Dual HS35 - Was sollte gemacht werden?

  • Hi Leute,


    bin am Arbeiten an einem Geburtstagsgeschenk. Erster kurzer Einschalttest war erfolgreich. Scheint alles zu funktionieren. Lampe brennt. Dreher hat 230V Wechselspannung also unproblematisch für div. kleine Chassis. Rein kommt ein 1209. Also Original.


    Was sollte trotzdem gemacht werden das ich die HS35 guten Gewissens an meinen Bruder verschenken kann?


    M. d. Bitte um etwas Input...


    VG Martin

  • Hallo Martin!
    An dem Trafo sitzt ein ERO Papierkondensator, diesen solltest du auf jeden Fall ersetzen. Die Elkos auf den Platinen sind meist noch in Ordnung. Diese musst du eigentlich nur austauschen, wenn schon was ausläuft, oder es zu Funktionsstörungen kommt.


    Gruß,
    Lukas

  • Hi Martin !

    Was sollte trotzdem gemacht werden das ich die HS35 guten Gewissens an meinen Bruder verschenken kann?

    Kondensatoren, Kondensatoren und nochmal Kondensatoren.


    Seitlich am Trafo hängt ein zylinderförmiger Kondi zur Entstörung. Der ist nur für 250VAC ausgelegt und möglicherweis ein Teerkondi, der extrem viel Dreck macht, wenn er mal hochgeht. Muß durch einen 47nF (0.047µF) 275VAC "X2"-Typ ersetzt werden. Der läßt sich einigermaßen komfortabel direkt an den Trafo-Lötösen anbringen.


    Dann sehe ich auf den beiden Boards mindestens fünf glatte - in dem Fall hellgraue .- "ROE"-Zylinder. Die sind nach über 40 Jahren gute Kandidaten, denGeist aufzugeben. Je nach Laune werden die hochohmig was weniger schlimm ist, als wenn sie einen internenKurzschluß ausbilden. Das ist insbesondere in der Endstufe hochgradig dumm, weil die eine Lawine lostreten können, die die Endstufen-Transis killt.


    Drittens würde ich die beiden 1000µF Ausgangselkos tauschen. Der dicke Netzteil-Elko in der Mitte wird zeit seines Lebens mehr oder weniger nur durch Gleichspannung belastet, aber die beiden Ausgangselkos müssen die gesamte Ausgangsleistung an die Boxen weiterreichen und sind nach der langen Zeit oft "weichgeklopft".


    Schließlich würde ich mir mal das Schaubild auf dem Trafo angucken, und von 220 auf 240V umlöten und damit dem Gerät etwas Erleichterung verschaffen, weil dadurch die internen Spannungen etwas absinken und die Bauteile nicht so dicht an der Grenze belastet werden.


    Günstig ist auch, die beiden Ruhestrom-Potis (R34: 1K) und die Potis zur Symmetrierung der Lautstärke (R29: 100K) zu ersetzen und den Ruhestrom bei zugedrehtem Lautstärkeregler über der herausgenommenen Sicherung auf 80mA einzustellen. 2 Minuten so laufen lassen, kontrollieren, abschalten, Sicherung rein, anderen Kanal behandeln.
    Die alten Potis sind "Zweibeiner", neue sind in der Regel "Dreibeiner". Da muß der Mittelanschluß herübergebogen und mit dem einen Seiten-Anschluß verlötet werden. Den Wert vom alten Poti messen und das neue vor dem Einlöten auf diesen Wert einstellen. Das erleichtert die Arbeit, da die stehenden Potis echt besch...en einzustellen sind.


    Damit sollten eigentlich die wesentlichen Problemstellen am Verstärkerteil behandelt sein.
    Es kommen vielleicht noch Kontaktprobleme am Quellenschalter dazu oder knisternde Potis oder wackelige Lautsprecherbuchsen. Obwohl: die Buchsen, die sie seinerzeit verwendet haben, waren von guter Qualität. Bei meinen alten P- und HS- oder KA habe ich bisher noch nie eine Buchse wechseln müssen, bei den späteren Geräten der International-Serie aber schon öfters.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • o.k. Dankeschön! Da werd ich mich mal an die Arbeit machen.


    für 240V: Wenn ich die Skizze richtig verstehe muss ich die grün/schwarz/braun Kabel eine Klemme nach rechts löten und dann den Entstörkondensator über Klemme 1 bis 3 von rechts aus gedacht setzen?


    VG Martin

  • Hi Peter,

    und die Potis zur Symmetrierung der Lautstärke (R29: 100K)

    jetzt mal für den rein theoretischen Fall (***hust***), dass man die versehentlich verstellt hat. Kann ja mal passieren, wenn man z.B. den Ruhestrom einstellt und das blöderweise im ersten Versuch an R29 versucht hat :whistling: .: Wie stellt man die Dinger wieder vernünftig ein?


    Mir fällt grade beim Lesen Deines Artikels auf, dass das bei meiner HS50 mein letztes verbliebenes Problem erklärt :D :D :D
    Ach ja, Ruhestrom ist mittlerweile ok.


    VG
    Kai

    VG

    Kai








  • Hi Kai !

    jetzt mal für den rein theoretischen Fall (***hust***), dass man die versehentlich verstellt hat.

    Jaaaha. Rein theoretisch.
    In der Praxis passiert das so gut wie nie, wenn man seine viereinhalb Sinne beisammen hat ... :P


    Aber okay, angenommen - ganz theoretisch - man hat die beiden R29, mit denen man die Verstärkung der Endstufe einstellt, verdreht.
    Ich gehe da so vor, daß ich ein Mono-Signal z.B. das Zwischenstationsrauschen auf FM von einem Tuner einspeise. Den Stereo-Mono-Schalter auf Mono, damit die Kanäle vor der Endstufe gebrückt sind. Wenn man nur *einen* Regler verstellt hat, dann dient der Kanal, wo man das gelassen hat, als Referenz zu dem der zweite eingestellt wird.


    Da gibt es den Voltmeter-Ansatz: Digitalmultimeter im Bereich AC an die beiden "heißen Enden" der Lautsprecherbuchsen anschließen (dünner, runder Stift). Lautstärkeregler bis Mitte aufdrehen. Am verstellten Regler drehen, bis das Multimeter 0 Volt anzeigt. Problem dabei: die Baumarktmultimeter haben zwei AC-Meßbereiche. 600V und 200V. Humma. Bessere, wie mein Keithley oder das Fluke gehen bis 20mV runter. Das ist schon eher was.


    Muß die akustische Methode her.
    Einen klein(er)en Lautsprecher - Wattzahl eigentlich egal, Impedanz auch - an die heißen Enden beider Kanäle anschließen. Den Lautstärkeregler des Verstärkers jetzt erstmal nicht zu weit aufdrehen, weil es den Lautsprecher sonst u.U. wegschießt. Dann den verstellten Regler drehen, bis nix mehr zu hören ist. Lautstärkeregler *langsam* weiter aufdrehen. Wenn der zu lautem Knacken oder Knistern neigt, kann das auch den angeschlossenen Lautsprecher erledigen. Das Tonsignal sollte bestenfalls gaaanz schwach zu hören sein, weil die Endstufen je nach Bauteilealterung und -abweichung aus dem Rauschgemisch einzelne Frequenzen mehr verstärken und ein absoluter Gleichlauf praktisch nicht hinzukriegen ist. Nicht mit den Endstufen "aus unserer Welt", die mit unselektierten Massenbauteilen aufgebaut wurden und z.T. "aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts" stammen.


    Für eine Grundstellung bei beidseitig verstellten Reglern muß eigentlich ein Frequenzgenerator mit einem definierten Ausgangspegel her. Z.B. passend für die Tunerbuchse. Bei der HS50 wären das 340mV an 470KOhm. Die Anlage ist spezifiziert mit 9 Watt Sinus / 1% Klirrfaktor bei 1KHz und 4 Ohm Abschlußwiderstand. Herr Ohm wußte zu berichten, daß die Spannung nach der Formel SQR (Leistung x Widerstand) berechnet wird.
    Das entspricht einer Spannung von 6V an 4 Ohm Last. Lautstärkeregler auf Maximum, Klangregler auf Mitte.
    Am Tuner-Eingang wird ein 1KHz-Signal eingespeist und die Spannung an den 4-Ohm-Lastwiderständen gemessen, die statt Lautsprechern verwendet werden. Das Ausgangssignal wird so eingestellt, das die Ausgangsspannung 6V beträgt = 9 Watt Sinusleistung bei Vollanschlag.


    Für's kleine Besteck reicht auch, den Regler für einen Kanal einfach auf Mitte zu stellen und den zweiten wie weiter oben mit der Multimeter- oder Lautsprechermethode anzupassen.


    Alle Klarheiten beseitigt ?
    Dann kannst Du ja froh sein, daß sowas nur theoretisch gemacht werden muß. :)



    [Edit: Ach so: es gibt noch die sogenannte "Visuelle Methode". Man guckt einfach bei dem Poti, wo der Schleifer auf der Widerstandsbahn im Laufe der Jahrzehnte einen Eindruck hinterlassen hat, oder wo keine Staub-Ablagerungen auszumachen sind. Da dreht man das Ding hin und gut ist.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • wenn man seine viereinhalb Sinne beisammen hat ... :P


    das ist bei mir an manchen Tagen in der Tat ein Problem, vor allem wenn man denkt: ich mach das mal eben schnell fertig.
    Die Regler auf einem Kanal waren auseinender Gefallen. Ich hab dann alle getauscht, und im Zustand des geistigen Kurzschlusses die falschen zum Einstellen des Ruhrstroms verwendet. Ich hab sie dann schon wieder auf einen Punkt zurück gestellt von dem ich dachte es passt, aber dem war wohl nicht so. Ich werde deine Tipps versuchen.
    eine Frage, die Messung zwischen an den heissen Leitungen bedeutet ich messe tatsächlich zwischen den Pluspolen?


    VG
    Kai

    VG

    Kai








  • Hi Kai !

    eine Frage, die Messung zwischen an den heissen Leitungen bedeutet ich messe tatsächlich zwischen den Pluspolen?

    Ja genau.
    Die "platten Stifte" sind ja Masse und es geht bei der Messung darum, die Differenz der Verstärkung zwischen den Kanälen zu egalisieren.


    das ist bei mir an manchen Tagen in der Tat ein Problem, vor allem wenn man denkt: ich mach das mal eben schnell fertig.


    Wenn es Dich beruhigt: sowas habe ich ab und an auch.
    Ein Zustand der zeitweisen geistigen Abwesenheit. Und - Peng - Fiasko. Da entstehen dann die 50-Euro-Reparaturen, weil man ein 10-Cent-Bauteil austauschen wollte ... und verdrängt oder vergessen hat, daß der Verstärker a) noch am Netz hängt und b) ein Tonsignal auf Lastwiderstände abgibt. Als ich den Lötkolben angesetzt habe, hat es irgendwo geknistert ... dann lauter geknackt und schließlich geraucht.


    Das war mal ein "Bad Hair Day" der besonderen Sorte. Ordnung und Übersicht am Arbeitsplatz kann echt nicht schaden. Und man sollte nicht müde, abgespannt, in Eile oder sonstwie mit was anderem beschäftigt sein.


    Sonst drückt man sich vielleicht irgendwann mal das Bügeleisen gegen den Kopf, weil beim Hemdenbügeln das Telefon bimmelt ...
    Vielleicht hilft dann ein Dampfstoß ins Ohr das der Kopf wieder frei wird. (Na. Eher nicht.)


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Nochmal eine kleine Zwischenfrage. Was kriegt die HS35 Ruhestrom?


    VG Martin

  • Sodderle, der notwendige zeitliche Aufwand für eine HS35 hält sich zum Glück in Grenzen. Ich habe mal mit meinem Primitiv-ESR-Messgerät ein wenig die ersetzten Bauteile überprüft. So 20% der Elkos sind dann doch grenzwertig. Kapazitäten weit höher als +20% misst man eigentlich bei allen. Ich denke wenn man so ein Gerät guten Gewissens betreiben möchte sollte man die Elkos, Orginalität hin oder her, austauschen.


    So kann man dann auch klangliche Todsünden wie Tantals als Koppelkondensatoren beheben. Bin schon gespannt wie das Teil mit dem 1209 klingen wird. Meine HS151 spielt mit alten DDR-Tröten B3010 richtig gut...


    Danke an alle für die Tips...


    P.S. Die regelbaren Widerstände hab ich übrigens auf Mitte ausgemessen und eingebaut. Dabei hab ich für den Ruhestrom noch etwas nachregeln müssen. Die beiden anderen für "keine Ahnung was und wie man damit einstellt" hab ich auf Mitte belassen.


    VG Martin

  • Hi Martin !

    Sodderle, der notwendige zeitliche Aufwand für eine HS35 hält sich zum Glück in Grenzen.

    Das "Schaltbrett" sieht schön ordentlich aus. Gute Arbeit.

    Die beiden anderen für "keine Ahnung was und wie man damit einstellt" hab ich auf Mitte belassen.


    Die bestimmen die Grundverstärkung der einzelnen Endstufe.
    Dafür gibt es auf der Seite im Servicemanual eine Einstellregel. Die erfordert aber 4-Ohm-Lastwiderstände (ca 12 - 15W) und einen einstellbaren Frequenzgenerator, mit dem ein 340mV / 1KHz-Signal in den Radio-Eingang eingespeist wird. Wenn nicht ein Kanal deutlich lauter ist, wie der andere, kann man mit der Pi-mal-Daumen Einstellung leben, denke ich mal. Der zu betreibende Aufwand wäre zu groß.


    .
    Denke mal, daß Dich das "Kleinkaliber" auch klanglich nicht enttäuschen wird. Der Ruhestrom bei diesen Modellen ist mit 80mA vergleichsweise hoch, führt aber dazu, daß sich die Verzerrungen bei der Übernahme von oberem zum unteren Transistor verkleinern. Zum Preis von etwas mehr Wärme. Aber das ist Okay. An guten Boxen klingen auch die kleineren Anlagen satt und erwecken den Eindruck mehr Ausgangsleistung zu haben.

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • So nun nochmal das Endergebnis. Lautsprecher sind Bruns BL30. Nicht schlecht aber geht sicher noch aweng mehr. Dafür sind sie recht platzsparend. Was die Power anbetrifft reicht die HS35 natürlich nicht ganz an eine HS151 heran. Das hört man schon auch. Nichtsdestotrotz hat sie eine MM Vorverstärkerstufe was natürlich gegenüber Kristall schon einen Fortschritt bedeutet....


    VG Martin

  • Eins vielleicht noch. Das Chassis läuft in der HS35 mit 240V und nicht mit 150V. Hier scheint die Serviceanleitung nicht zu stimmen.


    VG Martin

    Einmal editiert, zuletzt von schimi ()

  • Hi !

    Ens vielleicht noch. Das Chassis läuft in der HS35 mit 240V und nicht mit 150V. Hier sceint die Serviceanleitung nicht zu stimmen.

    Der Verstärkerteil und das Schaltbild davon wurden u.U. auch für andere Modelle benutzt.
    Vieles ist mit "Cut and Paste" in neue Diagramme übernommen worden.
    Die ähnlichen Geräte mit 1010 oder 1015 hatten Chassis mit dem 150V-Motor.
    Das Dreher-Spitzenmodell 1209 gab es m.W.n. auch nicht mit 150V-Motor.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi !

    Das Dreher-Spitzenmodell 1209 gab es m.W.n. auch nicht mit 150V-Motor.

    Habe gerade festgestellt, daß das nicht zutrifft. Laut Stückliste gibt es einen 150V-Motor:
    http://dual.pytalhost.eu/hs35s/hs35-12.jpg


    Wenn bei Deiner HS35 der Dreher an 240V angeschlossen ist, dann vielleicht weil da mal jemand ein 220V-Chassis eingebaut hatte. Ist der 1209 denn das Originallaufwerk oder hast Du "aus zwei mach eins" gespielt .... und hat der 1209 wirklich den 110/220V umschaltbaren Motor ? Das Modell müßte dann den Spannungswähler unter dem Teller haben. Und der muß dann auf 220V stehen - logisch.


    Beim Durchgucken ist mir aufgefallen, daß sich HS35 und HS50 anscheinend nur durch die Abdeckhaube CH5 bzw. CH20 unterscheiden.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Ich meine ursprüglich war da mal ein 150V 1209 drin was mich umso mehr wundert. Das Teil stand halt auch schon 2 Jahre ohne Dreher bei mir im Keller. Den 150V Motor hab ich noch. Auch den Schalter in einfacher Ausführung ohne Spannungsteiler.


    VG Martin

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