Moin,
heute habe ich meinen sehr günstig erstandenen Elac PC 910 von einem netten Boardkollegen bekommen. Nach einer kleinen Reinigungsorgie erfolgte ein erster Funktionstest.
Der ergab Folgendes: Der Apparat läuft immer, wenn er ans Netz angeschlossen wird. Der Netzschalter im Dreher spricht offenbar nicht an (es müsste sonst ein leises, präzises Klicken zu hören sein). Die Automatik funktioniert nicht. Die Rückführung des Tonarms am Ende der Platte geht, aber auch hier wird der für die Netzspannung zuständige Mikroschalter nicht geöffnet.
Der Tonarmlift ist etwas zügig am Werk. Die Antiskatingeinrichtung geht nach dem Mond (Wirkung erst ab ca. 1,5 auf der Skala feststellbar).
Mir blieb also keine andere Wahl, als ihn aus der Zarge zu nehmen.
Das Chassis von unten.
Der Netzschalter mit dem Knallfrosch befindet sich unten halbrechts, da, wo die beiden weißen Drähte hinführen.
Sämtliche Schaltkontakte (Netzschalter, Geschwindigkeit, Kurzschließer) sind als gekapselte Mikroschalter ausgeführt. Absolut solide und im Falle eines Falles "in jedem Laden" zu bekommen!
Die Antiskatingvorrichtung mit der Zahnstange zur Einstellung und dem roten Hebel, der über eine Wickelfeder an einen Zapfen der Tonarmbasis anliegt.
Diese Feder war ausgehakt. Das untere, hakenförmige Ende gehört an die Stelle mit dem violetten Pfeil, das andere, nach oben abstehende Ende (grüner Pfeil) gehört eigentlich in die mit der Warze gekennzeichnete Kerbe (roter Pfeil). Damit hat man die Grundeinstellung. Von dieser Kerbe aus kann man dann die Feder noch eine oder zwei Kerben so umhängen, dass bei etwa 0,5 p auf der Skala der ausbalancierte Tonarm gerade anfängt, sich in Richtung Stütze in Bewegung zu setzen.
Die Ansicht der Chassis-Unterseite offenbarte mir, dass Elac seinerzeit wohl das Schmierfett sehr günstig bekommen hatte . Davon befanden sich Unmengen an der Mechanik, zum größten Teil mittlerweile mit einer honigartigen Beschaffenheit. Der Netzschalter wurde tatsächlich nicht ausgelöst, nach eingehendem Studium der Mechanik kam ich dahinter, dass ein Hebel nicht ordnungsgemäß bewegt wurde, der vom Kurvenrad eigentlich nach dem Zurückschwenken des Arms angehoben werden müsste, und der damit eine Sperre in der Peripherie des Tonarmdrehpunktes auslöst, wodurch ein Schlepphebel den Netzschalter ausknipsen sollte.
Der ominöse Knallfrosch an eben diesem Netzschalter stammte von Rifa und war bereits extrem rissig. Zufällig hatte ich noch ein Exemplar mit dem richtigen Wert (22nF) vorrätig. Weil ich schon dabei war, bekam auch das Netzteil einen neuen Ladeelko mit 470 µF/63 V.
Der Entstörkondensator bot das übliche Bild und hätte sicher nicht mehr sehr lange gemacht!
Das Platinchen für die Motorregelung enthält zwei Spezial-IC und vier Trimmpotis, mit denen die Drehzahlen eingestellt werden können. Der Direct Drive-Motor läuft mit 18 Volt.
Weil nun die ganze Mechanik von braunem, klebrigem Fett nur so triefte, beschloss ich, Nägel mit Köppen zu machen. Ich baute den Motor aus, entfernte zwei Schräuble und einen Sicherungsring und konnte dann das Kurvenrad und die meisten anderen Teile entnehmen oder mindestens so weit lösen und anheben, dass ich an deren Unterseiten herankam. Das Kurvenrad war an der Nabe und seiner Oberseite, mit der es am Chassisblech anlag, üppig mit einem weißen Fett geschmiert (Teflon?), welches inzwischen so hart geworden war, dass ich es mit dem Schraubendreher abkratzen musste. Die Reste entfernte etwas Waschbenzin. Das Kurvenrad selbst hatte ebenfalls einige Portionen von dieser weißen, harten Masse an sich, die teilweise die beiden vorhandenen Weichen sehr schwergängig machte. Alles wurde abgekratzt und mit Benzin nachgewaschen, dann mit Bremsenreiniger abgebraust. Als neues Fett benutzte ich technische Vaseline, die ich aber in nicht ganz so großen Mengen auf die Gleit- und Lagerstellen aufbrachte. Die Weichen auf dem Rad bekamen etwas Teflonspray, damit sie leichtgängig bleiben.
Der Motor, der nur an drei Schrauben hängt, wurde wieder installiert und dann ein Probelauf gestartet, mit dem Ergebnis, dass die Abschaltung nun zwar funktionierte — aber nur für zwei Sekunden. Dann lief er wieder an, auch, wenn man den Teller mit der Hand anhielt, passierte das! Sehr merkwürdig... Ich betrachtete mir erneut die Abläufe der Mechanik (blöd, wenn man keine Serviceunterlagen hat) und sah, dass der nämliche Hebel, der den Mikroschalter aktiviert, auf einem schmalen Nocken am Umfang des Kurvenrades auflief, und dann dort abrutschte! Der Hebel hatte aber extra an dieser Stelle einen Justagelappen, den man einfach mit einer kleinen Spitzzange einen Millimeter nachbiegen konnte, so dass der Hebel jetzt etwas höher auf dem Nocken auflief und nicht mehr abrutschte.
Der Erfolg war niederschmetternd! Alle Funktionen des Automatik und der manuellen Abschaltung einwandfrei! Keine Probleme mehr.
Die Gehäusemasse bekam noch einen separaten Draht nach außen und wurde am Anschlussterminal von der Signalmasse getrennt.
Die Brücke zwischen Signalmasse und Gehäuse war noch nicht aufgetrennt (Pfeil):
Den etwas sehr zügigen Lift ließ ich erst mal so; ich hatte jetzt keine Möge mehr, den Liftbolzen auszubauen, obwohl das augenscheinlich nicht sehr diffizil sein konnte.
Weiter gehts im 2. Teil. Mehr als 10000 Zeichen erlaubt die Software leider nich!