionist nicht vielleicht eher einen anderen Plattenspieler als ausgerechnet einen 1019er zulegen sollte. Das Ding ist klasse, keine Frage, aber eben auch ein ganz schön kompliziertes Stück Mechanik.
    Wenn es dir hingegen nur darum geht, problemlos Platten hören zu können: da findet sich, auch bei Dual, bestimmt ein einfacheres und von der Wiedergabequalität her nicht schlechteres Modell.
    Mach was draus... :D - Und lass uns wissen, wie´s weitergeht!


    Gruß Gerhard
    (auch 1019-infiziert.... :D )

  • Vielen Dank euch beiden für eure tollen Antworten!


    Aber mal konkret: Du schreibst, dass er läuft und funktioniert, also würde ich zunächst mal nur sehr wenig machen. In erster Linie die Rillenachse schmieren. (Wat dat is, dat kriejemer später...) und ggf. auch den Motor. "Sintern" oder auch Lagerspiegel drehen, halte ich nicht für sofort und dringend erforderlich, wenn der Motor ansonsten weitgehend ruhig läuft und keine Vibrationen auf das Chassis überträgt (was sich in "brummen" in den Lautsprechern äussert)

    Ja, das hätte ich genauso gehandhabt. Das Ding ist optisch noch in einem makellosen Zustand, man meint gar nicht dass er schon 50 Jahre auf dem Buckel hat.


    Was mach ich wegen dem DIN Anschluss? Einen guten Adapter mit Erdung kaufen, oder auf Cinch umbauen? Ich würde mir den Umbau zutrauen, hab aber keine genauen Informationen finden können, wie man das anstellt.

  • Einen guten Adapter mit Erdung kaufen

    Genau so. Das ist keinen Deut schlechter als mit neuen Cinch-Steckern.


    Würde so ein altes Teil immer weitgehend original lassen. Wenn es mal


    Probleme macht, kann man immer noch das Kabel komplett tauschen.


    M. W. n. sind die Kontakte nur gesteckt und wenn man Cinch dranhängt


    muss nur eine Massebrücke getrennt werden.

  • ...und das mit der Massebrücke ist auch weitgehend Ansichtssache... Umrüsten auf Cinch geht speziell bei den älteren Geräten auch, indem man schlicht den DIN-Stecker abschnippelt und Cinch-Stecker dranlötet (farbiges Kabel an den Kontakt, der Rest an die Masse... :D ) ohne dabei am Gerät irgendwas zu ändern. Hat bei mir eigentlich immer funktioniert . Aber ansonsten hat Micha schon Recht: Erst mal per Adapter anschliessen. Auch das funktioniert in den weitaus meisten Fällen problemlos. (sofern der DIN-Stecker bzw. dessen Anschlüsse noch o.k. sind) Das mit den gesteckten Kontakten am Kurzschliesser ist richtig und genau die sollte man auf jeden Fall reinigen bzw. ihnen mittels einer Zange wieder ein wenig besseren Kontakt verschaffen. - Oder, noch besser: gleich verlöten... Sind aber wie gesagtalles keine "muss", sondern "kann"- bzw. "erforderlich"-Arbeiten.


    Gruß Gerhard

  • ...und das mit der Massebrücke ist auch weitgehend Ansichtssache...

    genau, außerdem reicht dann das Auftrennen alleine nicht, man muss dann schon eine separate Masse verlegen. Wobei das beim 1019 wieder Unsinn wäre da hier eh nur 4 Adern aus dem Tonarm kommen. Tonarmmasse liegt auf RG. Aber ich will jetzt keine Verwirrung stiften. Die Kollegen haben recht, nimm einen anständigen Adapter. Mach ich bei Bedarf auch so. Da ich fast nur Verstärker mit DIN Anschlüssen habe, habe ich bei meinen Dreher die alten DIN Stecker sogar gegen hochwertige neue getauscht. Dieses gefrimmel mit den Cinchstrippen geht mir auf den Sa.... . Wenn es unbedingt Cinchstecker sein müssen, dann beim 1019 einfach DIN ab, Cinch dran und feddich. Am Kurzschließer lässt Du alles wie es ist.


    Was die Wartung allgemein bedtrifft: ja eigentlich sollte man das voll Programm fahren, aber als Anfänger würde ich nach Gerhards Variante vorgehen. So lange alles läuft, mach erst mal nichts. Sollte der Lift wie ein Fallbeil runterkommen oder der Motor zu rappeln anfangen, dann führen wir dich Schritt für Schritt durch. Das wird schon.

    VG

    Kai








  • In erster Linie die Rillenachse schmieren. (Wat dat is, dat kriejemer später...)

    Hallo Gerhard, gibts da eigentlich im Board eine kurze Beschreibung, wie man das macht? Müßte ich ggf. auch machen, reicht das, wenn man von oben außen einfach etwas öl hat herunterlaufen lassen (aua, nicht hauen...) ...Grüße

  • Für einen 1218 findest du ein paar Tipps hier:


    Wartung Dual 1218


    Die Rillenachse ist sprichwörtlich der Dreh und Angelpunkt bei der Wartung.

    Und Fotos machen bei jeden Arbeitsschritt sonst verliert man leicht den Überblick.
    Gruß Ulrich

    Das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke...

  • Hallo Gerhard, gibts da eigentlich im Board eine kurze Beschreibung, wie man das macht? Müßte ich ggf. auch machen, reicht das, wenn man von oben außen einfach etwas öl hat herunterlaufen lassen (aua, nicht hauen...) ...Grüße

    ...ob´s da eine konkrete Anleitung für den 1019er gibt? Weiss ich ehrlich gesagt auch nicht, aber das Procedere ist eigentlich immer gleich. Die r i c h t i g e Methode ist auch hier wiederum, alles zu zerlegen, zu reinigen und dann neu zu schmieren. Öl "herunter laufen zu lassen" wirkt zwar mit etwas Glück kurzfristig auch, entfernt aber nicht den alten Schmodder, weswegen die Wirkung auch meist nicht von Dauer ist. Möglichst nicht der Versuchung erliegen, einfach WD40 "herunter laufen zu lassen" , denn je nach Materialpaarung der Buchse kann das durchaus längerfristig Schäden verursachen. Allenfalls Reinigen mit WD40 bzw. gängig machen damit ist statthaft; dann aber anschliessend wieder von den Rückständen befreien. Bei den meisten Duals, so auch beim 1019, muss man aber nicht zwangsläufig den gesamten Klapperatismus zerlegen. Es reicht auch, die Rillenachse (sh. den Hinweis von Ulrich) herauszuschrauben (nach Lösen der Kontermutter auf der Oberseite der Platine) , zu reinigen (die dazugehörigen Bohrungen z.B. mittels Wattestäbchen), neu zu fetten und wieder zusammenzusetzen. Dabei (gerade beim Erstlingswerk...) darauf achten, dass nicht zu viel der Hebelei durcheinander gerät bzw. so wieder zusammensetzen, wie es war... :D Dabei Helfen in der Tat Fotos immens! Fast alle anderen Schmierstellen sind wirklich nicht sooo kritisch für das einwandfreie Funktionieren gerade der der Automatik und die Rillenachse ist mit dieser Schnellmethode auch wirklich innerhalb weniger Minuten erledigt. Habe ich auch schon im Regal bei senkrecht gestellter Platine oftmals gemacht, falls ein nicht gewarteter und trotzdem in Betrieb genommener Plattenspieler mal gezickt hat.
    Falls die Rillenachse n i c h t richtig freigängig ist, kann man sich allerdings alle weiteren Einstellarbeiten an der Automatik bzw. der An- und Abschaltung getrost sparen! Also immer damit anfangen, wenn was "hakt"
    Nur Mut! Ist alles halb so wild!


    Gruß Gerhard

  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten!

    Genau so. Das ist keinen Deut schlechter als mit neuen Cinch-Steckern.


    Aber ansonsten hat Micha schon Recht: Erst mal per Adapter anschliessen. Auch das funktioniert in den weitaus meisten Fällen problemlos. (sofern der DIN-Stecker bzw. dessen Anschlüsse noch o.k. sind)


    Die Kollegen haben recht, nimm einen anständigen Adapter. Mach ich bei Bedarf auch so.

    Könnt ihr mir einen anständigen Adapter empfehlen? Was darf sowas kosten?


    Danke!

  • ...auch daraus (Adapter) kann man sicherlich eine Wissenschaft machen, ich hingegen gebe gerne zu, meistens die "Janz billjen" wie diese hier:
    https://www.ebay.de/itm/Audio-…UAAOSwOrpbucxq:rk:23:pf:0


    zu nehmen... Vorausgesetzt, dass der DIN-Stecker noch in Ordnung ist, habe ich mit den Dingern jedenfalls keine schlechteren Erfahrungen gemacht als mit teureren Exemplaren und wenn der Dreher kein separates Erdungskabel besitzt, brauchts auch am Adapter keines.
    Und ein auf Cinch umgerüsteter Dreher wie ein 1019er brummt (zumindest wegen der Anschlüsse...) nicht mehr oder weniger als einer mit Adapter; so zumindest meine Erfahrungen...
    Gut, die Cinch Stecker daran sind nicht der Brüller, aber zum Ausprobieren langts; wenn man will, kann man sich ja auch bessere dran löten.


    Gruß Gerhard

  • Hallo
    Der verlinkte ist zum rumtesten völlig ausreichend. :thumbup:
    Gruß Andy

    Gruß Andy


    Die wichtigste Reise unseres Lebens könnte diejenige sein, bei der wir jemand anderem auf halben Wege entgegenkommen

    ( Verfasser unbekannt )

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