Anlaufschwierigkeiten EDS 1000/1 Dual 701

  • Hallo Leute und Hilfe Leute!


    Ich habe mir eine Beinahe-Leiche eines Dual 701 am Flohmarkt ergattert. Am Anfang hat sich rein elektronisch original gar nichts getan. Mittlerweile habe ich alle Kondensatoren (Elkso, Folien, Tantal) ersetzt und siehe da, er zeigt Lebenswillen. Leider ist es jetzt so, dass der Motor extreme Startschwierigkeiten hat. Es fehlt ihm irgendwie die Kraft. Wenn der Teller weg ist und das Kurvenrad demontiert ist, dann dreht er mit einemmal Relais-Schalten auf 33,3 Umdrehungen hoch. Mit Teller klackt das Relais schon deutlich öfter und wenn dann das Kurvenrad auch noch dabei ist, ists mit der Anlaufkraft sowieso zu Ende.
    Leider muss ich auch gestehen, dass ich in meiner Einfältigkeit die Motorlagerspieleinstellschraube herausgedreht habe, gereinigt und mit die Pfanne mit neuem Fett befüllt habe. :whistling: Ich weiß, das war ein großer Fehler, da diese sehr, sehr sensibel eingestellt ist. Ich habe sie jetzt soweit hineingedreht, dass sich der Motor leichtgängig und ohne hör- bzw. spürbaren Widerstand von hand drehen lässt. Daher glaube ich irgendwie nicht, dass das der Grund für die Schwächeanfälle sein kann.
    Die Regelungspotis auf der Motorplatine sind alle noch original eingestellt. Zumindest laut blauem Klecks.


    Leider habe ich nur ein Multimeter zur Verfügung und kein Oszilloskop. Kann ich irgendwo messen, welchen Anfahrsaft der Motor bekommt? Die Eingangsspannung ist stabil mit 20 V.


    Bin für jeden Tipp sehr dankbar!


    Liebe Grüße


    Aaron

    Sony TA N-77ES
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    DUAL 704 mit Shure V15III
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  • Noch etwas seltsames: In der Lagerpfanne befindet sich eine Kugel. Das habe ich bei einem EDS 1000 auch noch nie gesehen...


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  • Hi Aaron !


    Die Lagerkugel ist meines Wissens nach bei einer der ersten Serien des EDS1000 verwendet worden.
    Spätere Modelle haben eine durchgehende Achse mit Verrundung.


    Wenn Du ein Multimeter hast, würde ich zuerst mal die Hauptspannung z.B. über C4 oder von Pin 13 der Motorelektronik gegen Pin 1 (Masse) messen. Die muß 15V betragen und ist mit Regler R5 einzustellen.


    Dann die Drahtbrücke zwischen Pin 13 und 14 abnehmen und das Multimeter als Strommesser dazwischen schalten (rot an 13, schwarz an 14, Bereich 500mA mindesten). Wenn der Motor mit Teller dreht, den Teller fast bis zum Stillstand abbremsen und mit R15 den Strom am Meßgerät auf ca 320mA einstellen. Danach das Meßgerät wieder abnehmen und die Drahtbrücke anbringen.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Tja, Peter. Was soll ich zu Dir noch sagen. Er kam, las und löste! :thumbup:


    Also, die Hauptspannung beträgt 15,19 V DC. Die ist aber schon auf Minimum gedreht.
    Allerdings war die Stromstärke etwas mager mit 230 mA. Die hochgedreht auf ca. 320 mA bei fast stillstehendem Teller und siehe da, arbeitet jetzt auch das Kurvenrad ohne Probleme ab. Spitze!!


    Eine Frage hätt ich noch: Die Lagerkugel scheint mit dem Mehrzweckfett nicht so die Freude zu haben. Wäre da ein wenig Motoröl nicht ratsamer?


    Wie schon so oft: Danke Peter!!


    lg Aaron

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  • Hi Aaron !

    Tja, Peter. Was soll ich zu Dir noch sagen. Er kam, las und löste!

    Nenn' es Erfahrung ... ^^


    Wenn nicht einer der Spulentreiber-Transis oder einer der Hallsensoren gestorben ist, was in der Regel dazu führt, daß es Positionen gibt bei denen der Teller gar nicht anläuft und der Motor ohne Teller ruckelig dreht, dann kann es nur an der Stromsteuerung liegen. Das ist beim 701 das einsame Poti R15, was den Strom durch die Spulen bestimmt - und zwar indirekt über den Stromfluß durch die Hallsensoren als Basisstrom für die Spulentreiber.



    Eine Frage hätt ich noch: Die Lagerkugel scheint mit dem Mehrzweckfett nicht so die Freude zu haben. Wäre da ein wenig Motoröl nicht ratsamer?

    Würde ich fast sagen.


    Bei den späteren Ausführungen kommt dort MoS2 zum Einsatz, wenn ich mich recht entsinne. Aber die Lagerkugel läuft doch auf dem eingedrehten Ende der Motorwelle, nicht auf dem Gußteil des Zahnrades, also ist dort eigentlich Motoröl eher opportun. Das Problem dürfte nur sein, daß die Abdeckung nicht direkt als Wanne und Ölspeicher ausgebildet ist und Du das Teil "kopfüber" montieren müßtest, weil Dir das Öl sonst rausläuft.


    Das kann auch nicht der Sinn der Sache sein. Und da sind wir wieder bei MoS2.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Alles klar. Was hälts Du vom LM 47 Langzeitfett (3520)? Is das passend dafür?


    lg Aaron

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  • Hi Aaron !

    Was hälts Du vom LM 47 Langzeitfett (3520)? Is das passend dafür?

    Keine Erfahrungen damit.
    Die Herstellerangaben sind aber vielversprechend und so rein aus dem Bauch raus würde ich sagen: Ja - geht.


    .

    Peter aus dem Lipperland


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  • So, habe nun den 701 soweit fertiggestellt, dass man schon ordentlich Platten hören kann. Allerdings gibt es noch ein Problem, das mich sehr stört: Der Motor dreht schnell und gut an, allerdings schaltet das Relais trotzdem noch sehr oft, obwohl es meines Erachtens gar nicht notwendig wäre. Bei 33 upm klackt es 4-mal und bei 45 upm klackt es 2-mal. Mir kommt sowieso vor, dass es bei 45 upm immer genau halb so oft schaltet, wie mit 33 upm. Ich habe in einem Beitrag im Forum gelesen, dass alles über 2-mal Schalten nicht normal ist. Stimmt das?


    lg Aaron

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  • HI Aaron !


    Ich habe die 701-Elektronik schon hundertmal studiert, aber so ganz leuchtet mir immer noch nicht ein, wofür sie das duffelige Relais überhaupt brauchen. Bei der Version-2 der Platine haben sie es weggelassen und ein paar Bauteilewerte angepaßt. Mit denen, die da in den Schaltplan reingekrakelt sind, wäre ich vorsichtig. Da scheint was nicht zu passen.


    *Eigentlich* zieht das Relais nur an, wenn die Spannung zwischen Basis und Betriebsspannung an T10 > als -0.7V wird.
    T10 leitet, damit leitet auch T11 und das Relais zieht an.
    T10 wird nach T8 leitend und steuert T11 mit etwas "Versatz" an. T8 ist der Stromregler für die Motorspulen-Treiber T4 - T7.
    Eigentlich sollte T10 nur dann leitend werden, wenn T8 ganz aufgesteuert wird (Anlauf). Der Kondi C5 wirkt dabei ein wenig als "Beruhigungsmittel". Er verhindert, daß die beiden Transis T8 und T10 von kleinen, kurzen Impulsen angesteuert werden und verzögert das Steuersignal etwas.


    So. Dann "erkennt" die Schaltung ein Hochlaufen des Antriebs und das Relais schaltet. Vorher liegen die beiden Kondensatoren C5 und C6 gegen den Ist-Signal-Zweig des OpAmp und ihr Laden / Aufladen verzögert die Regelgeschwindigkeit des Op. Beim Anlaufen ohne Ist-Spannung vom Motor fließt ein relativ großer Strom zum Motor. Das Relais schaltet und verkleinert die Kapazität, indem C6 weggeschaltet wird und der Op schneller erkennen kann, wann die Solldrehzahl erreicht ist und stärker "Gas geben" kann. Ist die Drehzahl erreicht und die Spannung an der Basis von T8 sinkt, fällt das Relais wieder ab und beide Kondis wirken wieder als Verzögerung.


    Folgende Szenarien für ein häufig schaltendes Relais sind aus meiner SIcht denkbar: C5 ist defekt, oder der Anlaufstrom des Motors ist zu hoch eingestellt.
    Wenn Du (oder irgendwer) C5 schon mal ausgetauscht hat, kannst Du das wahrscheinlich vergessen.


    Also: Netzteilspannung messen, am großen Elko, muß 15.0V (+/- 0.25V) sein. EInstellbar mit Trimmer R5.
    Dann die Brücke zwischen den Boardpins 13 und 14 abnehmen (angelöteter Draht) und dort ein Multimeter im Modus DC-Strommessung (500mA oder 1A) dazwischen hängen. Motor anlaufen lassen und mit dem Finger *fast* bis zum Stillstand abbremsen. Die Stromaufnahme mit Trimmer R15 auf 320mA (+/- 5mA) einstellen. Der Wert sollte nicht stark schwanken.
    Abschalten, Multimeter abbauen und Draht wieder anlöten. Testen. Besser ? Schlechter ? Nix verändert ?


    Allerdings: wenn die Grundjustage des Motors nicht richtig stimmt, kann es durchaus sein, daß die Stromaufnahme der Spulen stark schwankt und je nach Tellerposition beim Anlaufen der Strom für eine Spule überschritten wird und das Relais schaltet. Aber die Grundjustage kann man nicht nur mit einem Multimeter durchführen. Dazu brauchst Du ein Scope.


    .

    Peter aus dem Lipperland


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  • Motor anlaufen lassen und mit dem Finger *fast* bis zum Stillstand abbremsen. Die Stromaufnahme mit Trimmer R15 auf 320mA (+/- 5mA) einstellen. Der Wert sollte nicht stark schwanken.

    Also, ich kann den Teller beim besten Willen nicht "fast" abbremsen, sodass eine ordentliche Einstellung möglich ist. Mit dem Finger kann ich den Teller nicht so gleichmäßig abbremsen, dass ein ordentlicher Wert am Multimeter ablesbar ist. Da schwankt die Anzeige extrem im 100mA-Bereich. Ich habe jetzt in meinem Ärger einfach den Teller komplett gestoppt und so pendelt sich die Anzeige bis zum Stillstand ein. Dann ist eine Einstellung mittels Trimmer R15 möglich. Ist das sehr falsch??



    Beste Grüße


    Aaron

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  • Hi Aaron !

    Ich habe jetzt in meinem Ärger einfach den Teller komplett gestoppt und so pendelt sich die Anzeige bis zum Stillstand ein. Dann ist eine Einstellung mittels Trimmer R15 möglich. Ist das sehr falsch??

    Nein.


    Solange der Anlaufstrom die angegebenen 320mA nicht signifikant übersteigt, dann nicht. Das Problem ist, daß beim totalen Stillstand nur einer, maximal zwei Spulentreiber aktiviert sind und nicht alle nacheinander. Aber als Basis kann man das erstmal so lassen.


    .

    Peter aus dem Lipperland


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  • Am nächsten kommt man mit einem analogen Multimeter da der Zeiger träge reagiert. Hast du vielleicht ein digitales verwendet?

  • Hi !

    Am nächsten kommt man mit einem analogen Multimeter da der Zeiger träge reagiert. Hast du vielleicht ein digitales verwendet?

    Soweit ich mich entsinne, habe ich schon in verschiedenen Threads, wo es um ähnliche Operationen ging, beklagt, daß die günstigeren DMMs keine analoge Tendenzanzeige haben, was Schwankungen sichtbar machen würde.


    "Für die jüngeren unter euch" hier mal ein Bild von meinem guten, alten, liebgewonnenen und viel geschundenen Fluke 77:



    Das ist noch die alte, olivgrüne Ausführung, die neuen sind so schrecklich Signal-Gelb, da erschrickt man sich jedes Mal, wenn man auf den Tisch guckt ...


    Also: unterhalb der Anzeige ist ein "Laufbalken", der sich verlängert, wenn sich der Meßwert tendentiell vergrößert, und verkürzt, wenn er abnimmt. Der Balken hat bei Strom und Spannung eine eigene Polaritätsanzeige, um anzuzeigen, ob der Wert sich positiv oder negativ vergrößert. Er wird 25 mal pro Sekunde aktualisiert und liefert auch einen Aufschluß über die absolute Größe der Änderung. Das ist insbesondere bei fest eingestelltem Meßbereich (Nicht-Autoranging) und Spannungs- oder Strommessung von Vorteil, wenn man "irgendwo dran dreht", um einen Meßwert einzustellen.


    So. Jetzt habt ihr das auch mal gesehen ... ^^


    .

    Peter aus dem Lipperland


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  • Jap, ich habe ein digitales Multimeter. Ein Benning MM1-3. Aber scheinbar werde ich um so ein zB Fluke mit Laufbalken nicht rumkommen...



    Aaron

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  • Hi Aaron !

    Aber scheinbar werde ich um so ein zB Fluke mit Laufbalken nicht rumkommen...

    Nee, ach was.
    Für eine - hoffentlich - einmalige Sache muß das nicht sein.
    Dann kauf' Dir lieber ein günstiges Zweikanal-Scope. Dann legst Du einen 1-Ohm-Widerstand statt der Drahtbrücke zwischen die Meßpins und mißt den Strom indirekt über den Spannungsabfall mit dem Scope und hast auch eine visuelle Darstellung des Verlaufs analog zur Tellerdrehung und Du hast das Werkzeug, um die Symmetrie der Hallsensoren zu justieren.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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