Dual 1214 Änfängerfragen

  • Hallo,


    bin an einen Dual 1214 gekommen, und habe dazu ein paar Fragen.


    1. Um ihn an die Anlage anzuschließen habe ich, einfach um mal was zu hören, den Kopfhörerausgang benutzt, und in meinen Cinch Eingang vom Verstärker geschleift. Klappt erstmal ganz gut, Klang ist voll in Ordnung.
    Ich könnte mir dennoch vorstellen dass einige dabei laut aufschreien, oder? Wie wäre der reguläre Weg ihn an einen Verstärker anzuschließen? Geht das über den Boxenausgang? Oder ist meine Variante gar nicht die allerdümmste.


    2. Ich habe ein paar recht hochwertige Platten, die ich natürlich nicht kaputthören möchte. Was sollte ich bei der Wiederinstandsetzung dabei beachten? Habe lediglich den Tonarm ausbalanciert. Nadel und Tonabnehmer sind im Originalzustand (=alt). Auf dem Tonabnehmer steht Dual650.
    Wie gesagt der Klang ist gut - aber die Platten sollen auf keinen Fall leidern bzw kaputt gehen. Sicher gehen und Nadel und/oder Tonabnehmer auswechseln?


    ...oder sollte man gleich auf ein hochwertigeres System umsteigen, wenn man auch wirklich damit hören will?


    Danke für eure Hilfe!

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  • Hallo Nameloser, oder hast Du doch einen Namen?


    Wenn Dein 1214 einen Kopfhörerausgang hat, müsste es eine HS-Anlage mit eingebautem Verstärker sein, z. B. eine HS 38. Diese Anlage hat hinten einen Tapeausgang, über den Du einen Verstärker anschließen kannst.
    Besser wäre es natürlich, wenn Du das Teil selbst etwas näher beschreiben würdest.


    Das verbaute System ist ein Kristallsystem, bei dem Du mit 4 mN Auflagekraft fahren musst. In Fachkreisen nennt man das System auch Plattenfräse. :D


    Aufrüsten mit einem Magnetsystem ist problematisch, da der 1214er, wenn es nicht die Hifi Version ist einen 2-poligen Motor hat und es dadurch zu Brummgeräuschen kommen kann. Außerdem, sollte es tatsächlich eine HS-Anlage sein, fehlt der bei Magnetsystemen erforderliche Vorverstärker.



    Gruß Peter

    And in the end the love you take is equal to the love you make

  • Zitat

    Original von giradischi
    Das verbaute System ist ein Kristallsystem, bei dem Du mit 4 mN Auflagekraft fahren musst. In Fachkreisen nennt man das System auch Plattenfräse. :D


    So schlimm ist das System auch nicht, zumindest wenn die Nadel einwandfrei ist. Natürlich gibt es bessere und plattenschonendere. Wenn man den Nadelzustand von so einem Schätzchen nicht kennt, sollte man in eine neue Nadel investieren. Hier gibt es bestimmt viele, die noch eine aus der Pollintüte übrig haben. Eine defekte Nadel ist Gift für die Platten unabhängig vom System.
    Wenn man keine kostbaren Raritäten in Neuzustand hat, darf man sie mit dem CDS650 ruhig abspielen. Wobei je jünger die Platten umso empfindlicher sind sie. Anfang der 60er waren 9mN noch der Stand der plattenschonenden Systeme...


    Je nach Verstärker, den du benutzt, kann hinten der Bandanschluss oder der Kopfhörerausgang besser klingen. Jedenfalls ist der Kopfhöreranschluss nicht verboten zum Anschluss an den Verstärker.


    Gruß
    Thechnor

    Gruß
    Thechnor

  • Danke für die raschen Antworten,
    ja also ein Verstärker ist definitiv drin, kann vorne auch Lautstärke, Bässe, Höhen usw einstellen. Zusätzlich umschalten zwischen Phono, Tuner, Band Tape. Deswegen dachte ich auch es handelt sich um einen Tape EINgang und nicht um einen Ausgang(?).


    Die 4mN muss ich dann an bei der Auflagekraft-Schraube einstellen, wie hier beschrieben? (Dort ist nämlich von der Einheit "p" die Rede)


    Danke für die Antworten, mit neuer Nadel trau ich mich dann zumindest schonmal hören...
    Momentan ist eine Dual DN8 LP/S drinnen - sollte ich mir genau die gleiche wieder besorgen? Gibts online besondere Schnäppchen oder ist man im lokalen Plattenladen besser beraten?


    Gruß,
    Philipp

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  • Hallo Philipp,


    Zur Auflagekraft: Da habe ich mich in meinem letzten Beitrag vertan.
    1 Pond = 10 mN. Die richtige Auflagekraft ist demnach 40 mN oder 4 Pond
    Da die Skala des 1214 in Pond (P) angegeben ist, musst Du natürlich 4Pond wählen.


    Nach meinen Unterlagen gehört eigentlich eine DN6 in das System, kann aber sein, dass die DN8 auch passt.


    Auf die Schnelle finde ich gerade keinen Verkäufer für eine Original DN 6, eine DN 8 aber z. B. hier


    Gruß Peter
    EDIT:

    Zitat

    Deswegen dachte ich auch es handelt sich um einen Tape EINgang und nicht um einen Ausgang(?).


    Wenn es eine fünfpolige DIN-Buchse ist, ist das nix anderes als bei Geräten mit Chinch-Anschlüssen. 2x Line in und 2x Line out. Man will ja sowohl aufnehmen, als auch abspielen. ;) Der fünfte Pin am Stecker dürfte die Masseverbindung sein.

    And in the end the love you take is equal to the love you make

    2 Mal editiert, zuletzt von giradischi ()

  • erstmal hier:


    Servicemappe HS39


    da Du uns nicht schreibst, welche Heimanlage Du genau hast, habe ich einfach mal eine rausgesucht. Die HS39 ist mit einem 1214 mit Keramiksystem CDS650 ausgestattet.


    Der Tape-Anschluss besitzt sowohl Ein- als auch Ausgänge (muss er ja, weil man mit einem Tape auch aufnehmen möchte). Nach dem Schaltplan ist die Tape-Buchse so beschaltet, dass auf Pin 1 der Ausgang linker Kanal, auf Pin 4 der Ausgang rechter Kanal und auf Pin 2 die gemeinsame Masse liegt. Die Nummern stehen (winzigklein) auf jedem DIN-Stecker bzw. auf jeder DIN-Buchse. Im Schaltplan kann man auch ganz gut erkennen, wo die Pins im Stecker liegen.


    zum Thema Magnetsystem; wir haben früher fast alle 1214 / 1224 mit Magnetsystemen ausgerüstet, weil die Keramiksysteme CDS650 / 660 einfach nur grottenschlecht sind. Meine Mutter hat noch so einen CS12 mit eingebautem Entzerrer-Vorverstärker. Der Umbau ist jetzt über 20 Jahre her und es brummt nichts.


    In den 1214 passt jedes 1/2"-Magnetsystem, mit einem Shure M75 verträgt sich der 1214 hervorragend.


    Wenn Dein externer Verstärker einen Eingang für Phono Magnet hat (MM), brauchst Du keinen Entzerrer-Vorverstärker. Du kannst das Gerät über den Tape-Ausgang mit dem Phono-Eingang des Verstärkers verbinden. Wenn Du keinen Phono-Eingang hast, sondern einen normalen Aux-Eingang benutzen musst, kannst Du einen Entzerrer-Vorverstärker zwischen das Adapterkabel und den Verstärkereingang schalten. Dann brauchst Du nichts umzubauen.


    Egal, ob die Platten neuwertig oder gebraucht sind; mit dem CDS650 machst Du sie sehr schnell richtig kaputt; darüberhinaus halten die Saphirnadeln nur wenige Betriebsstunden durch (nicht umsonst gibt es Ersatznadeln mit zwei umklappbaren Mikrorillenstiften). man kann zuhören, wie die Nadel nach jeder Plattenseite etwas schlechter klingt. Den Diamanten von einem Magnetsystem kriegst Du hingegen in Jahren nicht kaputt. So ist das Magnetsystem nicht nur klanglich besser und plattenschonender, sondern über die jahre auch noch billiger.


    Gruß Frank

  • Hallo allersetis,


    Mittlerweile hab ich die Heimanlagennummer wahrgenommen, es handelt sich um eine HS38.


    Habe jetzt erstmal eine neue Saphirnadel bestellt, damit ich mich wenigstens traue meine Platten anzuhören.
    Ich denke ich werde lieber in den nächsten Wochen in ein komplett neues (bzw gebrauchtes) Gerät investieren, anstatt das System auszutauschen, da der Plattenteller auch ein wenig eiert.


    Ich denke bis dahin werde ich mir die Platten mit dem CDS65 schon nicht ruinieren, oder?


    Schöne Grüße,
    Philipp

  • Hallo,


    mach dir um deine Platten keine großen Sorgen. Die meisten Platten meiner Eltern haben nie was besseres als das CDS630 (Vorgänger des 650) gesehen und sind trotzdem super erhalten. Wenn ich doch öfters mal von anderen Platten in dem Zustand bekäme (Bekannte, Flohmarkt, Ebay).
    Die Saphiere haben eine Lebensdauer von ca. 300 Stunden, was natürlich deutlich kürzer als die Diamantnadeln (2000Std) ist. Die Wendenadeln gab es vor allem für die Schellackwiedergabe. Eine Nadel für Vinyl, die andere für Schellack.


    Die Dual Kristallsysteme sind ausreichend plattenschonend und nicht zu vergleichen mit den neuangebotenen Plattenfräsen alla Elta.


    Gruß
    Thechnor

    Gruß
    Thechnor

    Einmal editiert, zuletzt von Thechnor ()

  • ... ich habe 1973 von meinen Eltern einen CS12 zu Weihnachten geschenkt bekommen. Als Dreizehjähriger besaß ich etwa zehn LP's und 20 Singles. Mit einer nagelneuen Saphirnadel klang das Gerät wirklich ganz ordentlich. Mit jeder abgespielten Plattenseite wurde der Klang schlechter, bis er sich auf dem Niveau von diesem leicht krächzenden Kristallklang einpegelte.


    Ein Jahr und etwa fünf Nadeln (=zehn Saphirstifte) später hatte ich die Nase voll und habe mir ebenfalls zu Weihnachten ein Shure M75-6 und einen Entzerrer-Vorverstärker schenken lassen.


    Der Klangunterschied war enorm, ich habe in den ganzen Jahren keine Maßnahme an meiner Anlage mehr erlebt, die einen solchen Unterschied gebracht hat. Die Schallplatten, die ich mit dem Keramiksystem abgespielt habe, waren hingegen dauerhaft versaut.


    Man braucht sich nur einmal die Abtastnadel vom CDS650 im Vergleich zu einem billigen Magnetsystem anzusehen und anzufühlen. Dann begreift auch ein Laie, dass das Keramiksystem die Schallplatten extrem viel stärker mechanisch belastet als der billigste MM-Abtaster.


    Ich persönlich würde meine Platten lieber mit einem modernen Plastikeimer abspielen (sofern er mit Magnetsystem ausgestattet ist) als mit einem CDS650 / 660. Berücksichtigt man die Tatsache, dass es bei Ebay eine Menge an plattenschonenden Laufwerken für fast umsonst gibt, würde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich in das Projekt 1214 noch eine Mark investiere.


    Die große Verbreitung von Keramiksystemen ist schuld daran, dass man so oft "gepflegte" optisch kratzerfreie Schallplatten bekommt, die nur noch tot klingen.


    Gruß Frank

  • Saphir = Keramik?



    Ich werde mir ja, wie geschrieben in nächster Zeit einen hochwertigeren Spieler plus System zulegen. Dennoch sollte der Dual nicht halbkaputt herumstehen, deswegen widme ich ihm noch ein wenig Liebe, und bekomme so auch einen ganz guten Einstieg in die Materie.


    Deshalb noch eine Frage zum Brummen. Das tritt bei meinem Spieler auf, und ich habe schon gelesen dass es oft an fehlenden/kaputten Massekabeln liegt. Habs das Gerät mal aufgeschraubt (auch aus Neugier ;)) und optisch erstmal nichts feststellen können.
    Aber: das ganze Gerät ist ja gar nicht geerdet, wahrscheinlich kanns deswegen gar nicht brummlos laufen oder? Es befindet sich so ein alter flacher Stromstecker dran, ohne die Erdungskontakte (Schuko). Und auch zum Verstärker hin geht keine Erdungsleitung (wie zB hier).


    Was wäre denn die eleganteste Maßnahme? Wohl die Masse aus dem DIN Ausgang irgendwie erden oder?


    Danke für die Mühen,
    Philipp

  • Hallo Philipp,


    alle Duals, auch die hochwertigen, haben ein zweipoliges Netzkabel. Es geht hier auch nicht um eine Erdung, sondern um einen Massepotentialausgleich. Am Netzkabel liegt es definitiv nicht. Oder glaubst Du, dass Dual hunderttausende Geräte ausgeliefert hat, die nicht brummlos laufen können ?( Jedenfalls wären sie in diesem Fall zurecht Pleite gegangen. :D
    Lies dazu mal diesen Thread, den ich gerade selbst über die "Suchfunktion" entdeckt habe. Die meisten grundsätzlichen Themen hier im Board sind in der Regel schon lange behandelt worden und lassen sich über die Suchfunktion relativ leicht finden.


    Das heißt jetzt nicht, dass Du nicht fragen sollst, jedoch macht es keinen Sinn bereits behandelte Themen X-mal zu wiederholen.


    Gruß Peter

    And in the end the love you take is equal to the love you make

  • das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.


    Einmal gibt es den Abtaster selber, der die mechanischen Rillenauslenkungen der Platte in elektrische Spannung umsetzt. Hier gibt es drei gängige Technologien: Keramik/Kristall, Moving Magnet (MM) und Moving Coil (MC).


    Keramik/Kristall ist billig in der Herstellung UND liefert ein Signal, dass man direkt an den AUX-Eingang anschließen kann. Dafür ist die mechanische Kraft, die auf die Schallplatte wirkt, sehr groß, und damit auch der Plattenverschleiß. Keramiksysteme werden im Billigsegment eingesetzt.


    Bei MM und MC werden Magneten und Spulen bewegt. Der Plattenverschleiß ist erheblich geringer als bei Keramik/Kristall, weil nur geringe Kräfte zum Bewegen der Nadel erforderlich sind. Dafür sind die Systeme selber technisch aufwendiger/teurer UND es ist ein Entzerrer-Vorverstärker (bei MC oft noch ein sog. Impedanzwandler) erforderlich. Dieser Vorverstärker ist in vielen Vollversträkern bereits eingebaut (Phono-Eingang), oder muss als separates Kästchen dazwischengeschaltet werden. MM-Systeme finden sich in der Mittelklasse bis zu High-End, MC-Systeme sind überwiegend im High-End-Segment zuhause.


    Saphir- und Diamant bezieht sich auf die Nadelspitze, die am Abtaster befestigt ist. Saphirnadeln sind im Vergleich zu Diamanten billig, verschleißen aber etwa zehnmal so schnell. Daher sind Saphire an Billigabtastern (=Kristall/Keramik) zu finden, wogegen MM- /MC-Systeme grundsätzlich mit Diamantnadeln bestückt sind. Es gibt für Kristall-/Keramiksysteme auch Diamantnadeln. Diese sind jedoch so teuer, dass man gleich ein richtiges System kaufen kann.


    Der Unterschied in der Nadelhaltbarkeit wird zusätzlich dadurch vergrößert, dass Keramik-/Kristallsysteme nicht nur die Schallplatte sondern auch die Nadel stärker belasten. So kommt es zustande, dass eine Diamantnadel in einem MM-System noch nach Jahren einen guten Sound liefert, wogegen eine Saphirnadel in einem Keramiksystem nach 20 Schallplatten schon nicht mehr klingt wie neu. Nicht umsonst ist die Standardnadel im CDS650 eine Wendenadel, die man umklappen kann, wenn der erste Nadelstift verschlissen ist.


    Die Beschädigung der Schallplatte kommt dadurch zustande, dass die harte Nadel an der relativ weichen Kunststoffoberfläche der Plattenrille reibt. Keramiksysteme tun dies mit hohem Auflagedruck und hart aufgehängter Nadel, so dass die weiche Schallplattenrille stark abgerieben wird. Hinzu kommt, dass die Nadel, die im Neuzustand rund ist, spitz geschliffen wird, und irgendwann regelrecht in die Platte hineinschneidet. Magnetsysteme hingegen folgen der Nadelrille mit leichtem Auflagedruck und hoher Nadelnachgiebigkeit.


    Früher hat man Keramiksysteme bei einfachen Geräten wegen des günstigen Preises benutzt. Heute ist dies kein Grund mehr, auf ein HiFi-Taugliches System zu verzichten. So muss man z.B. bei Conrad-Elektronik nicht einmal 50 Euro für ein MM-System plus Entzerrer-Vorverstärker investieren.


    Ein Keramiksystem würde ich dagegen auf keinen Fall benutzen, wenn ich irgendwann noch einmal vorhabe, HiFi-Klang aus meinen Schallplatten herauszuholen - egal, ob mit neuer oder gebrauchter Nadel.


    Gruß Frank

  • Danke für eure ausführlichen Erklärungen!
    Da ich das Prinzip Vinyl gerade wegen analoger Langlebigkeit sehr schätze, werd ich die Systemempfehlung baldmöglichst berücksichtigen. Für ein gutes Gewissen :)

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