Tonarmlager 721 zerstört - aus- und wieder eingebaut

  • Hallo allerseits,
    endlich hatte ich mal Zeit, mich meinem schon vor längerem erworbenen 721 zu widmen. Dieser wurde als "gut spielend, defekte Automatik" verkauft. Ich hatte schon mal mit ihm eine Platte abgespielt, soweit o.k. dachte ich und vorerst weggestellt.


    Aktuell nun zeigte sich der Tonarm in der Horizontalbewegung schwergängig, manchmal sogar klemmend. Ich will zum Punkt kommen: Das obere Kugellager (im Bauteil 56) für die Horizontalbewegung ist total zerstört, der Käfig gesprengt. Man sieht nach dem Herausnehmen der fünf Kugeln fünf kleine Ausbuchtungen im Lagerkäfig. Wahrscheinlich hat mal jemand die obere Hartmetallschraube richtig fest angezogen, bis es "Knack" gemacht hat. Das sieht wirklich gruselig aus. Ich kanns leider nicht fotografieren.


    Nun meine Frage: Wie hole ich den beschädigten Käfig am besten aus seinem Sitz raus? Hat das mal jemand gemacht? Muß ich das notfalls ausbohren und das neue Lager einkleben?


    Gruss
    Richard

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    Alle haben gesagt: Das geht nicht!

    Da kam einer, der wusste das nicht, hats einfach gemacht und es ging immer noch nicht!

  • Hier mal ein Foto...
    Die Ausbrüche sind deutlich erkennbar. Sieht aus, als hätte ich die A..karte gezogen.
    Gruss
    Richard

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  • Das Problem ist wohl nicht so häufig hier im Dual-Board. Na jedenfalls habe ich heute dem Uhrmacher vor Ort mal den Tonarm gezeigt. Sein Rat: 1. mit einem Lötkolben heiß machen, vielleicht sei das Lager nur eingeklebt, 2. ausbohren ist nicht, weil die üblichen Bohrer nicht durchkommen, er riet mir, es mit einer Diamantfräse zu versuchen...
    Mal sehen, ich bleibe dran.


    Edit: Mit der Diamantfräse (1,8mm-Kugel) gings recht schnell. Das Lager war völlig zerbrochen, das war nicht die Fräse. Neues Lager bei Dualfred ist bestellt.


    Gruss
    Richard

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  • Hallo Richard,


    ich hab gerade noch einen 721er von einem Boardkollegen hier, wo ich den Tonarm getauscht habe.
    Wenn du noch nie einen Tonarm oder Lager gewechselt hast, brauchst du da den ganzen Tag. Ausbohren wird nicht gehen, da du ja mit dem Bohrer das Alu kaputt machst. Da wäre ein Fräser und ein "Dremel" das passende Werkzeug.
    Vielleicht hat Dualfred noch so ein Kugellager, oder ein Boardkollege hat noch so ein Anker mit Lager eines 721ers über
    Meist gehen die seitlichen Lager kaputt, weil man die zu stark anzieht. Das das Obere mal zerstört wurde, ist mir so noch nicht unter gekommen.


    Grüße
    Ralf

    Habe zu viele Plattenspieler und zu wenig Platz.

  • Hallo Richard,


    ehe du spanabhebend dran gehst, eine Frage: von der Tonarmseite aus zum Lager hin ist das eine geschlossene Bohrung? Falls nicht, könnte man versuchen, das Teil nach Demontage des Armrohres von unten heraus zu drücken.


    Wenn die Bohrung geschlossen ist, rate ich dir, das Teil nicht "durch" zu fräsen, sondern nur das Material der Lagerhülse an sich (also das, in dem die Kugeln laufen) mit einem kleinen Kugelfräser (kann auch'n Diamantfräser sein - damit lässt sich jedenfalls "feiner" arbeiten) mit Gefühl an drei bis vier Stellen zu schwächen, damit die Hülse bricht, wenn du sie am Rand mit einer Spitzzange packst und das entstandene "Segment" zu verdrehen versuchst.


    Heiss machen ist so 'ne Sache; ein Lötkolben wird eventuell nicht genügen, da wird ein kleiner Brenner (so'n mit Feuerzeuggas Betriebener) mit nicht zu heisser Flamme dran müssen. Aber: dazu muss das Bauteil komplett separat vorliegen (Tonarm raus und auch sonst Alles ab, was dran ist!), es darf nix aus Plastik sein und wenn die Lagerhülse eingepresst ist, hilft das auch nicht, weil beide Teile sich zugleich und gleichviel ausdehnen. Das wäre eher was, um Klebstoff zu zerstören. Es sei denn du schaffst es - wenn eingepresst - das Ding zwar rund um die Lagerhülse zu erhitzen, die Hülse selber aber nicht. Wie das gehen soll, kann ich dir aus dem Handgelenk aber auch nicht sagen; dazu ist die Geschichte zu klein und die Temperaturen verteilen sich zu schnell im Material, um reagieren und die Hülse ziehen zu können. Probieren kannst du das aber allemal, wenn gar nix mehr geht.


    Eventuell noch eine Idee für ein Werkzeug zum "ziehen" der Lagerhülse: Stahldraht (Modellbau: Rundprofil aus Stahl), D ~ 1mm, zu einem "Omega" biegen, dessen "Füsse" durch die untere Öffnung der Hülse passen, dann die Füsse nach aussen hin spitz, wie eine Meisselschneide anschleifen, ohne dass sie dabei heiss werden (sonst wird der Stahl butterweich... :thumbdown: ) und die Spitzen unter die Lagerhülse schieben/zwingen. Wenn du zwei von den Dingern anfertigst, kannst du sie über Kreuz ansetzen und versuchen, die Lagerhülse damit zu "ziehen". Durch das Omega-"O" sollte(-n) dazu ein, bzw. "höhenversetzt" zwei Schraubendreher durchpassen.


    So, das wären jetzt alle meine spontanen Ideen zur Sache; vielleicht klappt ja Eine davon.


    Dualfred bietet ein Miniatur(kugel)lager an; ob es passt, wirst du ihn fragen müssen. Eine passende neue Schraube für diese Stelle und dein Drehermodell (230063, Nr. 37 im SM) hat er. Auch die Kontermutter (234635, Nr. 36 im SM) gibts bei ihm, aber die wirst du möglicherweise gar nicht benötigen - es sei denn, die sähe "vergrätzt" aus, dann eben aus kosmetischen Gründen. Ich würde mir übrigens auch mal das Horizontallager unter die Lupe nehmen! Vielleicht hat der Vorbesitzer das auch mal "ordentlich angeknallt" und damit zerstört; den passenden Gewindestift gibt's auch bei Fred - so der kaputt sein sollte (217438, Nr. 49 im SM). Okay: das wäre zwar zusätzliche Arbeit für dich, aber wenn du das ohnehin auseinander hast...


    Sodann wünsche ich dir viel Erfolg und sende beste Grüsse



    Robert

  • Wie schon geschrieben: Ein neues Lager ist bestellt.
    Gruss
    Richard

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  • Wenn die Bohrung geschlossen ist, rate ich dir, das Teil nicht "durch" zu fräsen, sondern nur das Material der Lagerhülse an sich (also das, in dem die Kugeln laufen) mit einem kleinen Kugelfräser (kann auch'n Diamantfräser sein - damit lässt sich jedenfalls "feiner" arbeiten) mit Gefühl an drei bis vier Stellen zu schwächen, damit die Hülse bricht, wenn du sie am Rand mit einer Spitzzange packst und das entstandene "Segment" zu verdrehen versuchst.

    Genau so habe ich es gemacht. Der Sitz der Lagerschale wurde nicht beschädigt.


    Auch die Kontermutter (234635, Nr. 36 im SM) gibts bei ihm, aber die wirst du möglicherweise gar nicht benötigen - es sei denn, die sähe "vergrätzt" aus,

    Ja, sie sieht vergrätzt aus. Möglicherweise hat der Tonarm auch mal einen Schlag von oben bekommen. Ist jetzt auch egal. Ich habe bisher keine Hinweise darauf, dass an den anderen Lagern was nicht stimmt.


    Gruss
    Richard

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  • Genau so habe ich es gemacht. Der Sitz der Lagerschale wurde nicht beschädigt.

    Ausgezeichnet! :thumbup: Da lag ich also gar nicht so falsch... Weshalb ich dir die Kontrolle der anderen Lager angeraten habe, liegt auf der Hand: wenn so'n Grobmotoriker vor dem Herrn schafft, ein Lager zu pulverisieren, ist es ihm eventuell auch bei anderen Teilen gelungen. Da aber der Weg des Arms in vertikaler Richtung deutlich geringer ist, mag ein kaputtes Lager dort vorderhand erst einmal nicht auffallen... Ich unterstelle dir aber mal soviel Feingefühl, dass du den Fall des Falles wahrscheinlich "erspürt" haben würdest. Wobei sich so'n Schlag von oben besonders auch auf die Lager für die Vertikalbewegung ausgewirkt haben könnte - krumme Spitzen, Dellen in der Lagerschale... Nachtigall und trappsen undso. Könnte aber auch Flöhehusten sein, ich geb's zu! :D


    Die Kontermutter betreffend: das wird wohl M3 Gewinde sein; wenn du ein Stück Gewindebolzen in die Bohrmaschine spannst, darauf zur Bearbeitung die "Kontermutter konterst", dann kannst du die mit 'nem Dremel und schleifen/polieren wieder aufhübschen...
    Grüsserl



    Robert

  • Bis ich übrigens so weit war, das defekte Lager gefunden zu haben, war ich kurz davor, den Dreher aus dem Fenster zu werfen.


    Als ich den Tonarm von untenrum auf der Platine von allem befreit hatte, was irgendwie die Horizontalbewegung behindern könnte, und es immer noch hakte, habe ich den Tonarm selbst ausgebaut. Die menschliche Hand ist ein erstaunlich genaues Meßinstrument. Mit dem Tonarm in den Händen ließ sich die Störung der Beweglichkeit gut erspüren. Deswegen bin ich mir auch sehr sicher, dass die Vertikallager in Ordnung sind.


    Gruss
    Richard

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  • So, das neue Lager ist drin, der Tonarm auch wieder auf der Platine. Aufatmen ist angesagt. Die Operation am offenen Herzen war erfolgreich, der Patient lebt (hoffentlich noch lange). Etwas heikel was das Einpressen des neuen Lagers in seinen Sitz. Da ich kein geeignetes Einpresswerkzeug habe, konnte ich das Lager nur soweit einsetzen, dass es bündig mit seinem Sitz abschließt. Das kaputte Lager saß etwa 1/2 mm tiefer. Das Lager sitzt jedoch recht fest, und es wirken ja so gut wie keine Axialkräfte, so dass ich denke, das ist o.k.


    Gruss
    Richard

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    Alle haben gesagt: Das geht nicht!

    Da kam einer, der wusste das nicht, hats einfach gemacht und es ging immer noch nicht!

  • Das Kapitel "zerstörtes Tonarmlager" war doch noch nicht beendet. Ich hatte den 721 zunächst mal wieder weggestellt. Nachdem ich ihn jetzt mal wieder benutzt habe kam es vor, dass die Nadel in der Auslaufrille hängenblieb, aber nicht bei jeder Platte.


    Als Ursache habe ich nun doch auch das untere Tonarmlager identifiziert. Im direkten Vergleich mit dem Neuteil von Dualfred ist erkennbar, dass der Lagerdeckel im Gegenlicht nicht ganz eben ist. Das kann man aber leider nicht fotografieren. Ich habe nun wieder mal den Tonarm ausgebaut und den kompletten Bügel durch das Neuteil ersetzt. Ich sag mal mit aller Vorsicht, jetzt läufts richtig.


    Grüsse
    Richard

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