Dual 704 zu schnell, aber erst nach ein paar Minuten ....

Hi !

Zitat von thorenser

P.S.: Wofür ist der dritte versiegelte Poti in der Elektronik? Mit dem Service Manual kann ich leider nicht viel anfangen, ich habe null Ahnung von Elektronik, kann aber ganz gut mit dem Lötkolben umgehen.

Hier der obligate Link auf das Servicemanual vom 704:
http://dual.pytalhost.eu/704s/

Darin enthalten ist die Funktionsbeschreibung von Motor und Elektronik. Danach ist das Trimmpoti R40 (ich schätze, daß es darum geht) für die Begrenzung des Anlaufstroms zuständig.

http://dual.pytalhost.eu/704s/704s-07.jpg

Zitat von thorenser

Bei mir läuft der 704 korrekt, aber nach einer Warmlaufzeit von etwa 5-10 Minuten fängt er an zu rasen. Wenn ich dann stoppe und wieder starte, rast er sofort. Nach einer "Abkühlungspause" läuft er wieder für einige Zeit normal.

Aus meiner bisherigen Erfahrung mit dem 704 würde ich vermuten, daß einer der kleinen Tantal-Elkos im Eingang des vom Motor mitgenommenen Frequenzgenerators für die Ermittlung der Ist-Drehzahl im Sterben liegt.

Das wären dann
C1 = 47µF
C2 = 1µF
C4 = 0,47µF
Leider gibt es keine detaillierte Bauteileliste für den 704, aber wenn man die Spannungsfestigkeit der Elkos = Höhe der Betriebsspannung als Maximum annimmt, müßte man damit gut zurechtkommen. Die beträgt "im vorderen Teil der Schaltung" rund 12.4V. Also sollten Elkos mit 16V Nennspannung ausreichen.

Wenn einer dieser drei Kondensatoren einen Feinschluß entwickelt, wird das Signal vom Frequenzgenerator gestört und die Motorelektronik "dreht auf", weil sie annimmt, daß die Tellerdrehzahl abgesunken ist, oder der Teller steht. Die drei wären die ersten Bauteile, die ich bei so einem Fehler erneuern würde.

[Edit] Wenn Du die Kiste schon mal auf hast, würde ich auf jeden Fall noch die Elkos C14 + C15 = je 100µF / 40V und C18 = 1000µF / 40V erneuern. Das sind die Stabilisierungs-Elkos für die im Dreher verwendeten Hauptspannungen 28V und 12.4V. Die müssen nicht unbedingt defekt sein, aber *wenn* sie nachlassen, führt das auf Dauer zu allerhand seltsamen Phänomenen, von denen kurzzeitige Drehzahländerungen oder "Amoklauf" die verbreitetesten sind.

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Hi Michael !

Zitat von thorenser

Bin verzweifelt, was kann ich noch machen?

Kein Grund zur Verzweiflung. Das ist "nur" technisches Gerät, das kann man (meistens) reparieren. Das stirbt nicht einfach so.

Interessant ist, daß Du am Anfang geschrieben hast, daß der Effekt erst nach einiger Zeit auftritt.
Da die Elektronik im 704 nur aus Einzeltransistoren aufgebaut ist, wird dabei die Fehlersuche ein klein bißchen schwieriger.

Ein Scope könnte helfen ... die Funktionsbeschreibung *wie* die Regelung funktioniert, steht im Servicemanual.
Wenn Du dichter dran wärst; würde ich Dich und Deinen kranken 704 in meine chaotische Lagerbastelecke einladen und wir gucken mal, ob wir das nicht finden. Eigentlich kann es nur ein Elko-Defekt, ein gestörter Schalter (Geschwindigkeit) oder das Poti R45 sein. Da die Kiste am Anfang ja läuft scheint der *eigentliche* Signalweg in Ordnung - aber dann "kippt ein Teil weg" und die Kiste dreht auf Maximum.

Das bedingt aber, daß der Stromregelteil um T11 / T12 / T13 soweit in Ordnung ist. Wäre da ein Transis tot, würde der Motor nicht mehr drehen - und bis zum Ausfall auch nicht auf normaler Drehzahl laufen.
In der Signalkette liegen noch drei Elkos, die das Signal vom Monoflop in die Rampenspannung für den Differenzverstärker aufbereiten: C10, C11 und C12. Das werden vermutlich auch Tantalis sein ... bislang hatte ich es noch nicht, daß die defekt waren, aber man hat ja schon Pferde ... äh ... naja. Hinsichtlich des Fehlerbildes wäre es möglich, daß einer von den dreien das Zipperlein plagt. Die würde ich mir mal als nächstes vornehmen.

Wenn das *immer* noch nichts bringt, würde ich Dir anbieten, daß Du mir das Board (ohne den Dreher drumherum) zuschickst und ich das in meinem eigenen 704 austeste.

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Hi Michael !

Zitat von thorenser

Du meinst doch sicherlich nur die Platine auf der die Elektronik sitzt, oder?

Genau. Den "Rest" habe ich noch funktionsfähig hier.

[Edit] Ausführung Damoklesschwert: "Den Rest habe ich *noch* funktionsfähig hier ... "
Was nachher ist, weiß keiner ...

Zitat von thorenser

Vielen Dank für die nette Einladung, aber 300km sind mir momentan etwas zu weit, auch wenn mich die Aussicht darauf, dein "Reich" in Augeschein nehmen zu dürfen schon sehr reizt.

Wenn Du mal hier in der Gegend bist .... vielleicht paßt es ja mal.
Obwohl ... wer fährt freiwillig Richtung Bielefeld ...

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Hi Michael !

Zitat von thorenser

So, und jetzt zum Jahresende mal ein ganz fettes Dankeschön an Peter - Wacholder!

Bitte sehr, gern geschehen.
Das war auch für mich ein ausgesprochen lehrreiches Experiment.

Für alle, die das nicht im Detail verfolgt haben, da wir einiges in einem paralleln Thread abgefackelt haben:
704 läuft an-dreht hoch-läuft aus-was ist noch zu tun?

Als Resumee müßte man hinzufügen: Austauschen der Tantalis allein bringt oft nicht das gewünschte Ergebnis.
Fakt ist, daß die Elkos am Generator-Eingang gerne den Geist aufgeben. Fakt ist weiter, daß gelegentlich auch die in der Filterkette liegenden weiteren Elkos gerne schlappmachen. Nächster Punkt ist, daß die in der Schaltung verwendeten BC173B manchmal eine deutlich niedrigere Verstärkung haben, wie sie sollten und daß das dann einfach nicht reicht. Wenn also Austausch der Elkos am Amoklauf nichts ändert, bitte mal die beiden T5 und T6 gegen BC546B tauschen. In zumindest diesem und im oben verlinkten Fall hat das die Wende eingeleitet.

Zitat von thorenser

Nicht, dass ich nicht genug Duals hätte, aber an diesem hänge ich besonders

Ist eben so und ich bin froh, daß er wieder auf Kurs ist. Besser geht's fast gar nicht mehr.

Falls wir nix mehr voneinander hören oder lesen: Einen guten Rutsch ins neue Jahr - mit Musik vom Lieblings-704 !

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Hallo Peter,

ja, da möchte ich mich gleich anschliessen und mich auch recht herzlich bei Dir bedanken.
Ohne Deine Tips wäre ich ganz schön "auf dem Schlauch" gestanden.
Dazu kommt, dass ich jetzt mit dem Löten auch etwas "feiner" geworden bin durch die Anschaffung eines kleineren Lötkolbens, Lötlitze etc. - und das musste auch erst mal gelernt werden (im zarten Alter von 67) !

Jetzt wünsche ich schon mal vorsorglich einen Guten Rutsch und viel Musik !

Grüsse
Peter-Paul

(den kompletten Thread habe ich jetzt mal separat gespeichert, falls noch ein 704er kommt, man weiss ja nie)

Hi Peter-Paul !

Zitat von Schimmerlos

Dazu kommt, dass ich jetzt mit dem Löten auch etwas "feiner" geworden bin durch die Anschaffung eines kleineren Lötkolbens, Lötlitze etc. - und das musste auch erst mal gelernt werden (im zarten Alter von 67) !

Alter ist bei den vielen "Sport-Rentnern", die mit Elektroskooter oder Wohnmobil die Gegend unsicher machen, heutzutage keine Ausrede mehr. Außer, Du hast wirklich ein mandolinenorchesterreifes Tremolo durch den ollen Parkinson.

Zitat von Schimmerlos

ja, da möchte ich mich gleich anschliessen und mich auch recht herzlich bei Dir bedanken.

Ohne Deine Tips wäre ich ganz schön "auf dem Schlauch" gestanden.

Ab einem Punkt habe ich auch nicht mehr weitergewußt.
Da ist es der Opferbereitschaft von Michael zu verdanken, daß der eine defekte Platine zur Untersuchung bereitgestellt hat, ohne daß jemand den Ausgang hätte vorhersagen können. Lustig insofern war ja, daß das Mistding in meinem 704er erstmal problemlos lief. Es brauchte drei Plattenseiten, bis die Zickerei anfing.

Aber am Ende gab es ein Happy-End und hinter dem "La Paloma" dudelnden 704 ging in Cinemaskop die Sonne unter ...

Statt "Götterdämmerung" von Wagner lieber Götterspeise von Oetker.

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