ELAC 900 Automatik defekt

  • Hallo Leute!


    ich habe schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken gespielt, mir einen guten Plattenspieler zuzulegen und mir einige meiner Lieblingsalben auf Platte zu kaufen. Um schonmal starten zu können, habe ich den alten Plattenspieler meiner Eltern (versauerte auf dem Dachboden) mit zu mir in die Wohnung genommen. Leider funktioniert dieser nicht mehr richtig und als ich gestern ein bisschen bei eBay gestöbert habe, habe ich einfach mal nach dem "ELAC 900" gesucht und bin fast vom Stuhl gefallen. Mir war überhaupt nicht bewusst an was für einem Schätzchen ich die ganzen Jahre vorbeigelaufen bin.


    Jedenfalls möchte ich ihn jetzt wieder fit machen und bin bereit einige Euros und ein bisschen Aufwand zu investieren. Von Plattenspielern habe ich leider so gut wie keine Ahnung, bin aber handwerklich nicht ganz unbegabt und hoffe Ihr könnt mir helfen.


    Zum Problem:


    Die Automatik spinnt total. Ich stecke ich den Stecker ein, der Tonarm wird aus der Halterung gehoben, aber bewegt sich kein Stück zum Plattenteller. Nach kurzer Zeit senkt sich der Tonarm wieder, es klickt einmal und der Plattenteller hört auf sich zu drehen. Dies wiederholt sich dann so lange, bis man den Netzstecker zieht. Auch das Betätigen des ON/OFF Schalters zeigt keine Wirkung. Komisch dabei ist, dass man eher das Gefühl hat, also wolle sich der Tonarm vom Plattenteller wegbewegen, dabei aber durch die Halterung gestoppt wird.


    Wenn man den Plattenteller fünf mal im Uhrzeigersinn dreht, kann man den Tonarm auf die Platte bewegen und der ON/OFF Schalter lässt sich wieder betätigen (Widerstand und Klick). Falls ma ON betätigt, fährt der Tonarm aber wieder direkt weg vom Plattenteller und der Tonarm hebt und senkt sich wieder fortlaufend in der Halterung.


    Ich hoffe ich konnte das Problem einigermaßen verständlich darstellen und wäre euch für eure Hilfe sehr dankbar, möchte ihn unbedingt wieder vernünftig zum laufen bringen und mir ein paar Platten besorgen. :D

  • Hey, ich habe den Restaurationsbericht gestern schon entdeckt und kurz überflogen, ich werde ihn jetzt nochmal sorgfältig durchlesen, scheint wirklich perfekt zu sein, um in sich in die Materie einzulesen. Kann man denn schon ne erste Einschätzung dazu abgeben, könnte es was schwerwiegendes sein?


    Gruß Florian!

    Einmal editiert, zuletzt von mbquart ()

  • Hallo Florian,
    der Elac 900 ist einfach gestrickt, deine Aufgabe wird sein, erstmal das verharzte Fett entfernen und
    neu fetten, wenn danach noch probleme da sein sollten kann man diese lösen. Also keine Angst, ist kein
    Hexenwerk.
    Gruß Günther

    Elac PC 900 mit Grado Prestige Gold und dazu Marantz Verstärker, hören mit Elac LS ELR 115 :love:

  • So, ich habe mich nun hier und da ein bisschen eingelesen und gerade meinen ersten Versuch unternommen den Plattenspieler aus der Zarge zu nehmen. Dazu habe ich drei Muttern samt Unterlegscheibe von unten entfernt. Danach wollte ich den Spieler langsam und vorsichtig aus der Zarge nehmen und konnte ihn vorne und hinten links (mit leichtem Kraftaufwand) einen Zentimeter anheben, weiter habe ich mich allerdings noch nicht getraut, da ein Widerstand zu spüren ist. Müssen noch irgendwelche anderen Teile gelöst werden oder bin ich einfach zu zimperlich?


    Zum Reinigen und um einige Teile ggf. etwas zu Ölen habe ich WD40 und Bremsenreiniger da, ist das fürs Gröbste in Ordnung?


    Gruß Flo

  • Hallo Flo,


    einfach vier Muttern an der Unterseite abdrehen und dann kannst du das Chassis nach oben abheben!


    WD 40 und Bremsenreiniger ist für die Mofapflege oder den Rasenmäher in Ordnung ;). Für ein feinmechanisches Präzisionsgerät darf es dann doch ein etwas differenzierteres Sortiment von Schmierstoffen sein. Wobei der Bremsenreniger prinzipiell gut zum Entfernen alter Fettschichten geeignet ist, wenn man ihn satt auf ein Tuch oder bei Bedarf auf ein Wattestäbchen sprüht. Du solltest nicht den satten Strahl einfach auf die Mechanik richten!
    Besser, schonender und auch leichter zu dosieren zum Entsiffen ist allerdings Waschbenzin, das es auch als Feuerzeugbenzin zu überhöhten Preisen im Supermarkt gibt. Das verarbeitet man dann mit Pinsel und Lappen.


    Als Öl und Fett würde ich fürs Erste folgendes empfehlen: Für schnelllaufende Lager, Messing- und Sinterbronzelager ein entsprechendes dünnflüssiges synthetisches Sinterlageröl. Ich habe ein 10 ml-Fläschchen aus dem Modellbauhandel und für besonders empfindliche Lager eine kleine Flasche Gyrosynth 992 von Dr. Tillwich GmbH. Das kann man aber in dieser kleinen Menge nicht kaufen... ;)
    Man findet aber bei E...y auch immer wieder kleine Abfüllungen von geeigneten Ölen, etwa Isoflex PDP 65, wenn du als Suchbegriff Sinterlageröl eingibst. Mit 5 oder 10 ml kommst du dein ganzes Leben lang aus! Zur Applikation empfiehlt sich eine kleine Einwegspritze (2 ml).


    Für langsam laufende Lager, wie etwa Tellerlager, kannst du ein normales Motoröl benutzen. Natürlich nur tröpfchenweise.


    Teile, die gefettet werden sollen, freuen sich über technische Vaseline. Die verharzt nicht und ist auch für Kunststoffteile unschädlich, wie z.B. das Kurvenrad.
    Metallische Gleitflächen können auch mit lithiumverseiftem Mehrzweckfett versehen werden, das es in kleinen Plastikfläschchen sogar im Baumarkt gibt — falls es bei dir noch einen gibt, der noch nicht Pleite ist :D .
    Für das Auftragen dieser Fette nimmt man einen kleinen Borstenpinsel aus dem Schulbedarf oder zur Not ein Wattestäbchen.


    Manche Hersteller schreiben für metallische Gleitstellen auch Molykote-Paste BR oder was ähnliches vor. Die gibt es bei Versendern oder in der Bucht in Tuben. Ist aber leider nicht billig und braucht nur angeschafft werden, wenn man öfters alte Geräte der Plattenspieler- oder Tonbandgerätefraktion restaurieren will. Molybdän-Disulfid hat den Vorteil, dass es nicht austrocknet und erstklassige Notlaufeigenschaften hat.


    Ja, das wäre es eigentlich.


    Viele Hobbykollegen haben allerdings ihre speziellen Öle und Fette, die sich bewährt haben und die immer wieder gern eingesetzt werden. Auch, wenn die Serviceanleitung eigentlich was anderes vorschreibt. Aber wenn man das alte Fett vorher entfernt, geht das in Ordnung. Früher habe ich z.B. fast alles mit "Teflon-Präzisionsfett" von Dr. Tillwich geschmiert. Das ging auch. Bis die Faltflasche leer war.


    Für Plattenspieler-Tonarmlifte muss allerdings fast immer eine kleine Menge Siliconöl der Viskosität 300.000 oder 500.000 cSt vorrätig sein. Das ist (oder war) manchmal ein kleines Problem mit der Beschaffung, aber inzwischen bietet das der Auto-Modellbau als Differenzialöl in Kleinstmengen an. Siliconöl ist kein "Öl" im landläufigen Sinn, es ist auch nicht fettig, sondern eine wasserklare Pampe, die wesentlich zähflüssiger als Honig ist. Es gibt nichts Vergleichbares.
    Wenn der Tonarmlift zum "Plumpsen" neigt, also zu schnell absenkt, muss dieses Dämpfungsöl ergänzt werden, auch beim Elac ist das so.


    Und nun: viel Erfolg! :thumbup:


    Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

  • Also, ich habe das Chassis jetzt aus der Zarge bekommen. Erstens habe ich die Öffnung für Mutter Nr.4 die sich an der Schräge befindet komplett übersehen. Zusätzlich hing das Chassis noch durch die Zugentlastung der beiden Kabel fest. Ich habe also einen ersten Blick drunter geworfen und die meisten Stellen sind komplett verschmiert mit einer Honigartigen Masse. Also es wird an der Zeit sein alles zu entfernen und neu zu fetten. Vielen Dank an Holgi für den ausführlichen Beitrag dazu! Hatte vorher null Ahnung was ich dafür verwenden könnte.


    Ich habe mir dann mal die Mechanik für ein Stündchen angeguckt, um genau zu verstehen was passiert. Dabei fiel mir auf, dass die kleine Weiche(?) innerhalb des Kurvenrads die nie umgestellt wurde. Als ich das manuell machte, sah ich, dass der Pimpel(?) der auf die Platte zur Tonarmmitnahme aufsetzt nun auch am anderen Ende aufsetzt, um den Tonarm zur Schallplatte zu führen.


    Von da aus habe ich mich dann immer weiter vorgearbeitet und bin schlussendlich beim Schalter angekommen. Die Seite der Wippe die nach unten geht hat das Gestänge nicht mehr zurückgezogen. Das Gestänge ist aber dafür verantwortlich, den Stift überm Kurvenrad in Position zu bringen um die Weiche umzustellen.


    Also lange Rede kurzer Sinn, ein Plastikteil des Schalter hing am seidenen Faden und hat seinen Job nicht mehr gemacht. Der Schalter muss also ersetzt werden. Ich werde jetzt mal nachschauen, ob ich irgendwo einen bestellen kann und hoffe, dass damit zumindest die Funktion wiederhergestellt ist. :thumbup:


    Gruß Flo

  • Hallo Flo,
    welches Plastikteil :?:
    und denke an den Knallfrosch :!:


    Gruß Günther

    Elac PC 900 mit Grado Prestige Gold und dazu Marantz Verstärker, hören mit Elac LS ELR 115 :love:

  • BEIDE Knallfrösche!

    Gruß,
    Kai
    ___________________________________________________________


    Dreher im Bestand: 701 (1. Serie), 704, 1019 (NOS), 1218, 1219, 1229 (Wega 3430), 1249 - Elac Miraphon 22H, Elac PC 900 - Braun PS 500 - Metz TX 4963 - Thorens TD 320 Mk I - B&O Beogram 1200, PE 33 Studio


    Erfahrung steigt proportional zum Wert des zerstörten Gegenstandes.

  • Die Schalter sind ja "handelsübliche" Mikroschalter, die man mit Sicherheit noch bekommt. Es gibt dutzende von Ausführungen von diesen Dingern und man muss natürlich darauf 8ten, dass die Befestigungslöcher und die mechanische Betätigung identisch sind. Der Netzschalter muss eine Version mit Hebel sein. Eventuell muss man ein bisschen improvisieren. Ich suche mal mit im Netz! Melde mich ggf. wieder!


    LG Holgi

    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

  • Der hier sollte passen, nachdem du den Hebel von alten Schalter umgebaut hast. Vergleich aber bitte vor der Bestellung noch mal die Maße des alten mit den Angaben bei Conrad!
    Da kannst du auch gleich die Entstörkondensatoren bestellen.


    Früher dachte ich, wenn man alt wird, sieht man die Welt mit anderen Augen. Heute bin ich selbst über sechzig und sehe sie noch genau wie vorher!
    Und immer noch analog... ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von Hannoholgi ()

  • Hey, vielen Dank für die Mühe. Aber ich hab mich mit Schalter evtl falsch ausgedrückt. Ich meinte die ON/OFF Wippe an der ein Plastikteil abgebrochen ist, der dürfte wohl wesentlich schwerer zu finden sein. :( Ich habe mal ein Foto mit dem abgebrochenen Teil daneben gemacht.


    Gruß Flo

  • Vielleidht hast Du Glück und bekommst das Teil mit 2-Komponentenkleber wieder angeklebt.
    Wenn da nicht allzuviel mechanische Belastung drauf ist, könntest Du es mal mit UHU plus 300 versuchen. Falls möglich, nicht nur die reine Bruchkante damit einstreichen, sondern auch nach dem zusammefügen seitlich was auftragen.
    Wichtig ist natürlich, dass alles penibelst entfettet ist, am besten mit Isopropanol.

    Gruß,
    Kai
    ___________________________________________________________


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    Erfahrung steigt proportional zum Wert des zerstörten Gegenstandes.

  • Ich werde mal versuchen ihn zu kleben, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass das auf die Dauer hält. Irgendwo einen Ersatzschalter herzubekommen könnte schwierig werden oder?

  • ja.

    Gruß,
    Kai
    ___________________________________________________________


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    Erfahrung steigt proportional zum Wert des zerstörten Gegenstandes.

  • Ich werde mal versuchen ihn zu kleben, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass das auf die Dauer hält. Irgendwo einen Ersatzschalter herzubekommen könnte schwierig werden oder?


    bei Suche ein Inserat aufgeben mit Bild was du genau benötigst, mit etwas Glück bekommste so ein Teil.
    Gruß Günther

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