Weißer Rauch aus CS 620 Q

  • RP12 ist jetzt durch 1R8 und eine 250mA Feinsicherung ersetzt, RP05 durch 1R plus die Feinsicherung.


    Die Steuerplatte reagiert wieder normal. Aber: Der Motor läuft nicht rund. Er läuft nur ein Stück, stoppt, läuft weiter, stoppt wieder usw. Jede Umdrehung teilt er in mehrere Intervalle auf, eine Umdrehung dauert ein paar Sekunden.

  • So ...


    Jetzt nochmal geordnet und in Technoslowakisch.


    Der Direktantrieb nutzt ein Tachosignal, was er durch eine Art Mäander auf der Platine abgreift. Damit weiß der Prozessor, wie schnell der Motor dreht.
    Der Ausregelprozeß bei dieser Art Motoren ist nicht kontinuierlich, wie bei den "großen" EDS920, 930 oder 1000, sondern fragt alle paar Millisekunden den Tachogenerator ab und stellt danach das Ausgangssignal für die Motorstrom-Regelung.


    Ohne den Teller passiert folgendes:
    - der Prozessor macht einen Reset und stellt fest: der Motor steht.
    - er schaltet in den Modus "Anlaufen" = Volle Kraft voraus.
    - der unbelastete Rotor dreht rabiat los.
    - bei der nächsten Abfrage meldet der Tachogenerator: viel zu schnell.
    - der Prozessor unterbricht die Stromzufuhr. Seine einzige Waffe gegen einen zu schnell drehenden Motor.
    - der unbelastete Rotor steht nach wenigen "Schritten" innerhalb seiner Magnetzyklen, also ca. nach weniger als 45 Grad Drehwinkel.
    - der Prozessor kommt aus seiner Warteschleife und stellt fest: Motor steht ... und da sind wir wieder am zweiten Punkt der Liste.


    Der Teller sorgt wie eine Schwungscheibe dafür, daß die Motorleistung langsam hochgefahren wird, bis der Motor *eine Winzigkeit* zu schnell dreht. Dann kann der Prozessor mit der Stromregelung eine Balance finden, damit er nur die Drehzahl hält. Dabei gibt der Teller Schwungenergie ab und der Prozessor braucht nur ein paar Milliwatt an Leistung über den Motortreiber losschicken, damit die Balance erhalten bleibt.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi,


    das nenn ich mal eine angenehme Überraschung. Hatte schon befürchtet, es gäbe noch einen Schaden. Und ich müsste nun auch noch die Mechanik zerlegen und neu schmieren. So aber genügte das Auflegen des Plattentellers, und alles war in Butter. Vielen Dank für den Hinweis - und für die ausführliche Erklärung.


    Jetzt muss ich nur noch sehen, wie der neue Pimpel richtig aufgesetzt wird, dann kann der Dreher (hoffentlich) wieder seinen Dienst versehen. Und den Arm müsste ich mir vielleicht noch genauer ansehen. Denke, der müsste eigentlich schweben. Tatsächlich aber gibt es doch einen ziemlichen Widerstand, um ihn nach oben und unten zu bewegen.

  • Hi !

    Tatsächlich aber gibt es doch einen ziemlichen Widerstand, um ihn nach oben und unten zu bewegen.

    In dem Fall würde ich annehmen, daß auch schon mal jemand an den Vertikallagern gedreht hat.


    Das ist *nur* an der linken Armseite einzustellen. Die rechte mit dem Federhaus ist fest und bildet sozusagen das Gegenlager.
    Im linken Vertikallager ist ein angespitzter Metallstift, der in einen Ring aus kleinen Lagerkugeln drückt (innen im Armlager) und außen sitzt eine Kontermutter drauf. Wobei "Mutter" auch was anderes ist. Das ist dieser silberne Zylinder mit dem Loch drin.


    So: Zylinder lösen. Das ist einfach.
    Mit einem passenden Schraubendreher durch das Loch priekeln und die Madenschraube innendrin erreichen.
    Die etwas lösen.


    Wenn Du jetzt *vorne* am Armkopf ganz zart den Handhebel auf und ab bewegst, müßtest Du spüren, wie sich der ganze Arm um die Lagerung drehen läßt. Dann ist das Vertikallager locker. Dann drehst Du langsam wieder fest, bis das spürbare Spiel verschwunden ist ... und davon wieder los, bis es gerade wieder spürbar ist.


    Und dann mußt Du innen den Schraubendreher in dieser Position halten und die Kontermutter wieder etwas andrehen.
    Muß nicht bombenfest sein. Fest reicht schon. "Muß ja nix halten, muß nur halten ..."


    Danach sollte der Arm bei Antiskating = "0" und Auflagekraft = "0" mit dem Gegengewicht so eindrehbar sein, daß er bei einem leisen Antippen vorne ein paar Mal auf und ab schwingt und in waagerechter Ausrichtung wieder zur Ruhe kommt.


    Noch wieder Auflagekraft und Antiskating einstellen ... paßt.


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Besten Dank an alle, die mir mit ihren Tipps geholfen haben, meinen Dreher wieder flott zu bekommen.

  • Hi !

    Besten Dank an alle, die mir mit ihren Tipps geholfen haben, meinen Dreher wieder flott zu bekommen.

    Bitte sehr, gern geschehen.


    Demnach hast Du das Pimpelproblem und eventuelle Einstellung des Armlagers auch in den Griff gekriegt ... ?


    Dann viel Spaß mit dem Gerät.
    Wenn wieder was sein sollte: irgendwer ist schon wach ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi !
    Demnach hast Du das Pimpelproblem und eventuelle Einstellung des Armlagers auch in den Griff gekriegt ... ?


    Richtig, alles in Ordnung. Und da ich von den Sicherungen, Widerständen und Kondensatoren noch reichlich habe, ist für die nächsten Jahrhunderte vorgesorgt. Obwohl: Ohne die Knallfrösche gibt als nächstes sicher ein anderes Bauteil seinen Geist auf.

  • Hi !

    Obwohl: Ohne die Knallfrösche gibt als nächstes sicher ein anderes Bauteil seinen Geist auf.

    Eher nicht, wenn Du Dir alle zwei Jahre mal die Arbeit machst, den Motor zu zerlegen, die Sackbohrung, in der der Rotor läuft, mit etwas Feinmechanikeröl sauber zu putzen und wieder ein paar Tropfen frisches Öl reinzuträufeln.


    Diese Motorenfamilie hat ein etwas sparsam berechnetes Umfeld. Also: Treiber und Stromversorgung. Das ist aus Kostengründen erstens schlicht und zweitens dicht an der Belastungsgrenze konstruiert worden. Solange der Motor selber nicht gegen einen inneren Widerstand andrehen muß, ist alles in Ordnung und das Ding kann noch so lange laufen, bis die Plastikteile derart versprödet sind, daß sie zerkrümeln. Aber dann muß das Hauptlager zyklisch von altem, klebrigen Ölschmodder befreit und nachgeschmiert werden. Alkohol und Lösungsmittel an der Stelle sind nicht so angeraten. Die Lagerung ist eine Bronzebuchse, die kleine "Öltaschen" hat, in der sich der feine Ölfilm halten kann. Der Alkohol wäscht das da wohl raus, lagert sich aber selber dort an und verdunstet nicht so schnell. Die nachfolgende Ölfüllung der Wandungen ist dann teilweise unvollständig und wäscht widerum erstmal den Rest vom Alkohol raus und da kann es zu Reibungseffekten (= Verschleiß) kommen. Daher eine Reinigung nur mit einem Q-Tips mit etwas Öl dran, um den Dreck aus der Bohrung zu kriegen.


    Wenn die Sicherungswiderstände aufgeben, dann ist das in 9 von 10 Fällen dadurch verursacht, daß die dahinterliegenden Sieb-Elkos den Geist aufgegeben haben.
    Ich habe es bisher noch nicht erlebt, daß das durch einen blockierenden Motor passiert ist. *Das* kriegt der Prozessor abgefangen. Dann blinken vorne die LEDs so lustig, aber es kommt nicht zu einer dauerhaften Überlastung.
    Ein paar Stellen auf dem Board sind einfach schlecht designed, wie die direkt auf der Platine liegende Z-Diode für den 5V-Regler. Das ist dumm gemacht, von unten ist kaum Luftzufuhr zu erwarten und so toastet die Diode das Board. Ein paar Millimeter Abstand wirken da Wunder.


    Ach - wir werden ja sehen, wie lange das hält ...


    ^^

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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