Anfängerprobleme Tonarmjustage, Motorabschaltung und Wechsler DUAL 1215

  • Hallo,
    toll, dass es ein solches Forum gibt. Seit kurzem bin ich Besitzer eines DUAL 1215 Plattenwechslers. Ich bin noch totaler Laie in Hinblick auf Technik, Wartung und Eigenheiten meines Dual-Wechslers, habe aber durch dieses Forum bereits viel erfahren.
    Bevor ich letzte Woche bei ebay Kleinanzeigen zugeschlagen habe, habe ich mir hier ein paar Meinungen durchgelesen und mich letztendlich gegen einen neuen USB-Plattenspieler von Philips, Medion & Co. entschieden. Die Wechslerfunktion war dabei ausschlaggebend.


    Ein paar erste Testläufe habe ich mit meinem Dual bereits absolviert und habe dabei einige Makel entdeckt.
    Im Forum gibt es bereits zahlreiche Beiträge die meinen Problemen nahe kommen, aber da ich nicht weiß, welche Geräte ähnlicher Bauart sind, die Informationsflut gigantisch ist und ich wie erwähnt noch komplett am Anfang stehe, bin ich da völlig überfordert... :S


    Hier hakts:

    • Tonarmjustage: Als ich den DUAL 1215 bekam und meine Testplatte auflegte, habe ich gleich festgestellt, dass der Tonarm auf der Platte schleift, wie ein Hobel in der Schreinerwerkstatt. Ich habe mit dem hinteren Gewicht den Schwerpunkt so verlagert, dass gerade so nichts mehr schleift. Das seitliche Rädchen steht nun auf 0 vorher 1).
      Problem 1: Im Wechslerbetrieb/generell schwenkt der Tonarm zu stark nach oben
      Problem 2: Der Tonarm fährt am Ende der Platte nur wenige cm zurück und kommt gar nicht in die Nähe der Ausgangsstellung.
      Wenn ich das Gewicht nun wieder zurück verlagere schleift der Tonarm wieder auf der Platte. Oder ist ggf. die Nadel zu alt/schwach. Diese ragt bei mir nur 1-2 mm aus dem Gehäuse heraus.


    • Motorabschaltung: Der Plattenteller verhält sich wie ein VW-Käfer. Nachdem man auf Start gestellt hat, verrichtet der Plattenteller unstoppbar seinen Dienst. Geht/steht der Schalter auf aus, dreht er sich jedoch langsamer.

    Für jeden hilfreichen Tipp/Link bin ich dankbar :)


    Viele Grüße
    Tobias

  • Hi Tobias !


    Zunächst mal ein Herzliches WIllkommen in der überraschenden und bunten, manchmal etwas verwirrenden Dual-Welt ! ^^


    Der 1215 ist ein schönes Stück, noch -fast- aus dem vollen Material gefräst und nach einer gründlichen Überholung ein guter, nahezu unzerstörbarer Spielpartner.


    Probleme und Einstellungen:
    Da verweise ich zunächst mal auf die wichtigen Dokumente in unserer Datenbank.


    Servicemanual mit Teilelisten und Reparaturhinweisen:
    http://dual.pytalhost.eu/1215s/


    Leider gibt es hier keine Bedienungsanleitung für den 1215 - aber für den technisch sehr ähnlichen 1214, der nur einen Rohrtonarm statt des Alu-Profilarms hat:
    http://dual.pytalhost.eu/1214/



    Tonarm-Einstellung.


    Die ist erstmal abhängig davon, welcher Tonabnehmer montiert ist. Beim 1215 war sehr oft das Shure M71 M-G drunter.


    Grundeinstellung geht wie folgt:


    - Auflagekraft-Rädchen (rechts am Arm) auf "0" stellen


    - Arm zwischen Auflage und Plattenteller schwenken


    - Handlift auf "senken" stellen
    - durch Drehen des Gegengewichts den Arm in die Balance bringen


    (Der Arm "schwebt" in waagerechter Ausrichtung und nach leichtem Antippen pendelt er sich auch so wieder ein)


    - Arm auf die Ablage zurücklegen und verriegeln


    - Auflagekraft am Rädchen entsprechend der im Tonabnehmer verwendeten Nadel einstellen


    (Beim M71 mit der beigen NB71 Nadel auf "2.5" einstellen)



    Fertig.



    Bei diesem Gerät ist die Antiskating-Kompensation nicht oben am Gerät einzustellen, sondern nur unten in der Mechanik. Ich denke aber, daß der mal für dieses System passend eingestellt wurde, was da noch druntersitzt. Wenn nicht, ist das erstmal auch nicht schlimm. Grundsätzlich sollte das auch so funktionieren.



    Stoppt nicht.


    In 9 von 10 Fällen ist die Mechanik mit altem Schmier verklebt. Der Starthebel springt dann nicht in die Neutralstellung zurück und der "lange Schaltarm" untendrunter, fällt nicht in seine Ruhestellung zurück. Dann bleibt der Motorschalter angezogen, der Motor läuft weiter und das Reibrad hat zwar weniger Grip, reicht aber immer noch, um den Teller in Bewegung zu halten.


    Da wirst Du um eine größere Aktion nicht drumherum kommen. Aber das trifft Besitzer von "Lagergeräten", die selten, vor langer Zeit oder noch nie gewartet wurden, eigentlich immer. Da können wir Dir im Detail sicher weiterhelfen.



    Dazu brauchen wir aber noch ein paar Details, zum Beispiel über das verwendete Tonabnehmersystem und in welcher Zarge das Gerät eingebaut ist.



    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,
    vielen Dank für die schnelle und sehr ausführliche Antwort. Ich habe die Tonarmeinstellung nach Deiner Anleitung vorgenommen und denke das hat soweit geklappt.
    Bei meiner Nadel handelt es sich um eine DN242 / DMS242E. Zarge ist eine CK6.
    Beim Tonarm ist ganz hinten ein Teil des Plastiks abgebrochen. Dies hat vermutlich Auswirkung auf die maximale Lifthöhe. Hier werde ich mir eine temporäre Lösung ausdenken.
    Bleibt neben dem Motor noch das Problem, dass der Tonarm nicht weit genug zurückfährt und mitten auf der Platte wieder ausetzt. Das ist zumindest im Wechslerbetrieb ein Problem. Werde diesbezüglich noch ein wenig testen, nachdem ich die Höhenproblematik behoben habe.


    Motor und zugehörige Mechanik gehe ich dann wohl über die Weihnachtsfeiertage an :)


    Viele Grüße
    Tobias

  • Hi Tobias !

    Bei meiner Nadel handelt es sich um eine DN242 / DMS242E. Zarge ist eine CK6.

    Das DMS242E ist mit niedrigerer Auflagekraft zu fahren.
    Bei der Originalnadel gibt der Hersteller 1.25 - 1.75p an. Das ist ein System, wofür der 1215 *eigentlich* nicht die notwendigen Qualitäten mitbringt. Es kam üblicherweise mit den Direktantrieblern 621 und 491 ...


    http://dual.pytalhost.eu/systeme/dms242-002.jpg


    Bleibt neben dem Motor noch das Problem, dass der Tonarm nicht weit genug zurückfährt und mitten auf der Platte wieder ausetzt. Das ist zumindest im Wechslerbetrieb ein Problem.

    Bei den späteren Modellen ab dem 1220 bekommt man bei dem Fehlerbild immer den Begriff "Steuerpimpel" um die Ohren gehauen, was ein kleines Kunststoffhütchen in der Mechanik ist. Aber der 1215 entstammt noch einer früheren Generation und bei dem sieht das optisch ein wenig anders aus.
    Was er hat, ist eine Reibfläche unterhalb des Tonarm-Liftbolzens. Bei den alten Modellen ist das Liftrohr im sogenannten "Armsegment" unterhalb des Arms festgemacht und schwenkt mit dem Arm mit. Bei den späteren Modellen hat man auf ein im Chassis fest verankertes Liftrohr gewechselt.


    So. Diese Reibfläche (# 231) unterhalb des Lifts übernimmt aber die gleiche Funktion, wie der Steuerpimpel der späteren Modelle: Der Haupthebel (# 193) drückt dagegen und bewirkt über die horizontale Auslenkung des Kurvenrades (# 223) die horizontale Bewegung des Tonarms.
    Ich würde das Gerät mal aus der Zarge herausnehmen und links herüber um 180° gedreht ("mit dem Bauch nach oben") auf einem alten Tuch auf der linken Seite der Zarge ablegen. So, daß der Tonarm nirgendwo anstößt.
    Dann mal eine der Sicherungsscheiben (#1 87 oder # 189) von der Achse (# 186) des Haupthebels entfernen, die Achse rausziehen und den Haupthebel entnehmen.


    Mit Alkohol die Fläche # 231 säubern, ebenso die Friktionsfläche des Haupthebels. Fett oder so hat zumindest in dem Bereich, wo er die Kraft auf die Reibfläche übertragen muß, nichts zu suchen. Es gibt unglücklicherweise einen Bereich auf der Unterseite des Haupthebel, auf dem die Liftschiene entlangreibt. Dort sollte *ein wenig* MoS2 (Molykote) verstrichen werden, damit sich das Ding nicht in den Haupthebel eingräbt ...


    Alles wieder zusammenbauen und gucken ob sich die Situation verbessert hat.



    Bei diesem Gerät ist die Antiskating-Kompensation nicht oben am Gerät einzustellen, sondern nur unten in der Mechanik. Ich denke aber, daß der mal für dieses System passend eingestellt wurde, was da noch druntersitzt. Wenn nicht, ist das erstmal auch nicht schlimm. Grundsätzlich sollte das auch so funktionieren.

    In meiner ersten Antwort hatte ich behauptet, daß das Antiskating bei dem Modell auch noch von unten einzustellen wäre, wie beim 1214 - aber das stimmt nicht. Es wird gleichzeitig mit der Auflagekraft im gleichen Maß eingestellt. Soweit ich mich entsinne, ist der 1215 der einzige Dreher, wo das so gehandhabt wird.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    vielen Dank für die zahlreichen Erklärungen und Tipps. Da scheine ich ja noch ein wenig Arbeit vor mir zu haben, bis ich zu meinem uneingeschränkten Hörgenuss komme.
    In der vergangenen Woche hatte ich leider kaum Zeit, um mich mit dem DUAL zu beschäftigen. Ich werde das Gerät wohl zerlegen, sobald ich beruflich etwas weniger zu tun habe. Voraussichtlich nicht vor Weihnachten. Bis dahin müssen die alte Nadel und der Normalbetrieb ausreichen. Dann lerne ich auch gleich die komplette Mechanik kennen. Vielleicht bau ich mir irgendwann ja mal einen eigenen Plattenspieler :) Die Videokamera wird jedenfalls alles hochauflösend dokumentieren, so dass jede Schraube wieder an den vorgesehenen Platz kommt. Bei Laptops bleibt nach dem Zerlegen ja gerne mal eine Schraube übrig...


    Viele Grüße
    Tobias

  • Hi Tobias !

    Bei Laptops bleibt nach dem Zerlegen ja gerne mal eine Schraube übrig...

    Das ist bei den Plattenspielern nicht anders.
    Und genauso werden das mit jedem Zerlegen / Zusammenbauen jedesmal weniger Teile, die übrigbleiben ... :D


    Reste nicht zu weit wegpacken.
    Irgendwann dämmert es einem mal, wo man die noch unterbringen könnte.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

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