Dual HS 151 - Knacken beim Kanal-Wechsel + Schallplattenspieler-Stop

  • Hey Ihr! Ich habe durch meine Oma einen sehr gut erhaltenen HS 151 Verstärker mit 1226er Plattenspieler. Laufen tut alles soweit. Nur beim Stoppen der Platte knackt es laut in den Boxen. Beim Wechsel von Platte auf Tuner knackt es auch einmal kurz in den Boxen. Woran könnte das liegen? Hat da jemand Erfahrung? Während dem Abspielen ist der Klang perfekt! Keine Probleme.


    Beste Grüße
    Torben

    Einmal editiert, zuletzt von Torben ()

  • Hi Torben !


    Die Antwort ist in vermutlich: Kontakt-Oxydation und Entstörkondensator


    Der Wahlschalter für die Quellen ist eine offene Konstruktion, die im Laufe der Jahrzehnte Staub sammelt und durch die Luftfeuchtigkeit laufen die offenen Schaltkontakte an, da sie aus einer Silber-Kupfer-Legierung bestehen. Die werden dann schwarz, was schick aussieht, der Funktion aber eher hinderlich ist.


    Wenn das Knacken bei Start und Stop auftritt und der Teller dabei noch dreht (!) wird der sogenannte Kurzschließer am Kurvenrad oxydiert sein, dessen Aufgabe es ist, das Tonsignal vom Tonabnehmer während des Automatiklaufs (aufsetzen oder abheben) zu sperren, damit es eben nicht in den Boxen rumpelt und pumpelt.


    Wenn das Knacken unmittelbar nach Betätigen von "Start" oder ganz am Ende des Stopvorgangs auftritt, während der Arm schon auf der Ablage liegt, dann wird sich der Entstörkondensator über dem Motorschalter des Plattenspielers in die ewigen Jagdgründe aufgemacht haben.


    Abhilfe beim verdreckten Quellenschalter: eine Sprühdose mit Kontakt 61 (nicht -60 !!), den damit schön einsprühen, ein altes Tuch unter und neben dem Schalter platzieren, damit nicht alles vollgesaut wird und abtropfendes Sprühzeug nicht in den Boden tropft. Den Schalter dann mehrmals Ende zu Ende drehen ... abwarten, bis die Lösemittel verdunstet sind und ausprobieren, ob's besser geworden ist.


    Abhilfe beim verdreckten Kurzschließer: Gerät vom Strom trennen, Plattenspieler rausheben und vorsichtig nach links umdrehen. Ein Tuch auf den linken Rand des Gerätes legen und das Chassis so ablegen, daß der Tonarm außerhalb liegt und nirgendwo gegen tickt.
    Das Tonsignalkabel finden und bis an den Dreher verfolgen. Es geht unter eine aushakbare Abdeckung. Davon gehen zweimal zwei Metallblättchen gegen das Kurvenrad. In der Neutralstellung werden sie durch eine Ausbeulung geöffnet, wenn das Kurvenrad dreht, werden sie geschlossen. Mit einem Stück feinem Schleifpapier (400er oder feiner) zwischen die Kontakte gehen und etwas kreisförmig reiben. Papier umdrehen und den Gegenkontakt genauso reinigen. Fertig. Nachher die Abdeckung wieder aufhaken, aufpassen, daß das Tonarmkabel richtig liegt und dabei nicht gequetscht oder beschädigt wird.


    Abhilfe beim defekten Entstörkondensator: Dreher liegt ja schon auf dem Rücken, da kann man da auch mal eben nachgucken.
    Stromkabel finden und verfolgen. Es geht in den schwarzen Schalterkasten. Je nach Drehermodell und -ausführung ist das entweder von oben mit Klipsen aufgesteckt (dann muß man es lösen) oder von unten her im Schaltkasten direkt aufgeklemmt (dann macht man an der Stelle gar nix). Schlitzschraube aus dem Kasten drehen und den Deckel abnehmen.


    Dann sieht man was, was so aussieht, wie in Fig. 19:
    http://www.hifi-archiv.info/Dual/1226s/1226s-12.jpg


    Die "Rolle" rechts ist der Entstörkondensator. Den gibt es in mehreren Ausführungen. Einmal eine bunte, zylindrische Rolle in rot, grün, violett oder schwarz von ERO. Oder den klassischen "Knallfrosch" von Rifa in rechteckig mit gelblich-transparentem Gehäuse. Den lötet man an den Kontaktflächen heraus und ersetzt ihn durch einen 0.01µF (10nF) 275V~ "X2"-zertifizierten Kondensator, wie z.B. das Ding von Conrad:


    https://www.conrad.com/ce/de/p…-B-x-H-13-x-4-x-9-mm-1-St



    Dann hat das mit der Knackserei beim Motorstart / Motorstop auch ein Ende.



    Soweit alles klar ?



    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hey wacholder,


    Danke für deine ausführliche Antwort! Ich werde das Ganze mal checken. Sobald es etwas Neues gibt, melde ich mich hier :)
    Hab gesehen - du kommst hier ganz aus der Nähe.
    Grüße aus Minden :)


    Torben

  • Hi Torben !


    Ja - ist nur "über den Berg" (und ein Stück ins Tal runter).
    Wenn Du Langeweile hast oder keinen Bock da selber dranzugehen, kannst Du den Kasten ja ins Auto laden und mal rumkommen.
    Dann packen wir das Ding bei mir im Lager auf den OP-Tisch und losgehts. Hier sind schon ganz andere Schweine geschlachtet worden ...


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hey!


    das würde ich doch glatt mal in Angriff nehmen! Danke für das Angebot. Heute kommt erstmal noch ein neuer Pimpel für den Dreher und für die Automatik. Würde dann mal schauen wann es bei mir passt und mich dann nochmal melden!


    Beste Grüße
    Torben

  • Hey wacholder,


    habe nun mal ein wenig geschaut. Es ist der Kondensator. Der ist aber auch echt versteckt. Hatte deswegen einen neuen bestellt. Einen von denen, die du mir vorgeschlagen hast.
    Den hier: 0.01µF (10nF) 275V~ "X2"-zertifizierten Kondensator


    Wieso ist der denn im Vergleich so klein ? Bzw was ist der Unterschied zwischen dem und einem anderen?


    Beste Grüße

  • Hi Torben !

    Wieso ist der denn im Vergleich so klein ? Bzw was ist der Unterschied zwischen dem und einem anderen?

    Das sind unterschiedliche Technologien von Folienkondensatoren ... und rund 40 Jahre technischer Fortschritt, die dazwischen liegen. Wenn es ein "X2" zertifizierter Typ ist, darf er an Netzspannung betrieben werden. Das ist die Hauptsache.


    Früher wurden an der Stelle auch gerne Papier-Teer-Kondensatoren oder Keramikkondensatoren verwendet, deren Gleichspannungs-Festigkeit rund drei Mal größer als die anliegende Wechselspannung war. Also für 220V~ wurde ein Kondi verwendet, der für 700V= geeignet war. Das waren dann schon mal etwas größere Trümmerstücke.


    Die "X2"-Zertifizierung kam auch erst später. Die besagt u.A. daß der Kondensator im Fehlerfall nicht brennen darf. Nicht unwichtig für Geräte, die jahrelang ausgeschaltet im Wohnzimmerschrank stehend am Stromnetz hängen und wo die ganze Zeit über die Netzspannung auf dem Entstörkondensator liegt ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Alles klar, danke!


    Habe nun den neuen Kondensator verbaut. Das Knacken zu Beginn und zum Stop hin ist nun weg.


    Nun habe ich nur noch ein knistern beim Drehen vom "Balance" Knopf. Aber da werde ich wohl mit Kontaktspray weiterkommen oder wie siehst du das ?


    Beste Grüße & großes Danke nochmal!


    Torben

  • Hi Torben !

    Habe nun den neuen Kondensator verbaut. Das Knacken zu Beginn und zum Stop hin ist nun weg.

    :thumbup::thumbup:


    Siehste. Das wirkt.


    Nun habe ich nur noch ein knistern beim Drehen vom "Balance" Knopf. Aber da werde ich wohl mit Kontaktspray weiterkommen oder wie siehst du das ?

    Sehe ich so. Ja.
    Am besten wird es von den Seiten oder von unten gehen, wo die Kontakte rauskommen. Es gab verschiedene Bauformen der Potis. Einige waren ziemlich "dicht".


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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