731Q dreht maximal hoch und findet sich wieder ein, was kann ich tun?

  • Hallo zusammen, das Problem des Hochdrehens des 731Qs hat auch mich erreicht. Die Symptomatik stellt sich wie folgt dar:
    Das unkontrollierte Hochdrehen tritt nur aus dem Kaltstart auf, das heißt, wenn der Dreher ein paar Minuten läuft, ist das Phänomen nicht mehr zu beobachten.


    Zum Hochdrehen genau:
    Der 731Q wird kalt über die Startfunktion gestartet, läuft dann etwa 30 Sekunden normal und startet dann augenblicklich zur Höchstdrehzahl über. Wenn diese erreicht ist, regelt er für ca. 5 Sekunden wieder runter, läuft dann nochmals hoch und regelt dann nach etwa weiteren 5 Sekunden ab und fährt schlussendlich massebedingt langsam, aber ohne weitere Störungen auf seine korrekte Drehzahl herunter. Das Hochdrehen findet nun erst nach einer Auskühlung/ längeren Standzeit wie oben beschrieben wieder statt.



    Ich habe einige Beiträge zu diesem Thema gelesen, allerdings meine ich daraus herausgelesen zu haben, dass in diesen Fällen der Dual permanent hochdreht und sich nicht wieder korrigiert. Wer weiß Rat? :huh:

  • Hi !


    Gucken wir mal:



    Hochdrehen ist in der Regel ein Fehler bei der Ermittlung des Ist-Signals, also beim Ermitteln der aktuellen Tellerdrehzahl.
    Die Verarbeitung des Signals beginnt in Modul 2 an den Pins 1 (Signal) und 2 (Masse) und führt über ein paar Kondis, einen Doppel-OpAmp und auf ein Doppel Flip-Flop.
    Danach wird es auf Modul 1 mit dem Signal vom Quarzgenerator verglichen und danach der Strom durch den Motor entsprechend eingestellt.


    Primär verdächtig sind dabei auf dem Modul 2 folgende Bauteile:


    C9201 47µF / 16V
    C9205 1µF / 35V
    IC9201 RC4558


    C9201 liegt parallel zur Spule des Tachogenerators. Wenn der eine Macke entwickelt und niederohmig wird, schließt er das ohnehin nur wenige Millivolt große Tachosignal auf Masse kurz.
    C9205 liegt am Ausgang des ersten OpAmps und kann dessen Ausgangssignal verfälschen.
    IC9201 übernimmt im ersten Teil die Verstärkung des kleinen Tachosignals, im zweiten die Umwandlung aus dem Sinus in ein Rechtecksignal, was dann den digitalen Teil des Moduls 2 füttert.


    Wenn es ein Problem mit dem Tachogenerator ist, dann sollte es in diesem vorderen Analogteil liegen.


    Natürlich *könnte* es auch sein, daß die Zahnscheibe des Tachogenerators schon ein wenig von aufgequollenen seitlichen Magnetstreifen im Motor "in die Zange" genommen wird und nicht frei dreht. Aber dagegen spricht, daß der Motor ja zunächst aus dem Stand sauber anläuft und auch seine Nenndrehzahl für einen kurzen Moment hält, bevor er richtig hochdreht. Damit sollte ein mechanisches Problem an der Stelle eigentlich raus sein. Vor allem, wenn dieses Verhalten nachvollziehbar eintritt.


    Dann könnte nur noch die Erkennung des Hochlaufs rumspinnen.
    Die wird auf Modul 1 ausgewertet und vom Polaritätswechsel am Ausgang des OpAmps IC9101b auf den CMOS-Schalter G21 abhängig gemacht. Solange Schalter G21 in IC9102 aktiviert ist, liegt das Signal auf 0V. Sobald er sperrt und das Signal an C9103 auf 5V ansteigt, wird ein stehender Teller angenommen und der Hochlauf aktiviert.


    Da kommen auf Modul 1 drei Bauteile in Frage, die einen Defekt haben könnten:


    C9103 0.33µF / 35V
    IC9101 TL082 Dual J-FET OpAmp
    IC9102 4066B 4 analoge CMOS-Schalter (alias CD4066B / alias MC14066B)


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Mensch Peter, vielen herzlichen Dank dafür, dass du dich der Sache so schnell angenommen hast und eine so ausführliche Antwort schreibst. Ich werde alle drei Kandidaten tauschen und berichten. Was für eine unglaubliche Sachkompetenz!
    Einmal abgesehen davon, dass diese Hilfsbereitschaft nicht selbstverständlich ist, sind deine Tipps (und das sind viele!) immer zielführend.


    Dafür an dieser Stelle einmal meinen aufrichtigen Respekt und Dank!


    Mit besten Grüßen, Christian

  • Hi Christian !

    Was für eine unglaubliche Sachkompetenz!

    Abwarten.


    Das sind ja "nur" die offensichtlichen Kameraden, die in die Suppe spucken könnten.
    Der Fehler ist, Deiner Beschreibung nach zu urteilen, eher untypisch.


    Aber denken wir mal positiv und gucken, was dabei rauskommt.
    Auf der positiven Seite steht, daß beide Module leicht zu entfernen sind und man sich in aller Ruhe darum kümmern kann.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter, die Teile sind besorgt, am Wochende schaffe ich es vielleicht zu beginnen. Dann werde ich berichten. Besten Dank nochmals!


    Viele Grüße, Christian

  • So, da bin ich wieder, der 731Q läuft nicht mehr hoch. Ich habe beim Ausbau der Platine, auf der Peter die Kandidaten identifiziert hatte, die für das Hochdrehen verantwortlich sein könnten, festgestellt, dass die Positionsveränderung beim Berühren der Platine den Hochdreheffekt ausgelöst hat. Wenn ich die Platine fest in den Steckplatz gedrückt gehalten habe, beruhigte sich der Dreher, habe ich etwas daran gezogen, ging es wieder los. Also alle Platinen raus, gereinigt, den 0,33er Elko ersetzt und seitdem ist Ruhe, mal sehen wie lange. Auf den Austausch weiterer Teile habe ich erst einmal im Sinne des Ausschlussverfahrens verzichtet.
    Ich werde berichten...


    Viele Grüße und besten Dank, Christian

  • Hi Christian !

    Auf den Austausch weiterer Teile habe ich erst einmal im Sinne des Ausschlussverfahrens verzichtet.

    Kann ich nichts schlechtes dran sehen.


    Wenn man doch die Zeit hat, kann man auch ruhig "minimal-invasiv" vorgehen.


    :thumbup:

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Wie das eben so ist, man sollte immer zweifeln…
    Heute hat der 731 wieder voll aufgedreht, war wohl nix…


    Also: Alle Platinenhalterungen ab und ein Probelauf mit sanften Bewegungen an den Platinen und siehe da: Die Hauptplatine machte in einem bestimmten Winkel Zicken. Fazit: Alle Platinen raus und alle Lötstellen nachgelötet, in der Hoffnung, eine kalte Lötstelle zu eliminieren. Dann: Alle Steckerstifte mit dem Glasfaserpinsel auf Hochglanz geschruppt und mit Kontakt 60 benetzt.
    Ein Probelauf ohne Platinenhalter und mit Bewegungen an den Platinen ergab ein einwandfreies Ergebnis. Ich denke – jedenfalls im Moment –, der Fehler ist ein Kontaktproblem gewesen. Mal sehen, ob/wann der 731Q wieder Gas gibt ;)



    Danke für die Unterstützung, ich werde berichten.



    Beste Grüße, Christian

  • Hi Christian !

    Danke für die Unterstützung, ich werde berichten.

    Egal, welches Elend Dich niederstreckt: zumindest mit moralischer Unterstützung kannst Du hier immer rechnen ... :D


    Jaja, die Kontakte. Die sind auch schon 40 Jahre alt und das ist nicht spurlos an denen vorbeigegangen.
    Insofern ist es nicht verkehrt, sich auch mal um das Basisboard zu kümmern.


    Mal gucken, wie lange es diesmal hält. Wäre schön, wenn die Zickereien jetzt mal ein Ende hätten.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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