Meine CV 1400 Reparaturstory

  • Hallo liebes Forum,


    da ich hier schon immer still mitgelesen habe, will ich jetzt auch mal selber aktiv werden. Mir hat es hier sehr geholfen, die fülle an Informationen ist einfach super und ich finde es nur fair auch mal was zurückgeben zu können. Außerdem habe ich meine Leidenschaft für Platten und Kassetten wieder entdeckt und bin auch von Beruf aus technisch interessiert.


    Jetzt aber aber zur eigentlichen Thematik:


    Ich habe einen alten CV 1400 Verstärker zu Hause stehen und der hatte einige Symptome und Krankheiten. Zum einen hatte ich mit sporadischen Kanalausfällen zu kämpfen und innerhalb der Boxen knisterte es verdächtig, wenn mein Dual C 822 Kassettendeck in Betrieb war. Außerdem traten Ausfälle erst nach einigen Stunden auf und andere sofort.


    1. Austausch der Siebelkos der Stromversorgungsplatine, hier gemeint C1400 und C1401, meine Sicherungen und die Halter waren noch gut und brauchten nicht getauscht werden.


    2. Als ich die Staubschutzkappen, der Relais für die Lautsprecherschutzschaltung entfernet habe, viel mir auf das ein Relais nicht korrekt anzieht. Hier treten auch gerne Fehler im Zusammenhang mit defekten Transistoren auf (T1810,T1811) was aber eher selten ist. Eine Reinigung hätte keinen Sinn ergeben und ich wollte die Relais generell ersetzen. Im folgenden sind einige Bilder des Umbaus mit Adapterplatine, da neue Relais heute ein anderes Pinout haben. Ersetzt durch RP310012.



    3. Austausch sämtlicher Elkos die mit der Endstufe zusammenhängen, nach Messung waren die großen Endstufentransistoren glücklichwerweise alle intakt, halten ja auch was aus.



    4. Ich habe mich dann der Klangregelung angenommen und die Operationsverstärker IC1200, IC1201, IC1202 durch einen Ersatztyp NE5532P ersetzt, da diese alle im Signalweg sitzen. Natürlich auch gleich alle IC's gesockelt. Ein großer Übeltäter bei vielen Verstärkerreparaturen sitzt auch hier, es ist der Spannungsregel IC RC4195, der bei mir jedoch noch intakt war. Er ist auf der Klangregelungsplatine für die Versorgung der Operationsverstärker auf der Eingangsimpedanzwandlerplatine zuständig. Tantalisten hier bitte unbedingt durch Becherelkos ersetzen, falls der IC nicht schon gestorben ist. Ansonsten Briegels Trickschaltung aufbauen. Dieser Spannungsregler sitzt auch noch einmal auf der Eingangsimpedanzwandlerplatine und versorgt die Klangregelung. Ich hatte die Platine der Klangregelung leider zwischenzeitlich wieder verbaut und musste diese nochmals ausbauen um dann auch noch sämtliche Koppel- und Stützelkos zu ersetzen, also besser gleich alles tauschen.



    5. Die Operationsverstärker auf der Eingangsimpedanzwandlerplatine habe ich auch alle durch den NE5532P ersetzt, es ist nicht einfach diese Platine an der auch die DIN-Buchsen hängen auszubauen. Habe hier fast den halben Verstärker auseinander genommen. 8| Die Tantalisten C1125 und C1126 auch ersetzt durch Becherelkos glücklicherweise lieferte der RC4195 auch hier noch seine +/- 15V.




    6. Da ich beim Platte hören auch einige Probleme hatte, diese aber nach den einzelnen Tauschaktionen nicht wieder auftraten, habe ich den IC1145 nicht mehr gewechselt, da dieser arbeitete. Der Phonovorverstärker wird auf der Eingangsimpedanzwandlerplatine über Transistoren realisiert, die wohl nicht ganz so zickig sind wie OP's, erst später läuft das Signal hier auch wieder über den IC1145.


    Ende beim CV 1400.



    Da ich nach einigen Dauertests und langem Musik spielen aber noch immer Fehler über Tape hatte, habe ich auch mein Kassettendeck C 822 geöffnet und hier sämtliche Elkos der Motor/Bandregelung ersetzt. Ich hatte keine große Lust mehr zu Messen und habe außerdem die 4 Kondensatoren direkt an der DIN-Buchse gewechselt. Die eigentlich wichtige Platine der Aufnahme und Klangaufbereitung wollte ich nicht mehr ausbauen.


    Nach vielen Tests und Stresstest aller Komponenten kann ich sagen, der Verstärker und auch das Tapedeck laufen jetzt super.


    Vielen Dank an dieses Forum und Grüße an alle Dualisten.


    Ich hoffe dieser Beitrag hilft auch allen anderen die Probleme mit Verstärker/Kassettendeck haben.

  • Hallo Schwen,


    vielen Dank für deine sehr gut, mit Bildern lesbare Story.
    Mein Verstärker ist mir vor 2 Wochen auch kaputt gegangen, da war aber leider nichts mehr zu retten.


    Nach vielen Tests und Stresstest aller Komponenten kann ich sagen, der Verstärker und auch das Tapedeck laufen jetzt super.

    Das freut mich zu hören. Ein Bekannter von mir hat Nächte lang versucht einen Verstärker zu reparieren, leider aber ohne Erfolg.



    Ich hoffe ebenfalls, dass dein Beitrag einigen mit genau den gleichen Problemen helfen wird.


    Viele Grüße
    Michael

    Niveau ist keine Creme.

  • Danke Michael,


    einmal infiziert, jetzts für mich auch gleich weiter mit einem CS604.


    Hoffe er ruht jetzt im Verstärkerhimmel. Spaß beiseite, das ist natürlich Schade.


    Gruß
    Sven

    Gruß Sven


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    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


    Willst du die moderne Zeit genießen, muss der Strom durch Drähte fließen.
    Ein sonderbares Ding ist jedoch das Licht, manchmal brennt es, manchmal nicht.

  • Kurzer Nachtrag für alle die es interessiert, RC4195 Spannungsregel IC Teildefekt. Baustein ist hier ja schon bekannt und nicht kurzschlussfest. Fehler äußerte sich bei mir so:


    Das Hören mit Kopfhörer zunächst problemlos, dann kurze Brummgeräusche innerhalb von Musikstücken. Einige Tage später komplettes Brummen auf den Boxen und auch bei Anschluss vom Kopfhörer, das gleiche Bild. Nur der Phonobetrieb betroffen, auf den restlichen Kanälen Tuner, Tape 1/2 nix an Brummen zu hören.


    Messung mit dem Oszilloskop ergab ein RC4591 liefert die geforderten +/- 15V, seine +/- 23V Versorgung auch brummfrei vorhanden, überprüft am Brückengleichrichter und nach den Siebelkos. Brückengleichrichter ist intakt und Siebelkos sind neu. Dachte erst an eine defekte 1N4104 und nur eine Halbwelle oder so etwas.
    Weg von der DIN Buchse zum Phonovorverstärker mit Oszilloskop verfolgt (wichtig hier potentialfrei messen mit Trenntrafo!!).


    Ergebnis, der zweite RC4591 auf der Eingangsimpedanzplatine liefert nur 7,5V für den Phonovorverstärker. An der Basis von T1112 können so nicht die geforderten 13,6V anliegen. Die Dioden 1110 und 1111 sind aber intakt. Da dieser rein passiv nur aus Transistoren aufgebaut ist, verträgt er wohl eine niedrigere Versorgungsspannung nicht so gut, wie die anderen Kanäle die mittels Operationsverstärkern arbeiten. Sonst kann ich mir das fehlende Brummen auf den anderen Kanälen nicht erklären. Ich konnte sonst durch weitere Messungen nix feststellen.


    Ich habe mich geärgert und werde jetzt Briegels Ersatzschaltung aufbauen und den "intakten" RC4195 auch gleich ersetzen.


    Wahrscheinlich sollten diese Bausteine vorsorglich immer ausgetauscht werden (Peters Worte). Ich berichte nochmal, wenn ich die betreffenden Bausteine ersetzt habe.


    EDIT: Läuft wieder!

    Gruß Sven


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    Einmal editiert, zuletzt von Schwen ()

  • Ich hole dieses Thema nur nochmal für eine Empfehlung raus, welche Operationsverstärker empfehlt ihr so für den CV 1400 bzw. sind im Einsatz?


    Verwende momentan NE5532P, habe aber noch alte Komponenten (RC4558) belassen. Es wurde mal was vom LM833 geschrieben.

    Gruß Sven


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  • Hi Sven !

    Verwende momentan NE5532P, habe aber noch alte Komponenten (RC4558) belassen. Es wurde mal was vom LM833 geschrieben.

    Ich verwende selber auch das NE5532P anstelle der RC4558 und bin sehr damit zufrieden.
    Wo RC4559 verbaut sind, was die rauschärmere Variante des 4558 darstellt, lasse ich die drin, wenn sie nicht defekt sind.
    Da holen auch "bessere" OPs nicht mehr viel raus.


    Die OPs werden grundsätzlich verlötet. Keine Sockel. Das schafft auf längere Sicht nur zusätzliche Probleme mit Kontaktübergängen und zusätzlichem Rauschen. Dann hätte ich mir das Umrüsten auch sparen können.


    Bei besonders exotischen OPs muß man mal auf den Strombedarf gucken. Manchmal ist es nötig, die Stromversorgung anzupassen. Nicht gerade beim CV1400, aber z.B. bei CV120/121, wo die Spannungsversorgung der OPs über Vorwiderstände und Z-Dioden aus der Hauptspannung erzeugt wird. Da können die Vorwiderstände manchmal eine Nummer zu groß sein und die Betriebsspannung sackt unter +/-14V an den OPs.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Danke dir Peter, für die Information, ich habe seltsame Beobachtungen bei der Klangregelung gemacht, ich weiß jetzt nicht mehr welchen OP ich dort verbaut hatte, aber es gab ein lautes Krachen in den Musikstücken. Daher habe ich den 4558 wieder verbaut. ich werde das mal weiter untersuchen. Momentan habe ich ein leichtes Surren bzw. Hintergrundrauschen drin, aber nur auf dem linken Kanal (Kopfhörerbetrieb). Über die Lautsprecher ist alles normal.


    Da ich mit Kopfhörern genau "in den Verstärker reinhören kann" sagt mir das irgendwas nicht stimmt, die letzte Versorgungsspannungsbaustelle hatte ich durch die brieglische Methode behoben. Ich habe hier allerdings keine Kondensatoren entfernt, da im Datenblatt der Standardregler diese ja sowieso gegen Störungen gefordert sind (vielleicht an anderer Stelle). Ich gebe noch zum Besten das ich jetzt hier schreibe, ohne den Schaltplan nochmal angeschaut zu haben.


    Ich vermute was mit dem Kopfhörereingang, ich weiß jetzt nicht ob der OP hier noch alt ist oder nicht. Ja ohne Sockel sollte eigentlich gearbeitet werden hier, ich muss leider zugeben da habe ich damals zu schnell gelötet und nicht nachgedacht, gesockelt sind einige. Denke aber ich muss mir den Teil mit dem Kopfhörer nochmal ansehen.

    Gruß Sven


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    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


    Willst du die moderne Zeit genießen, muss der Strom durch Drähte fließen.
    Ein sonderbares Ding ist jedoch das Licht, manchmal brennt es, manchmal nicht.

  • Halt moment, jetzt habe ich in Bezug auf den Kopfhörereingang irgendwie Müll erzählt, ich suche kurz...


    Erst Schaltplan lesen dann schreiben ))

    Gruß Sven


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    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


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  • Die OPs werden grundsätzlich verlötet. Keine Sockel. Das schafft auf längere Sicht nur zusätzliche Probleme mit Kontaktübergängen und zusätzlichem Rauschen.

    Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne diverse Geräte aus der Meßtechnik sowie Audiotechnik, in denen einige Hundert gesockelte OPs seit über 15 Jahren völlig unauffällig funktionieren.


    Hinzu kommt, insbesondere bei den Pertinax-Platinen, daß sie durch die Entlötaktionen sehr oft beschädigt werden. Bei gesockelten ICs entfallen im Regelfall weitere Entlötaktionen.
    Und wenn man am Sockel nicht geizt, sondern ein wenig Geld investiert und Sockel mit gedrehten und vergoldeten Kontakten verwendet, sind Kontaktprobleme höchst unwahrsacheinlich.



    Gruß
    Norbert

  • Hi Norbert !

    Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne diverse Geräte aus der Meßtechnik sowie Audiotechnik, in denen einige Hundert gesockelte OPs seit über 15 Jahren völlig unauffällig funktionieren.

    Kenne ich auch.


    Scopes und Meßgeräte von HP zum Beispiel, wo die ICs aus Servicegründen gesockelt sind.
    Aber das sind durchweg hochqualitative Glasfaser-Platinen, mehrlagig. Die Sockel müssen mal ein Heidengeld gekostet haben. Ich hatte früher das Glück öfters mal an Schlachtplatinen aus der Fachhochschule zu kommen und habe die gerne zur Bauteilegewinnung zerlegt.
    Das sind jedenfalls nicht die "Economy Line" Blechfedersockel von Conrad für 10 Cent das Stück ...


    Weiß nicht, ob ich noch welche davon habe. Das waren rote oder blaue mit gedrehten, vergoldeten Kontakten und einer Art "Entnahmekeil", wo man von einer Seite gegendrücken konnte, um das IC aus der Fassung zu drücken.


    Hinzu kommt, insbesondere bei den Pertinax-Platinen, daß sie durch die Entlötaktionen sehr oft beschädigt werden. Bei gesockelten ICs entfallen im Regelfall weitere Entlötaktionen.

    Wie man es macht, ist es ja sowieso immer verkehrt, wenn man es im Nachhinein betrachtet.


    Da, wo man Sockel verwendet hat, um weiteren Lötaktionen aus dem Weg zu gehen, wechselt man u.U. nie wieder das IC.
    Wo man keine verwendet hat, brät man in einem Jahr wieder dran herum. Also setzt man einen Sockel, weil man gelernt hat, daß dann nie wieder ein IC ausfällt. Pustekuchen. Nach dem dritten Wechsel fragt man sich, was da los ist. Und dann stellt man fest, daß der Sockel eine Macke hat und man lötet wieder am Board herum.
    Das ist wie mit dem Telefon und dem Klo. Das Mistding bimmelt immer, wenn man auf dem Klo sitzt.
    Aber wenn man auf einen wichtigen Anruf wartet, bringt es auch nix, aufs Klo zu gehen.


    Die Erwartungen werden selten so erfüllt, wie man das gerne hätte ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Entschuldigt für die Unterbrechung, aber ich teste morgen mal mit anderem Kopfhörer. Muss ja nicht immer am Verstärker liegen. Ich berichte.

    Gruß Sven


    ---------------------------------------


    Ich höre mit Dual CS604, Dual C822 und Dual CV1400 alles an CL 380. Die zweite Anlage besteht aus Thorens TD160, CL 172


    Willst du die moderne Zeit genießen, muss der Strom durch Drähte fließen.
    Ein sonderbares Ding ist jedoch das Licht, manchmal brennt es, manchmal nicht.

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