Suche Hilfe mit einem DUAL 601 in Münster

  • Hallo liebe Forengemeinde,


    habe mich als Vinylanfänger daran versucht einen DUAL 601 Plattenspieler aus der Verwandtschaft zu restaurieren (siehe hier). Habe bereits ein Cinchkabel angelötet, Knallfrösche getauscht, Steuerpimpel gewechselt und alles nach der Serviceanleitung mit fast Originalmitteln neu geschmiert. Kriege das schöne Teil aber leider nicht so ganz rund zum laufen (zur Zeit Probleme mit dem horizontalen Freiläufigkeit des Tonarms) und habe mir überlegt, dass es wohl das beste sei mal einen Experten drüber gucken zu lassen. Der DUAL 601 macht seinem Ruf als "Zicke" aller Ehre ;) und so langsam aber sicher möchte ich jetzt auch mal angangen damit Musik zu hören. Bevor ich das Ding jetzt in einem HiFi Laden abgebe und gar nichts mehr mit der Restauration zu tun habe, dachte ich mir mal hier nachzufragen, ob mir jemand unter die Arme greifen könnte? Natürlich würde ich die Person auch finanziell für die Hilfe entschädigen. Ansonsten würde ich mich auch über Hinweise zu einem geeigneten HiFi Händler in der Umgebung freuen.


    Vielen Dank und Grüße.

  • Moin Stefan,


    ich komme aus Senden und würde Dir meine Unterstützung anbieten.
    Riementriebler sind zwar nicht so ganz meins, aber bekanntlich sehen ja 4 Augen mehr als 2.
    Ansonsten könntest Du das Boardmitglied dirtiest ansprechen/-schreiben, der kommt aus MS.

    Gruß


    Thorsten

  • zur Zeit Probleme mit dem horizontalen Freiläufigkeit des Tonarms

    Hallo Stefan,


    wie "fühlt" sich das denn an? "Hakelt" der oder kommt das eher so, wie eine zähe Bewegungsbehinderung, als ob Etwas schleift oder als ob der Arm gegen den Zug einer Feder ankämpfen muss? Oder ist das wirklich mehr so'n Gefühl, wie Behinderung durch Reibung?


    Wenn's "hakelt" "klötert" oder "ruckelt", also auf dem Schwenkweg ungleichmässig mal stärker oder weniger stark bremst, könnten das die Tonarmlager sein, die mutmaßlich zu fest angezogen sind (oder irgenein Wahnsinniger hat da Schmierstoff hinein getan und das ist verklebt/verharzt oder hat zusammen mit Staub/Dreck Klümpchen gebildet, über die die Kugeln holpern). Wären die Lager zu locker, sähe das Fehlerbild anders aus. Die Lagerspitzen sind sehr empfindlich, die dürfen nach dem Einstellen nicht zu stramm sitzen; sie sollen gerade mal "richtig" im Lager sitzen und dann sollte man die Madenschraube mit der Lagerspitze vorn dran vor dem Kontern 'n Tuck "zurück drehen" und während des Konterns mit dem Schraubendreher in dieser Position fixieren.


    Eine kontinuierliche Behinderung, wie gegen eine Federkraft kann dran liegen, dass sich die Tonarmkabel unterm Chassis nicht frei bewegen können. Das ist unabhängig von der Antiskatingkraft zu sehen, die zum Einen ja jeweils nur in eine Richtung oder gar nicht wirkt ("0-Stellung") und Zweitens gar nicht die Kraft aufbringt, um eine deutliche Bewegungseinschränkung zu verursachen. Im Falle zu straffer Kabelage ist deren Verlegung vorsichtig zu optimieren, ohne die empfindlichen, dünnen Scheissdrähtchen zu beschädigen. Kabelbruch hat man da schnell selbst verursacht. Ist aber gut zu bewältigen, wenn man nicht gerade Grobmotoriker ist.


    Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich, dass Irgendwas über irgendeinen Pimpel schleift und die Bewegung bremst - das wäre dann Einstellungssache. Guck dir dazu mal die Stelle an der Tonarmaufhängung an, an der der Arm oberhalb der Platine (!) durch den Liftbolzen angehoben wird. Wenn der Bolzen etwa nicht absinkt, wenn du den Lift zur Absenkung betätigst, könnte es hier "schleifen" und somit bremsen. Dann benötigst du 'ne Liftkur...
    Toi toi toi und freundliche Grüsse



    Robert

  • ...dachte ich mir mal hier nachzufragen, ob mir jemand unter die Arme greifen könnte? Natürlich würde ich die Person auch finanziell für die Hilfe entschädigen...

    Moin,


    wir können gerne nen Tag aussuchen und du kommst mit dem Dreher vorbei. Bis Hiltrup ist vonne City ja nicht allzu weit.
    Drei Bedingungen:
    1. Gute Laune ist mitzubringen
    2. Kein Wort über mein Messizimmer
    3. Für Geld mach ich das nicht!


    :D :D :D


    Grüße Jo

  • Danke für eure Rückmeldungen!

    Eine kontinuierliche Behinderung, wie gegen eine Federkraft kann dran liegen, dass sich die Tonarmkabel unterm Chassis nicht frei bewegen können. Das ist unabhängig von der Antiskatingkraft zu sehen, die zum Einen ja jeweils nur in eine Richtung oder gar nicht wirkt ("0-Stellung") und Zweitens gar nicht die Kraft aufbringt, um eine deutliche Bewegungseinschränkung zu verursachen. Im Falle zu straffer Kabelage ist deren Verlegung vorsichtig zu optimieren, ohne die empfindlichen, dünnen Scheissdrähtchen zu beschädigen. Kabelbruch hat man da schnell selbst verursacht. Ist aber gut zu bewältigen, wenn man nicht gerade Grobmotoriker ist.

    Das klingt zutreffend. Nach der Serviceanleitung soll ja ab einer Skatingkraft von 0,5 der Arm langsam nach Innen schwingen. Bei mir tut er es jedoch erst ab ca. 2.


    Drei Bedingungen:
    1. Gute Laune ist mitzubringen
    2. Kein Wort über mein Messizimmer
    3. Für Geld mach ich das nicht!

    Diese Bedingungen kriege ich erfüllt ;-). Dann machen wir mal einen Termin aus.

  • Moin zusammen,


    für diejenigen, die den Thread verfolgt haben:
    Gestern kam Stefan mit seinem 601 zu mir. Ging nicht früher, weil ich berufsbedingt mehr als ausreichend zu tun habe.


    Also das Chassis aus der Zarge und in den Montagebock - damit man eben auch mal sehen kann, was die Mechanik so macht. Aber bereits nach händischem Betätigen des Tonarms fiel mir auf, dass das horizontale Lagerspiel etwas viel war. Unten gepackt, konnte man das Werks locker 5mm kippen. Wow.
    Stefan meinte, das obere Lager nachziehen und gut ist. Habe darauf hingewiesen, dass wir nicht wissen, warum das Spiel so groß ist und dass es durchaus sein könnte, dass das untere Gegenlager - aus welchen Gründen auch immer - hin ist. Für mich sah das aus, als fehlten da Kugeln.
    Für solche Arbeiten brauche ich Ruhe, also hat Stefan den Dreher hier gelassen. Gestern - nein, war schon heute morgen - habe ich mich damit auseinandergesetzt.
    Tonarmkäbelchen am Kurzschließer ab, untere Platte ab, alles auseinander.
    Das kam dabei zum Vorschein:



    Aha, war meine Vermutung doch richtig. Eine Kugel fehlt, aber was viel schlimmer ist, der Deckel des Lagers hat schwer gelitten. Als hätte man mit Gewalt die innere Bohrung einseitig vergrößert. Warum das so ist und was da genau mit passiert ist, lässt sich nur mutmaßen. Ist aber auch egal. Siehe hier:



    So wundert es nicht, dass der Tonarm in seiner horizontalen Bewegung hakt, bzw. nicht frei beweglich ist.


    Der Lagerkäfig sitzt und passt. Innen linksseitig kann man die Spuren der Lagerspitze sehen.



    habe den Lagerdeckel mit einem Dorn wieder in Form gebracht - manchmal freue ich mich, dass ich mein "Autoschrauberwerkzeug" nicht entsorgt habe. Zudem aus meiner Wunder-Teile-Tüte das passende Kügelchen entnommen.
    Die Kugeln ins Lager verteilt und den Deckel eingepresst - natürlich mit viel Gefühl.



    Nachdem dann alles wieder zusammen war, habe ich - wie bei allen meinen Drehern - das Lagerspiel mit Messuhr eingestellt. 3/100mm - besser gings nicht. Die Aussage im SM, dass das Lagerspiel so einzustellen ist, dass es gerade noch so fühlbar ist, halte ich persönlich für viel zu schwammig. Was bitteschön ist "gerade noch fühlbar"? Sind das 2/100stel, oder 2/10tel? Deswegen mache ich das mittels Messuhr, so kann ich dann eine genaue Aussage treffen, nämlich hier in diesem Fall 3/100stel mm


    Zeiger der Uhr auf 0



    Zeiger der Uhr auf +3



    Test: Armbewegung = geht ja fast von alleine, sowas von leicht :thumbup:


    Wunderbar, hat sich der Aufwand gelohnt, das Werks zu zerlegen und zu checken.



    Die original Nadel des M20E sieht unterm Mikroskop und auch unter der Lichtlupenbrille ganz gut aus.


    Also Scheibe aufgelegt und Hörprobe = yeah, alles fein.



    Ich denke mal, dass Stefan sich freuen wird, dass der 601 jetzt so tut, wie er soll. Ich hab Stefan noch nicht benachrichtigt, er kommt eh morgen vorbei, um den Dreher mitzunehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von dirtiest ()

  • Du bist halt ein Könner. Kannst Du nicht irgendwann mal ein paar Kurse "Dual-Technik" auflegen? Gern auch kostenpflichtig. Ich komme bestimmt ...

    freundliche Grüße


    Ralph

  • Hallo,


    sauber, sauber. Wenn er das Gerät abholt sollte er schon min. 3 - 4 Schachteln Kaltgetränk nach Wahl mitbringen...


    Tolle Arbeit.


    Peter

    Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes ›noch‹ nicht besaßen, was wir heute besitzen.
    Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
    (Tucholsky)

  • Ich kann bestätigen: Stefan freut sich :D:D . Es läuft gerade meine erste Platte: "Pink Floyd - Wish you where here" an meinen Duetta Tops. Wow hätte nie gedacht, dass mit Platte so etwas möglich ist. Ein Traum, klingt echt fantastisch.


    Also vielen Dank nochmal an Jo, wirklich sehr schöne Arbeit!!

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