Dual CS 630 Q/CS 620 Q/CS 2235 Q/CS 2225 Q: Plattenteller hört nicht auf zu drehen

  • Liebe Foristen und Dualisten,


    endlich habe ich es geschafft, meinen alten Dual CS 630 Q wieder aufzustellen und musste dabei leider feststellen, dass der schöne Dreher sich in den vergangenen sieben Jahren partout geweigert hat, sich selbst zu reparieren:

    Wie schon damals dreht der Plattenteller leider unaufhörlich, ganz gleich, wo sich der Tonarm befindet. Vor Kurzem habe ich ihm einen neuen Steuerpimpel verpasst (der alte hatte sich in Luft aufgelöst, keine Spur war von ihm mehr zu finden im Gerät). Danach hat ein paar Tage auch alles hervorragend funktioniert, erstmals seit er in meinem Besitz ist auch die Automatik. Nun weigert er sich aber wieder vehement, den Motor abzuschalten – der Plattenteller läuft und läuft, obwohl es beim Bewegen des Tonarms in Richtung Plattenanfang klackt – genau an dem Punkt, an dem er für kurze Zeit auch den Motor gestoppt hat.

    Die Automatik funktioniert auch wieder nur sporadisch und vergisst öfter mal, die Nadel auf die Platte abzusenken, sie scheint sich generell oft zu verirren (Den „Reset“, also bei eingeklippsten Tonarm die Starttaste zu drücken, habe ich auch schon zahllose Male probiert).

    Lege ich selbst Hand an und platziere das kleine Kupferplättchen (im Service-Manual bei Teil 33 unten links am Kurvenrad zu sehen) so, dass es die kleinen Kunststoffhäkchen am Tellerkonus „fängt“ und am Drehen hindert, bleibt der Plattenteller endlich stehen, jedoch nur solange, bis die Automatiksteuerung wieder eingreift und den Tonarm auf welche Art auch immer bewegt.

    Jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende; obwohl ich den gesamten Feiertag nichts anderes getan habe, als hier im Forum und auch anderswo zu recherchieren, wie ich das Problem behebe, habe ich zu keiner Lösung gefunden und wäre zutiefst dankbar, wenn jemand von euch das Problem kennt und einen Lösungsansatz für mich hätte. Alles an dem Dreher läuft hervorragend und klingt super, doch dieses kleine Problem raubt mir den letzten Nerv und ruiniert mir den Musikgenuss; so klein der Fehler auch sein mag, jedes Mal, wenn ich eine andere Platte auflege, werde ich an den Defekt erinnert, wenn ich zur Steckdosenleiste krabbeln muss, um den Teller anzuhalten.

    Ich danke euch jetzt schon für eure bisherigen Beiträge, die mir überhaupt erst ermöglicht haben, den Spieler schadenfrei zu zerlegen, um den Steuerpimpel einzubauen. Wenn mir jetzt noch jemand zur Lösung dieses lästigen Problems verhilft, schwebe ich im siebten Himmel! ^^


    Ganz liebe Grüße


    Rene

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  • Hallo Rene,

    ...Sorry, war beim falschen Modell. Daher gelöscht.

    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

    2 Mal editiert, zuletzt von MaxB (6. Januar 2025 um 23:20)

  • Hallo Rene,

    ...Sorry, war beim falschen Modell. Daher gelöscht.

    Gruß Martin

    Hi Martin,

    trotzdem danke dir für deine Antwort! Wenn ich fragen darf: Was hattest du denn geschrieben? Oft sind die Duals innerlich ja recht ähnlich aufgebaut, vielleicht verhilft mir dein Lösungsansatz trotzdem zum Erfolg.


    Liebe Grüße Rene

  • EiF0hn 7. Januar 2025 um 12:49

    Hat den Titel des Themas von „Dual CS 630 Q: Plattenteller hört nicht auf zu drehen“ zu „Dual CS 630 Q/CS 620 Q/CS 2235 Q/CS 2225 Q: Plattenteller hört nicht auf zu drehen“ geändert.
  • Hallo Rene,

    ich war bei einem Dual, der innerlich völlig anders aufgebaut ist und daher war das, was ich schrieb schlicht unzutreffend und passte nicht zu dem Modell.

    Gruß Martin

    Martins Lieblingsdreher: Dual 1229, Dual 1000/1001, Dual 300 Siesta, Luxor GW1. Alles Weitere im Profil.

    • Hilfreichste Antwort

    Hi !

    Generell muß man unterscheiden:
    - eine fehlgeleitete Automatik startet immer wieder
    - der Motor dreht auch dann weiter, wenn der Arm auf der Ablage liegt

    Die "fehlgeleitete Automatik" führt dazu, daß das beschriebene Plättchen immer wieder gegen den Mitnehmer im Teller gedrückt wird und der Automatik-Ablauf immer wieder startet. Da liegt die Ursache in der Regel daran, daß entweder das Plättchen "zu labberig" im Kurvenrad sitzt oder der zugehörige Schalthebel das Ding nach dem Abschalten immer wieder antickt. So eine Art "Dauerspiel-Funktion".
    Da würde ich mal an den beiden Magneten M1 und M2 gucken, ob der Hebel dazwischen sauber zwischen Start- und Stop-Funktion hin und her wechselt oder da was verklemmt / verklebt ist.

    Wenn der Motor immer weiter dreht, liegt das Problem in der Regel am Armschalter S1, der nicht schließt und dem Prozessor mitteilt, daß er den Motor abschalten soll. *Oder* (was auch leider vorkommt), daß sich der Port im Prozessor die Karten gelegt hat und die Schaltvorgänge nicht mehr auswertet.


    :)

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Rene,

    ich war bei einem Dual, der innerlich völlig anders aufgebaut ist und daher war das, was ich schrieb schlicht unzutreffend und passte nicht zu dem Modell.

    Gruß Martin

    Trotzdem vielen Dank dir! :)

  • Hi !

    Generell muß man unterscheiden:
    - eine fehlgeleitete Automatik startet immer wieder
    - der Motor dreht auch dann weiter, wenn der Arm auf der Ablage liegt

    Die "fehlgeleitete Automatik" führt dazu, daß das beschriebene Plättchen immer wieder gegen den Mitnehmer im Teller gedrückt wird und der Automatik-Ablauf immer wieder startet. Da liegt die Ursache in der Regel daran, daß entweder das Plättchen "zu labberig" im Kurvenrad sitzt oder der zugehörige Schalthebel das Ding nach dem Abschalten immer wieder antickt. So eine Art "Dauerspiel-Funktion".
    Da würde ich mal an den beiden Magneten M1 und M2 gucken, ob der Hebel dazwischen sauber zwischen Start- und Stop-Funktion hin und her wechselt oder da was verklemmt / verklebt ist.

    Wenn der Motor immer weiter dreht, liegt das Problem in der Regel am Armschalter S1, der nicht schließt und dem Prozessor mitteilt, daß er den Motor abschalten soll. *Oder* (was auch leider vorkommt), daß sich der Port im Prozessor die Karten gelegt hat und die Schaltvorgänge nicht mehr auswertet.


    :)

    Hi, erst einmal vielen Dank für deine Antwort!


    Über deinen Nutzernamen bin ich bei meiner Recherche schon öfter gestolpert, du scheinst hier ja sowas wie der Experte schlechthin für den 630er und Konsorten zu sein. :D

    „Glücklicherweise“ scheint das Problem bei mir von der fehlgeleiteten Automatik her zu rühren, so ein mechanisches Problem ist schließlich einfacher zu beheben als ein elektronisches. Die Automatik macht nämlich inzwischen trotz neuem Original-Steuerpimpel was sie will und scheint, wie du schon sagtest, in einer Dauerspiel-Funktion gefangen zu sein.

    Dann werde ich mich zunächst einmal dem Kupferplättchen annehmen, da ich den Spieler dafür nicht noch einmal zerlegen muss. Hast du zufällig einen Vorschlag für mich, was ich gegen eine etwaige „Labbrigkeit“ des Plättchens machen kann?

    Sollte das nicht funktionieren, zerlege ich ihn wohl oder übel noch einmal und nehme den Hebel zwischen den Magneten unter die Lupe. Mal angenommen, es muss dazu kommen: Gehört der Hebel nach dem Reinigen geschmiert/geölt oder reicht es, ihn zu reinigen? Zur Auswahl hätte ich gerade Feinmechaniköl und Vaseline, ist eines von beiden zufällig dafür geeignet?

    Für den Fall, dass der Übeltäter doch der Armschalter S1 ist, ist das der, dessen Oberseite hier zu sehen ist?

    Nochmal vielen Dank für deine Antwort, und ich hoffe, dass ich dir mit meiner Fragerei nicht allzu sehr zur Last falle. :)

  • Hi Rene !

    Nochmal vielen Dank für deine Antwort, und ich hoffe, dass ich dir mit meiner Fragerei nicht allzu sehr zur Last falle. :)

    Wer nicht fragt, kriegt auch keine Antworten. :)

    Für den Fall, dass der Übeltäter doch der Armschalter S1 ist, ist das der, dessen Oberseite hier zu sehen ist?

    Jupp.

    Das ist so ein Springfrosch-Knackschalter als Blechteilen. Das Armsegment tickt dagegen und löst ihn aus, wenn der Arm die Ablage erreicht hat.

    Hast du zufällig einen Vorschlag für mich, was ich gegen eine etwaige „Labbrigkeit“ des Plättchens machen kann?

    Aus dem Kopf weiß ich gar nicht mehr, wie das befestigt ist.
    "Früher" gab es Versionen mit kleinen Stellmuttern und danach waren die auf einen Pin aufgestiehlt und eine Art Federscheibe hat sie von oben her angedrückt. Scheint so, als ob das immer noch so wäre. Die Hebelei besteht aus zwei Teilen, wenn ich mich recht entsinne. Ein Kleckschen Vaseline zwischen Kurvenrad und Hebel sorgt für eine gewisse "mechanische Trägheit" beim verschieben. Nicht groß genug, um die Abschaltung zu behindern, aber groß genug, um ein versehentliches Ausklappen zu unterdrücken.

    Über deinen Nutzernamen bin ich bei meiner Recherche schon öfter gestolpert, du scheinst hier ja sowas wie der Experte schlechthin für den 630er und Konsorten zu sein. :D

    "Berüchtigt" ist das korrekte Attribut ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi, mal wieder tausend Dank für die schnelle Antwort! :)

    Nachdem das Einvaselinieren des Bereichs zwischen Plättchen und Kurvenrad leider nicht zum Erfolg geführt hat und ich am Tonarm im „Klickbereich“ zwischen Tonarmhalterung und Plattenbeginn manchmal eine Art magnetischen Widerstand zu erfühlen glaube, mache ich mich die Tage daran, den Spieler noch einmal zu zerlegen und den Hebel zwischen den Magneten zu inspizieren. Ich melde mich dann, hoffentlich mit guten Neuigkeiten, wieder und berichte! :)

  • Hi Rene ^^

    [...] [hilfreiche Informationen]

    Hi Wacholder,

    ich bin glücklich wie ein Kind an Weihnachten! Heute habe ich mir einige, genauer gesagt über sechs, Stunden Zeit genommen und den Spieler gefühlt in seine elementaren Bestandteile zerlegt. Und was soll ich sagen? Deine Tipps waren Gold wert!
    Jetzt lässt sich natürlich leider nicht mehr genau festmachen, was davon zum Erfolg verholfen hat, da ich bei der Gelegenheit gleich das Kurvenrad neu geschmiert, das Motorlager neu geölt etc. habe – aber ich meine, es lag tatsächlich wie von dir vermutet an dem Hebel zwischen den Magneten M1 und M2, der etwas verklebt und verharzt gewirkt hat. Schade nur, dass ich nicht zufällig auch Silikonöl für den Lift da hatte; da war ich mit dem Reinigen nämlich wohl etwas zu gründlich, sodass der Lift nun leider ein bisschen zum Plumpslift geworden ist. Falls du zufällig noch einen Tipp parat hast, wie der Lift am einfachsten zu schmieren ist, gib mir gern nochmal Bescheid. :)

    Vielen, vielen Dank für deine Ratschläge, dank dir konnte ich den schönen Dreher retten! Zwischendurch hatte ich zwar wirklich Angst, dass am Ende gar nichts mehr funktioniert, wenn alles wieder zusammengebaut ist, aber zum Glück ist das nicht eingetreten. Da bin ich wohl noch etwas vorbelastet von meinem Reparaturversuch am kleinen Bruder CS 620 Q, bei dem die Motorachse geknistert hat, was ich insofern beheben konnte, als der Motor keine Geräusche von sich geben kann, wenn er nicht mehr läuft … Zum Glück bin ich bei meinen Basteleien inzwischen geduldiger und systematischer geworden, als ich es damals bei meinem gescheiterten Reparaturversuch im zarten Alter von 13 war.

    Weil ich es nicht oft genug sagen kann: Nochmals vielen Dank dir und liebe Grüße aus München ^^


    Rene

  • EiF0hn 8. Januar 2025 um 23:23

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Hi Rene !

    ich bin glücklich wie ein Kind an Weihnachten! Heute habe ich mir einige, genauer gesagt über sechs, Stunden Zeit genommen und den Spieler gefühlt in seine elementaren Bestandteile zerlegt. Und was soll ich sagen? Deine Tipps waren Gold wert!

    Schick. Hört sich gut an.

    8):thumbup:

    Falls du zufällig noch einen Tipp parat hast, wie der Lift am einfachsten zu schmieren ist, gib mir gern nochmal Bescheid. :)

    So aus dem Kopf wüßte ich nur die Vorgehensweise, wie sie im Servicemanual angesprochen wird:

    https://www.hifi-archiv.info/Dual/630s/630-09.jpg

    Unter Punkt 1 "Ausbau des Heberbolzens".

    Ich weiß aber *nicht* mit welcher Viskosität von Silikonschmier die dann die Dämpfung bewirken. Das wird nirgendwo thematisiert.
    Aus dem Bauch heraus würde ich eher zu 300.000er als zu 500.000er tendieren, weil der Arm sehr leicht ist und daher die Scherkräfte am Heberbolzen gegen seine Führung auch eher schwach ausfallen. Der "alte klassische" Dual 522 ULM hat einen ähnlich filigranen Armaufbau und die bewegten Massen sollten ungefähr in den gleichen Regionen liegen. Und *da* ist im Servicemanual für den Liftbolzen 300.000er Wacker Silikon gelistet.
    Und: ein zu langsam absenkender Arm ist schlechter für Platte und Nadelspitze, als einer, der etwas "schneller runterkommt". Die Nadelspitze hat bei einer zu starken Verzögerung genug Gelegenheit in den Rillen rumzuschlackern und gegen die Rillenflanken zu schlagen. Das ist *nicht* gut.

    Als mögliche Bezugsquelle habe ich das mal ausgegraben:

    CORE R/C Silikon Öl - 300000cSt - 60ml - CS-Electronic GmbH - RC Mode, 5,70 €
    CORE RC High Grade 100% Silicon-Öl für Stoßdämpfer und Differentiale Erhältlich in einer riesigen Auswahl von 28 verschiedenen Viskositäten für alle Anwendu
    cs-shop.de

    60ml reichen für 32.768 Dreher schätzungsweise, aber die "Kleinportionierer" auf Ebay verlagen das gleiche Geld + Versand für 2 oder 5 ml. Ich habe mir am Anfang "meiner Karriere" mit alten Duals mal zwei Töpfe Kyosho / Graupner 300.000er und 500.000er gekauft. Jeder rund 20 Euronen teuer. Da ist nach ... 15 Jahren (?) ... kaum was raus. Man braucht immer nur hömoopatische Dosierungen davon.
    Eventuell hat ja ein Mitforianer noch einen Restbestand oder so, den er loswerden möchte. Und / oder vielleicht hat ja schon jemand den Lift an den "Plastikbombern" mal gemacht und kann seine Erfahrungen teilen.

    Im Zweifelsfall würde ich aber damit mal anfangen und nach mehreren Malen rauf und runter fahren sollte sich der Schmierfilm in der Liftbolzenführung etabliert haben, so daß man dann von einem verwertbaren Meßwert ausgehen kann. Der Arm sollte aus der angehobenen Position in <= 1 Sekunde auf der Platte aufgesetzt haben. Dabei ist das Silikonzeugs wirklich sparsam anzuwenden. Mehr hilft nicht mehr, das verklebt nur. Die Lagerungen des Bolzens sollten damit umlaufend dünn eingestrichen werden, vielleicht einen *winzigen* Klecks innen in die Führung reinstreichen, damit sich gleich von Anfang an eine Schicht bildet.
    Das sollte dann hoffentlich zum nächsten Erfolg führen.


    :)

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Wacholder,


    ich danke dir mal wieder für deine wertvollen Tipps!

    Habe leider schon voreilig vor deiner Antwort Silikonöl bei einem der besagten eBay-Wucherer bestellt, immerhin das richtige 300.000er. Vielleicht auch besser so – bei so großen Mengen trifft mich am Ende auch noch das Dauerbastlersyndrom und meine Wohnung verkommt zur Werkstatt für kränkliche Duals.


    Kaum zu glauben, dass in dem Fall das Service-Manual tatsächlich einmal abseits von Illustrationen hilfreich ist samt genauer Anleitung, ist ja sonst eher knapp gehalten bei der „Plastikbomber“-Generation.


    Ich melde mich dann noch einmal nach dem hoffentlich erfolgreichen und vorerst letzten Zerlegen meines Spielers, und nochmal danke für deine Ratschläge! ^^

  • Hi Rene !

    Kaum zu glauben, dass in dem Fall das Service-Manual tatsächlich einmal abseits von Illustrationen hilfreich ist samt genauer Anleitung, ist ja sonst eher knapp gehalten bei der „Plastikbomber“-Generation.

    Ja. Manchmal findet man Diamanten unter den Steinen ... ;)

    Sie mußten eben sparen. Und bei den Manuals war das am offensichtlichsten. Die hatten einfach nicht mehr die Tiefe und Qualität der alten, klassischen Duals. Schön. Ist halt so.

    Und obwohl ich die Dinger immer lästerlich als "Plastikbomber" tituliere, ist jeder von denen in der Lage Kreise um einen heutigen "modernen" USB-Dreher zu fahren. Selbst in der damals schon ziemlich abgespeckten Variante waren das im Kern sehr gute und taugliche Geräte. Die Probleme fangen dann an, wenn irgendwas abgebrochen ist - oder - der Prozessor die Kurve gekratzt hat.
    Ich habe selber einen CS620Q in der Sammlung und das ist, wenn man es auf die reine Funktionalität runterbricht, ein absolut taugliches und brauchbares Gerät.

    Habe leider schon voreilig vor deiner Antwort Silikonöl bei einem der besagten eBay-Wucherer bestellt, immerhin das richtige 300.000er. Vielleicht auch besser so – bei so großen Mengen trifft mich am Ende auch noch das Dauerbastlersyndrom und meine Wohnung verkommt zur Werkstatt für kränkliche Duals.

    1979 habe ich mir einen Sony PS-T1 brandneu gekauft. Zusammen mit dem STR-313L Receiver, die eine Schneider TS-1702 Kompaktanlage mit Garrard SP25 Mk.IV ersetzt haben. Diese Komponenten bildeten mit einer Akai X-1810D Bandmaschine und einem Sansui SC1110 Cassettendeck an zwei dänischen "Mülltonnen" (Zweiwege im Waschmitteleimer-Design) den Kern meiner heimischen Stereoanlage. Duals kamen nur am Rande vor, insofern, als daß ich in der Zeit viele Kompaktanlagen mit Duals drin von CDS-Keramiksystemen auf z.B. AT95E, Ortofon OMB5 oder Shure M75-6 umgebaut habe. Einschließlich Einbau eines selbstgebauten 4-Transistoren Vorverstärkers auf selbstgefertigen Leiterplatten.

    Dann habe ich eine Umschulung in Essen gemacht, wo ich nach kurzer Zeit eine eigene Anlage zusammengesucht habe. Einen Marantz 2226B Receiver, ein Marantz 5010 Cassettendeck ... und einen Dual 1220 in der kleinen Zarge mit der "Mauseloch"-Haube. Alles für einen kleinen Taler in der Nähe aufgegabelt und aus dem Kleinanzeigenteil der lokalen Zeitung. Der Dual bekam auch ein AT95E und ich hatte eine Akai GX-266D Bandmaschine und zwei No-Name-Boxen mit Pioneer-Chassis von zuhause mitgebracht.

    Der Kram hat mich dann in meine Hamburger Wohnung begleitet, wo ich zwischen Ende 1987 und Ende 1997 gewohnt habe.

    Dual ist - außer dem 1220 mit dem AT95E - wieder in mein Leben getreten, als ich in meiner Heimatstadt zu Fuß aus der Stadt kommend auf dem Weg nach hause war. Ich hatte meinen Chrysler Saratoga in der Inspektion und wollte nicht warten. Unterwegs war eine Hausräumung und auf dem Gehweg stand ein Dual 1019 im Holzgehäuse mit heiler Haube und M75M-G. Sollte in die Mulde. Verstärker / Tuner / Boxen hatten schon "Liebhaber" gefunden und ich habe den schweren Dual-Kasten 2 Kilometer bis nach Hause geschleppt.

    Der hat dann mein Interesse an den "alten Plattenspielern" wieder getriggert und ich habe angefangen, die Träume meiner Teenagertage zusammen zu kaufen. 1228, 601, 701 (hat lange gedauert), 704 (stand keine fünf Kilometer von meiner Wohnung herum) und die ganzen alten Kisten: 1010, 1015, 1009 ... 1019 habe ich zeitweise ein halbes Dutzend gehabt, von den 1228 sogar mal 10 oder 12. Sieben oder acht 601 ...
    Als das Familienhaus das erste Mal an "fremde Leute" vermietet wurde, mußte ich meinen Lagerkeller räumen. Bin dann in eine 60qm Räumlichkeit in einer Industriebrache umgezogen und habe Hifikrempel zum Kilopreis gekauft. Ich hatte ja Platz.
    Ja. Hatte.

    ...

    Ab und zu verlassen mich auch mal Geräte, aber allein Plattenspieler muß ich noch so um 70 Stück haben.
    Plus denen in Anlagen, wie P, HS oder KA. Viel Dual. Bißchen Braun, bißchen Sony ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Soo, heute kam das Silikonöl an, also habe ich den Plattenspieler noch ein vorerst letztes Mal zerlegt. Die Operation war dank deiner Ratschläge, Wacholder, wieder erfolgreich und die Nadel setzt sich nun wie von dir empfohlen in ziemlich genau einer Sekunde ab. Will heißen, dein Bauchgefühl, aufs 300.000er-Silikonöl zu setzen, war ein Schuss ins Schwarze. Falls das jemand in Zukunft liest und nach Tipps sucht: Zum Auseinanderbauen des Plattenspielers kann ich das iFixit-Reparaturset sehr empfehlen, besonders hilfreich sind die Plektren, von denen man insgesamt vier zwischen die Gehäuseclips steckt, jeweils eins rechts und links unten an der Frontabdeckung und nochmal zwei an den Clips an der Unterseite zwischen Gehäuse und Frontabdeckung.

    Mit dem „Spudger“ oder Spatel kann man anschließend ganz einfach die zwei Haltenasen der Kunststoffabdeckung rechts auf der Oberseite lösen. Die Werkzeuge sind speziell für solche Kunststoffclips gedacht und reduzieren das Risiko, die Haltenasen abzubrechen, enorm. Legt man etwas Feingefühl an den Tag, geht das ganze so deutlich stressfreier und sicherer vonstatten, als wenn man mit irgendwelchen metallenen Schraubenziehern rumhantiert und dabei sich selbst und den alternden Kunststoff stresst. Mit der gebogenen Pinzette kann man Steuerpimpel und andere Kleinteile gut (de-)montieren und auch die Tonarmkabel einfacher aus- und einstecken.

    Spezifisch für das Plumpsliftproblem kann ich dank der hilfreichen Fotos, die zeigen, wo genau man das Silikonöl aufzutragen hat, diesen Thread empfehlen (natürlich hast du auch hier mal wieder den Tag gerettet, Wacholder ^^).

    Nur Achtung bei folgendem Teil: „Man braucht auch die Stellschiene nicht abzunehmen, sondern es reicht sie zur Seite zu schieben.“ – Das hatte ich anfangs missverstanden und angefangen, etwas grob herumzubiegen, bis ich mir dann nochmal Gedanken gemacht und festgestellt habe, dass gemeint ist, dass das Lagerteil 101 trotzdem mithilfe des Sprengrings entfernt werden muss und erst dann die Stellschiene zur Seite geschoben werden kann.

    Auch war mir anfangs nicht klar, dass bei Schritt 2 („Steuerpimpel 85 abnehmen und Heberbolzen 60 austauschen. Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.“) in der Service-Anleitung nicht der berüchtigte, zur Selbstzerstörung neigende Steuerpimpel im Inneren gemeint ist, der für die Automatik zuständig ist, sondern dass es noch einen zweiten Steuerpimpel gibt, den man nach oben abziehen muss, ehe man den Heberbolzen ausbaut: 333519-2-img-2238-ok-jpg


    Nun funktioniert mein schöner 630er – ich persönlich mag ja die 80er-Jahre-Ästhetik sehr gern, vielleicht auch weil ich die Zeit selbst nicht erlebt habe :D – wieder wie am ersten Tag, zum ersten Mal ohne Problemchen, seit ich ihn mir vor ca. 10 Jahren gekauft habe. Nächste Woche geht’s in den Plattenladen und dann wird er ordentlich gefüttert.

    Sehr interessant, die Entstehungsgeschichte deiner Bastelaffinität zu erfahren, wacholder, du hast ja wirklich eine Menge Schätzchen kommen und gehen sehen. So langsam bin ich fürchte ich auch angefixt – so einem schönen, alten Gerät neues Leben einzuhauchen, ist schon ein verdammt gutes Gefühl und obendrein noch, wie das Modewort so schön heißt, nachhaltig. Mir persönlich gibt es viel mehr, ein technisch gut durchdachtes Gerät aus der Hochzeit der Plattenspieler wieder herzurichten, als ein maßlos überteuertes Neugerät zu kaufen, das hinsichtlich seiner Messwerte und Funktionen unseren schönen Klassikern oft maßlos unterlegen ist (Start-/Stoppautomatik wird ja in „Audiophilen-Kreisen“ regelrecht verpönt und stupide behauptet, sie wirke sich negativ auf den Klang aus, was die damaligen Ingenieure selbstverständlich zu verhindern wussten).


    Abschließend noch einmal vielen Dank für deine Ratschläge, die sicherlich schon den einen oder anderen Klassiker vorm Wertstoffhof bewahrt haben, und natürlich auch an alle anderen, die hier im Forum ihr hart erarbeitetes Fachwissen mit uns blutigen Anfängern teilen! :saint: Wir laufen uns hier sicherlich noch ein paar Mal über den Weg, wenn ich dem Bastelwahn schlussendlich auch nachgebe.


    Yep. Krempel verhält sich physikalisch gesehen wie ein Gas. Er füllt den verfügbaren Raum aus.

    Die Entropie ist nun mal ein Naturgesetz. ^^

    Einmal editiert, zuletzt von EiF0hn (13. Januar 2025 um 23:38) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von EiF0hn mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hi Rene !

    Ich weiß nicht, ob Du schon über dieses inzwischen fast sechs Jahre alte Horrorvideo gestolpert bist.
    Der Gesamtzustand ist in den Jahren seitdem *nicht* besser geworden.
    Im Gegenteil: Bewegungsfläche ist inzwischen absolute Mangelware.

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    8|=O:rolleyes:

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Für den einen Horror, für den anderen Himmel auf Erden ;) Mich könnte man mit Sicherheit eine Woche lang in dein Lager einsperren, ohne dass es mir langweilig werden würde :D

  • Mich könnte man mit Sicherheit eine Woche lang in dein Lager einsperren, ohne dass es mir langweilig werden würde :D

    Mich könnte man auch eine Woche da einsperren, ohne daß mir langweilig wird.

    Aber
    - die Post liefert nicht an die Adresse. Das macht den Teile-Zufluß schwierig
    - es gibt keine Heizung mehr und im Moment ist es da schweinekalt
    - der nächstgelegene Pizzadienst fängt erst um 16:00 Uhr an und hat 20 Euro Mindestbestellwert

    (Komisch eigentlich: Da ist man als Junge geboren, als Junge erzogen worden, definiert sich als Mann ... und nach der Portionsgrößentabelle der Lebensmittel-Industrie ist man eine vierköpfige Familie ... !)


    :D

    Peter aus dem Lipperland

    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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