DUAL 714Q vom Sperrmüll - Eine kleine Bildergeschichte

  • Hallo DUAL Fans!


    Vor zehn oder fünfzehn Jahren bekam ich einen DUAL 714 vom Sperrmüll, ohne Haube und mit defektem Tonarm. Ich habe den dann erst mal weggestellt, damit er etwas Patina ansetzen und reifen kann....



    Trocken und UV Geschützt, immerhin. Das "moderne Zeugs" hat mich eigentlich nie so richtig gereizt. 15 Jahre später fahre ich sogar Autos, die jünger sind, als der DUAL. Also habe ich Ihn hervorgekramt und nachgesehen, was denn da am Tonarm kaputt war. Und ich sage es gleich: Von der Serie habe ich Null Ahnung, soetwas hatte ich noch nie zwischen und bislang auch immer abgelehnt:


    1. Horizontallagerung hat keinerlei Führung mehr. Die Schale, die die Feder für die Auflagekraft beherbergt, war zerbrochen. Die beiden Kugellagerschalen waren völlig unbeschädigt, sonst hätte ich wohl gleich abgebrochen und das Gerät zerlegt.



    Ich habe diese geklebt und über Tag aushärten lassen.




    2. Vertikallagerung hatte Spiel- Nachgestellt.


    Ich habe den Tonarm jetzt wieder zusammen und es fühlt sich gut an. Die Auflagekraft lässt sich schön einstellen.






    Das nächste Problem stellte ich nach dem Einschalten des Laufwerks fest: Das Strobo "springt" d.h. es wird in kurzen, gleichen Abständen immer schneller/ langamer. Wie ein Schrittmotor. Die Sollgeschwindigkeiten 33 und 45 stimmen aber eingermassen. Mit einer aufgelegten Stroboscheibe sieht es genauso aus. Besser kann ich es nicht beschreiben und damit kann die Suchmaschine nix anfangen.


    Frage an alle: Weitermachen oder nicht?


    Mfg Florian

    Einmal editiert, zuletzt von Florian-L ()

  • Ein 714Q ist immer die Arbeit wert.


    Der Tonarm müsste also in ordnung sein.
    Der Motor fluktuiert, würde mir mal die Unterseite ansehn.
    Knallfrosch und neue Kondensatoren auf der Netzplatine tun Wunder...


    Schönes Projekt, schade das ich hier bei uns sowas nicht finde!


    ^^



    LG, Ernst


    Tja, infiziert mit "Dualitis"


    Im Moment spielt:


    Dual/Marantz/Luxman/Revox Freak! (und neuerdings Quad...)

  • Ein 714Q ist immer die Arbeit wert.


    Schönes Projekt, schade das ich hier bei uns sowas nicht finde!


    ^^

    OK. Ist ja auch schon paar Jahre her.


    Der Motor fluktuiert, würde mir mal die Unterseite ansehn.
    Knallfrosch und neue Kondensatoren auf der Netzplatine tun Wunder...



    ^^

    Ich werde ihn mal umdrehen und das Netzteil suchen.


    Mfg Florian


    Edit: Puh- der ist ja voll mit "Gemüse". Knallfrosch gefunden, den großen Kasten, der hinterliegt, habe ich noch nicht aufgemacht (ist das das Netzteil?)

    2 Mal editiert, zuletzt von Florian-L ()

  • Hallo Florian, ich habe vor geraumer Zeit einen 714Q revidiert.


    Ja, er ist es Wert wenn der Tonarm okay ist.


    Ich möchte Dich auf meinen damaligen Thread aufmerksam machen ---> K L I C K


    Bauteile und E-Teile habe ich davon noch über, wenn Du IC's o.ä. brauchst, melde Dich und ich schaue nach.


    Wenn Du den Trafo einmal aufhast, kontroliere ob die vier Muttern feste sitzen.


    Gutes Gelingen. :thumbup:

  • Danke Dietmar.


    Am Sonnabend Nachmittag werde ich Zeit finden, deinen Beitrag durchzulesen. Es hört sich ja jetzt erst mal so an, als wäre die Überholung kein "Pappenstiel" wegen der umfangreichen Electronik. Ich freue mich über dein Angebot mit den IC´s, hoffe aber, das nicht allzuviel kaputt ist. Aber meißtens ...


    Mfg Florian

  • Hi Florian !


    Auf jeden Fall weitermachen. :D


    Der ruckelige Tellerlauf *könnte* von einem defekten Treibertransistor kommen.
    Das ist ein - im Vergleich - relativ "beliebter" Fehler.


    Da es für den 714 keinen eigenen Schaltplan gibt, nimmt man einfach den vom 731. Die Unterschiede liegen nur in der Tastenplatine, die beim 731 aufgrund der Automatik mehr Tasten hat.


    Das Bauteil, um das es geht, ist der Alu-Kühlkörper der auf der Basisplatine sitzt.
    Darauf sitzen fünf BD135 und ein 78M15 Festspannungsregler. Der Regler sitzt ohne Isolierscheibe auf dem Kühlkörper und sein Mittelpin ist leitend mit seiner Kühlplatte verbunden und da liegt Masse drauf. Damit liegt der Kühlkörper auch auf Masse.


    Der eine BD135 ist der gemeinsame Stromregeltransistor (T9005), die anderen vier (T9001 - T9004) sind die Spulentreiber des Motors. Bei ruckeligem Lauf in zyklischen "Stößen" über den gesamten Umfang der Tellerdrehung kommen zwei Szenarien in Betracht:
    1. einer der Transistoren ist tot
    2. einer der Transistoren hat eine leitende Verbindung zum Kühlkörper


    Ein "Arbeitstakt", bei dem alle vier Transistoren in verschiedenen Stärken leiten, umfaßt 90° Drehwinkel des Tellers. Also müßte das Zucken vier Mal pro Umdrehung auftreten, wenn es von den Treibern verursacht würde. Der fünfte Transi muß in Ordnung sein, sonst würde der Motor gar nicht mehr oder Amok laufen und leicht und locker 150 upm erreichen.


    Bei Szenario 1 ist es möglich, den Teller zwischen den Fingern zum Stillstand zu bringen, dann *gaaaanz* langsam weiterdrehen zu lassen ... bis bei einem Punkt die Antriebsleistung ganz wegfällt und der Teller auch nicht mehr selber zu drehen anfängt und man ihn anschubsen muß, damit es weitergeht. Diesen Punkt findet man dann auch wieder vier Mal auf der Tellerumdrehung.
    Dann ist einer der Transis tot und die anderen drei werden über die Stromregelung "weiter aufgedreht", damit der Teller trotzdem einigermaßen weiterdreht.


    Bei Szenario 2 ist der mit der Kühlfläche auf der Rückseite verbundene Kollektor gegen das Kühlblech auf Masse kurzgeschlossen und eine Motorspule bekommt Dauerstrom. Das ist *sehr* ungesund und man sollte den Motor dann nicht mehr betreiben. Die anderen drei Spulentreiber bringen den Teller noch zum drehen, arbeiten aber mit weniger als halber Kraft, weil die Elektronik feststellt, daß der Teller zu schnell drehen würde und der Stromregeltransistor nimmt Leistung weg, um den Effekt zu kompensieren, denn die eine Spule gibt ja Dauervollgas. Damit kommt auch nur eine sehr ruckelige Drehung zustanden.


    Ich schätze aber mal eher, daß bei Deinem Szenario 1 zutrifft.


    Statt eines defekten Transistors käme dabei aber auch noch
    - ein Lötfehler an der Treiberstufe
    - ein defekter Hallgenerator, wo einer der beiden Kanäle ausgefallen ist
    - ein schlechter Kontakt zwischen Motor und Basisplatine
    in Frage


    Um das ohne großen Aufwand einzugrenzen, bräuchte man eigentlich ein Oszilloskop, dann kann man sich die Signalformen an den Spulen bzw. an den Transistoren angucken und miteinander vergleichen. Mit nur einem Digitalmultimeter kannst Du nur die Spulenwiderstände gegen die +25V Hauptspannung messen. Meßpunkt wäre z.B. der Pluspol am Hauptelko oder der Pin 1 am Spannungsregler-IC gegen die Kollektoranschlüsse der vier Transistoren T9001 - T9004 (mittlerer Pin). Die Werte müssen in etwa gleich sein, ein paar Ohm spielen keine Rolle. Mit dieser Messung kann man a) die Spulen selber und b) die Kontaktpins als Übeltäter ausschließen, wenn sie vier gleiche Resultate erbringt.


    Dann wird es doof.
    Die vier Transis müssen raus und mit dem DVM in der Betriebsart "Diodentest" geprüft werden. (Wenn es sowas hat).
    Dabei liegt die rote Meßleitung an der Basis (rechter Pin wenn man auf die Beschriftung guckt) und die schwarze Meßleitung wird gegen Kollektor (Mitte) oder Emitter (Links) gehalten. Der BD135 ist ein NPN-Transistor, da ist die Basis positiv leitend. Der angezeigte Meßwert zeigt die Spannung in Durchlaßrichtung an und der Wert für den Emitter ist eine Kleinigkeit größer, als der für den Kollektor, z.B. 0.68V zu 0.67V.


    Ergibt das auch für alle vier Transistoren plausible Werte, rücken die Hallgeneratoren bzw. ihre Anschlüsse auf der Motorsteckleite in den Fokus. Die kann man so "statisch" und ohne entsprechende Meßgeräte nicht testen.
    Man *könnte* zwar bei laufendem Motor die Spannung an den Basisanschlüssen der vier Spulentreiber ermitteln, aber durch die verschachtelte Bauweise ist das echt zickig und erfordert wirklich gute Klemmprüfspitzen oder von unten an die Basisanschlüsse gelötete Hilfsdrähte. Bezugspunkt ist dann die Gerätemasse (Minuspol am Haupt-Elko).


    Der EDS920 läuft auch ohne Teller absolut ruhig und gleichmäßig, wenn die Elektronik in Ordnung ist. Das unterscheidet die "Großen EDS" (1000, 920, 930) von den "Kleinen" (910, 500 / 501 / 502), die dann ruckelig stottern, weil ihnen die Masse des Tellers als Ausgleich bzw. Schwungspeicher gegen die Regelung fehlt. Daher können Messungen und Fehlersuchen an 714 / 731 auch bei kopfüber hängendem oder auf der Seite stehendem Gerät erfolgen - wobei der Teller dann abgenommen werden muß. Logischerweise.


    Als Behelfs-Meßstand bietet sich ein kleiner Fußhocker an (hier mit einem 721 "in der Behandlung"):



    Ich habe bei dem die Gummidinger (Antirutsch) rausgemacht - da passen die Federtöpfe der großen Chassis "richtigherum" perfekt rein und man kann das Gerät darauf betreiben. Und beim Zerlegen hat man unten einige "Sortierfächer" für die Kleinteile ...


    Mir fällt der Firmenname nicht mehr ein, aber der hier müßte passen:
    https://www.hornbach.de/shop/T…lber/5867434/artikel.html


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Danke Dietmar.


    Am Sonnabend Nachmittag werde ich Zeit finden, deinen Beitrag durchzulesen. Es hört sich ja jetzt erst mal so an, als wäre die Überholung kein "Pappenstiel" wegen der umfangreichen Electronik. Ich freue mich über dein Angebot mit den IC´s, hoffe aber, das nicht allzuviel kaputt ist. Aber meißtens ...


    Mfg Florian

    Vielleicht kann ich Dir ja dabei helfen und die Module hier mal kontrollieren und in meinem 714Q einstecken?

  • Ich freue mich über Euer aller Feedback- Danke dafür. Vor allem die intensive Abhandlung von Peter! Ich würde also sagen: am Wochenende geht es los. Heute wird es nichts mehr, nach 16 Stunden auf den Beinen ist es genug.


    Mfg Florian

  • Und doch noch mal eingesteckt- datt Ding:


    Ich glaube, ich habe Peters "Szenario 1" ermittelt. Ich habe einen Schraubendreher auf den Teller gelegt und kann, bei drehendem Teller, die Takte jeweils bis 4 mitzählen, bis der Schraubendreher wieder "ins Bild" kommt. Auch kann ich bei sehr langsam abgebremsten Teller die Stellung finden, wo kaum noch Antriebskraft vorhanden ist.



    Ich glaube, das hier wird interessant.


    Mfg Florian

  • Hi Florian !

    Ich glaube, das hier wird interessant.

    Langweilig ist woanders.
    Hier geht immer was ab.


    Ich habe schon einige 714 / 731 hier "durchgeschoben" und kenne die Zicken der Motorsteuerung langsam ganz gut. Die zu beschreiben und die Fehleroptionen aufzulisten, ist eine Sache. Das Beheben eine andere. Dazu braucht es einigermaßen gute Ausrüstung, Übung und Methodik. Aber wenn man nie anfängt, gewinnt man auch keine Fertigkeiten.


    Wenn Du Dietmars Vorschlag nicht annehmen kannst (oder willst), dann würde ich mal mit der trivialsten aller Ursachen anfangen: Kontaktproblem zwischen der Steckerleiste des Motors und dem Gegenstück auf der Basisplatine. Mal die Basisplatine abnehmen, die Kontakte mit dem Glasfaserstift abziehen, die Buchse auf dem Board mit Kontakt 61 einsprühen, mehrmals zusammenstecken und wieder abziehen, dann erneut gucken.
    Wenn es das nicht gebracht hat, die zweittrivialste Möglichkeit erwägen und mal die Lötstellen auf dem Board um die Treibertransistoren prüfen und im Verdachtsfall absaugen und neu löten. Oft war es das dann schon.


    Wenn es dann *immer noch nicht* sauber läuft, geht es ans Eingemachte und dann müssen die Transis T9001 - T9004 raus und gemessen werden.


    Und: Gute Ratschläge sind ein Service "des Hauses". Die gibt es kostenlos.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Heute nur saubergemacht und Beiträge durchgelesen. Das Laufwerk zum Messen der drei von Peter beschriebenen Transistoren "outgesourced" wegen Wochenendarbeit (für mich ein gleichermaßen schlimmmes Wort wie "Kinderarbeit")(Rückmeldung steht noch aus).


    Bodenplatte hat "Einschlagschaden"" von unsachgemäßem "Aufstellen"





    Potis und Kontakte der in die Frontblende montierten Komponenten gereinigt, festgegammelten Lifttaster gangbar gemacht



    Insgesamt sieht´s übel aus: Presspanwangen z.T. aufgequollen



    Gegen den Grauschleier wird bei Tageslicht noch Balistol zum Einsatz kommen. Und bessere Beleuchtung/ vernünftige Belichtung bei der Aufnahme.
    Immerhin ist´s wieder sauber und verwendbar.


    Mfg Florian

    3 Mal editiert, zuletzt von Florian-L ()

  • Restaurierungsfortschritte stehen noch aus, aber beim Kassettensuchen auf dem Speicher noch was tolles gefunden:





    Mfg Florian

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