Brumm-Experten CS 607 gefragt

  • Hallo,
    ich betreibe seit einigen Jahren einen alten Dual CS 607 mit Ortofon OM 10, bisher problemlos. In der letzten Zeit hatte der allerdings wenig „Playtime“. Beim letzten Umzug hatte ich mir vorgenommen „ganz zum Schluß“ auch noch den PS wieder neu einzustellen und in Betrieb zu nehmen. Vor ein paar Tagen viel mir dann auf, daß der Umzug nun auch schon wieder 3 Jahre her ist und nun mal endlich der Plattenspieler wieder angeschlossen gehört.
    Gedacht – getan. Nach ein paar Einstellarbeiten und geringen Anfangsproblemen – LencoClean Röhrchen war undicht geworden, ein neues mußte her – lief der CS 607 so schön und gut wie immer. Nur leider nicht lange. Nach ca. 10 min setzte schrecklicher Brumm ein. Angehalten, am Receiver von Quelle Phono auf CD gestellt, Tonabnehmer gezogen, über die Kontakte gepustet, wieder eingesetzt, zurück von CD auf Phono, PS neu gestartet: Ruhe, kein Brumm, alles läuft wieder gut. 20 Minuten später: Das gleiche Spiel von vorne. „Blank machen“ des Massenanschlusses und neu festknallen am Receiver hatte keinen Einfuß, testweise Wechseln des Receivers auch nicht.
    Es kam noch schlimmer: Eine LP-Seite war klag- und brummlos durchgelaufen und der PS hatte danach getan, was er sollte: Automatische Endabschaltung, Rückführung des Tonarms in die Ausgangsposition. Da ich gerade am Schreibtisch saß, habe ich nichts getan und alles einfach so gelassen. Ca. eine viertel Stunde später setzte schlagartig wieder Brumm ein.
    Ich habe dann mal etwas Kontaktspray auf ein Q-Tip gegeben und damit die Kontakte nur am Tonabnehmer abgetupft – nur da, nicht die Kontakte am Tonarm selbst. Die Sache wurde eher schlimmer.



    Meßergebnisse:



    Zwischen Seele und Schirmung an den Cinch-Steckern beide Kanäle messe ich ca. 700 bis 800 Ohm, nach meiner Recherche hier im Forum sollte das ein vernünftiger Wert sein.



    Zwischen den Massen des rechten und linken Kanals messe ich keine Verbindung, also offen.



    Zwischen Ende des Geräte-Massekabels (der, dünne schwarze Draht) und den Massen des rechten und linken Kanals besteht ebenfalls keine Verbindung, also offen.



    Zwischen Ende des Geräte-Massekabels und der Achse des Plattentellers messe ich - bei kräftigen Schwankungen – so Null bis 20 Ohm.



    Das „Ende des Massekabels“ hat seine Öse schon längst verloren, ich messe also auf dem ankorrodierten und frisch freigekratzten Drahtende.



    Diese Messungen sind unabhängig davon, ob der Netzstecker an Strom hängt oder nicht. Auch dann, wenn der PS läuft (Teller dreht sich), bleiben die Meßwerte gleich.



    Maßnahmen:



    Auf Verdacht habe ich mir mal 2 neue, ordentliche Cinch-Stecker bestellt um die alten Originalteile von 1986 zu ersetzen. Die werden in den nächsten Tagen hier eintreffen. Ich werde den Verdacht nicht los, daß das allein nicht reichen wird,



    Wer weiß Rat?
    Beste Grüße.

  • Hi !

    Auf Verdacht habe ich mir mal 2 neue, ordentliche Cinch-Stecker bestellt um die alten Originalteile von 1986 zu ersetzen. Die werden in den nächsten Tagen hier eintreffen. Ich werde den Verdacht nicht los, daß das allein nicht reichen wird,

    Wenn da diese angepreßten schwarz / weißen Chinche dranhängen, dann sind neue Stecker ein guter und sinnvoller Ansatz.
    Bei den Steckern frißt sich der Kupferwurm durch die Kabel und ab einem gewissen Punkt haben die nur sporadisch noch Kontakt. Meßtechnisch sieht das - wie in Deinem Fall - immer noch recht gut aus, in der Praxis kommt es aber zu Aussetzern.
    Da sind gute neue Stecker eine nützliche Ausgabe.


    Dann kommt es zu Kontaktproblemen im Bereich des Tonkopfträgers. Das ist bei den ULM-Geräten immer etwas frickelig, oben den Kopfhalter abzubauen (Stichwort: kleine Sicherungsschraube oben drin) und die Kontakte im Arm und am Kopfträger zu reinigen.


    Wenn der Dreher brummt, ist das ein Indiz, daß die Masseleitung verloren gegangen ist.
    Damit hängt das lange offene Kabelende vom Chinch-Innenleiter des Verstärkers "in der Luft" und es fehlt der Abschluß des Eingangs. Ein fehlendes Signalkabel führt zu einem schlichten, aber ansonsten stummen Kanalausfall: einfach kein Ton mehr, denn das Ende des Kabels ist ja noch mit dem Außenkragen der Buchse (Signalmasse) verbunden. Allenfalls ist mal, wenn die Unterbrechung im Kopf oder im Tonarm-Innenkabel liegt, ein schwaches Brummen zu hören. Ein massiver Brumm (einkanalig) ist in der Regel ein Ausfall einer Masseleitung.


    Ein Ausfall der Schirmmasse führt zu seinem beidkanaligen Störungsbrummen, weil dann die für alle Leitungen gemeinsame Schirmmasse wegfällt. Dann reagiert das Gerät auch empfindlich auf Berühren des Armkopfes oder der Tonleitungen.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi!
    habe da noch 2 Fragen:
    setzt der Brumm bei beiden Kanälen ein?


    Das wäre wichtig zu wissen. Dann könnte man den Fehler einfacher lokalisieren.


    Hast Du es mit einem anderen Verstärker probiert, mit dem gleichen Ergebnis?


    So wie ich es verstanden habe, sind beide Kanäle unabhängig voneinander verdrahtet. Das heisst, jeder Kanal hat seine eigene Masse.
    Das jetzt zufällig beide Massen gleichzeitig ausgefallen sind halte ich für unwahrscheinlich.


    Wie Peter schon schrieb, sind die cinch Stecker anfällig für eine Unterbrechung. Daher muss man die mal ordentlich durchmessen, auf 200Ohm Bereich,
    und dabei das Kabel am Stecker ordentlich hin und her bewegen.Dabei darf sich die Anzeige des Ohmmeters nicht verändern.


    Gruss Armin

  • Hallo, danke erst mal an euch beide für die schnellen Antworten. Im Moment ist der PS vom Turm abgebaut und wartet auf seine neuen Cinch-Stecker. Sobald die dran sind, teste ich erneut und melde mich wieder.


    Zu euren Fragen:
    Ja, auch an einem zweiten, geliehenen Receiver das gleiche Problem.


    Ob das nun ein- oder beidseitiger Brumm war kann ich nicht mit Sicherheit beantworten. Es war nur so schrecklich, daß ich immer ganz schnell zum Receiver gesprungen bin, um Lautstärke runterzudrehen (wg. Angst um die Boxen). In der nächsten Runde mit neuen Steckern werde ich mal darauf achten, falls er dann noch brummt.


    Beste Grüße, Knissterr.

  • So, das ist das (vorläufige?) Ergebnis:


    Da es im hiesigen Conrad keine lötbare Erdungs-Öse gab habe mich mir dann aus einem alten KFZ-Kabel was passendes selber ge-dremelt und dann an das PS-Erdungskabel gelötet. Optisch grenzlagig aber elektrisch niederohmig.


    Den Signalkabeln habe ich Neutrik – Stecker spendiert, die sehen jetzt richtig „audiophil-teuer“ aus.


    Jetzt läuft hier schon die 4. LP mit schön Bass-lastigen Musikstücken – und es brummt immer noch nichts!


    Tolles Forum hier, viel gelernt. Danke!
    Knissterr

  • Hi !

    Jetzt läuft hier schon die 4. LP mit schön Bass-lastigen Musikstücken – und es brummt immer noch nichts!

    :thumbup::thumbup:


    Bestens. Da das Wetter am Wochenende wieder ein paar Punkte nachgeben soll, ist es gut, wenn die Rillenfräse fit ist, dann kann man sich nebenwirkungsfrei ein paar heiße Scheiben reinziehen. Gibt's eben keinen Sonnenbrand sondern was auf die Ohren ...


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo zusammen!
    Den Tipp mit den Cinch-Steckern hatte ich schon an anderen Stellen des Forums gelesen (wo auch immer... aber denjenigen Danke für den Hinweis!). Mich beschleicht der Verdacht, dass das ein Problem der Dual-Dreher ab den 80er Jahren ist. Mein erster fabrikneuer Dual war irgendein CS455-Ableger, 1991 gekauft, gehörte zu meiner "Uher"-Anlage (die damals zu Harman-Kardon gehörten, also vermutlich nur das Namensrecht). Und da war schon nach weniger als 10 Jahren ein neues Cinch-Kabel fällig.


    Zurzeit habe ich einen 505-1, der das Problem (noch) nicht hat und einen CS607, für den gerade heute ein fertig konfektioniertes Kabel ankam: von Cinch auf Cinch und Erdungslitze ("Turntable Replacement Cable"). Jetzt habe ich vor, das 120 cm lange Kabel in der Mitte zu durchtrennen und die eine Hälfte dem 505-1 und die andere dem 607 zu spendieren. Dann dürfte die nächsten Jahre Ruhe einkehren. Beide Spieler haben je ihren eigenen Pro-Ject Preamp (aber unterschiedliche Modelle), die ja ohnehin direkt daneben stehen und eigentlich auch eher unempfindlich sind, soweit ich weiß.


    Aber da gab's ja hier noch den Thread mit den Anschlusswerten (Stichwort Gesamtkapazität). Die verändere ich ja mit einem kürzeren Kabel. Meine Tonabnehmer sind aber vermutlich eher unkritisch, da ohnehin Butter-und-Brot-Systeme (TKS 237 und OM10 mit 1/2" auf TKS-Anschluss). Ein klitzekleines Bisschen bin ich ja schon durch den ellenlangen Thread verunsichert geworden... machen oder sein lassen? Bedarf besteht ja ohnehin nur beim CS607, der andere hat das Phänomen noch nicht (ich hatte eigentlich auf einen Kabelbruch getippt?). Aber ich will hier das Fass nicht nochmal aufmachen. Wer mich aber von meinem Vorhaben abbringen möchte, sollte das vielleicht doch (an dieser Stelle?) tun?


    @Knisterr: Einen schönen Plattenspieler du hast!


    Viele Grüße!
    Thomas

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Hey Carsten,
    ich habe aus dem Link (Danke!) herausgelesen, dass länger u.U. schlechter ist. Aber meine Lösung wird kürzer, so dass das wohl eher unproblematisch zu sein scheint. Versuch macht kluch . Rückbauen kann ich ja mit neuen Steckern immer noch, guter Hinweis!


    Grüße,
    Thomas

    Liebe Grüße
    Thomas

  • Moin Thomas.
    Genau probiere es mal, ich denke es klappt da sie ja kürzer werden. Für den Fall der Fälle das es total schief geht.....
    Sollte der link dir eine Hilfe sein.


    Beste Grüße Carsten

  • @ Darwin:
    Kabel komplett tauschen war auch mein erster Gedanke gewesen, doch mit dem Steckertausch ist jetzt schon alles ok. Also wozu „über-reparieren“? Aufmotzen für einen Verkauf? Nein, den behalte ich. Wer glaubt mir denn, daß der CS 607 noch genau so gut läuft, wie vor 35 Jahren? - Eben! Ich kenne zwar die üblichen Gebrauchtpreise nicht, hätte aber Zweifel, ob der Zusatzaufwand „Kabeltausch“ sich durch höheren Verkaufspreis amortisieren würde.



    Jetzt, wo Du das Kabel schon gekauft hast: Mach einfach, wird schon gehen. Wenn beide PS wieder laufen würde mich noch interessieren, welcher von den beiden denn besser klingt!



    Viele Grüße, Knissterr.


  • Wenn beide PS wieder laufen würde mich noch interessieren, welcher von den beiden denn besser klingt!

    Es laufen ja beide. Man darf nur nicht an das Kabel vom CS607 kommen. Daher meine Antwort auf deine Frage: Beide! :P Das TKS 237 hat den wärmeren und bassigeren Sound, das OMB 10 ist klarer und offener, macht aber manchmal auch nicht so viel Spaß - je nach Musikrichtung. Klassik und 80er-Jahre höre ich mit dem CS607/OMB10 und da, wo's kracht (z.B. Deep Purple oder sowas) lieber mit dem CS505/TKS237.


    Ich wollte rauskriegen, ob der Direktantrieb an sich Vorteile gegenüber einem Riemenantrieb hat. Ich hatte halt noch nie einen Direktantriebler und bei Klavier- und Orgelmusik kann leiern ganz schön nerven. Dummerweise :rolleyes: leiert der CS505 so wenig, dass er halt nicht nervt. Und ich könnte jetzt auch nicht behaupten, dass der CS607 so viel weniger rumpelt...


    Bei den Lautstärken, mit denen ich hier normalerweise höre, macht das System mehr Klangunterschied als der Plattenspieler (zumal beide in der gleichen Liga spielen, jedenfalls in etwa).


    Die Kabel habe ich noch nicht getauscht, noch ist alles original. Nur die Nadel vom TKS237 habe ich heute gegen einen "bösen" Nachbau gewechselt. Offensichtlich habe ich aber Glück gehabt und einen guten erwischt (war aber auch nicht der nächstbeste, günstigste).


    Das Kabel, das ich gekauft habe, ist von der Wertigkeit kein Upgrade gegenüber dem, was DUAL so verbaut hat. Finanziell hat es mich auch nicht umgebracht. Und ich habe, nachdem ich mich nicht zwischen den Spielern entscheiden konnte, entschieden, mich nicht zu entscheiden. Daher mache ich das für mich. Das sind dann 5 € pro Spieler und etwa 10-20 Minuten pro Gerät für den Wechsel. :thumbup:


    Ich finde es gut und nachvollziehbar, dass du den 607er behalten willst. Das ist ein guter Kompromiss zwischen den heutigen Geräten und den Geräten aus der "guten alten Zeit", die so stabil wie ein Panzer waren. Einerseits schon modern, andererseits noch irgendwie technisch okay und wertig. Ich mag ihn ja auch :D


    Gute Nacht,
    Thomas

    Liebe Grüße
    Thomas

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