HS152 Endstufensicherung brennt durch

  • Hallo werte ForumsteilnehmerInnen!
    Zuerst möchte ich diesem Forum danken, daß es existiert. Die Freundlichkeit und Hingabe in den allermeisten Posts machen mir Mut, hier nun mit meiner Frage anzurücken.
    Zur Vorgeschichte: die HS152 kam nach einer Reise mit Hermes leider nur noch halb lebendig bei mir an: Haube zersplittert, rechter Kanal weg.
    Heute habe ich mich getraut einen Blick hinein zu werfen und festgestellt: die Sicherung (Endstufe rechts) ist durch. Neue eingesetzt: sofort das gleiche. Hm. OK, ich hab dann was gemacht, was ganz veboten ist: die Sicherung mit Draht gebrückt, um zu sehen, was dann.. Nur eine halbe Sekunde habe ich eingeschaltet, weil sofort, neben einem Brummen, weißer Rauch aus R616 aufstieg. Das war wahrscheinlich nicht gut und dumm von mir. Ist R616 nun hinüber?
    Ich versuche natürlich auch herauszufinden, was die Ursache für den ersten Fehler ist und habe dafür ein Foto geschossen, auf dem R614 etwas angekokelt aussieht. Auch das danebenliegende Beinchen von BD243A sieht komisch aus. Ich versuche das mal hochzuladen und hoffe auf fachkundige Beobachtungen,
    Schönen Abend,
    Ernst

    Einmal editiert, zuletzt von Surberg ()

  • Also über Tipps kann ich jetzt erst mal nicht nachdenken, aber :


    Pardon :
    Aber was glaubst du warum Sicherungen Sicherungen heißen ?
    Überbrücken ist schon fahrlässiger Leichtsinn. Bist du dir sicher das du selber reparieren willst ?


    Ein wenig denken gehört da nämlich zu.
    Noch mal pardon, eigentlich sind wir hier freundlicher aber bei dem Eingangspost ;(;(;(;(


    Ulli


    p.s. der R616 ist garantiert hin. Und aus einem kleinen Problem hast du jetzt ein großes gemacht.

    Ulli aus dem Ruhrpott



    man kann den Wahnsinn nicht mehr beschreiben, man kann ihm nicht mal mehr eine Narrenkappe aufsetzen (HDH)

    If my heart could do my thinking And my Head begin to feel. Would I look upon a world anew And know what's truly real (Van Morrison)

  • @Ulli
    naja, dann kann der Ton hier ja doch ruppiger sein, als ich bisher mitgekriegt habe...
    Danke für den Hinweis. Wer käme denn für eine Reparatur in Frage? Nun, daß das Gerät demontiert ist, ließe sich die Platine ja relativ leicht verschicken.
    Aber w
    as meinst du genau mit kleinem, bzw. großem Problem? Erst war es „klein“ (nur der R614? Aber warum ist der ursprünglich durchgebrannt?) und jetzt „groß“ (R616, ein Drahtwiderstand)?



    Weiß jemand, welche Bauteile heutzutage den R614 (220 ohm, 0,25W 10%) und den R616 (Draht 0,47 ohm 1W 10%) ersetzen können? Ich habe den R614 nur mit 5% Toleranz bei Reichelt gefunden
    https://www.reichelt.de/1-4W-5…GROUPID=3064&ARTICLE=1382
    und den Draht-Widerstand evt hier, sind leider keine Abbildungen dabei: http://www.kessler-electronic.…KNP_047R_i722_17180_0.htm


    Würde mich über ein paar Tipps freuen.
    E.

  • Tja prinzipiell sind in dem Zweig jetzt kurzzeitig bis zu 1,6A geflossen, Fakt ist der T604 kann einen Kollektorstrom von 6A maximal aushalten, da sind wir dann laut Datenblatt schon im Grenzbereich. Jetzt gehts ans prüfen.


    Schon mal einen Pack Sicherungen kaufen. Der eigentliche Fehler, der vorher da war besteht natürlich auch weiter.


    Meistens sind es Endstufentransistoren und deren Treiberstufen.

    Gruß Sven


    ---------------------------------------


    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


    Willst du die moderne Zeit genießen, muss der Strom durch Drähte fließen.
    Ein sonderbares Ding ist jedoch das Licht, manchmal brennt es, manchmal nicht.

  • Hi !


    Die HS152 hat noch eine Evolution des Endverstärkers, bei dem ein 1500µF Kondensator als Ausgangselko fungiert.
    Die sind ganz gerne mal gargekocht und bilden über den Lautsprecher einen niederohmigen Schluß gegen Masse.
    Die Treiber gehen bei Überlastung der Endtransistoren sogar oft noch vor den Endtransis hoch.
    Was aber auf jeden Fall überprüft bzw. ausgewechselt gehört ist der Trimmer für die Einstellung des Ruhestroms.
    Wenn bei dem der Schleifer abhebt (was gern durch den Sicherungslack obendrauf bewirkt wird) steigt der Ruhestrom über ein gesundes Maß und kocht die Endstufe.


    Ich gehe dabei so vor: Endtransistoren ablöten. Treibertransistoren auslöten und prüfen. In der Regel ist der T603 hinüber. Oft auch der T602 und einmal hat es sogar den kleinen T601 gefetzt. Die drei prüfen, ggf. ersetzen. Für T601 geht ein BC546B, für T602 ein BC141, für T603 ein BC161. Das Ruhestrompoti ersetzen und den Schleifer pauschal mal in ungefähr die gleiche Position drehen, wie er beim Original gestanden hat. Den Ausgangselko prüfen. Ich hatte dabei schon so viel taube Nüsse, daß ich den auf beiden Kanälen meistens "einfach so" erneuere. Insbesondere, wenn es goldene "FRAKO" mit roter oder schwarzer Schrift sind. Die silbernen mit roter Schrift gehen meistens, da hatte ich einzelne, die im Bauteileprüfer nur noch als Widerstand angezeigt werden (um 3 Ohm).
    Den R616 würde ich in Deinem Fall vorsorglich erneuern. Er kann etwas Streß ab, aber wenn er schon gequalmt hat, ist er zumindest angeschlagen.
    Sicherung Mittelträge 1.6A muß auch neu.
    Wenn Du auf dem Endstufenboard noch "ROE"-Mülltonnen (glatte, zylindrische Gehäuse in weinrot, hellgrau oder müllcontainer-orange) findest: auswechseln. C601, C602 / C602' und C604 / C604' waren gern mit diesen Dingern bestückt.


    So. Ohne angeschlossene Endtransis *muß man* über einen hochohmigen Kopfhörer (>200 Ohm) ein gutes Musiksignal kriegen.
    Dann läuft der Output nur über die Treiberstufe. Man sollte da aber nicht zu lange dudeln, weil die Treiber keine eigenen Kühlkörper haben, wenn ich mich recht entsinne, sondern "nackend" in der Gegend hocken und die Wärme nicht loswerden.


    Dann kann man sich die Endtransistoren angucken. BD607 sind noch zu kriegen, aber selten und die sind teuer. Ich habe schon ganze Quartette durch BD243A ersetzt, die aber ein schmaleres Gehäuse haben und wo man die Beinchen etwas kreativ an die Lötösen biegen muß. Die Isolierscheiben und die Halteschrauben mit ihren Isolierstücken kann man übernehmen.


    Die Ruhestrommessung erfolgt über die rausgenommene Endstufensicherung und soll nach 5 Minuten Warmlauf auf 20mA eingedreht werden.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Großartig, vielen Dank, Peter. Damit komme ich schon mal weiter.
    Ich werde mir also ein Messgerät mit Transistorprüfung zulegen müssen. Empfehlungen?
    Zum Verständnis: Der Ausgangselko ist genau welches Bauteil? C608? Und welche sind genau die Endtransistoren?
    Ich habe die Serviceanleitung mit Schaltplan und Stückliste, aber die Bezeichnungen sagen nichts über die Funktion der Bauteile. Vom Signalfluß würde ich sagen das sind die T604 und T605. Und die Treibertransistoren dann die genannten T601-3, richtig?
    Auf C601 habe ich eine liegende Mülltonne, gibt’s das auch? Da steht so schräg ROE drauf. C602 und C604 sind paarweise grau mit schwarzer Schrift (SKL) und weinrot mit weißer Schrift bestückt, die sehen mir eher wie Mülltonnen aus.

    OK, aber ich weiß jetzt so grob, wo‘s lang geht und danke dir sehr für deine Hilfe.
    Gute Zeit,
    Ernst

  • Die Ausgangselkos sind immer, abgesehen vom Elko am Netzteil, die größten Elkos, die zudem paarweise vorhanden sind, so manchen von den Dingern kann man hervorragend hier erkennen.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hi Ernst !

    Vom Signalfluß würde ich sagen das sind die T604 und T605. Und die Treibertransistoren dann die genannten T601-3, richtig?

    Richtig.


    Auf C601 habe ich eine liegende Mülltonne, gibt’s das auch? Da steht so schräg ROE drauf. C602 und C604 sind paarweise grau mit schwarzer Schrift (SKL) und weinrot mit weißer Schrift bestückt, die sehen mir eher wie Mülltonnen aus.

    C601 kenne ich als liegenden Frako in silber mit roter Schrift und als stehende "ROE"-glatt in weinrot.
    Die bei Deinem weinroten mit weißer Schrift sind die, die sich leider gern im Laufe der Jahrzehnte zerlegen. Das waren mal sehr hochqualitative Bauelemente und die Hersteller haben die gern genommen. Hat ja keiner damit gerechnet, daß die Geräte fast 40 Jahre später immer noch betrieben werden sollte ...



    Ich werde mir also ein Messgerät mit Transistorprüfung zulegen müssen. Empfehlungen?

    Von der Sache her reicht ein Multimeter mit Diodentest. Symbol "-|<-".


    Damit kann man durch Messen der Halbleiterstrecken herausfinden, ob ein Transistor zwischen Basis und Emitter oder Basis und Kollektor durchgeschlagen ist.
    Die meisten Geräte haben nur eine hfe-Messung (Kurzschluß-Verstärkung) für Kleinsignal-Transistoren mit den dünnen Beinchen. Die sind aber bei gebrauchten Transis entweder mit Lötzinn verkleistert und auch sehr kurz abgeschnitten, so daß man sie gar nicht in die dafür vorgesehene Fassung einstecken kann. *Und* bei Endtransistoren müßte man mit einigen Ampere Strom testen, um die Stromverstärkung rauszumessen - und das geben diese Instrumente sowieso nicht her.


    Ich denke mal, daß man in der 30 - 40-Euro-Klasse zum Beispiel beim Conrad schon ganz vernünftige Geräte bekommt. Wenn es das Budget hergibt, würde ich mir immer ein Gerät kaufen, was einen sogenannten "Bargraph" hat. Einen Laufbalken, der eine Tendenz anzeigt, ob sich ein anliegender Wert vergrößert, oder verkleinert. Das ist insbesondere zum Messen an Verstärkern und Stromversorgungen nützlich, weil man mit einem Blick sieht, wie sich der Meßwert verhält, ohne die Zahlen wirklich lesen zu müssen. Aber das nur am Rande ... ^^


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Toll, danke, wacholder (und Prost!)
    Ich denke, ich könnte das schaffen und sehe die Platine schon mit ganz anderen Augen. Aber ich möchte nochmal in die Runde fragen: gibt es jemanden, dem ich die Platine zur Reparatur schicken könnte?
    Schönen Abend & guten Rutsch!
    Ernst

  • Frohe Neues,


    sag doch mal an wo du wohnst.


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



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  • Das ist leider a bisserl weit weg. Sonst hätte ich ja gesagt : Bring das Ding vorbei.


    Aber wimmelt es in Berlin nicht von Boardmitgliedern ?


    Ulli

    Ulli aus dem Ruhrpott



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  • tja, leider habe ich zur Zeit keine passenden Bauteile mehr vorrätig, um die Hs152 Endstufe zu reparieren, es fehlen mir Trimmpotis, und Ausgangselkos. Von dieser Art Endstufe habe ich schon einige repariert, es ist im Prinzip nicht schwierig. Es warten bei mir noch 3 ähnliche Geräte auf Behandlung, und meine Zeit ist knapp.
    Zur Überprüfung der Bauteile hat sich ein Komponententester gut bewährt, das ist ein kleines billiges Gerät welches automatisch das angeschlossene Bauteil erkennt und den Wert anzeigt. Besonders für Transistor-Prüfung ist es sehr nützlich, man kann damit die Transistoren auch nach Verstärkungsfaktor selektieren.
    Und eine gute Entlötpumpe ist unerlässlich, so wie ein gescheiter Lötkolben mit passender Spitze und gutes Lötzinn.
    Es ist für mich immer ärgerlich, wenn ich ein Gerät reparieren soll, wo vorher schon von einem Unwissenden irgentwelche Versuche unternommen wurden, ihr wisst was ich meine. Oft werden dadurch die Spuren des primären Defekts verschleiert und die Fehlersuche gestaltet sich als unnötig schwierig.
    Grüße Armin

  • Alles klar, vielen Dank Euch allen, hab‘s kapiert. Mit der Brückungsaktion hab ich mich und meine Platine hier ziemlich unmöglich gemacht. Ich könnte mir ja auch in den A*** beißen. Aber so ist es eben. Ich melde mich wieder, wenn sie funktioniert.
    Grüße,
    Ernst

    Einmal editiert, zuletzt von Surberg ()

  • hallo Ernst,
    Dein Fall ist aber nicht hoffnungslos, da diese Endstufe einfach aufgebaut ist . Die Transistoren müssen dazu ausgelötet und gemessen werden. Das sind aber nicht so Viele.
    Nur mit der Zusendung der Platine ist eine gute Reparatur nach meiner Ansicht nicht vernünftig durchzuführen, da der Ruhestrom ja im Betrieb eingestellt werden muss.
    Es sei denn, der Reparateur hat zufällig eine Hs 152 da liegen, in der er die Platine testen und einstellen kann.
    Jedoch würde es reichen, die HS152 ohne Laufwerk zu versenden, was die Verpackung auch erheblich erleichtern würde.
    Grüße, Armin

  • Hi Ernst !


    Ich hatte schon überlegt, ob ich Dir anbieten sollte, mir das Verstärkerboard zu schicken.
    Aber ich habe im Moment auch keine passende "Testumgebung" mehr, nachdem ich vor rund einem Jahr meine letzte HS152 verkauft habe. (Ich hatte mal drei Stück ...)


    Heute nachmittag bin ich wieder im Lager, da gucke ich mal, ob ich einen CR230 freigraben kann. Der hat die gleiche Endstufe mit den Steckern (wo die Drähte nicht in Lötösen befestigt sind) und bis auf den Vorwiderstand zur Vorstufe (nur R600, kein R1001 parallel darüber) ist alles gleich. Sollte ich den irgendwie freikriegen, könnte ich Dir eine Reparatur "als externer Dienstleister" anbieten ... ^^
    Teile sind kein Problem. Die habe ich. Zeit ist eins. Bei mir geht nie was wirklich schnell, weil ich immer irgendwelchen anderen Kram an der Backe habe, um den ich mich kümmern muß und ich bin noch kein Rentner.


    :D

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Im Gegenteil Peter, als Rentner wirds nur noch schlimmer. :)

    Gruß Sven


    ---------------------------------------


    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


    Willst du die moderne Zeit genießen, muss der Strom durch Drähte fließen.
    Ein sonderbares Ding ist jedoch das Licht, manchmal brennt es, manchmal nicht.

  • Hallo Peter,
    ja, klingt vernünftig, was Du sagst. Und Rentner bin ich auch noch nicht, deswegen zögere ich auch, mich vollkommen in dieses Projekt zu vertiefen, weil das Leben doch auch so schon recht voll und interessant ist. Und trotzdem bleibt das Nachdenken über diese Platine immer im Hinterkopf, wie ein entlegenes Urlaubsziel...
    Grüße,
    Ernst

  • hi Ernst,


    sorry, aber ich habe das Gefühl, dass Du das Problem größer machst als es ist.


    So wie ich das verstanden habe, ist eine Endstufe platt, der Rest inkl. Vorstufen funktioniert noch.


    Wenn Du es noch nicht getan hast, lade Dir mal diesen Schaltplan runter:


    http://dual.pytalhost.eu/hs152s/152-04.jpg


    Wenn das Gerät mit Ausnahme der einen Endstufe noch spielt, kannst Du mal einen Lautsprecher an den intakten Kanal anklemmen, und zuerst mal hören, ob er einwandfrei funktioniert. Dann lötest Du testweise den Vorstufenausgang des defekten Kanals an die intakte Endstufe - er befindet sich am Schleifer des Balancereglers P1103, und geht an der Endstufenplatine zum Koppelkondensator C600. Einfach mal die Kanäle gegeneinander tauschen - wenn es jetzt aus der intakten Endstufe ebenfalls einwandfrei tönt, weiß Du schon mal sicher, dass die Vorstufe auf beiden Seiten heil ist.


    Als nächstes Tauschst Du mal auf BEIDEN Kanälen den Ausgangs-Kondensator C608 - egal, ob die Dinger kaputt sind oder nicht, sie sind 40 Jahre alt, können im Defektfall einen großen Schaden anrichten, und kosten nur wenige Cent.


    Wenn Du damit durch bist, würde ich mir überlegen, dass es auf der defekten Endstufenplatine nur neun Halbleiter gibt, sechs Transistoren und drei Dioden. Für alle diese Halbleiter gibt es Ersatztypen, die nur wenige Cent kosten. Du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, dass mindestens ein Endstufentransistor einen Emitter-Kollektor-Schluss hat, und bei Endstufen, die intern gleichspannungsgekoppelt sind wie hier, besteht immer die Gefahr, dass auch die anderen Transistoren einen Schlag bekommen haben. Die sind dann messtechnisch unauffällig, fliegen Dir aber spätestens um die Ohren, wenn Du die Anlage mal etwas lauter machst. Die Dioden sind unkritischer, da sie aber beim großen C auch nur 20 Cent Stückpreis kosten, würde ich sie einfach mit austauschen. Zusätzlich wechselst Du noch den Widerstand R616, das sollte es dann gewesen sein. Ich bin eigentlich kein Freund von solchen "Totalamputationen", in Anbetracht der Tatsache, dass Du beim Messen und bei der Fehlersuche etwas unsicher zu sein scheinst, halte ich diesen Weg aber für den praktikabelsten.


    Den Trimmer für den Ruhestrom kannst Du ganz einfach testen, wenn die Treibertransistoren ausgelötet sind, weil dann der Schleifer offen ist, und Dir kein anderes Bauteil das Messeregbnis verfälschen kann. Merke Dir die Position des Schleifers ( z.B. Handyfoto ), drehe ihn dann beim STROMLOSEN Gerät an eine Endposition. Dann klemmst Du ein Ohmmeter zwischen eine Endposition und den Schleifer, und drehst ihn einmal von einem Ende zum anderen, während Du die Anzeige beobachtest. Geht der Wert beim Drehen stufenlos und ohne Unterbrechungen vom Nennwert nach null und wieder zurück, ist der Trimmer in Ordnung. Wiederhole die Messung zur Sicherheit noch einmal mit dem anderen Ende der Widerstandsbahn. Auch hier gilt aber - der 1k Trimmer ist ein Cent-Bauteil, wenn Du Dir die Messerei sparen willst, tausche ihn einfach gegen ein Neuteil aus. Nach der Messung den Trimmer in die gemerkte Position zurückstellen, oder ihn zumindest in die Mittelposition drehen. Auf keinen Fall an einem Ende stehen lassen.


    Wenn alles eingebaut ist, das Gerät erstmal ohne 1,6A Sicherung und ohne Lautsprecher einschalten ( noch besser wäre ein Regeltrafo ), schauen, ob es irgendwo kokelt, und gemäß des Schaltplans die Spannungswerte auf der Endstufenplatine bis zu den Treibertransistoren prüfen. Dann abschalten, Sicherung einsetzen, einschalten, und schauen, was passiert. Riecht es nirgendwo nach Strom und bleibt die Sicherung heil und der Widerstand kalt, ist das schonmal ein erster Erfolg. Zur Vorsicht noch einmal messen, ob an den Lautsprecheranschlüssen Gleichspannung rauskommt. Erlaubt sind exakt null Volt, auch ein paar Millivolt deuten schon auf einen Fehler hin. Wenn das ok ist, das Messgerät in den kleinsten Gleichspannungsbereich schalten, und messen, was für eine Spannung am R616 abfällt. Die empfohlenen 20mA Ruhestrom entsprechen ca. 10mV Spannung am Widerstand, und müssten sich verändern, wenn man an R612 dreht. Es ist etwas fummelig, diesen Wert mit einem normalen DVM einzustellen, aber die einzige Alternative wäre eine direkte Strommessung über den Sicherungshalter, und hier ist der Einfluss des Messgerätes evtl. zu groß. Dual selber schreibt ja in der Servicemappe, dass UNGEFÄHR 20mA einzustellen sind, und das bekommt man mit der Spannungsmessung über R616 wohl hin.


    Wenn bis hierhin alles ok ist, Gerät zusammenbauen, Boxen anklemmen und probehören. Idealerweise lässt man die Kiste mit einer externen Audioquelle und etwas lauter ein Weilchen laufen, und beobachtet dabei die Temperaturentwicklung der Endstufe. Und immer drauf achten, wo die 230 Volt sitzen, die können weh tun. Wenn man an die 230Volt-Seite nicht dran muss wie in diesem Fall, macht es Sinn, den Teil mit Isolierband o.ä. abzukleben und fingersicher zu machen. Im spannungsführenden Gerät nur mit einer Hand arbeiten, die andere in die Hosentasche stecken, oder auf eine isolierte Unterlage legen.


    Ich denke, dass man das Gerät auf diese Weise für ein paar Euro an einem Abend wieder auf die Reihe bekommen sollte.




    Gruß Frank

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