EDS 500 / 501 / 502 Wartung

  • Hallo Dual- Fans,
    Ein Dual 606 ist seit 30 Jahren Bestandteil meiner Hifi Anlage. Obwohl im Prinzip zuverlässig und klanglich gut, gab es die ganzen Jahre ein Haar in der Suppe: Einmal pro Umdrehung war immer ein schwaches krac...krac...krac zu hören, zwar nicht im Lautsprecher, aber doch mal etwas stärker, mal schwächer hörbar. Ein Reparaturversuch lange vor der Internet- Zeit scheiterte, weil ich den Motor nicht aufbekam. Erst kürzlich kam ich darauf, dass das Geräusch wirklich aus dem Motor kommt. Nach einem Versuch, das Geräusch durch starken Druck auf die Achse zu provozieren, wurde es länger und lauter, und blieb bestehen. Jetzt war entgültig Zeit für eine Reparatur:
    Stecker raus, Nadelschutz herunterklappen, Tonarm verriegeln, Teller entfernen, hinten 2 Schrauben der Kabeldurchführung lösen. Dann 3 Transportsicherungsschrauben lockern und das Chassis herausnehmen. Man kann es gut auf Klo- oder Küchenkrepp- Rollen ablegen, aufrecht oder umgedreht (nicht auf den Tonarm). Zum Motorausbau werden zuerst 4 Leitungen an den Lötösen der seitlich angebrachten Platine abgelötet; Man beschriftet die Platine neben den Lötösen mit der Kabelfarbe. Die Polarität der beiden Tachogeneratorkabel, die aus dem Motorboden kommen, ist egal - reine Wechselspannung. Ein Verwechseln der beiden anderen Motorleitungen merkt man später an der fremdartig klingenden Musik (Teller dreht links herum). Dann werden die beiden Renkverschlüsse seitlich an der Platine mit einer Flachzange aufgebogen und die Platine etwas wegbewegt. Der Motor ist jetzt frei und kann von oben - 3 Schrauben - gelöst werden. Man merkt sich die Einbaurichtung - Skizze oder Foto von unten. Zum Schluß schraubt man das Platinen- Halteblech ab und entfernt oben - 2 Madenschrauben - die Tellerauflage samt Ritzel.
    Der Motor ist von unten mittels 4 Clinch Pressungen verschlossen. Diese müssen Bodenlager, Achse mit Rotor und Plattenteller dauerhaft tragen. Zum Öffnen werden die Clinch Verbindungen nach aussen gedrückt. Mit einer Zange bin ich damals gescheitert. Gut geht es - in ausgebautem Zustand - mit einem großen Schraubenzieher, der scharfe Schneide und guten Stahl haben muß. Man setzt ihn so nahe wie möglich an (s. Bild; den Haltewinkel ganz unten bitte wegdenken) und schlägt mit ca. 500g Hammer von hinten auf den Schraubenzieher. Der Motor liegt dabei auf leicht nachgiebigem Untergrund und wird von einem Kollegen oder dem eigenen Fuß festgehalten. Keine Sorge, durch die Schläge passiert dem Motor nichts. Sind alle 4 Clinchverbindungen gelöst, kann der Motorboden herausgezogen werden - natürlich nicht an den Generatorleitungen. Vorher wieder die Stellung des Bodens im Gehäuse kennzeichnen.

    Zum Vorschein kommen am Boden Generatorspule samt Magnet, und Lager mit Spiegel. Im Motor sieht man ein Zahnrad aus Blech, welches, in Drehung versetzt, das Tachosignal generiert. Bilder dazu siehe im Thread: " EDS500 aus 491 schmieren ", Post 18 . Genau dieses Zahnrad ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache für das Schabgeräusch, es schleift am Magnet oder am Lagerbodenblech, wenn sich der Lagerspiegel mit den Jahren etwas eingeschliffen hat und die Achse sich ein paar Hundertstel senkt. Man muß also versuchen, die Achse wieder etwas höher zu bekommen. Höher setzen des Zahnrads geht nicht, da kommen gleich die Ankerspulen. Man könnte ein dünnes Blech auf den Lagerspiegel legen. Das ist aber kaum zu befestigen, und wenn es sich mitdreht, sind die beiden kleinen Kontakte neben dem Lagerspiegel in Gefahr, die man fast nur mit der Lupe erkennt. Diese haben die wichtige Funktion, eine elektrische Verbindung von der Achse zum Motorgehäuse herzustellen. Fehlt die, wäre Knacken durch statische Aufladung die Folge. Elektrische Verbindung über die Lager ist nicht sicher !
    Ich habe es deshalb anders gemacht. Das Bodenblech samt Lager mittig in einen Schraubstock gespannt und mäßig fest angezogen. Dabei wird das Lager gegenüber dem Rest etwas hochgedrückt, es reichen ja einige Hundertstel oder max. Zehntel mm. Da es sich beim Lagerboden um ein Blechteil handelt, gibt es keinen Bruch; Bei Guß ginge das nicht ! Dann den Boden wieder in den Motor und probeweise an der Achse gedreht: Das Schabgeräusch, vorher deutlich zu vernehmen, war weg. Und, um es vorweg zu nehmen, es blieb auch weg nach dem Zusammenbau incl. Belastung durch den Plattenteller.
    Ich bin sonst sparsam mit Smilies, aber hier kommt einer als Ausdruck meiner Freude, dass der Spieler nach 30 Jahren endlich richtig funktioniert :thumbup:
    Wird ja auch langsam Zeit.....
    Nach der Motoröffnung fand ich das Bodenlager geölt vor. Vor diesem Hintergrund müssen die zahlreichen Hinweisschildchen, die ein Ölen des Motors verbieten, doch verwundern. Ich habe einen Tropfen Motoröl (was auch sonst...) ergänzt und auch das Lager benetzt. Beim oberen Lager war ich aber sehr sparsam.
    Zum Zusammenbau des Motors: Der muß ja wieder geclincht werden. Er wird - noch im ausgebauten Zustand - wieder auf die nachgiebige Unterlage (dünner Teppich o.ä.) gelegt und festgehalten. Ca. 3 mm neben der alten aufgebogenen Clinchstelle wird jetzt einfach derselbe kräftige Schraubenzieher, der zum Aufklopfen verwendet wurde, im 45 Grad Winkel aussen am Blechrand angesetzt und der Boden mit dem Gehäuseblech an 4 Stellen durch Hammerschlag wieder festgeclincht - fertig. Dann alles wieder einbauen, anlöten, befestigen.... und die Musik geniessen, endlich ohne Störgeräusch.
    Übrigens: Vollkommen geräuschlos läuft der EDS 500 Motor leider nicht. Das liegt, neben den Lagern, vor allem an der konventionellen Kommutierung mittels Kollektor und Kohlebürsten. Hier sind die teureren 7-er Modelle mit ihren bürstenlosen Motoren im Vorteil.
    Natürlich wurde die Geräteöffnung zur Wartung genutzt, obwohl an sich alles ging. Dabei erfreut festgestellt, dass das damals eingesetzte Fett noch sehr geschmeidig ist, in keiner Weise verharzt oder trocken. Einige Lagerstellen haben etwas Motoröl bekommen, und das Kurvenrad wurde ausgebaut, gereinigt und mit Vaseline bestrichen. Der Rifa Knallfrosch sieht noch wie neu aus und wurde belassen, zumal mit einigen Ersatzkondensatoren (z.B. Wima) schlechte Erfahrungen vorliegen. Die beiden vollgekapselten Roederstein Elkos (47µF) auf der Regelplatine habe ich getauscht, den Rest belassen. Zum Hauptelko (1000µF) wurde ein weiterer parallel gelegt - alles aber momentan nicht wirklich nötig. Nötig war aber eine Reinigung der Drehzahlkontakte (1000er Feinschleifpapier, schmalen Streifen schneiden und mehrfach durch die geschlossenen Kontakte ziehen) sowie des Pitch- Potis. Die Widerstandssprünge gingen nach Behandlung mit einem milden Mittel (Rivolta SLX) nicht weg, da mußte schon Kontakt 60 her samt anschliessender Wäsche mit WL. Dieses Verhalten entspricht meiner langjährigen Erfahrung mit Kontakten und Potis ähnlichen Alters, z.B. in Kofferradios.
    Und gereinigt habe ich alles mal gründlich. Was sich da in der Zarge so ansammelt... naja, bin da bei Röhrenradios einiges gewöhnt. Verwundert hat mich aber, dass die Rauchglashaube auch innen kräftig Schmutz angesetzt hatte. Muß wohl mit der statischen Aufladung beim Putzen mit trockenem Tuch zusammenhängen. Dabei putze ich das Ding doch fast nie. Dafür hat sie heute kaum Kratzer.
    Gruß Boris

    Boris Witke, Plattenspieler aus Kelsterbach bei Frankfurt/M.

  • :thumbup:


    Dem :thumbup: schließe ich mich an.


    Reicht es nicht vielleicht auch, den Lagerspiegel auszubauen? Der ist über Nieten mit dem Gehäuse verbunden. Aufbohren - im Schraubstock abdrücken - und wieder einbauen, mit Nieten.
    Oder kommt man dann nicht an die Schmierstellen?


    Mein 606 macht nämlich auch sehr leise Schleifgeräusche.

    Beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    Nieten aufbohren hat am EDS500 noch keiner probiert. Mach es - aber sicherheitshalber mit Ersatzmotor im Rücken. Die Nieten, die ich kenne, brauchen innen mehrere mm Platz, und der fehlt in diesem Motor. Dann knarzt und schabt er erst recht. Vielleich hast Du ja welche, die innen nicht so auftragen ?
    Die Schmierstellen, also unteres Lager und Lagerspiegel, wären so sicher erreichbar. Das eigentliche Problem ist aber, wie bekommt man die Achse ein wenig höher, damit das Schleifen aufhört. Du würdest dann ein dünnes Stück Blech unter den Lagerspiegel schieben wollen, oder ? Das ginge mit Deiner Öffnungsmethode bestimmt, aber achte auf die beiden Kontaktflöhe rechts und links vom Lagerspiegel.
    Ich für meinen Teil bin jedenfalls mit der erwähnten Schraubstock Methode einfach und schnell zum Ziel gekommen.
    Gruß Boris

    Boris Witke, Plattenspieler aus Kelsterbach bei Frankfurt/M.

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