Dual PRP 5 "Soundburger" Problemchen beheben

  • Hallo ihr beinharten Dualisten,
    heute ging es dem vor kurzem im "Klassikerneuzugänge" vorgestellten Dual PRP 5 an den Kragen, da ja er ja grundsätzlich funktioniert, aber ein paar kleine Problemchen mitbringt.

    - Deckel öffnet sich nicht per Knopfdruck, auch hält der Deckel nicht oben.
    - Plattenteller hat einige "angefressene" Stellen im Metall, sieht einfach nicht mehr schön aus.
    - Der Antrieb rattert ganz schön laut.
    - Das Lautstärkepoti macht ordentlich Krach bei der Betätigung

    Der Dual PRP 5 wurde Mitte der 80er Jahre von AudioTechnica in Japan gebaut und nur für den deutschen Kunden mit Dual gelabelt. Es gab ihn auch als Nordmende RP 200 Dingi und als Saba McDisc. Und natürlich gab es auch das Original von AudioTechnica, den optisch doch noch etwas anders aussehenden Soundburger.

    Ich besitze bereits seit vielen Jahren den Nordmende, er hat mich über viele viele Jahre auf Plattenbörsen und auch Flohmärkte begleitet um bei schon ziemlich teuren Platten mit Erlaubnis des Verkäufers reinhören zu können. Der Normende ist inzwischen ordentlich abgerockt und hat auch schon das eine oder andere kleine Aua - aber funkktioniert noch.

    So sehen die beiden nebeneinander aus, die beiden Knopfabdeckungen sind nur lose aufgelegt, da ich sie, bevor das Foto gemacht wurde, schon demontiert hatte.

    Der Dual öffnet die bei Knopfdruck den Deckel leider nicht mehr, tatsächlich ist der Knopf sehr fest gewesen und liess sich gar nicht mehr runterdrücken. Da der Nordmende, bis auf kleine optische Details, baugleich ist, musste er nun als Vergleichsobjekt und zu Studienzwecke herhalten.

    Der Fehler bzw. die Fehler waren schnell gefunden. An dem Deckel des Duals ist leider eine kleine Rastnase abgebrochen, deshalb kann der Deckel nicht mehr einrasten. Auch ist eine der beiden Federn extrem ausgeleiert.

    Das Funktionsprinzip sieht vor, dass die bei geschlossenem Deckel gespannten Federn sich zusammenziehen sobald sich per Knopfdruck ein Plastikteil ein wenig zu Seite geschoben wird. Dadurch kommt die Rastnase an dem Plastikteil vorbei, die gespannten Federn können sich zusammenziehen und der Deckel öffnet sich. Wird der Deckel wieder geschlossen, dann drückt die angeschrägte Rastnase von oben auf das Plastikteil und die Schräge der Rastnase drückt das Plastikteil wieder zu Seite, sobald die Rastnase daran vorbei ist, schiebt sich das Plastikteil zurück an seinen Platz und hindert den Deckel daran, wieder aufzuspringen. OK, schonmal begriffen wie es funktioniert. :)


    Das Bild zeigt den Nordmende mit der intakten Rastnase, der Deckel ist aufgeklappt.

    Und hier der Dual - die Rastnase fehlt leider, sie ist irgendwann mal abgebrochen. :(

    Also frisch ans Werk und das Gerät öffnen, auf der Unterseite befinden sich 6 Schräubchen, die alle gelöst werden müssen.

    Und schon lässt sich das Gerät öffnen, das Schräubchen an der Platine noch rausdrehen, dann kann diese vorsichtig herausgezogen werden. Das ist ein wenig tricky, da es einen Steckkontakt gibt im oberen Gehäuseteil gibt und die Platine aber gleichzeit nach vorn herausgezogen werden muss, damit die Cinchbuchsen mit aus dem Gehäuse gezogen werden können.

    So sieht die Platine von der anderen Seite aus, die drei Pins für den Steckkontakt sind links neben den weiß/braunen Leitungen zu sehen.

    HIer ist die obere Gehäusehälte zu sehen mit dem Steckkontakt für die Platine. Die Federn sehen so aus:

    Da muss ich mir wohl zwei neue Federn anfertigen. Also in dem Zug- und Druckfedern Sortiment gekramt und zwei herausgesucht, diese etwas gekürzt und die Enden passend zurechtgebogen - fertig. Allerdings hat es mein "Qualitätswerkzeug" (€ 2,30 bei Pollin) dabei buchstäblich gerissen. Das abgebrochene Stück ist noch auf der Flucht, mal sehen wo es wieder auftaucht. 8)

    Gleich geht es weiter...

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

    3 Mal editiert, zuletzt von andré (10. Juni 2025 um 13:55)

  • Und weiter geht es mit dem Dual PRP 5 :)

    Die Rastnase ist also abgebrochen und muss nun irgendwie ersetzt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass der Platz an der Einsatzstelle sehr begrenzt ist und eine Stabilisierung der Klebestelle durch Klebstoff oder gar zusätliches Material nicht in Frage kommt. Ich habe, wie immer, als Material ein Stückchen des weißen Kunststofftrenners (werden für Plattenrubriken in Plattenkisten verwendet) gewählt. Mit der Schere einen dünnen Streifen herausgeschnitten, meherere kleine Stückchen davon abgeschnitten und diese mit Superkleber zu einem kleinen Block zusammengeklebt. Dieser lässt sich dann sehr gut mit einer feinen Schlüssenfeile bearbeiten, bis man die passende Höhe und Dicke hat. Anschließen mit Superkleber an die Bruchstelle geklebt und das Teil zu Seite gelegt. Nach einer angemessenen Trocknungszeit dann mit der Feile die Rastnase in die passende Form gefeilt. Wichtig ist dabei die Schräge, damit die Rastnase von Oben das Plastikteil zur Seite schieben kann. Nachdem ich mit der Arbeit soweit zufrieden war, habe ich noch etwas Superkleber von außen auf die Übergangsstellen aufgetragen (außer an der überstehenden, rechtwinkligen Stelle - dort wollte ich kein Klebstoff) zur Stabilisierung. Und dann wieder zur Seite legen und trocknen lassen. Das Ergebnis konnte sich dann schonmal sehen lassen.

    Hier sieht man sozusagen von Innen das überstehende Stück der Rastnase.

    Nicht das schärfste Foto, aber man kann die Schräge erkennen, da hat die Feile ganze Arbeit geleistet. Nach einiger Zeit habe ich den Deckel wieder eingebaut und die neuen Federn auf Spannung eingesetzt. Es funktioniert so wie ich mir das gedacht habe. Perfekt! 8)

    Dann konnte ich mich noch einem anderen Problemkind zuwenden: Der Teller hat einige sehr unschöne Stellen.

    Der Dreher kam direkt vom Dachboden oder Keller und wurde wohl über Jahrzehnte ziemlich schlecht gelagert. Der Teller hat richtig eingefressene Stellen im Metall. Ich habe den Teller nun komplett ausgebaut. Dafür muss nur die Mutter auf der Unterseite gelöst werden und die 3 Rastnasen auf der Oberseite zu Seite gebogen werden, dann kann der Teller komplett abgenommen werden.

    Hier sieht man die Beschädigungen recht gut, das soll nicht so bleiben. Nach einigen Versuchen ist es mir gelungen die verklebte Tellermatte zu lösen.

    So, jetzt konnte es richtig losgehen mit der Metallbearbeitung. Erst habe ich die groben, unebenen Stellen mit einem rauen Schleifpapier etwas geglättet, dann den Dremel mit einem sanften Kunstoff-Schwamm-Schleifpad auf den Aluminiumteller losgelassen. Nach einiger Bearbeitungszeit sieht er nun wieder richtig gut aus.

    Es haben sich - wie immer - zwei der Käbelchen an der Platine gelöst, die muss ich Morgen dann neu verlöten. Sollte kein Problem sein, ich weiß zumindest wo sie hingehören.

    Dann ist als nächstes noch dran:

    - Anlöten der beiden Käbelchen
    - Reinigung und Schmierung des "Tellerlagers" - ist sehr interessant gelöst, Bilder dazu folgen noch.
    - der Motor rattert, mal sehen wie weit ich da rankomme, vielleicht bekomme ich ja ein Tröpfchen Öl auf die Achse.
    - Das Kunstoffrad auf dem die beiden Riemen sitzen, soll runter um die Achse darunter zu reinigen und zu ölen.

    Das war es ersteinmal für heute, hier noch ein Foto von dem Motor Motörchen (eigentlich nicht zu sehen unter der gefederten Abdeckung) mit dem Kunststoffrad dahinter.

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Sehr schöner Bericht und äußerst interessant so einen Soundburger mal von innen zu sehen.

    Mega geile Arbeit und wie immer eine große Freude zu lesen. 👍🤗

    Grüße


    Gerhard

  • Guten Abend,
    heute Abend ging es ein wenig weiter mit dem Dual PRP 5 :)

    Wie ich ja schon schrieb, rattert der Motor ziemlich, also habe ich mir das Ganze mal genau angeschaut. Sehr schnell stellte sich dann aber heraus, dass das kleine Motörchen gar nicht wirklich Schuld ist (ja gut, ganz leise ist der auch nicht), der Schuldige ist auf den nächsten beiden Bildern zu sehen:

    Das Gerät stand ja wahrscheinlich ohne Nutzung für Jahrzehnte herum, dabei haben sich die beiden Antriebsriemen ein wenig "umgeformt", besonders bei dem kleineren Riemen führt das zu einen deutlich vernehmbaren Geräusch. Auch ist der Riemen etwas ausgeleiert, auskochen hat hier nicht wirlich geholfen. Da ich kein Riemensortiment da habe, kann ich den Riemen noch nicht ersetzen - aber ich werde mir ein Vierkant-Riemenset bestellen und dann den bzw. die Riemen tauschen. :)

    Also weiter mit dem Plattenteller und dem Tellerlager, das hatte ich ja gestern schon angekündigt. Das ist tatsächlich sehr interessant gelöst. Hier ein paar Fotos:

    Der Teller mit der Tellerachse, diese lässt sich einfach nach unten rausziehen.

    Sieht aus wie ein Zäpfchen :D, der untere Teil mit dem Gewinde wird durch das Loch im Gehäuse durchgesteckt und mit einer Mutter befestigt. Der Plattenteller wird auf den konisch geformten Messingdorn gesteckt und sitzt dann ziemlich fest - die Drehung des Tellers mitsamt dem Messingteil und dem Mitteldorn findet dann auf dem eingesteckten unteren Teil statt. Diesen Teil kann man ebenfalls nach unten rausziehen, das sieht dann so aus:

    Im inneren des Messingdorns ist oben eine kleine Kuhle, dort kann sich ein wenig Öl sammeln, dasselbe gilt natürlich für die Nut im unteren Teil. Beides habe ich gereinigt und mit Dualfred's bestem Haftöl versehen. :)

    Bevor ich nun den Teller wieder montiere, wollte ich noch das schwarze Kunststoffrad demontieren und auch dort die Achse reinigen und neu schmieren.

    Nachdem ich alles wieder montiert hatte, konnte ich den Teller wieder montieren. Das Tellerlager sitzt nicht direkt auf dem Kunststoffgehäuse, da ist noch eine Art kleiner Teller mit einem kleinen Rand, dort war ursprünglich mal eine Art Fett drin.

    Ich habe den Teller gereinigt und mit neuem Fett versehen, ich habe mich für das Liqui Moly LM47 entschieden, das scheint von der Konsistenz ganz gut zu passen.

    Schön matschiges, schwarzes Zeugs ^^

    Dann den Teller wieder montiert, von unten die beiden Unterlegscheiben und die Mutter montiert und von oben die 3 Rastnasen vorsichtig zur Seite gebogen, so dass er wieder perfekt sitzt. Lässt sich nun perfekt und sehr leicht per Hand drehen und dreht auch sehr lange nach.

    Gleich geht's weiter...

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Jetzt fehlt nur noch die Tellermatte, die hatte ich ja für die Metallbearbeitung mit einiger Mühe vom Plattenteller gehebelt, ursprünglich war die mit einer Art Doppelklebeband verklebt. Das klebt nun nicht mehr und ich habe mich dazu entschieden, einfach partiell ein paar Stückchen Doppelklebeband aufzubringen und die Matte damit wieder festzukleben.

    Und schon sieht das Ganze wieder ziemlich schick aus...keine fiesen Stellen mehr am Aluminiumrand und die Matte habe ich mit Amor All Kunstoffpflege behandelt. :)

    Soweit, so gut - nun wurde es Zeit die Platine wieder am oberen Gehäuseteil zu befestigen. Die losen Kabel habe ich wieder verlötet und das Poti bekam nochmals eine Intensivkur mit Tuner 600.

    Als ich das Gerät öffnete, kam mir ein kleines Stück Schaumstoff entgegen, welches sofort zerbröselte. Hier saß das mal:

    Ich habe das Stück Schaumstoff dann einfach durch ein wenig selbstklebenden Filz ersetzt und die Platine wieder eingesetzt.

    Das war ein ganz schönes Gefummel, denn der Steckkontakt muss sich ja mit den drei Pins treffen. Außerdem mussten gleichzeitig die Cinchbuchsen durch die Öffnungen im Gehäuse und es gibt noch Löcher in der Platine, da müssen die Gehäuse-Gegenstücke auch noch durch. Am Ende aber geschafft. :)

    Nun ist das Gerät wieder zusammengebaut, aber das Gehäuse ist noch nicht verschraubt. Das mache ich erst, wenn ich die Riemen getauscht habe und ich möchte mir noch einen Tragegriff basteln, der lässt sich am einfachsten mit offenen Gehäuse montieren.

    Das Öffnen und Schließen des Deckels funktioniert jedenfalls wieder sehr gut. :)

    So, das war es für Heute. 8)

    Ach so, einen habe ich doch noch. Beim Basteln an dem Gerät ist mir mal wieder diese seltsame Metallstab vorne unter dem Gehäuse aufgefallen:

    Welche Funktion das Ding hat, ist mir eigentlich nicht so ganz klar - möglicherweise dient er nur als "Abstandshalter", der einem verrät wie weit das Gerät von anderen Objekten aufgestellt werden muss, damit die LP nirgendwo anstösst. Als ob man das nicht auch so sehen könnte. ^^

    Interessant ist noch, dass der Metallstab mit einer Feder im Gehäuse montiert ist und ein Stück nach unten gezogen werden kann - wozu? Keine Ahnung! =O

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

    3 Mal editiert, zuletzt von andré (9. Juni 2025 um 22:08)

  • Welche Funktion das Ding hat, ist mir eigentlich nicht so ganz klar - möglicherweise dient er nur als "Abstandshalter", der einem verrät wie weit das Gerät von anderen Objekten aufgestellt werden muss, damit die LP nirgendwo anstösst. Als ob man das nicht auch so sehen könnte. ^^

    Ich könnte mir vorstellen, das dieser Stab eine Stütze sein könnte, wenn die große Platte im Soundburger steckt, dass die Platte diesen nicht umkippt? 🤔

    Mega geile arbeit geleistet, das kleine Ding sieht wieder wie neu aus. 🙏🤙🤙😍

    Grüße


    Gerhard

  • Ich könnte mir vorstellen, das dieser Stab eine Stütze sein könnte, wenn die große Platte im Soundburger steckt, dass die Platte diesen nicht umkippt?

    Also den Normende verwende ich ja schon seit Jahren ohne jemals dieses Stabdinges zu nutzen, für die Stabilisierung wird das Teil jedenfalls nicht gbraucht. :)

    Schön wäre ja mal ein Blick in die Bedienungsanleitung, möglicherweise ist das Ding ja darin erklärt. Aber bisher konnte ich im Netz keine finden, nur die Serviceanleitung ist auffindbar.

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

  • Welche Funktion das Ding hat, ist mir eigentlich nicht so ganz klar -

    Auf https://www.grammofoon.com/frameset.htm?h…tm&ContentFrame

    findet man dieses Bild:


    Und diese Erklärung:

    Ich könnte mir auch noch vorstellen, dass die Öse am Ende zum Durchfädeln von Anschluss- oder Kopfhörerkabel genutz werden kann, um diese von der Platte fernzuhalten 🤷‍♂️

    Beste Grüße Rainer

    ----

    „Audiophile verwenden ihre Geräte nicht, um Ihre Musik zu hören. Audiophile verwenden Ihre Musik, um ihre Geräte zu hören.“

    Alan Parsons

  • Moin und danke Rainer für die Aufklärung, stimmt das "Ringelschwänzchen" am Ende vom "Eisenbein" wäre perfekt für das Kopfhörerkabel. In der Regel waren das ja dünne Lakritzschnüre. :)

    Viele Grüße
    André

    In allen vier Ecken sollen Plattenspieler stecken!

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