Rauchender Musical V5

  • Hallo zusammen,


    Und wieder mal: Fragen über Fragen!


    Nach ewigem Suchen ist mir endlich ein Musical 5V zugelaufen. Leider ist das Gerät
    ziemlich am Ende. Vom toten Rex, mit abgebrochener Tonarmstütze, abgesehen, ist die Elektrik des
    Verstärkerteils mein Problem.
    Als ich das Gerät angeschaltet habe, gab es ein Brutzel-Geräusch von sich. Kurz darauf stieg
    weißer Rauch aus dem Gerät. Also habe ich das Verstärkerteil geöffnet, und siehe da:
    Der Trafo knistert und raucht. 8o


    Nun meine Frage: Kann mir irgendjemand sagen, was das für ein Trafo ist, und ob man die
    Teile noch wo kaufen kann? (Ich fürchte nicht--- nach 50 Jahren)
    Leider kann ich keine Bezeichnung mehr auf dem Trafo erkennen und habe auch keine
    Service-Unterlagen für den Musical 5V.


    Was mich weiterhin beunruhigt, ist die Tatsache, dass bei dem ganzen Gerauche keine Sicherung
    fliegt. Ich habe die Feinsicherung, die im Koffer eingeschraubt ist, herausgedreht und bin etwas
    über den Wert verwundert. Es ist eine 1,25A/250 Glassicherung. Das kommt mir etwas viel vor.
    Hat einer von euch einen 5V und kann mal nachsehen, was im Originalzustand für eine Sicherung
    verbaut ist?


    Es wäre prima, wenn mir jemand von euch helfen könnte. Das Gerät zu verschrotten bringe ich
    nicht übers Herz.


    Viele Grüße,
    Rainer

    Bilder

    --------------------------------------------------------------------------
    *Es gibt auch ein Leben ohne Dual. Aber es ist sinnlos!* ;)
    (frei nach Loriot)

  • Hallo,
    gleiches hatte ich mal mit einem Neckermann- Koffer, made by Körting. Da gab auch der Trafo Rauchzeichen und die Sicherung im Primärkreis kam nicht.


    Kondensatoren mit Kurzschluß waren die Ursache. Ich habe alle Kondensatoren und einige Widerstände getauscht und der Trafo wurde wieder zum Nichtraucher. :D

    Gruß
    Thorsten


    Kommt aus der Rille nur noch Stille, dann hilft auch keine Pille!


    Und ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert! :thumbup:

  • Hallo Thorsten,


    Bedeutet das, ein rauchender, Geräusche machender Trafo, ist nicht automatisch ein
    kaputter Trafo?


    Neue Hoffnung!


    Viele Grüße,
    Rainer

    --------------------------------------------------------------------------
    *Es gibt auch ein Leben ohne Dual. Aber es ist sinnlos!* ;)
    (frei nach Loriot)

  • Hallo Rainer,


    um die "Gesundheit" des Trafos zu testen, solltest Du ihn mal vom Rest der Schaltung trennen. Dann darf er nicht qualmen. Das Qualmen bedeutet ja nicht gleich Durchbrennen...sondern Wärmeentwicklung durch Überlast.
    Son Teil müßte noch irgendwo bei mir rumfliegen, falls er wirklich defekt ist.


    Vorgehensweise: Es sind einmal Sekundär die Anodenspannung (Vorsicht 250V) und die Heizspannung verschaltet.
    Wenn Du Dir nicht sicher bist, lichte ihn nochmal von oben ab und ich zeige Dir, wo abzulöten ist.


    Die restlichen RexTeile kannst Du von mir bekommen.


    VG Matthias

  • Hallo Rainer,
    rauchen und brutzeln deutet auf eine Überlastung hin. Kurzzeitig kann ein Trafo sowas überleben. Was da stinkt und qualmt ist der Isolationslack, mit dem die Wicklung fixiert wurde.

    Gruß
    Thorsten


    Kommt aus der Rille nur noch Stille, dann hilft auch keine Pille!


    Und ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert! :thumbup:

  • Gute Frage, da meine "geheime" Schaltplan-Quelle leider auch kein Schaltbild dafür hat.


    Das Chassis ist nach dieser Quelle wohl das Rex A/4


    Wir können aber sicher sein, daß zumindest die Heizspannung für die beiden Röhren:

    EF94 und EL90 ( E-Typen, aber nicht DER von JAGUAR)


    mit 6,3 Volt bekannt ist und die entsprechende Sekundär-Trafowicklung aufgrund der bekannten Röhrendaten mind. 0,75A Strom vertragen muß.


    Des weiteren ist die Anodenspannung der beiden Röhren möglicherweise 250 Volt, wie in den Beispielbeschaltungen im Radiomuseum angeben, wobei die Summe der dort eingezeichneten Ströme


    4,3mA + 10,8mA + 4,5mA + 45mA = ca. 65mA


    einen Anhaltspunkt für die deren mindestens notwendige Belastbarkeit angibt.


    Eine Primärsicherung von 1,25A ist bei so einem kleinen Koffer aber schon der Hammer. Ich glaube auch nicht, daß die noch "original" ist. Es gab und gibt ja leider viele nette Mitmenschen, die bauen immer erstmal eine grössere Sicherung, als vorgesehen, ein, wenn die Sicherung mit dem richtigen Wert beim Einschalten immer wieder durchhaut, angetrieben von der Hoffnung, man könnte ein Gerät auf diese Weise "reparieren". Ich erinnere mich da z.B. an ein gewisses Uralt-Radio, das mein alter Herr im Sommer auf dem Flohmarkt erwarb (defekt, aber inkl. einer intakten 10A-Sicherung).



  • ...gut recherchiert! ;)


    nur noch kurz zur Info: es gab auch die Variante mit der ECL82. Zweite Ausgabe des 5V. Nicht zu vergessen ist, daß der Motor auch noch mit über den Netztafo versorgt wird.

  • Hallo ihr drei,


    Das klingt ja nach einer möglichen Rettung. =)

    Zitat

    Original von Plattenwechslerdoctor
    Wenn Du Dir nicht sicher bist, lichte ihn nochmal von oben ab und ich zeige Dir, wo abzulöten ist.


    Ich bin mir absolut nicht sicher.
    Ich habe noch ein Bild von „oben“, weis aber nicht, ob es brauchbar ist.
    Den Musical habe ich dummerweise vor 3 Stunden bei meiner Schwiegermutter auf der Bühne
    geparkt. Da komme ich erst morgen Abend wieder hin. Dann kann ich versuchen ein besseres Bild
    zu machen.
    Dann werde ich auch gleich mal eine „kleinere“ Sicherung einbauen und sehen, was passiert.


    Viele Grüße,
    Rainer

  • Also Rainer:


    Alle Drähte, die zum "Spannungskarussel" führen, müssen dran bleiben.
    Wenn ich das auf dem Bild richtig sehe, sind das die oben abgehenden.


    Die sekundärseitigen gehen unten am Holzbrett ab.
    Das ist einmal die 6,3V Heizung (zwei Drähte gehen zusammen an den Röhrensockel), dann die 250V Anodenspannung (zwei Drähte gehen an die Gleichrichtung) und die Motorspannung (zwei Drähte gehen an die Buchsen für den Plattenwechslerstecker.


    Ich denke mal, wenn der Trafo nicht hin ist, dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der Gleichrichter (ich glaube, es war ein Brückengleichrichter) oder ein Siebelko hin sein oder beides.


    VG

  • Der Hinweis mit den Kondensatoren ist sehr gut!
    - Wenn die viele Jahrzehnte alten Elkos nach langem Nichtgebrauch ertmals wieder eingeschaltet werden, verursachen die auch mal einen Kurzschluß. Naja, kann man ja gegen Neue austauschen. Alte Radiobastler "formieren" aber deshalb erstmal die ausgebauten Elkos eines "neuen" Altgerätes durch längeres langsames Aufladen, bevor es erstmals wieder in Betrieb genommen wird. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, die alten Originalteile noch verwenden zu können. -


    Was mir gerade noch eingefallen ist:
    Was für ein Bauteil richtet die Wechselspannung des Trafos für die Anodenspannung gleich?


    Den in den Fünfzigern üblichen Selen-Plattengleichrichtern bringe ich heutzutage nur noch wenig Vertrauen entgegen. Deshalb klemme ich die Dinger normalerweise ab und ersetze deren Funktion in der Schaltung durch einfache moderne Dioden. Ein oder zwei Stück 1N4007 reichen meist. Da die modernen Dingelchen so hübsch klein sind, kann man sie leicht irgendwo verstecken und dennoch die Optik der alten Originalschaltung mit dem fetten Plattengleichrichter erhalten.

  • Hallo Matthias,


    OK, dann werde ich morgen Abend mal alle unten abgehenden Drähte ablöten, und
    schauen, was passiert.
    Dann melde ich mich wieder.


    PS: Ein Bild in Seitenansicht habe ich noch.(Und ein Komplettbild)


    Danke für eure schnelle Hilfe,
    Rainer

  • Zitat

    Original von 3rd_Ear
    Was mir gerade noch eingefallen ist:
    Was für ein Bauteil richtet die Wechselspannung des Trafos für die Anodenspannung gleich?


    Den in den Fünfzigern üblichen Selen-Plattengleichrichtern bringe ich heutzutage nur noch wenig Vertrauen entgegen. Deshalb klemme ich die Dinger normalerweise ab und ersetze deren Funktion in der Schaltung durch einfache moderne Dioden. Ein oder zwei Stück 1N4007 reichen meist. Da die modernen Dingelchen so hübsch klein sind, kann man sie leicht irgendwo verstecken und dennoch die Optik der alten Originalschaltung mit dem fetten Plattengleichrichter erhalten.


    Wenn ich mich recht entsinne, ist das Gerät mit einer Graetzbrücke siehe Bild, nur in klein ausgestattet.

  • Glückwunsch, Rainer, das ist ja tatsächlich die alte Variante mit Triode und Pentode extra! UND den Becher-Gleichrichter.
    Das Gerät mußt Du einfach retten ;)


    Zum Testen, den Gleichrichter (Schwarzer Topf hinter dem Trafo), die Heizspannung und evtl. mal die Betriebsanzeigelampe abtrennen.


    Aber vorsicht! Netzspannung! Und evtl. aufgeladene Kondensatoren!!

  • Den alten AEG-Trocken-Gleichrichter würde ich besser schaltungsmässig durch einen Silizium-Typ errsetzen. In diesen Kunsstoff-Bechern oder Blechhülsen sind meist auch irgendwelche Selen-Gleichrichter verpackt, denen man heute leider nicht mehr allzu viel Vertrauen entgegen bringen darf.


    Wegen der Original-Optik sollte der (abgeklemmte) AEG-Becher dennoch an seinem Platz bleiben.


    Dieser AEG-gleich-riecht-er (AEG = Auspacken-Einschalten-Garantiefall :D ) ist bestimmt nicht sonderlich hoch strombelastbar (gewesen).


    Als Gleichrichter-Ersatz vermutlich geeignet: B380C1500


    Edith meint: Die Zahl hinter dem B ist die max. Spannung in Volt, die Zahl hinter dem C der max. Strom in mA.
    Beim B380C1500 ergibt sich demnach 380Volt und 1500mA.


    Das war meist schon bei den alten Dingern genau so angegeben. (Also z.B. B250C100 = 250Volt / 100mA)

  • Oh weh, ich hoffe, dass wird nicht zu groß für mich, als Elektro-Nullinger.
    Das ist mir immer wieder ein wenig peinlich, wie wenig Ahnung ich von der Elektronik habe.
    Leider gibt es nicht mal in unserer Volkshochschule einen Elektro-Grundkurs. Ich werde wohl
    früher oder später den Rat befolgen, den mir Zivi in St.Georgen gab: “Kauf dir einen Kosmos Kasten.“


    OK. Morgen Abend wird gelötet!


    Viele Grüße,
    Rainer

    --------------------------------------------------------------------------
    *Es gibt auch ein Leben ohne Dual. Aber es ist sinnlos!* ;)
    (frei nach Loriot)

  • Es darf statt des "Kosmos" natürlich auch ein alter "Philips"-Kasten der EE1000- oder EE2000-Serie vom Flohmarkt sein. Das EE in der Bezeichnung steht für "Elektronik-Experimente".


    Zu fast allen jemals erschienen Philips-Elektronik-Kästen gibt's online die eingescannte Original-Anleitung, und zwar hier!


    Z.B. zu diesem hier, der zudem viel mehr auf die Vermittlung von Grundlagen-Kenntnissen abzielt, als nur auf den Aufbau von möglichst vielen verschiedenen Geräten und Elektronik-Gimmicks:



    Das 92MB fette Anleitungsbuch im PDF-Format dazu:
    PHILIPS - Einführung in die Elektronik



    Schade nur, daß PE keine Physik-Experimentierkästen produziert hat, wenn man von dem bei mir befindlichen PE 2001 mal absieht. :D Dafür gibt's aber von Philips wenigstens einen PE1500, mit dem man trotz der irreführenden Bezeichnung leider überhaupt keine Schallplatten abspielen kann.

  • Vielleicht wäre es für den absolute beginner zunächst sinnvoll, mit den Grundlage anzufangen? Wie wäre es mit einem ELEKTROMANN?
    Da kann man vom leuchtenden Lämpchen über den Morsetelegrafen und das Telefon bis hin zum Elektromotor die spannendsten Versuche machen!
    Alles baut Elektromann, was man mit Strom betreiben kann!


    Ich hatte natürlich als kleiner Steppke mal so einen Kasten. Und konnte nicht widerstehen, bei Ebay einen genau gleichen (etwa von 1962) für 20 Euro abzustauben. Und das Tollste: Er ist vollständig!
    Bis jetzt habe ich es noch nicht übers Herz gebracht, den Elektromotor aufzubauen, denn dann wird ein großer Teil des fabrikneuen Materials verbaut. Der Anker wird bewickelt und etliche Teile sind dann eben benutzt und gebraucht. Deshalb werde ich ihn wohl so lassen, wie er ist.


    Aber eigentlich wollte ich was ganz andreas...
    Lieber Rainer! Ich wäre bereit, dir den Röhrenverstärker zum Selbstkostenpreis aufzuarbeiten, d.h., die defekten Teile ersetzen sowie prophylaktisch alle alten Kondensatoren erneuern (ist dringend anzuraten, und es sind ja nicht so übermäßig viele).
    Ich weiß, Röhrentechnik ist nicht jedermanns Sache.
    Ich habe im Keller einen erklecklichen Vorrat an fabrikneuen Kondensatoren in allen gängigen Werten für Röhrengeräte, mit 400, 630 oder gar 1000V Spannungsfestigkeit liegen, ebenso passende Dioden für den Gleichrichter - oder einen neuen Selen-gleich-riecht-er - und sogar die verbauten Röhrentypen, falls nötig. - Stimmt nicht, die EF94 müsste ich erst besorgen....kostet aber neu nur 5 Euro bei Jan Wüsten.
    Ich schätze mal, wesentlich über 20 oder 30 Euro wird das nicht kommen. Zuzüglich Versandkosten natürlich. Du brauchtest mir nur den Verstärkerteil zu schicken, nicht den gesamten Koffer mit Rex. Plattenspieler mit Kristallsystem zum Testen habe ich selbst genug - auch einen Rex A.
    Jetzt kommen wieder die langen Abende, da hat man gerne was zum Löten. Und wenn man dann auch noch einem Boardkollegen einen Gefallen tun kann...
    Wenn du Interesse hast, bitte PN. Ich bin aber von morgen Mittag bis zum 25.10. nicht zu erreichen (Urlaub)!


    Holgi

  • Hi,
    zum Austausch des alten Selen-Gleichrichters gegen moderne Si-Halbleiter möchte ich noch folgenden Hinweis geben: Es muß zwischen Gleichrichter und Elkos ein Widerstand eingelötet werden, da der neue GLR einen gegenüber den Selentypen deutlich niedrigeren Innenwiderstand aufweist. Sonst wird die Betriebsspannung für die Röhren zu hoch --> Lebensdauer leidet :( .


    Generell gilt bei Röhrengeräten das bereits oben gesagte: nach längerer Ruhepause (mehr als 1 Jahr Stromabstinenz) IMMER mit Stelltrafo über mehrere Stunden die Spannung hochfahren. Auch 50 Jahre alte Netzteilelkos bleiben dann noch heile.


    Gutes Gelingen wünscht
    Eberhard

    Aktuelle Wohnzimmeranlage: SABA Konstanz-Stereo KN18 (Röhre), Telefunken TL 500, Dual 1229, Sony CDP-110, Sat-Empfänger zum Empfang u. Mitschnitt von BR Klassik, hr2, und weiterer Kulturwellen (Jippieee)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!
Nach der Registrierung können Sie aktiv am Forenleben teilnehmen und erhalten Zugriff auf weitere Bereiche des Forums.