Dual 704 Tonarm läuft nach innen

  • Hallo liebe Dual-Gemeinde,


    ich habe einen Dual 704 in eigentlich relativ gutem Zustand erworben. Leider war der Antrieb defekt. Das konnte ich aber nach einiger Recherche hier im Forum selber beheben. Der 1000µF Elko war defekt und deshalb brannte die Sicherung im Netzteil durch. Jetzt habe ich aber zusätzlich ein Problem bei der Einstellung des Gerätes. Immer wenn ich den Tonarm absenke, läuft er direkt zur Mitte. Tonarm ausbalancieren und Anti-Skating einstellen habe ich natürlich bereits probiert. Solange der Tonarm nicht abgesenkt wird, verharrt er wunderbar an einer Stelle. Ich würde mich über jeden Hinweis, der mir helfen könnte, sehr freuen. Vieleicht kennt sich noch jemand mit der Einstellung des Gerätes aus.


    Wolfgang

  • Moin!
    Und willkommen an Board!


    Wenn Du mit einer geringen Antiskatingkraft-Einstellung den ausbalancierten Tonarm dazu bringen kannst, daß er nach aussen zieht, hast Du wahrscheinlich überhaupt gar kein Problem:


    Wenn doch, dann kontrolliere vorsichtig, ob eventuell das Tonarm-Innenkabel hinten an der Durchführung durch das Tonarmlager zu straff verlegt ist.



    Bei meinem 704 z.B. zieht der Tonarm bei Einstellung der Antiskatingkala auf den Wert 0 leicht nach innen zur Motorachse. Bei Einstellung der Antiskating-Skala auf den Wert 0,2 kommt mein Tonarm irgendwo auf halbem Weg zur Motorachse zur Ruhe.



    Zur Erläuterung:


    Es gibt im 704 grundsätzlich zwei "Federn", die eine horizontale Drehung des Tonarms bewirken können.


    1. Die Zugfeder der Antiskating-Einrichtung. Bei Einstellwerten deutlich grösser als "Null" soll sie den Tonarm nach aussen zur Tonarm-Stütze ziehen.
    Um den Einfluß der Lagereibung zu berücksichtigen, zieht die Antiskating-Einrichtung in Null-Stellung den Tonarm dagegen etwas nach innen.


    2. Die Tonarminnen-Verkabelung hinten am Tonarmlager wird mit der Horizontal-Bewegung des Toanrms geringfügig verdrillt.
    Somit erzeugt der Kabeldrall je nach Stellung des Tonarms zusätzlich einen winzigen Drall nach innen oder aussen,


    Die Antiskatingskala zeigt nicht etwa die Grösse der Antiskatingkraft an, sondern den zugehörigen Wert der Auflagekraft. Laut dem Diagramm im Prospekt zum 1219 Klick! ist die (Anti)skatingkraft ca. 8-mal geringer als die Auflagekraft. Zum Beispiel sind im Diagramm für die Rundnadel-Skala ca. 0,26 pond Antiskatingkraft ablesbar bei einer Auflagekraft von 2,0 pond.


    Da der 704 in der Tonarmgeometrie dem 1219 seeeehr ähnelt, werden die Kräfteverhältnisse praktisch die gleichen sein.


    Die unvermeidliche Lagerreibung des Horizontallagers unterstützt in gewissem Maß die Wirkung der Antiskating-Einrichtung. Eine perfekte Antiskating-Einrichtung muß selbstverständlich auch den Einfluß der Lagerreibung irgendwie kompensieren. Deshalb ist die Antiskating-Einrichtung so eingerichtet, daß beim Skalenwert-Nullpunkt absichtlich eine geringe Kraft (0,0125p beim 1219) nach innen - statt nach aussen - wirkt.


    Und deshalb ist bei perfekt ausbalanciertem Tonarm und Einstellung einer perfekt justierten Antiskating-Skala auf deren Nullpunkt zu erwarten, daß der Tonarm ganz sachte nach innen gezogen wird.

  • Hallo Wolfgang,


    Du schreibst Du hast den Tonarm ausbalanciert. Hast Du die Auflagekraft auf 0 gestellt, Antiskating auch auf 0 und dann ausbalanciert? Lift abgesenkt, der Tonarm sollte ausbalanciert dann in der Schwebe bleiben. Hat er dabei auch schon nach innen gezogen?


    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    Danke erstmal für die schnellen Antworten.


    Beim Ausbalancieren bin ich genau so vorgegangen. Beim Absenken läuft der Tonarm dann sofort deutlich nach innen anstatt in der Schwebe zu verbleiben. Auch das Tonarm-Innenkabel habe ich bereits kontrolliert. Das müsste eigentlich in Ordnung sein. Mit der Anti-Skating Einrichtung ist der Tonarm gar nicht in die Schwebe zu bekommen. Er läuft immer nach innen. Da muss also irgenwas in der Mechanik deutlich verstellt sein.


    Wolfgang

  • Wenn die Antiskating-Einstellung überhaupt nicht funktioniert, ist möglicherweise die Antiskating-Kurvenscheibe unter dem Einstellknopf zerbröselt.

    (Foto von der eingerissenen Scheibe an meinem 604. Links daneben liegt schon die neue Ersatzscheibe von hephaistos bereit)


    Um da dran zu kommen, musst Du das Chassis aus der Wanne heben und von unten betrachten:

    (Die Antiskating-Scheibe ist in diesem Bild vom 704 oben links zu finden)


    Der Austausch der AS-Scheibe ist nicht schwer, wenn man denn das passende Ersatzteil hat. Und die hat normalerweise unser "Götterschmied" hephaistos auf Lager.


    Schau aber erstmal nach, ob meine Vermutung stimmt.
    Wie man die Kiste aufmacht, ist Dir bekannt, oder soll ich dazu noch eine erklärende Bilder-Folge hochladen?

  • Hallo Dirk,


    Danke erstmal für Deine Hinweise. Wie man das Gerät aus der Zarge nimmt ist mir bekannt, Ich schau mir die Scheibe mal an. Ich glaube aber nicht, dass sie wirklich defekt ist. Trotzdem werde ich es nochmal kontrollieren.


    Wolfgang

  • Hallo


    Scheibe muss nicht defekt sein. Bei mir war die Scheibe OK aber locker (warum auch immer) und damit ausser Funktion, also die Feder immer auf gleichem Zug. Festziehen und mit Nagellack fixieren. Jut is.


    Schöne Grüsse



    Steffen

    Schoene Gruesse
    Steffen


    SUCHE BLENDE FUER DEN 626 IN SILBER !!!!

  • Hallo Dirk,
    Hallo Steffen,


    ich denke ich habe den Fehler gefunden. Die AS Scheibe hat tatsächlich einen Riß. Habe ich beim ersten Mal gar nicht gesehen, ist aber so. Werde direkt eine neue besorgen. Dirks Tip bzgl. hephaistos werde ich direkt mal versuchen. Neben der gerissenen Scheibe scheint aber auch die Feder unter der Scheibe nicht mehr richtig fixiert zu sein. Weiss jemand in welcher Position die genau fixiert wird? Ein bishchen Hilfe beim Austausch bzw. Einstellen der neuen Scheibe wäre auch super.


    Danke schon mal im Vorraus für Eure Mühe.
    Wolfgang


    PS: Bis der Dual wieder geht, muss ich wohl meinen alten Technics SL-Q3 wieder reaktivieren.

  • Hephaistos' Scheiben kommen mit Justageanleitung.


    gruss



    Steffen

    Schoene Gruesse
    Steffen


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  • Hallo Dirk,
    Hallo Steffen,


    leider kann mir Hephaistos nicht helfen. Alle Scheiben verkauft. Kennt Ihr vieleicht noch eine andere Quelle? Bei Ebay habe ich leider nichts gefunden.


    Gruß


    Wolfgang

  • Du hast ja schon den richtigen Weg gewählt und eine Suchanzeige gestartet.


    Ansonsten bleibt evtl. nur, die Scheibe zu demontieren und einen Pfuschreparaturversuch zu machen. Links und rechts vom Riß ein kleines Löchlein bohren, um da mit einem Stück durchgefädelten Draht die Scheibe zusammenziehen zu können und den Riß mit 2K-Klebstoff zu füllen. (wenn's klappt - aus einer alten Oma machst Du keine Jungfrau mehr, aber kaputter als kaputt geht die Scheibe auch nicht dabei)

  • Mal ganz ketzerisch gefragt. Machen wir uns wegen der Antiskating-Kraft nicht unnötig einen schweren Kopf?


    Es glaubt doch nun wirklich keiner hier im board, dass bei unseren alten Schätzchen die originale Dual-Antiskating-Feder mit ihrer original Dual-Werkseinstellung, nach den Jahrzehnten noch die gleiche Zugkraft hat, wie bei Werksmontage. Oder?


    Daraus folgt doch eigentlich, solange ich die vorhandene Feder nicht nachjustieren kann, ist es doch ziemlich egal, welche Antiskating-Kraft ich am Drehring einstelle, hauptsache ich habe überhaupt eine Antiskating-Kraft eingestellt. Demzufolge ist es doch auch völlig Wurscht, ob ich eine eingerisse Antiskating-Scheibe mit einer originalen 1229er Antiskating-Scheibe ersetze oder durch die kleinere vom 1209. Eigentlich hilft doch nur eines: teuere Messplatte kaufen und Antiskating-Kraft ein für alle mal einstellen und nie mehr am Rädchen drehen.

  • Nun ja, wenn die Antiskating-Einrichtung den Tonarm nach innen zieht (statt nach aussen), bewirkt sie sogar eine Verstärkung des Effektes, der eigentlich beseitgt werden soll.


    Ausserdem habe ich bisher bei keinem meiner Dreher bei der Auflagekraft-Einstellung grössere Abweichungen als 10% zwischen dem Skalenwert der Federdose und dem Messwert meiner chinesischen Feinwaage festgestellt. Warum also sollte die Antiskating-Feder wesentlich stärkere Alterungsabweichungen aufweisen?


    Wenn es nicht auf eine genaue Überseinstimmung von Antiskating-Skala und tatsächlicher Einstellung ankommt, dann reicht es sicherlich, eine kreisrunde Ersatz-Scheibe mit exzentrischer Bohrung anzufertigen, um überhaupt eine einigermassen passende Antiskatingkraft (Mittenbalance nach Gehör) einstellen zu können.

  • Ausserdem habe ich bisher bei keinem meiner Dreher bei der Auflagekraft-Einstellung grössere Abweichungen als 10% zwischen dem Skalenwert der Federdose und dem Messwert meiner chinesischen Feinwaage festgestellt. Warum also sollte die Antiskating-Feder wesentlich stärkere Alterungsabweichungen aufweisen?


    Nun ja, die Feder für die Auflagekraft ist schon was ganz anderes als die Feder für die Antiskating-Kraft.

  • Nun ja, wenn die Antiskating-Einrichtung den Tonarm nach innen zieht (statt nach aussen), bewirkt sie sogar eine Verstärkung des Effektes, der eigentlich beseitgt werden soll.


    Möglicherweise ist nur die Nullstellung der Antiskatingeinstellung verstellt?. Ich habe bei allen meinen Drehern nach dem zerlegen des Tonarmes und reinigen der Tonarmlager, im Zuge der Neueinstellung immer sowohl das Lagerspiel als auch die Nullstellung der Skatingkraft justiert. Ziel ist es eine optimale Einstellung zu finden bei der der Arm mit installiertem System und Gegengewicht ohne Auflagekraft ausgependelt an jeder Position stehen bleibt um dann beginnend bei Antiskating 0,1 - 0,2 bis spätestens 0,5 sauber nach aussen in die Startposition zu ziehen. Ich hatte schon einige Dreher in der Hand die in der Nullstellung nach Innen ziehen. Das lässt sich aber wie geschrieben beheben.


    P.S. Man muss sich bei solchen Arbeiten am Tonarm allerdings schon immer die notwendige Ruhe und Zeit nehmen das ordentlich zu machen. Ich würde nicht sagen das es besondere Kenntnisse und große Erfahrung dazu braucht. Aber gerade wenn man das zum ersten mal macht sollte man erst überlegen und dann hinlangen. Ansonsten meine ich jedoch das ein 30-40 Jahre alter Dreher, bei dem das nicht gemacht wird, in keinster Weise mehr in der Lage ist seine alte Klasse auch nur annähernd zu erreichen. Man liest ja immer mal wieder das einige der Meinung sind, solange alles geht sollte man die Finger davon lassen. ?(


    P.P.S. Lese gerade weiter oben, die Skating-Scheibe ist ja kaputt 8o Na dann das Geschriebene nur als freundlichen algemeinen Hinweis verstehen. :D


    VG Martin

    2 Mal editiert, zuletzt von leserpost ()

  • Hallo Ihr lieben,



    ich bin heute endlich dazu gekommen, die neue Antiskating Scheibe einzubauen. War letzte Zeit beruflich etwas zu stark eingespannt, so dass ich nicht weiter machen konnte. Aber jetzt läuft der 704 wieder und spielt wie neu. Danke nochmal an alle die mich mit Ihren Tipps im Board unterstütz haben.



    mfg


    Wohessel

  • Liebe Dualisten,


    ich hänge mich mal an diesen Faden, denn ich habe genau das gleiche Problem wie oben geschildert: an meinem Dual 704 zieht der Tonarm nach Absenkung des Lifts im ausgependeltem Zustand direkt zur Mitte. Die Antiskatingscheibe ist noch da und unbeschädigt und die Tonarmverkabelung hat ausreichend Spiel. Allerdings habe ich ein kleines Stück Metall im Gehäuse gefunden, das von einer gebrochenen Schenkelfeder (227) kommen könnte. Nachdem ich die Zugfeder (223) ausgehängt habe, verschwindet nämlich das Problem und der Tonarm verharrt an jeder beliebigen Stelle - nur ist die Antiskating-Funktion damit nicht mehr aktiv. Nun habe ich folgende Fragen:


    1) Kann die gebrochene Schenkelfeder dazu führen, dass der Tonarm durch die Zugfeder in Richtung Tellerachse bewegt wird?
    2) Hat jemand einen 704 in der Schlachtung und eine Feder übrig?


    Beste Grüße
    dbi

  • 1) Kann die gebrochene Schenkelfeder dazu führen, dass der Tonarm durch die Zugfeder in Richtung Tellerachse bewegt wird?


    Ja, ziemlich sicher ist genau das die Fehlerursache.


    Genau das gleiche Problem mit einer defekten Feder Nr. 227 wurde vor einiger Zeit bereits an anderer Stelle auf englisch durchgekaut, wie ich mich gerade erinnere -> vinyl-engine



    2) Hat jemand einen 704 in der Schlachtung und eine Feder übrig?


    Bei mir zum Glück :rolleyes: nicht.


    Vielleicht passt ja eine dieser Schenkelfedern, die bei alten 3,5"-Disketten zum Schliessen des Staubschutzschieberbleches dienen.
    Die genaue Grösse der Federkraft dieser Feder ist vermutlich nicht besonders kritisch, solange sie stark genug ist, den Skatinghebel (Nr. 228 ) an die Kurvenscheibe zu drücken.

  • Kann die Aussage von Dirk nur bestätigen.
    Hatte ich auch bei nen 704er den ich wieder aufgebaut habe.
    Hatte das Glück ein Orginalteil zu bekommen. Danke dir nochmals "Tobi", will mein "Schuldenbier" endlich mal loswerden.


    Gruß Peter

    CS 704/ AT33PTGII, CS1219/AT20SLA, M20E, Rotel RA 812, Quadral Amun
    CS 701/Empire 999, Elac 796HSG, Braun PS500/Yamah MC9 retipped Bor Shiabata/Empire 500ID,

    Fisher MT6225/Ortofon MC 15 Super, Elac 22H/Shure M75-ED2

    Rotel RA 414, Pioneer SX-450, Yamaha CR 600


    Abzugeben: Derzeit nix

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