Dual HS 27 macht Sorgen (langsam, schabende Geräusche)

  • Hallo liebe Community,
    ich hoffe ich poste hier jetzt nichts was schon zigmal behandelt wurde - ich habs zumindest leider nicht gefunden... Sonst entschuldige ich mich schonmal!


    Ich besitze (*stolz*) einen HS 27. Nach längerer Pause und Umzug wollte ich ihn wieder zum Leben erwecken... Leider habe ich nun den Eindruck er läuft einen Tacken zu langsam, "eiert" etwas und macht beim Laufen Geräusche die -neu- sind. "Schabend" oder "schleifend" würde wohl passen, leise zwar aber merklich.


    Vorweg: Ich habe sehr wenig Ahnung von dem Gerät. Und seit ich es kenne (so ca. 30 Jahre..) wurde es nie besonders gepflegt. Also natürlich pfleglich behandelt, aber nie geölt, etwas ausgetauscht oder irgend so etwas. Ich wüsste auch gar nicht wie oder wo. In den Themen die ich so gelesen habe wurde schon viel empfohlen (nachölen, Riemen tauschen, etc.) Aber da ging es immer um andere Modelle, sodass ich gar nicht recht weiß ob und wie das bei diesem Modell funktionieren würde.


    Ich hatte aber das Gefühl hier ist der richtige Ort zum Fragen :) Vielen Dank schonmal!
    Vio

    ~ Wir können nicht so gut reden, deshalb machen wir Musik [Ralf H.] ~

  • Sicher, hier ist der richtige Ort zum Fragen. In die HS 27 wurde der Plattespieler 430 von Dual verbaut. Hier gibt es eine Serviceanleitung dazu [ http://dual.pytalhost.eu/430s/ ]


    Einen Riemenantrieb hat der nicht, sondern einen Treibradantrieb. Sicher muß die Mimik mal neu geschmiert werden. Wichtig ist, daß der Schwenkarm, auf dem das Treibrad sitzt, leicht beweglich ist. Aber mache Dich erst einmal anhand der Serviceanleitung mit dem Dreher selbst vertraut.


    Vielleicht ist nicht nur die Mechanik verharzt, sondern auch der Rand des Gummitreibrades verhärtet, das kann man nachbessern, da hilft die Boardsuche weiter. Mit neuen Reibräders sieht es eher mau aus. In jedem Fall sinnvoll ist die Reinigung sowohl der Antriebswelle des Motors, des Reibrades und auch der Lauffläche am Teller, wo das Reibrad anliegt, wenn hier Schmiere und Fett ist, rutscht der Antrieb durch. Für am wahrscheinlichsten halte ich aber einen schwergängigen Schwenkarm mit dem Reibrad. Dann rutscht das Reibrad mangels ausreichendem Anlagedruck, es schleift und die Drehzahl ist zu niedrig. Aber auch eine Schmierung des Motors sollte mal erfolgen, damit Du noch Jahrzehnte Freude an der HS 27 hast.


    WICHTIG: Der 430 wird mit Netzspannung betrieben, in jedem Fall den Stecker der Anlage ziehen, bevor Du den Dreher zerlegst und daran arbeist.


    Es gibt auch eine Serviceanleitung zur HS 27 [ http://dual.pytalhost.eu/hs27s/ ], die ist aber wenig aussagekräftig und verweist auf die Anleitung zur HS26 [http://dual.pytalhost.eu/hs26s/ ] Hier erkenne ich einen 50nF/250V Kondensator, der in jedem Fall ausgetauscht werden sollte. Die Dinger gehen gern hoch und verursachen, Rauch, Lärm und Gestank. Zur Not kannst Du den Kondensator, der hier auch "Knallfrosch" genannt wird, einfach entfernen und später einen neuen einbauen.


    Um die Haltbarkeit des Gerätes zu verbessern, sollte intern auch die Netzspannung von 220V auf 240V umgestellt werden. Wir haben mittlerweile oft über 230V Netzspannung und das belastet die Bauteile unnötig.


    Gruß


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Hi !

    Ich besitze (*stolz*) einen HS 27. Nach längerer Pause und Umzug wollte ich ihn wieder zum Leben erwecken... Leider habe ich nun den Eindruck er läuft einen Tacken zu langsam, "eiert" etwas und macht beim Laufen Geräusche die -neu- sind. "Schabend" oder "schleifend" würde wohl passen, leise zwar aber merklich.

    Die HS27 ist ein niedliches kleines "Möhrchen" mit dem "alten kleinen" 430er Reibraddreher.
    Das ist ein robustes Möbel, aber 40 Jahre nach seinem Erstbetrieb schreit er vermutlich nach einer grundlegenden Wartung.


    Da gibt es zwei Sachen, die dringend inspiziert werden müssen: der Motor (Lager) und die Antriebsmechanik / Hebel (Schmierung / Verharzung). Das Symptom, wie Du es beschreibst, klingt für mich danach, als ob das Reibrad und die Motorwelle keinen richtigen "Grip" mehr haben und entweder die Motorwelle am Reibrad oder das Reibrad am Teller-Innenrand durchrutscht. Das ist oft der Fall, wenn das Gummi des Reibrades an der Oberfläche austrocknet und sich an der Motorwelle blank poliert.


    Weiß' nicht, wie Du reparaturtechnisch aufgestellt bist und was Du Dir zutrauen würdest, selber zu machen - oder ob Du jemanden hast, der sich das zutrauen würde. Das ist kein Hexenwerk und erfordert ein Minimum an Werkzeug, ein bißchen Öl und Fett und einen ruhigen Nachmittag, würde ich mal schätzen. Wie das geht, könnten wir bestimmt beschreiben und mit technischen Dokumenten begleiten.


    Wenn Du uns mitteilst, wo Du räumlich-geografisch angesiedelt bist, vielleicht wohnt einer der reparatur-erfahrenen Forianer ja gleich um die Ecke und könnte assistieren.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Oook, erstmal vielen vielen Dank für die schnellen Antworten :D


    Nachdem ich in der Serviceanleitung, Blatt zwei, Absatz eins, Satz eins bereits ganze acht Begriffe noch nie wirklich gehört habe würde ich mal sagen... ich schau mich nach jemandem um der da Ahnung hat.


    Dank diverser anderer in Benutzung befindlicher Technikruinen hier weiss ich zwar mit Mühe was ein Kondensator ist, aber selbst rausnehmen... Lieber nich. Fängt ja schon damit an dass ich erstmal schauen muss wie ich das Ding überhaupt auf kriege..
    Zwei, ok drei Fragen dazu: Kann man einen Kondensator einfach so "rausnehmen" und fertig? Und wie stellt man auf 240V um? In meiner Anleitung steht aussagekräftig man müsse "Spezialöl" verwenden. Ich hätte hier Caramba 70 - zählt das als Spezialöl?


    Dass mein Kleiner dringend mal generalüberholt werden müsste hab ich ja schon befürchtet (wenn ich jetzt noch sage dass da als Kind meine Spielsachen drauf Karussell gefahren sind...). Und so wie er jetzt klingt macht das gerollte Fussnägel. Geographisch ist das NRW und mobil.
    Vio

    ~ Wir können nicht so gut reden, deshalb machen wir Musik [Ralf H.] ~

  • Hi !

    Und so wie er jetzt klingt macht das gerollte Fussnägel. Geographisch ist das NRW und mobil.

    Nee, gerollte Fußnägel sieht doof aus und läuft sich damit auch schlecht. :D


    NRW bin ich auch. Obere, rechte Ecke. Fünf Kilometer übern Berg und drei nach Westen ist man in Niedersachsen.
    "Landwirtschaftlich schöne Gegend" wie mein alter Herr immer zu lästern pflegte.


    Dass mein Kleiner dringend mal generalüberholt werden müsste hab ich ja schon befürchtet (wenn ich jetzt noch sage dass da als Kind meine Spielsachen drauf Karussell gefahren sind...).

    Das habe ich mit meinem Telefunken Musikus auch gemacht, den ich gekriegt habe, als ich acht war.
    Irgendwie verführt das dazu.


    Aber nach 40 Jahren sollte dem mal eine große Kur zukommen. Das mit dem Kondensator ist ein krasses Beispiel dafür, was man machen *sollte*, aber das ist nur ein Teilaspekt. Wie jedes mechanische Gerät leidet auch ein Plattenspieler an Öl- und Fettmangel und es besteht die Gefahr, den Motor endgültig zu ruinieren, was schade wäre - obwohl es auch Ersatzteile dafür gibt.


    In meiner Anleitung steht aussagekräftig man müsse "Spezialöl" verwenden. Ich hätte hier Caramba 70 - zählt das als Spezialöl?

    Ja, aber Caramba ist mehr ein Rostlöser, als Schmieröl. Das ist gut dafür, krustige Schrauben an Fahrrädern zu lösen, eher weniger dazu geeignet, die bewegten Teile eines Plattenspielers für die nächsten Dekaden der Nutzung zu behandeln.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Wenn ich das so lese, empfehle ich in diesem Falle dringend "betreutes Schrauben". Unter Anleitung die Arbeiten selbst ausführen bringt einen guten Lerneffekt und eines ist sicher, ich kenne das auch von Autos: Je mehr man sich mit den "Schätzchen" selbst befaßt, umso stärker wird die Bindung. Und: Man wächst mit den Aufgaben.


    Besser um Hilfe bitten, Kaffee und Kuchen bereitstellen, statt mit falschem Gerät und falschen Schmierstoffen größere Schäden zu verursachen.


    Gruß aus dem Norden


    Uli

    CS: 505-4, 2x 731Q, 750-1
    CT: 441 RC, 450M, 1240

    CV: 1200, 441 RC, 450M

    C: 450M, 820
    CD 130, 1025, 1030 RC, 1040
    CL: 231, 710
    und: DK170, MC2555, Rack 3020

    ...sowie Nubert NuBoxx B-60, Nordmende Audio Digital System 2003 (wie Dual CD 130)

  • Ja, Löten kannse nich aber Kuchen kannse... is wohl besser so :).


    Ich hätte wohl jemanden der sich drantrauen würde. Da der aber zwar super Dinge auseinander und wieder zusammen bauen und löten kann, sich aber nicht wirklich mit Plattenspielern auskennt:


    Könntet ihr mir vielleicht an folgenden Punkten noch weiterhelfen, aufdass ich ihm das weitergebe?


    - Wie stellt man auf 240V um? Da hab ich wirklich gar keine Ahnung wie das funktionieren soll. Gibts da eine gute Anleitung hier im Board für das Modell?
    - Welche Schmierstoffe wären denn geeignet bzw. benutzt ihr? In der Serviceanleitung werden ganze 5 verschiedene genannt (die es wahrscheinlich so auch gar nicht mehr alle gibt). Ist das wirklich nötig oder gibt es da 1-2 aktuelle Produkte die geeignet sind?
    - Und andererseits Reinigen - mit was macht man das am besten? Alkohol? Oder benutzt ihr was anderes?
    - Ich muss nochmal beim Kondensator nachhaken :) - reicht einfach rausknipsen tatsächlich, oder muss der überbrückt werden wenn man keinen neuen einbauen möchte? Wirklich nötig scheint der ja nicht zu sein.


    Vielen Dank!!

    ~ Wir können nicht so gut reden, deshalb machen wir Musik [Ralf H.] ~

  • Der Kondensator ist vermultich nicht wirklich notwendig, aber er kostet fast nichts und macht ein gutes Gefühl. Lässt man ihn weg, funktioniert das Gerät auch, es könnte nur theoretisch Störungen aus dem Stromnetz einfangen. Ersatz wäre ein beliebiger Entstörkondensator Typ X2 mit 47 nF (0,047 µF) und mindestens 275 V. Dual hat gerne Exemplare mit Rastermaß 15 mm verbaut.


    Ein weiterer solcher Kondensator, aber mit 10 nF sitzt beim Netzschalter, den würde ich tauschen wenn es ein goldener von RIFA ist. Wenn es eine grüne Rolle ist, kann man den lassen (gilt für den erstgenannten eigentlich auch, aber da waren die Rollen rar).

  • Hi !

    Ja, Löten kannse nich aber Kuchen kannse... is wohl besser so :).

    Wir sind hier kein reiner Männerclub. Echt nicht.


    Aber okay, eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und der Grenzen davon ist nie verkehrt und bewahrt einen vor allerlei Ungemach. Allerdings: man lernt auch nix neues dazu, wenn man nicht mal irgendwo anfängt.
    "Con algo hay que empezar !"



    - Wie stellt man auf 240V um? Da hab ich wirklich gar keine Ahnung wie das funktionieren soll. Gibts da eine gute Anleitung hier im Board für das Modell?

    Da gibt es das hinterlegte Servicemanual für den Verstärkerteil:
    http://dual.pytalhost.eu/hs26s/


    (Die HS26 verwendet die gleiche technische Basis wie die HS27)


    Dabei wichtig zum Umrüsten auf 240V muß am Trafo ein Draht umgelötet werden. Die Skizze dazu befindet sich auf dem Trafo aufgedruckt. Jedenfalls war das bei meinen alten Kisten so. Ich muß mal gucken, ob ich irgendwo noch ein Bild davon finde.



    - Welche Schmierstoffe wären denn geeignet bzw. benutzt ihr? In der Serviceanleitung werden ganze 5 verschiedene genannt (die es wahrscheinlich so auch gar nicht mehr alle gibt). Ist das wirklich nötig oder gibt es da 1-2 aktuelle Produkte die geeignet sind?

    Für die meisten Schmierstellen reicht Feinmechaniker-Öl, früher als "Nähmaschinen-Öl" bekannt, z.B. Motor- und Achslager.
    Die fettigen Sachen kann man, dort, wo Metall auf Metall reibt, mit dem schönen schwarzen MoS2-Fett behandeln.
    Das 300.000er Silikonöl ist nur für den Tonarmlift notwendig. Wenn der Arm nicht gerade wie ein Schafott auf die Platte runterkracht, besteht an der Stelle u.U. kein Handlungsbedarf.
    Für das Renotac-Haftöl, was nur für die Achse des Tellerlagers benötigt wird, geht Sägekettenöl oder auch das klebrige Zeugs, mit dem Motorradketten eingesprüht werden. Der Witz dabei ist, daß der Schmier nicht nach unten weglaufen darf, sondern an der senkrechten Achse kleben bleiben soll.



    - Ich muss nochmal beim Kondensator nachhaken - reicht einfach rausknipsen tatsächlich, oder muss der überbrückt werden wenn man keinen neuen einbauen möchte? Wirklich nötig scheint der ja nicht zu sein.

    Rausknipsen. Überbrücken ist keine gute Idee, weil damit auch der Schalter überbrückt wird, den er entstören soll.



    - Und andererseits Reinigen - mit was macht man das am besten? Alkohol? Oder benutzt ihr was anderes?

    Sofern das Gerät nicht aussieht, wie das Innere eines Standaschers vor einem öffentlichen Gebäude reichen z.B. milde Reinigungstücher aus der Babypflege, feuchte Kosmetiktücher oder Küchenkrepp mit Glasreiniger oder Alkohol, um z.B. alten Schmier aufzunehmen. Die lackierten / kunststoff-folierten / furnierten Flächen soll man sowieso nicht mit Alkohol oder scharfem Reiniger behandeln. Ich nehme für Gehäuse und Haube, Gummi- und Kunststoffteile seit Jahr und Tag diese Feuchttücher ... und bislang habe ich noch jeden Dreck abgekriegt. Hartnäckige Fälle wurden mit Glasreiniger behandelt, ganz hartnäckige in warmem Wasser vorgeweicht ... und mein Flohzirkus umfaßt ca. 150 Geräte ... oder mehr.

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.